Mittwoch, 28. September 2005

Von Schurken, Scharlatanen und Schamanen

Ein Trip durch die Welt des Ichs

„Nicht schon wieder ein Eso-Buch!“ mag es einem beim Anblick dieses Covers durch den Kopf gehen. Glücklicherweise verbirgt sich ein stark autobiographisch geprägter, sehr spannender Reisebericht in Romanform dahinter. Und zur Auflockerung der eigentlich ernsten Thematik wird des Öfteren fleißig und ausgiebig vom Hasch genascht.
Man lernt unter anderem, warum Charras dort heilig ist und nur im Chillum genossen werden sollte, hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen „wir knallen uns den Kopf in Goa zu“ Roman. Vielmehr beschreibt der Autor anhand authentischer Erlebnisse, dass übermäßiger Konsum ganz anderer Dinge wie Fast-Food oder Pauschalreisen viel weitreichendere Folgen haben als gemeinhin angenommen.

Mit viel Witz, Tempo und Einfühlungsvermögen in uns fremde Kulturkreise schildert der Autor einen Ausweg aus einer lebensbedrohlichen Situation, ohne für seinen Weg einen Anspruch auf Universalgültigkeit zu erheben. Er findet auf seiner langen Reise Heilung von einer schweren Krankheit, die in Deutschland als nicht therapierbar gilt. Dabei begegnen ihm unter anderem heilige Männer, die auf Müllhalden leben, ein Siebzigjähriger, der literweise LSD-Punsch verteilt oder ein Teppichhändler, der das Problem der Globalisierung mit einem einfach umwerfenden Beispiel auf den Punkt bringt. All diese Begegnungen und Begebenheiten führen Tobias an sein Ziel – einen mit unseren Maßstäben gemessen – unvorstellbaren Ort. Dort fügen sich die Einzelteile puzzleartig zu einem optimistischen Bild zusammen.

Die Hauptfigur ist kein Hippie auf einem Esoterik-Trip, der alles, was er in der Ferne sieht widerspruchslos adaptiert, im Gegenteil: Tobias bleibt bis zum Schluss ein Zweifelnder, dessen Gabe, seine ungewöhnlichen Erlebnisse vom Standpunkt des neugierigen, immer abwägenden Beobachters aus zu schildern, ein ums andere Mal fasziniert. Als Beispiel sei hier nur der Besuch in einem kommerzialisiertem Ashram ( spirituelles Zentrum, entfernt vergleichbar mit einem Kloster), umwerfend komisch und dennoch auf Reflexion bedacht. So sind die Einsichten, zu dem dieses Buch bei dem/der ein oder anderen zweifelsohne führen kann, logisch und glaubwürdig nachvollziehbar obwohl eigentlich unglaublich.

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