Donnerstag, 7. April 2005

Von der Regenwürmerzucht zum Superdünger

Als Stadtmensch denkt man genauso oft an Regenwürmer wie an Wurmlöcher im All. Liebt man aber unser allerliebstes Pflänzchen, schadet es nicht, sich ein paar Wurmgedanken zu machen.

Denn tatsächlich sind diese Würmchen enorm wichtig für die Natur. Einem
gesunden Boden mit sofort assimilierbaren, gebundenen Mineralien wird
in der biologischen Landwirtschaft große Bedeutung beigemessen. Und
genau aus diesem Grund züchtet Herr Rinnen nun Regenwürmer. Da ihm der
Rotwurm am mobilsten scheint und auch mit geringstem Aufwand zu züchten
ist, hat er die Rotwurmzucht in einem Treibhaus auf dem Biohof seiner
Schwester aufgenommen. – Lasst uns mal die Biologie und Lebensweise
dieser lustigen Tierchen etwas näher unter die Lupe nehmen.

Der Rotwurm (Eisenia foetida), auch Kompost- oder Mistwurm genannt, hat
eine mittlere Länge von drei bis zehn Zentimetern. Seine
charakteristische rote Körperfarbe ist durch gelbe Ringe am Hinterende
unterbrochen. Das durchschnittliche Gewicht eines ausgewachsenen
Rotwurms (90 Tage) beträgt 330 Milligramm. Dies stellt, wenn man
bedenkt, dass ein 20 Tage alter Wurm nur sechs Milligramm „auf die
Waage bringt“, eine enorme Gewichtsexplosion während der Alterszunahme
dar. Wie alle Regenwürmer ist auch der Rotwurm ein Zwitter, wodurch
eine Selbstbefruchtung zwar möglich, aber eher selten ist. Seine
Geschlechtsorgane liegen in der Verdickung (Clitellum) am Vorderende.
Jeder Wurm gibt Sperma ab und legt Kokons, der bis zu zehn Würmer
enthalten kann. Zwölf Wochen benötigen die Würmer bis zur
Geschlechtsreife. Ganz schön frühreif, die kleinen Dinger, wie ich
finde! Und agil und eigensinnig sind die Tierchen auch. So staunte Herr
Rinnen nicht schlecht, als eines schönen Morgens 10.000 (!) Würmer
durch sein Schlafzimmer krochen und am Teppich nagten, nachdem er zuvor
vergessen hatte, sie zu füttern.

Doch die Regenwürmer werden ja nicht für ihre „Geselligkeit“ gezüchtet,
sondern für ihre „Ausscheidungen“. Und als Volldünger sind diese in
unserem Land noch recht unbekannt, wohingegen man den Wurmdünger in den
Niederlanden, Österreich, Dänemark und England in jedem besseren
Blumenladen bekommt. Wenn man ihn einmal ausprobiert hat, versteht man,
woher der Erfolg auf dem Düngemittelmarkt unserer Nachbarn kommt. Der
Regenwurmdünger fördert entscheidend die Fruchtbarkeit und die
Wasserspeicherfähigkeit sowie die Durchlüftung und Drainage des Bodens.
Ein weiterer Vorteil ist die Tatsache, dass der Dünger von den Pflanzen
ohne große Enzymeinsätze aufgenommen werden kann, ohne vorher
kompostiert werden zu müssen, Wurzeln zu verbrennen und unerwünschte
Insekten anzuziehen.

Da Regenwürmer nur abgestorbenes organisches Material – also tote
Wurzeln – fressen, lohnt es sich, ein paar Würmer in die Blumentöpfe zu
geben. So ist eine Wiederverwendung der Erde nach der Ernte möglich.
Dieser Wurmdünger ist völlig geruchlos, insektenfrei, pH-neutral,
lagerfähig und 100 % biologisch! Der Boden lebt – viel Spaß!

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