Freunde und Bekannte, welche schon vor mir in den Familienorbit eingetreten sind, hatten es mir bereits vorhergesagt und in jedem zweiten Elternratgeber stand es dann noch mal drin: ein Kind verändert den Freundeskreis. Nun ja, auch Kiffen verändert den Freundeskreis . . . verändert nun ein Kind den kiffenden Freundeskreis? Nach knapp einem halben Jahr plus eins hier eine Zwischenbilanz für diejenigen unter euch, die diesen Schritt noch vor sich haben und für die, die sich in diesen Zeilen wieder finden.
Verändert
hat sich auf jeden Fall die Geographie des Kiffens. Mit
unvorhersehbarem Selbstverständnis und bisher ohne auch nur ein
Wort sagen zu müssen, verzupfen sich alle Glimmstengelbesitzer
vor Inbetriebnahme desselbigen auf den Balkon oder ins Nachbarzimmer.
Wobei die harten Fälle oft gleich den ganzen Abend oder
zumindest einen großen Teil davon dort bleiben
somit sinkt natürlich die verbale Austauschrate. Andererseits
bringen mich andere, vormals als schwerst dem Nikotin bzw. Hanf
zugetane Individuen zum Staunen, indem sie ihre Smoke-Rate drastisch
runterschrauben und wie ganz selbstverständlich die Hälfte
der Zeit mit Baby im Arm verbringen, weil sie darüber sowieso
alles andere vergessen.
Eine
Variation haben auch die Gesprächsthemen erfahren. Wo zuvor mit
Growern ein Großteil der Gesprächszeit für
gärtnerische Belange reserviert war, hat sich dieser Anteil mit
individuellen Unterschieden zugunsten Reden mit, von und über
Kind minimiert. Dieser Vorgang verläuft allerdings so von
selber, dass er statt als Einschränkung als natürliche
Erweiterung des Dialogspektrums erfahren wird.
Auf jeden
Fall verändert hat sich der Umgang mit Hardcore-Kiffern. Da dies
meist die Sorte Mensch ist, die selten aus dem Haus geht (zumindest
diejenigen, die ich kenne, sind so), liegt es ausschließlich an
mir, ob und wann ich sie treffe, was nicht unwesentlich davon
abhängt, ob ein Balkon vorhanden ist oder nicht. Hardcore-Kiffer
sind auch nicht immer gewillt, ihren Rauchplatz zugunsten einer
Säuglingslunge aufzugeben, da wird’s natürlich
problematisch. Im Sommer kann man diesem Konfliktpunkt noch
einigermaßen entgehen indem man sich draußen trifft
(wobei dies lange vorher angekündigt werden muss, damit sie sich
seelisch darauf einstellen können das Haus zu verlassen). Auch
mit dem Mitrauchen ist das so eine Sache, wenn man die Verantwortung
für so ein kleines Bündel Mensch übernommen hat.
Andererseits ist es durchaus nicht immer einfach, dieser Gattung
Freund bei seinen geistigen Höhenflügen im nüchternen
Zustand zu folgen. Hier trennt sich klar die Spreu vom Weizen. Bei
manchen lohnt es sich, ihnen in ihrer selbst gewählten
Lebensform soweit entgegenzukommen, wie sie es in ihrer
eingeschränkten Flexibilität selber nicht mehr im Stande
sind. Dafür müssen dann allerdings alle
Grundvoraussetzungen gegeben sein, was nur gelegentlich der Fall ist.
Einige bemerken den Frequenzverlust selber und werden soweit es ihnen
möglich ist aktiv, andere wandern eben in die Kategorie „selten
bis gar nicht“.
Bei den
übrigen hat die Zeit, die ich bei ihnen zuhause verbringe, eine
Steigerung dahingehend erfahren, dass einfach öfter spontan mal
gleich vor Ort übernachtet wird, wenn’s später wurde und
das Kinderl schon eingeschlafen ist. So geht sich dann auch noch
etwas Brainfood für die Eltern aus (der Begriff „Feierabend-Joe“
bekommt in diesem Zusammenhang eine neue Bedeutung) und das
Gemeinschaftserlebnis wird um ein ausgedehntes Frühstück am
nächsten Tag erweitert.
Im
Großen und Ganzen teilt sich der Freundeskreis in zwei Gruppen:
die, die
aus eigener Erfahrung oder auch einfach von selber
nachvollziehen können, dass das Baby momentan das Wichtigste ist
und alles andere, auch der Hanf, danach kommt . . .und diejenigen,
die das nicht können. Gruppe eins gewinnt mit Abstand in punkto
Mengenlehre, mit Gruppe zwei hat der Kontakt abgenommen, aber
wirklich vertschüsst hat sich auch hier niemand.
Handelt es
sich bisher nur um administrative Modifikationen im
zwischenmenschlichen Umgang mit Hanf und Kind, so wird es wohl dann
von neuem interessant, wenn ich unweigerlich vor die Frage gestellt
werde, die grüne Tätigkeit meiner Mitmenschen zu erläutern.
Ob ein Joint dann vorläufig als normale Zigarette deklariert
wird und die Leute zum Bauen aufs Klo ausquartiert werden wie bei
einer Bekannten? Wie beugt man vor, dass der Piepmatz bei Dritten
über das Hobby der Erzeuger plaudert, ohne ihn bzw. sie als
Mitwissende zu überfordern? Vielleicht arbeitet die Geschichte
ja für uns und bevor es soweit ist, wird Hanf relegalisiert.
Dann gäb’s mit Hanf ebenso wenig Erklärungsnotstand wie
mit Bier und Co., und das wär doch eine Selbstverständlichkeit.