Sonntag, 29. August 2004

Indoor Growing #8

Verschiedene Anbaumethoden

Hallo, liebe Growing-Freunde,

ihr habt in dieser Serie mitbekommen, wie Julia in Haus und Garten ihre
Lieblingspflanzen aufgezogen hat. Zum Schluss erklärte sie mir, woran
sich grundlegende Systeme und Einstellungen beim Growing unterscheiden.

Etwas traurig, weil unsere Serie nun zu Ende geht, komme ich bei
unserer Freundin Julia in Holland an. Dieses mal gehen wir in einen
netten kleinen Coffee Shop, der zehn Minuten zu Fuß entfernt ist. „Den
mag ich am liebsten, weil die Stimmung gut ist und sie nur gutes Gras
von ausgewählten Züchtern verkaufen. Da wir heute keine Bilder machen,
dachte ich mir das wäre ein guter Abschluss“, sagt sie während wir
durch die sonnigen Strassen laufen.
Im Shop treffen wir auf ein interessantes Ambiente von moderner Einrichtung, gemischt mit chilliger Musik und bequemen Sesseln.
An der Bar ordern wir ein paar fertig gedrehte Joints und zwei Kaffees,
mit denen wir uns an einen Tisch, vor einem der großen, sonnigen
Fenster setzen. „Nachdem Katrin und du den Lesern zu Hause viel über
unseren Anbau im Freien und unter Kunstlicht berichtet habt, wollt ich
dich heute über die verschiedene Grow-Typen aufklären. Sie
unterscheiden sich vor allem in der Größe der Zuchtanlagen und dem
Einsatz von Technik zur Optimierung der Ernte.“

Während Julia den Joint anrauchte, fing sie auch schon mit dem ersten
Typus an, die Selbstversorger! Diese bauen hauptsächlich für ihren
Eigenbedarf und den guter Freunde anbauen. Sie haben meist wenige
Pflanzen, die indoor wie outdoor mit einfachem Equipment gezüchtet
werden. Der zweite Typus sind die halbkommerziellen Grower, die einen
mehr oder weniger großen Teil der Ernte verkaufen. Sie bauen meist auf
bis zu einigen Quadratmetern an, wobei indoor häufig Hydro-Systeme
eingesetzt werden um den Ertrag zu erhöhen und die Blütezeit zu
verkürzen. Der dritte Typ praktiziert die kommerzielle
Massenproduktion, welche man überwiegend in gut abgeriegelten und
getarnten Fabrik- und Lagerhallen findet.

Einige Züchter schwören auf vollkommen biologischen Anbau und growen
nur auf Erde mit biologischen Düngern und draußen. Andere machen sich
die Technik zunutze und bringen die Wachstumsfaktoren Licht, Luft,
Klima, Wasser, Nährstoffe und Boden ganz oder teilweise unter ihre
Kontrolle. Dabei wird auf Kunstlicht, Belüftungs- und
Klimasteuerungssysteme, mineralische Dünger und Hydrosysteme
zurückgegriffen. Die Vielzahl der weiteren Hilfsstoffe, wie
Bodenverbesserer, Wachstums- und Bewurzelungshormone ist dabei fast
unbegrenzt.
„Der biologische Anbau produziert sehr wohlmundig schmeckendes und
angenehm berauschendes Gras“, weiß Julia zu berichten, als sie mir auch
endlich einmal den Joint gab. „Viele sagen, das nichts an dieses Aroma
heranreicht. Im Grunde liegt es aber beim Züchter, welcher Hilfsmittel
er sich bedient um die Potenz oder den Ertrag seiner Ernte zu
verbessern. Solange dabei vom Einsatz gesundheitsgefährdender Stoffe
abgesehen wird, leidet maximal der Geschmack.“

Auch über die verschiedenen Methoden im Ablauf wurde ich von Julia
aufgeklärt. Wer nicht allzu viel Aufwand betreiben will, baut
saisonweise an. Das heißt es werden jedes Mal neue Samen
beziehungsweise Stecklinge ausgesetzt, hochgezogen, eventuelle Männchen
aussortiert und in die Blüte geschickt. Manch einer züchtet nebenbei
auch gleich ein paar Samen, um nach der Ernte gleich das Startkapital
für eine neue Saison zu haben. Diese Methode ist besonders beliebt, da
man nach einer Saison erst mal ein paar Tage verschnaufen kann, ohne
sich um irgendwas kümmern zu müssen.“
Grower, die mehr auf effektives Wachstum, kontinuierlichere Versorgung
und gleichbleibende Qualität angewiesen sind, greifen in aller Regel zu
der Mutterpflanzen-Methode. Dabei wird eine weibliche Pflanze in einem
separaten Raum ständig in der Wachstumsphase gehalten. In bestimmten
Abständen kann man Stecklinge von ihr schneiden, die sich in ihren
Merkmalen (Wuchs, Aroma, Wirkung) völlig gleichen.
Werden viele Stecklinge einer Pflanze gleichzeitig aufgezogen, entsteht
mit der Zeit ein „wunderschönes“, grünes Meer, weshalb man dies auch
„Sea-of-Green“ nennt. Zuletzt schilderte mir Julia noch, dass einige
Grower auch im Abstand von einigen Tagen je ein oder zwei Stecklinge
unter die Blütelampe stellen. Nach drei Monaten können sie dann im
selben Abstand kontinuierlich ernten und die reifen Pflanzen immer
wieder durch Stecklinge ersetzen.

„Ein interessanter Aspekt des Growings, der mich persönlich sehr reizt,
ist die Sortenzucht, also die gezielte Erhaltung und Weitergabe
bestimmter Merkmale verschiedener Sorten.“, schildert Julia, als ich
den Rest meines Kaffees runterstürze. „Es ist interessant zu sehen,
nach welchen Regeln Blattform, Verzweigung oder Geruch vererbt werden
und oft entstehen zufällig neue, interessante Sorten.“, schwärmt sie.
Mit ein wenig Geschick kann der erfahrene Grower die positiven Merkmale
stabilisieren und züchtet somit seine eigene – auf ihn abgestimmte –
Sorte.

„Das war wieder einmal ein sehr interessantes Gespräch, aber lass’ uns
doch noch ein Weile hier sitzen bleiben und ein wenig plaudern, wenn du
nichts dagegen hast.“ „Gerne doch!“

Leider ist unsere Reihe nun zu Ende. Ich hoffe es hat euch genauso viel
Spaß gemacht wie mir den Erklärungen von Nils und Julia zu lauschen und
ihre schönen Pflanzen zu bestaunen. Ihr könnt uns weiterhin im Forum
auf der Internetseite erreichen und schon auf neue
Guerllia-Grow-Berichte auf diesen Seiten freuen.

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