Freitag, 29. Juli 2005

Der König von Nepal

„Beim Gedanken an Nepal möchte ich mich lieber an das Nepal erinnern, das es einmal war: Ein freier Ort für die Anhänger Lord Shivas.“ (Joseph R. Pietri)
Seit dem 1. Februar 2005 ist Nepal vom Rest der Welt abgeschnitten. In einer Art Staatsstreich hat König Gyanendra den Ausnahmezustand über das Land verhängt. Telefon und Internet sind verboten. Politische Führer wurden verhaftet oder stehen unter Hausarrest. Das Recht auf freie Meinungsäußerung wurde aufgehoben. Gegen den König protestierende Studenten wurden von Hubschraubern aus beschossen. Gyanendra wurde nach dem Massaker am 1. Juni 2001 zum König von Nepal ernannt. Vor vier Jahren hatte der Kronprinz Dipendra seine gesamte Familie liquidiert, sich anschließend selbst in den Kopf geschossen und starb zwei Tage später im Krankenhaus. Der Kronprinz hatte massive Drogenprobleme mit Kokain, Heroin und Alkohol.
„Der „schwarze Prinz“, so die Übersetzung von Gyanendra, verdient seinen Namen“, erklärt Joseph R. Pietri in seinem Buch „Der König von Nepal“. Schon 1984 steckte der König als Geldmann und Heroin-Lieferant dahinter, als die nepalesische Olympiamannschaft Heroin in die USA schmuggeln wollte. Und ums Schmuggeln geht es im „König von Nepal“ auch, allerdings um das Schmuggeln von Cannabis und Hasch vom Dach der Welt, über Afrika in die USA oder Kanada. Pietri schwärmt von all den vielen leckeren Sorten, es in den 1960-ern und 1970-ern gab und wie locker es damals war, an gute Rauchware zu gelangen.
Pietri beschreibt aber auch, warum ein Land, in dem Heroin lange Zeit unbekannt war, dessen hinduistische Bevölkerung stattdessen einmal im Jahr an Lord Shivas Geburtstag Cannabis konsumiert und das beste Hasch der Welt produziert, inzwischen zu den ärmsten Ländern der Welt gehört. Der Anfang vom Ende war das Jahr 1973, als US-Präsident Richard Nixon die Drogenverfolgungsbehörde DEA (Drug Enforcement Administration) ins Leben gerufen und dem nepalesischen König 50 bis 70 Millionen Dollar für die Prohibition von Cannabis versprochen hatte.
Der Autor Joseph R. Pietri, Jahrgang 1947, verdiente viel Geld mit dem Schmuggel von Cannabis und Hasch, landete ab und an im Gefängnis und lebt inzwischen in Colorado/USA. Dort darf er mit offizieller Erlaubnis der Gesundheitsbehörde aufgrund eines durch eine Nierenkrankheit bedingten Nervenschadens und Hepatitis C als medizinischer Marihuana-Patient sein eigenes Gras anbauen!
Leider hat das Buch viele Satzbaufehler, was den Lesefluss manchmal etwas stört.
Kerstin Koch
„Der König von Nepal“ von Joseph R. Pietri kostet 19,80 Euro und ist im Nachtschatten Verlag erschienen (ISBN 3-03788-123-3).

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