Mittwoch, 28. September 2005

Der Einfluss von Farben auf Cannabis – Teil 1

Licht ist für alle Pflanzen von lebenswichtiger Bedeutung. Mit Hilfe von Blattgrün (Chlorophyll) sind Pflanzen in der Lage, Sonnenenergie in chemische Energie (Zucker) umzuwandeln. Aber hat Licht neben seiner Funktion als Energielieferant nicht noch mehr Funktionen? Und welche Wirkung haben die Farben selbst auf die Entwicklung und das Wachstum von Pflanzen? In diesem Artikel werden wir dieser und anderen Fragen nachgehen.

Die Spektralfarben
Laut Farbenlehre gibt es sieben verschiedene Farben. Dies sind die Farben des Regenbogens: Rot, Orange, Gelb, Grün, Blau, Indigo und Violett. Diese sieben Farben werden als Spektralfarben bezeichnet. Die Mischung dieser Spektralfarben ergibt weißes Licht. Lässt man dieses Licht auf ein Prisma fallen, kann man durch die Lichtbrechung das ganze Farbspektrum – vom kurzwelligen Violett bis zum langwelligen Rot – sehen.
Objekte können Farben aus dem Licht herausfiltern (absorbieren), durchlassen oder reflektieren. Wissenschaftlich gesehen haben Objekte jene Farbe, die sie nicht absorbieren. Da Pflanzen kein grünes Licht absorbieren, erscheinen sie grün. Allerdings gibt es auch Behauptungen, die auf Lichtmessungen im Dunkeln basieren, denen zufolge Pflanzen selbst auch Lichtteilchen aussenden, wodurch sie ihre Farbe beeinflussen.
Pflanzen nehmen – genauso wie wir – Licht und Farben wahr, wobei sich ihre Farbwahrnehmung jedoch wesentlich von unserer unterscheidet.

Rotes Licht
Pflanzen reagieren verstärkt auf Rot-Anteile im Lichtspektrum. Dies liegt daran, dass die Pflanzen über einen so genannten Photorezeptor für rotes Licht verfügen. Bei diesem Lichtrezeptor handelt es sich um ein Sensor-Pigment, das Phytochrom genannt wird und im Plasma der Pflanzenzellen enthalten ist. Dieses Phytochrom ist mit einem Auge zu vergleichen, das nur rotes Licht wahrnehmen kann.

Rotes Licht wirkt sich in verschiedenster Weise auf die Entwicklung von Pflanzen aus. Pflanzen, die mit viel Rotlicht herangezüchtet werden, sind häufig sehr groß, weisen aber in der Regel lange und schwache Triebe auf. Fängt der Photo-Rezeptor beispielsweise im Sommer viel Rotlicht auf, wird unter anderem die Produktion des pflanzlichen Hormons Metatopolin angeregt. Dieses Hormon verhindert, dass das Blattgrün der Pflanze abgebaut wird, wodurch die Pflanze im Frühjahr und Sommer grün bleibt. Und gerade dann braucht die Pflanze dieses Blattgrün, um Sonnenenergie in Zucker umzuwandeln.

Rotes Licht wirkt sich aber auch auf die Blüte und die Samenproduktion der Pflanze aus. Das Verhältnis zwischen dem Rot- und dem Dunkelrotanteil im Licht bestimmt, wann die Blüte der Pflanze beginnt. Die Blütephase kann verlängert werden, indem man die Pflanze in der Dunkelphase Licht mit hohem Rotanteil aussetzt. Dadurch dauert es aber auch länger, bevor geerntet werden kann, was natürlich nicht Sinn und Zweck der Sache ist! Um die Pflanzen nicht unnötig rotem Licht auszusetzen, sollte das Betreten des Pflanzraumes während der Dunkelphase daher auch vermieden werden. Rotlicht wirkt sich des Weiteren auf den Geschmack der Pflanze aus, da es den Terpengehalt (Terpen verleiht Cannabis seinen besonderen Geschmack) erhöht. Die Blätter erhalten dadurch einen bitteren Geschmack. Wenn deine Pflanzen Samen bilden sollen, dürfen sie nicht zu viel Rotlicht ausgesetzt werden, da sich die meisten Samen dadurch später zu männlichen Pflanzen entwickeln. Genau das Gegenteil gilt, wenn du lieber männliche Pflanzen heranzüchten möchtest.

Blaues Licht
Außer rotem Licht nehmen die Pflanzen auch blaues Licht wahr. Der Rezeptor für blaues Licht wird Cryptochrom genannt. Bei viel blauem Licht, wie zum Beispiel im Herbst und Winter im Freien, hemmt dieser Rezeptor die Wirkung des Pflanzenhormons Auxin. Dieses Hormon fördert das Streckungswachstum des Haupttriebes der Pflanze. Darüber hinaus ist es für die “apikale Dominanz” verantwortlich, ein Phänomen, das das Auswachsen von Seitenknospen durch die Gipfelknospe unterdrückt. Dadurch werden bei blauem Licht mehr Seitentriebe gebildet und die Pflanze bleibt relativ klein. Dieses Wissen erklärt, warum Pflanzen, die bei blauem Licht vorgezogen wurden, meistens einen gedrungeneren Wuchs mit kräftigen Trieben aufweisen. Experimente mit blauem Licht bei Haze führten zu Blütenständen, die man nur bei einer Indica-Pflanze erwarten würde. Die breiteren Blütenstände lassen sich dadurch erklären, dass sich durch verminderte apikale Dominanz der Gipfelknospe mehr Blütenknospen (mehr Verzweigungen) bilden konnten.
Anhand der Blaulichtmenge bestimmen Pflanzen darüber hinaus, wie weit sie ihre Spaltöffnungen öffnen. Je mehr Blaulicht vorhanden ist, desto weiter öffnen sich ihre Spaltöffnungen, wodurch der Stoffwechsel beschleunigt wird. Mit anderen Worten: Viel Blaulicht sorgt für einen erhöhten Stoffwechsel und fördert das Wachstum und die Entwicklung der Pflanze. Des Weiteren ist Blaulicht dafür verantwortlich, dass sich die Blätter und Vegetationspunkte nach dem Licht ausrichten. Blaulicht führt dazu, dass sich an der Spitze weniger Blätter und bei bestäubten Pflanzen mehr weibliche Samen bilden. Zu wenig Blaulicht im Spektrum lässt die Ernte-Erträge übrigens leicht um 20 Prozent zurückgehen. Das ideale Verhältnis zwischen Rot- und Blaulicht beträgt 5:1.

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