Freitag, 7. April 2006

Wissenschaftliche Untersuchung zum Fahrverhalten nach Cannabis

Braunschweig. Wenn junge Fahrer kontrolliert werden, ertappt die Polizei inzwischen oft mehr Drogen- als Alkohol-Verdächtige. Kürzlich erklärte der Toxikologe Manfred Möller auf einer Tagung von Richtern, Staats- und Amtsanwälten sowie Polizisten im Braunschweiger Amtsgericht, dass vor allem Kiffer hinterm Steuer längst keine Einzelfälle mehr seien. Zu diesem Ergebnis führten seine Untersuchungen an der Universität des Saarlands in Homburg. Seit 2000 habe sich die Zahl der Unfälle unter Drogeneinfluss nahezu verdoppelt. In den letzten zehn Jahren sei bei Drogenunfällen die Zahl der Getöteten um 150 Prozent gestiegen. „Und 80 Prozent der Fahrer, die unter Drogeneinfluss in eine Verkehrskontrolle geraten oder einen Unfall verursacht haben, hatten gekifft“, berichtet Möller.

Das Bundesverfassungsgericht hat nun entschieden, dass niemand verurteilt wird, der weniger als ein Nanogramm THC in seinem Blut hat. Professor Möller hat in Zusammenarbeit mit der Universität Maastricht in einer Studie untersucht, wie viel THC sich nach einer Tüte im Blut befindet und wie es danach um die Fahrtüchtigkeit steht. Dazu wurden zwanzig Personen auf Reaktion und Motorik getestet, nachdem sie einen Joint geraucht hatten. Möller: „Nach einem Joint hat ein Kiffer etwa 200 Nanogramm THC pro Milliliter Blut. Nach zwei Stunden sind es noch fünf bis zehn Nanogramm. Viele meinen, sie könnten jetzt längst wieder fahren. Wir haben festgestellt, dass es zu diesem Zeitpunkt noch erhebliche Leistungsminderungen gibt. Feinmotorik und Wahrnehmung sind gestört.“ Nach sechs Stunden werde durchschnittlich der Grenzwert von einem Nanogramm erreicht. „Wer dann erwischt wird, hat trotzdem Probleme, vor allem mit der Fahrerlaubnis-Behörde. Ein Jahr ist meist der Führerschein weg“, so Möller.

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