Montag, 12. Juni 2017

Wie Cannabinoide das Krebswachstum hemmen

 

Cannabis gegen Krebs

 

 

von Dr. med. Franjo Grotenhermen

 

In den vergangenen 20 Jahren wurden viele zell- und tierexperimentelle Untersuchungen durchgeführt, um zu untersuchen, welche Cannabinoide bei welchen Krebsarten wirksam seien und wie Cannabinoide Krebs bekämpfen könnten. Cannabinoide hemmen das Krebswachstum auf verschiedenen Ebenen. Dazu zählen die Hemmung des Krebswachstums durch Apoptosen, das Selbstmordprogramm der Zellen, die Hemmung der Krebszellvermehrung, die Hemmung der Blutgefäßneubildung, die Hemmung der Metastasenbildung und die Verstärkung der Immunabwehr gegen Krebszellen.

 

Verursachung des Krebszelltodes und Reduzierung des Krebswachstums

 

Im Jahr 2000 konnte eine Forschergruppe an der Complutense-Universität in Madrid nachweisen, dass THC Apoptosen bei Glioblastom-Zellen, sehr aggressiven Hirnkrebszellen, verursacht. Dies wurde später auch für andere Krebsarten nachgewiesen. Zudem können Cannabinoide bei bestimmten Krebsarten, wie beispielsweise Melanom, Brustkrebs und Prostatakrebs neben der Induktion einer Apoptose auch die Wucherung von Krebszellen hemmen. Bemerkenswerterweise beeinflussen Cannabinoide nicht die Lebensfähigkeit von normalen, nicht veränderten Zellen.

 

Interessanterweise fördert auch CBD, das nur sehr schwach an Cannabinoidrezeptoren bindet, und andere Cannabinoide Apoptosen bei Krebszellen. Diese Wirkung ist unabhängig von CB1- und CB2-Rezeptoren. Die Mechanismen, durch die CBD diese Wirkung verursacht, ist bisher nicht vollständig verstanden.

 

Hemmung der Blutgefäßneubildung

 

Die Neubildung von Blutgefäßen ist entscheidend für das Wachstum von Tumoren jenseits einer Größe von 1 bis 2 mm. In Krebszellen blockieren Cannabinoide die Bildung neuer Blutgefäße, in dem sie einen bestimmten Wachstumsfaktor (vaskulärer endothelialer Wachstumsfaktor) hemmen. Dieser und weitere Mechanismen führen dazu, dass die Gefäßbildung in Tumoren normalisiert. Es werden dann kleinere und weniger Blutgefäße produziert. Neben THC und CBD hemmen eine Anzahl synthetischer Cannabinoide die Bildung von Blutgefäßen in Tierexperimenten mit verschiedenen Krebsarten.

 

Hemmung der Metastasierung

 

Die Aktivierung von CB1-oder von CB2-Rezeptoragonisten (oder von beiden) reduziert auch die Bildung von Tochtergeschwülsten (Metastasen) in Tiermodellen. Dabei werden sowohl die Wanderungsfähigkeit (Migration) von Krebszellen, ihre Fähigkeit zur Anheftung an anderes Gewebe (Adhäsion) als auch ihre Fähigkeit, in Gewebe einzudringen (Invasion), gehemmt. Dies wurde für Glioblastomzellen, Brust-, Lungen-, und Gebärmutterhals-Krebszellen in Kulturen nachgewiesen.

Auch CBD, das unabhängig von CB1- und CB2-Rezeptoren wirkt, besitzt in verschiedenen Tiermodellen für Krebs die Fähigkeit, die Metastasierung zu hemmen. Eine wichtige Rolle bei der Metastasierung spielt die Hemmung der DNA-Bindung, so genannte Ids. In einer Untersuchung führte die Inkubation von Brustkrebszellen mit CBD zu einer Reduzierung des Id-1, was ihre Invasionsfähigkeit hemmte.

 

Regulierung der Antitumor-Immunität

 

Die Aktivierung von Cannabinoid Rezeptoren kann zu Veränderungen des Immunsystems im Kampf gegen Krebs führen. Zu diesen Veränderungen zählen vor allem die vermehrte Bildung entzündungshemmender Botenstoffe (Zytokine) im Immunsystem und die vermehrte Bildung regulatorischer T-Zellen, auch Suppressor-T-Zellen genannt. Regulatorische T-Zellen sind wichtig für die Unterdrückung unerwünschter Immunprozesse. Sie schützen daher vor Autoimmunerkrankungen und können andererseits von Tumorzellen genutzt werden, um Angriffen des Immunsystems zu entkommen. Es gibt daher Berichte, nach denen die Tumorbildung durch die Aktivierung von CB2-Rezeptoren gefördert wurde, in dem die Tumorüberwachung durch das Immunsystem beeinträchtigt wurde.

Andererseits können Cannabinoide unter bestimmten Bedingungen auch die Tumorüberwachung durch das Immunsystem verbessern. So war beispielsweise die Antitumorwirkung von Cannabinoiden durch die Aktivierung von CB2-Rezeptoren gegen das Melanom bei Mäusen mit normalem Immunsystem in einer Studie stärker als bei Mäusen mit unterdrücktem Immunsystem. Damit Cannabinoide erfolgreich gegen Krebs eingesetzt werden können, müssen die tumorhemmenden Wirkungen stärker sein als die das Immunsystem unterdrückenden und damit das Tumorwachstum potenziell fördernden Wirkungen sein.

 

 

Ausführliche Informationen: Neues Buch von Dr. Grotenhermen. Cannabis gegen Krebs: Der Stand der Wissenschaft und praktische Folgerungen für die Therapie. Erscheinungsdatum: 1. Juli 2017.

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3 Kommentare
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rainer sikora
7 Jahre zuvor

Wovor ich mindestens genausoviel Angst habe wie vor Krebs ist die Chemo und Bestrahlung.Diese Pozeduren werden wohl bleiben in der Behandlung von Krebs.

Ralf
7 Jahre zuvor

@rainer sikora
Um so wichtiger daß ich durch regelmäßigen Cannbiskonsum garnicht erst Krebs und Metastasen kriege. Das Recht vorzubeugen und meine Gesundheit prophylaktisch zu schützen wird mir von diesen Prohibitionsverbrechern genommen, ich darf den Krebs erst bekämpfen wenn ich ihn habe, ein weiterer teuflischer Menschenrechtsbruch!

Hanffreund
7 Jahre zuvor

Soweit so gut aber kein Onkologe oder Strahlen Arzt interessiert sich dafür in 30 oder 40 Jahren spielt Cannabis vielleicht eine Rolle in der Tumor behandlung . Heutzutage darf man sich Sprüche anhören wie “Der Mensch ist keine Maus und auch keine Petrischale ” da heisst es dann schön in die Chemo oder Bestrahlung.