Dienstag, 27. Februar 2018

Die Niederlande ein Narco-Staat?

 

 

Polizei sieht das Königreich im Anti-Drogen-Krieg in einer Reihe mit Kolumbien, Mexiko und Afghanistan

 

 

 

 

Auch in den Niederlanden wird wöchentlich eine Sau durchs Dorf getrieben. Diesmal sind es die Hüter des Gesetzes, die es tatsächlich wagen, das eigene Land als Narco-Staat zu denunzieren und die eigene Bevölkerung unter Generalverdacht zu stellen. Der umstrittene Begriff Narco-Staat wird Ländern übergestülpt, deren Bevölkerung und politische Institutionen im illegalen Drogenhandel verstrickt sind und diesen zu einem wesentlichen Wirtschaftsfaktor des Landes machen.

Bislang ist es so, dass die USA exklusiv darüber entscheiden, welches Land als Narco-Staat eingestuft wird und die volle Härte des War on Drugs zu spüren bekommt. Doch die niederländische Polizei kommt den Amerikanern zuvor, indem sie davon spricht, dass „unser Land viele Merkmale eines Narco-Staates erfüllt“.

 

Die Rundum-Denunziation der Polizeiführung, dass die Niederlande längst ein Verbrecherstaat sind, erhitzt natürlich die Gemüter. Die einen sind hellauf begeistert von dem Weckruf und begrüßen die Forderung, die Polizeidichte zu erhöhen und endlich auf den gleichen Stand wie die Deutschen zu kommen, wo ein Polizeibediensteter durchschnittlich 264 Bürgern ein Freund und Helfer ist. Die anderen hingegen sehen in dem von der Polizei ins Spiel gebrachten Begriff des Narco-Staates eine Verunglimpfung, die schon an Landesverrat grenzt – vor allem vor dem Hintergrund, dass die Selbstbezichtigung zu weitreichenden internationalen politischen Spannungen führen kann.

 

Nun ist es nicht von der Hand zu weisen, dass die Niederlande seit mehr als vierzig Jahren im Anti-Drogen-Krieg nur halbherzig mitkämpfen und gerne mal fünfe gerade sein lassen. Tatsächlich sind die Niederländer in Europa führend in der Produktion von synthetischen Drogen wie MDMA und Amphetaminen. Auch der Import von Haschisch und der Cannabis-Anbau spielen eine bedeutende wirtschaftliche Rolle. Keine Frage, die Niederlande sind die Drehscheibe des europäischen Drogenhandels. Allein die Hälfte des in Europa konsumierten Kokains im Wert von jährlich 5,7 Milliarden Euro wird laut Europol über den Seehafen Rotterdam importiert.

 

Demgegenüber steht eine hoffnungslos veraltete und unterbesetzte Polizei, klagt der Niederländische Polizeibund (NPB) in einem Bericht ans Parlament. „Die organisierte Kriminalität verbreitet sich weiter und zerstört die Demokratie. International stehen unsere moralischen Verpflichtungen zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität unter Druck. Polizeibeamte fühlen sich enttäuscht. Die Bürger sind die Opfer“, sagt Jan Struijs, Vorsitzender der Polizeivereinigung. Die Polizei sei stark überlastet und könne nur einen Bruchteil der Arbeit bewältigen. Vier von fünf Ermittlungssachen blieben unbearbeitet. Die Folge sei, dass die „Kriminellen“ ungestört arbeiten und den Staat „infiltrieren“ können. Überdies würden die Drogenbanden „aus der Unterwelt in die obere Welt investieren und Beamte und Ratsmitglieder bedrohen“.

Der NPB kommt zu dem Schluss, dass die nationale Polizei „alles andere als eine gut geölte Maschine“ ist und dringend 2000 neue Polizeibedienstete benötigt.

 

Das Geschrei der Polizeivereinigung nach mehr Personal und Geld kommt nicht von ungefähr: Im „Narco-Staat Niederlande“ stehen für die rund 62.000 Polizeibediensteten Tarifverhandlungen an – und Klappern gehört nun mal zum Handwerk.

Am Rande sei noch erwähnt, dass die niederländische Polizei dank der Cannabis-Prohibition alle Hände voll zu tun hat. Nach akribischen und personalaufwendigen Ermittlungen konnten die Freunde und Erntehelfer von der Polizei letztes Jahr 4670 Hanfplantagen das Licht ausknipsen. Wie viel Arbeitstunden insgesamt zur Bekämpfung der „Cannabis-Kriminalität“ jährlich in den Niederlanden anfallen, teilte die Polizeivereinigung nicht mit.

 

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4 Kommentare
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Tom
6 Jahre zuvor

„Die organisierte Kriminalität verbreitet sich weiter und zerstört die Demokratie. International stehen unsere moralischen Verpflichtungen zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität unter Druck. Polizeibeamte fühlen sich enttäuscht. Die Bürger sind die Opfer“ HIER kann ich jedes Wort unterstreichen. Nur frage ich mich nun warum die Damen und Herren Polizisten nichts dagegen unternehmen? Kein Schwein kümmert sich wirklich um die schwerkriminellen Intensivtäter die (auch) in den niederländischen Banken ihr Unwesen treiben. Sorgen die doch dafür dass der EU jährlich zig Mrd. € Steuern entzogen werden. Die haben auch kein Problem damit auf Lebensmittel zu wetten und so ganze Regionen in die Hungersnot zu treiben. Ebenso interessiert es im Grunde niemanden der etwas zu sagen hat, wenn diese Intensivtäter Geld dafür zur Verfügung… Weiterlesen »

Otto Normal
6 Jahre zuvor

“Also, wenn die Damen und Herren Polizisten uns wirklich von der organisierten Kriminalität befreien wollen, …” Nein wollen die nicht, wirklich nicht! Keiner muß jetzt deswegen Angst haben! Verbrecher fangen die schon lange nicht mehr, die sitzen wie alle im warmen Büro und schütten Kaffee in den Kopp, oder sitzen mit der Kaffeetasse im standbeheizten Benz an der Deutsch-Niederländischen Grenze und warten auf den ein oder anderen Dämel, der etwas über Schengen-Abkommen gelesen hat und nun fälschlicherweise glaubt wir hätten “offene Grenzen” wo man so mir nix Dir nix Haschgift rüber schmuggeln kann. Aber wir müssen nun mal ebenfalls Verständnis dafür aufbringen das die Kaffeepreise all die Jahre auch nicht runter sondern rauf gingen. Die Bullen wollen einfach nur mehr… Weiterlesen »

Ralf
6 Jahre zuvor

@Otto Normal
Und Geld und eine ruhige Kugel schieben ist und war auch immer alles worum es den Schergen geht.

Hero Lucky King Unchanged
5 Jahre zuvor

Genau deswegen gehören so ziemlich alle Drogen legalisiert. Da wir aber im Zeitalter der Alkohol Krise (alcohol crisis) leben und kein Säufer harmlose Genussmittel wie Cannabis legalisieren will wurden die legal highs erfunden. Anders geht es scheinbar nicht, das System (BtmG) gehört ad absurdum geführt.