Der Artikel in der April-Ausgabe des Hanf Journals über Serguej Kajakowskis Samenrevolution aus dem Gen-Labor hat bei uns kurzfristig alle Leitungen zusammenbrechen lassen.
Zig-Tausende interessierte Leser haben uns mit einer bunten Mischung aus Ungläubigkeit, Anfragen und Beleidigungen bombardiert. Nicht zu vergessen die Beiträge in verschiedensten Foren und die unzähligen Faxe und E-Mails von Hanf-Freunden aus aller Welt, welche allesamt eines deutlich machten, nämlich dass, äh …, ja, was überhaupt?
Vielleicht, dass man nicht alles glauben sollte, was so in der Zeitung steht? (Vor allem nicht, wenn es sich um April-Ausgaben handelt ;-.) Es ist schon erstaunlich, wie viele ernstgemeinte Anfragen von Growern und Grow-Shops wir über die (noch schnell freigeschaltete) Homepage red-hemp-seeds.com erhalten haben. Aber wir wollen mal nicht so gemein sein und die Anfragen alle veröffentlichen, nur ein kleiner Link zu einer Diskussion in einem Grow & Kiffer-Forum sei uns gegönnt. Hier sieht man gut, wie gespalten die Meinungen zu diesem Thema doch waren: siehe hier. Gut, es ist nicht so, dass keiner unseren kleinen Scherz bemerkt hätte – allein der Name des Erfinders „Kaja“kowski hätte einem schon zu denken geben können.
So, im Allgemeinen ist es schon ziemlich abgefahren, was man alles – verpackt in eine gute Story – als Wahrheit verkaufen kann. Ich mein, wir reduzieren das wenigstens auf unsere Aprilscherze, aber letztendlich kann man mit etwas bösem Willen auf diese Art und Weise eine Menge Lügengeschichten und Halbwahrheiten unters Volk bringen – wenn’s geschrieben steht, muss es schließlich auch wahr sein, oder?
Warum ich mich darüber überhaupt auslasse? Weil genau auf diese krumme Tour die Mär vom Gen-Grass entstanden ist! Die Profis im halbwahre Geschichten verbreiten – Bild, Spiegel, Sat1 und Co. – übernehmen ungeprüft die Schauermärchen, kürzen hier noch etwas, verdrehen da ein wenig, am Ende das Ganze noch etwas polarisieren und schon schnüffeln 13-Jährige morgens in der Schule dieses ominöse Gen-Hasch mit 50 Prozent THC-Anteil. Nur um es noch mal klar zu machen: Wer von genmanipuliertem Grass schreibt, will euch mit Verlaub verarschen! Warum und weshalb ist eine andere Frage, da könnte man spekulieren, aber das lass ich dann doch lieber bleiben 😉 . Ab jetzt kann man denen auf jeden Fall folgendes antworten: „Wohl auch auf den Aprilscherz im Hanf-Journal reingefallen, wa?“
Kurz vor Redaktionsschluss erreichte uns folgende Meldung, welche uns auch stark an einen Aprilscherz erinnerte, wenn die Berliner Senatsverwaltung für Justiz nicht für ihre notorische Humorlosigkeit bekannt wäre … Nachdem dort angefragt wurde, welche Höchstwerte in Cannabis-Produkten in den letzten Jahren in Berlin festgestellt wurden, kam als Antwort, „ … dass laut Information des Polizeipräsidenten in Berlin die Auswertung der seit 1997 bestimmten Wirkstoffgehalte ein kontinuierliches Ansteigen des Wirkstoffs THC in allen in Berlin angefallenen Probenarten ergeben hat, die die Cannabis-Pflanze betreffen“.
So weit so gut, allerdings folgt eine Aufstellung der angeblich nachgewiesenen THC-Höchstwerte, welche wir aber leider selbst nach einem ordentlichen Schluck Wurstbowle nicht verstanden haben:
Jahr: 2000 à Material: Haschisch à 44,3 Prozent THC
Jahr: 2002 à Material: Haschisch-Öl à 44,1 Prozent THC
Jahr: 2003 à Material: Marijuana-Pulver à 55,5 Prozent THC
Jahr: 2004 à Material: Marijuana à 45,9 Prozent THC
Nicht nur, dass für jedes Jahr völlig verschiedene Substanzen aufgeführt wurden, deren Werte so natürlich nicht vergleichbar sind – das ist noch der harmlosere Teil der Statistik. Der Hammer ist, dass es in Berlin tatsächlich Cannabis-Sorten geben soll; die einen THC-Anteil von über 55 Prozent haben,! Im Klartext, mehr als die Hälfte der Blüte soll reiner Wirkstoff sein? Das ist für einen sekundären Pflanzenstoff unmöglich ist, also genauso unmöglich wie unsere Kajakowski-Gensamen. Wir haken mal nach und in der nächsten Ausgabe gibt’s vielleicht etwas mehr zu diesem Thema. Geschichten wie diese passen auf jeden Fall gut in die derzeitige Panikmache vor immer stärker werdendem Grass, welches natürlich nichts mehr mit dem Kraut zu tun hat, was zu Hippie-Zeiten noch (von ihnen selbst) geraucht wurde, und wenn’s der Polizeipräsident schreibt, muss es ja wahr sein, oder?