Montag, 8. November 2004

Deine Droge ist scheiße!

Warum es nicht nur um die Cannabis-Legalisierung geht

Es ist immer das selbe Lied. Solange es ums Kiffen geht, fordert jeder
Kiffer mit Inbrunst die Legalisierung. Sie wissen etwas vom
Verbraucherschutz, vom Jugendschutz und auch davon, dass eigentlich
erst das Verbot die meisten Probleme schafft, zu berichten. Sie können
lange und detailliert schildern, warum unbedingt eine Legalisierung her
muss. Kaum erwähnt man jedoch andere Drogen, wird das Gesicht verzogen
und klar gestellt, dass diese Drogen natürlich illegal sein sollten,
die sind ja auch gefährlich.

Sei es bei Legalisierungs-Demos, auf denen auch für die Legalisierung
von Heroin geworben wird, im Hanf Journal, in dem in den Ecken das
Basteln einer „szenetypischen Verpackung“ erklärt oder ein
Sniefröhrchen beschrieben wird oder einfach nur im Umgang mit Menschen,
die andere Drogen konsumieren. Wenn’s nicht die eigene Droge ist, lehnt
man sie kategorisch ab und da sind die Kiffer keinen Deut besser als
manch bayrischer Alkohol-Fan.

Doch sollten nicht gerade Kiffer merken, wie ineffektiv die deutsche
Drogenpolitik ist? Und zwar durch und durch. Das Verbot von Drogen als
solches ist der komplett falsche Ansatz, da geht es gar nicht um die
einzelne Substanz und deren Nebenwirkungen. Denn wenn das Verbot nicht
funktioniert, funktioniert es auch bei Drogen mit schlimmeren
Nebenwirkungen nicht. Sie werden konsumiert, so oder so. Dabei sollte
man jedoch fast noch mit anmerken, dass die Verbots-Nebenwirkungen
gerade beim Cannabis noch mit am geringsten sind. Bei Drogen wie Heroin
oder auch Ecstasy sind so gut wie alle Nebenwirkungen, in ihrer
zumindest bei Heroin oft sogar tödlichen Form, dem Verbot geschuldet.

Sauberer Stoff – Sauberes Werkzeug

Was beim Kiffen nicht wirklich ein Problem ist, ist bei vielen anderen
Substanzen das größte Roulettespielchen: die Stoffbeschaffenheit. Nach
Aussagen der JES-Selbsthilfegruppe sind in Deutschland gerade einmal
fünf bis 15 Prozent Heroin im Heroin. Bei Ecstasy, Speed oder Koks gibt
es keine objektiven Einschätzungen mehr. Kann man sich bei Cannabis
immer noch sicher sein, dass es schon auch Gras ist und man sich eher
über Dünger und ähnliches Sorgen machen muss, ist bei jedem Schluck,
Snief oder auch Schuss die Angst mit dabei, dass irgendein Dreck, der
am Ende sogar giftig sein könnte, mit drin ist.

Ohne diesen Dreck hätte Heroin eigentlich gar keine körperliche
Nebenwirkungen, man würde zwar immer noch schnell abhängig werden,
jedoch der körperliche Zerfall des Konsumenten wäre gestoppt. Außerdem
wäre so auch endlich ein selbstgeregelter Konsum möglich, denn
schließlich würde man schon vor dem Schlucken der Pille wissen, wie
sehr man drauf kommt. Und sehr gesundheitsfördernd wäre es auch, wenn
endlich genug saubere Spritzen oder Ziehröhrchen verteilt werden
könnten. Auch in den Knästen, was dem bewussten Töten von Haftinsassen
durch die Ansteckung an Hepatitis C endlich Einhalt gebieten würde.

Schutz statt Strafe

Wenn es um einen sinnvollen Umgang mit Drogen geht, geht es eben nicht
darum, welche Nebenwirkungen die einzelne Substanz hat. Das Verbot von
Cannabis hat keinen Einfluss auf den Konsum. Es hält weltweit keinen
Menschen davon ab Cannabis zu konsumieren. Das Gleiche gilt aber auch
für Heroin, Ecstasy, Speed, Heroin, Koks, Ketamin, LSD, Pilze, 2CB,
DMT, GHB, . . . Natürlich sind diese Substanzen auch gefährlich. Aber
der Verkauf in einer dunklen Ecke von dubiosen Gestalten die weder nach
Alter noch nach Erfahrung fragen macht auch diese Substanzen nicht
gesünder.

Eine Legalisierung einer Droge heißt nicht, dass man sie einfach
zugänglich macht. Ganz im Gegenteil, heutzutage findet man Drogen ja an
jeder Ecke. Erst durch einen geregelten Verkauf durch einen
ausgebildeten Fachmann kann dieser extreme Wildwuchs gestoppt werden.

Es geht einfach nicht um eine Substanz, es geht ums Prinzip! Die
derzeitige Politik, die da besagt, einzelne Drogen hochzujubeln und
andere zu verteufeln, ist gescheitert. Wir brauchen einen
Systemwechsel. Und den wollen wir nicht, damit mehr Leute diese Drogen
konsumieren können, das tun sie jetzt eh schon. Wir wollen ihn, damit
die Verbraucher endlich geschützt werden, dass Jugendliche ehrlich
aufgeklärt werden, keiner wegen dem Konsum irgendeines Stoffes seine
Arbeit oder den Führerschein verliert, unsere eigentlich ja doch
gemochten Verkäufer nicht regelmäßig verschwinden und einfach kein
armer Mensch mehr wegen einer ideologischen Politik weggesperrt wird.
Und da hilft es auch nicht nur, Hanf mit Alkohol auszutauschen und nun
diese, von Kiffern wohl mehr gemochte Droge, zu verharmlosen.

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