Donnerstag, 27. Januar 2005

Woran hängt es, Tilmann Holzer?

Das Hanf Journal hat für euch Tilmann Holzer aus Mannheim interviewt. Er ist der 1. Vorsitzende des Vereins für Drogenpolitik e. V. (VfD) und Autor des Buches „Globalisierte Drogenpolitik. Die protestantische Ethik und die Geschichte des Drogenverbotes“, erschienen im VWB-Verlag, Berlin.

Hanf Journal: Woran hängt es, dass der Hanf noch nicht legalisiert wurde?

Tilmann Holzer: Neutral betrachtet müsste Hanf längst wieder legal
sein. Tatsächlich haben unsere Politiker große Angst vor einer
Legalisierung. Hanf ist vor allem wegen dieser Angst der Politiker vor
einer Legalisierung noch nicht legal. Den zweiten Grund sehe ich in
einer schwachen Lobby für Hanf. Es engagieren sich viel zu wenig
Menschen für die Legalisierung, nur eine starke und gut organisierte
Lobby für Hanf kann eine Legalisierung erreichen.

Hanf Journal: Was steht zwischen uns und einer vernünftigen Drogenpolitik?

Tilmann Holzer: Erstens zu wenig Aufklärung, zweitens zu wenig
angewandte Forschung und drittens und am wichtigsten zu wenig aktive
drogenpolitische Reformer. Die heutige Drogenpolitik lebt von vielen
Halbwahrheiten, von Angst und teilweise von Lügen, wir müssen deshalb
mehr ehrliche und sachlich-nüchterne Information über Drogen und
Drogenpolitik verbreiten, eben aufklären. Zweitens müssen wir mehr
Forschung über Drogenpolitik betreiben, nicht über Drogen. Wir brauchen
sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Forschung über z. B.
Cannabis-Märkte, über die Kosten des Cannabis-Verbotes und müssen
aufgrund dieser Forschungsergebnisse eine an der Sache orientierte
Drogenpolitik aufbauen. Drittens wird Drogenpolitik heute vor allem von
Leuten gemacht, die wenig oder gar nichts von der Sache verstehen.
Zusätzlich wird diese schlechte Drogenpolitik, z. B. von der
Drogenbeauftragten, durch die Mehrheit toleriert.

Hanf Journal: Was hat dich motiviert drogenpolitisch aktiv zu werden?

Tilmann Holzer: Die große Verlogenheit in der Drogenpolitik hat mich
geärgert und motiviert, etwas zu ändern. Außerdem ist Drogenpolitik
eines der faszinierendsten und umfassendsten Politikfelder überhaupt,
eine Verknüpfung von Politik, Wirtschaft, Recht, Naturwissenschaften,
Medizin, Geschichte und einigem anderen mehr.

Hanf Journal: Was ist der VfD und was sind seine Ziele?

Tilmann Holzer: Der Verein für Drogenpolitik e. V. wurde 2001 in
Mannheim gegründet und ist ein gemeinnütziger Verein, der sich in ganz
Deutschland für eine bessere und gerechtere Drogenpolitik einsetzt. Wir
wollen einen legalen Cannabis-Handel in Deutschland, der durch den
Staat kontrolliert wird und in dem Cannabis-Fachgeschäfte den Verkauf
organisieren. Unsere neue Broschüre dazu „Globales
Cannabis-Regulierungsmodell“ findet ihr auf unserer Homepage.

Hanf Journal: Wie viele Mitglieder hat der VfD?

Tilmann Holzer: Etwa 170, darunter auch einige Initiativen und Vereine.

Hanf Journal: Mit welchen Aktionen oder Mitteln wollt ihr diese Ziele erreichen?

Tilmann Holzer: Wir machen alles Mögliche und probieren immer wieder
neue Mittel und Aktionen aus. Ein Schwerpunkt liegt auf
Öffentlichkeitsarbeit, z. B. Pressemitteilungen, Infostände in
Fußgängerzonen und auf Festivals und Goa-Parties, durch unsere große
Homepage. Zusätzlich versuchen wir Abgeordnete in Landtagen und im
Bundestag durch unsere Broschüren für eine gerechte Drogenpolitik und
die Cannabis-Legalisierung zu gewinnen. Auf der europäischen Ebene
arbeiten wir in einem Netzwerk von ähnlichen Organisationen an einer
Reform der europäischen Drogenpolitik.

Hanf Journal: Seid ihr für die Legalisierung aller Drogen?

Tilmann Holzer: Wir denken, dass für jede Droge eine eigenständige
drogenpolitische Analyse durchgeführt werden soll. Das Ergebnis sollte
den optimalen gesetzlichen Umgang mit dieser Droge klären, und das
heißt auch, dass nicht für jede Droge der gleiche Weg richtig ist. Ein
Verbot wie es heute existiert, hat sich für praktisch alle Drogen als
der am meisten schädliche Weg erwiesen und sollte deshalb verlassen
werden.

Hanf Journal: Kann man bei euch mitmachen? Und wie?

Tilmann Holzer: Natürlich kann man bei uns mitmachen, am einfachsten
wird man Mitglied und entscheidet dann, ob man passives, nur Beitrag
zahlendes, oder aktives Mitglied, politisch mithelfendes, sein möchte.
Der Verein für Drogenpolitik e. V. ist ein offenes Forum für die
Umsetzung neuer Ideen oder man kann einfach an bestehenden Projekten
mitarbeiten.

Hanf Journal: Konsumierst du selber auch Drogen?

Tilmann Holzer: Täglich, vor allem schwarzen und grünen Tee und öfters mal Alkohol.

Hanf Journal: Was möchtest du unseren Lesern sagen?

Tilmann Holzer: Legalisierung jetzt und gemeinsam, heute noch Mitglied
werden im VfD! Wir suchen den Kiffer, der das Cannabis-Verbot zum
Überlaufen bringt 🙂

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