Montag, 5. November 2012

Quod licet Iovi, non licet bovi*

Medienwirksam, aber riskant: Lindners TV-Joint

Ende Oktober machte der Berliner FDP-Chef Martin Lindner Schlagzeilen, weil er zusammen mit Moderator Benjamin von Stuckrad-Barre in dessen Talkshow einen Joint rauchte. Lindner verglich dabei die Gefährlichkeit von Cannabis mit der von Alkohol.
Die Aktion ist als Versuch, drogenpolitische Betonköpfe wie Frau Dyckmans in der FDP aufzuwecken, sicherlich begrüßenswert, doch gleichzeitig stellt sich die Frage, ob Lindner nicht ein wenig blauäugig war, als er vor großem Publikum gekifft hat. Denn, wäre Herr Lindner ein „normaler“ Bürger, der eben mal beim Kiffen auf einer Party erwischt wurde, ohne etwas besessen oder am Strassenverkehr teilgenommen zu haben, hätte er als Führerscheininhaber bald Post von der Führerscheinstelle im Briefkasten.
Zum einen wegen des gerauchten Joints in der Öffentlichkeit, zum anderen aufgrund seines Vergleichs von Cannabis und Alkohol. Schlaue Sachbearbeiter/innen hätten daraus einfach eine „Verharmlosung der Droge Cannabis sowie mangelnde Reflexion des eigenen Konsumverhaltens“ gemacht. Hinzu käme der „Tatbestand“ des Mischkonsums: Herr Lindner hatte schließlich nach der Tüte noch am Weinglas genippt.
Das reicht eigentlich jeder Führerscheinbehörde aus, um ihn zu einem Gespräch einzuladen und anschließend einen Abstinenznachweis zu verlangen. Kneift er, hat sich‘s mit der Pappe. Offensichtlich ist sich Berlins FDP Chef also über die strafrechtlichen Konsequenzen seines Handels bewusst, die es nicht geben wird, weil er ja nur konsumiert hat, die verwaltungsrechtlichen Waffen der Prohibition scheinen ihm allerdings (noch?) unbekannt.

Natürlich wollen wir hier nicht an der an sich mutigen Aktion des FDP-Abgeordneten herum mäkeln, aber vielleicht schaffen wir es wenigstens, dass sich eine breitere Öffentlichkeit eines Themas annimmt, das die schlimmsten Kollateralschäden bei der Jagd auf Kiffer hinterlässt: Die wissenschaftlich nicht haltbaren und somit ungerechtfertigten THC- Grenzwerte, die Ungleichbehandlung in Bezug auf Alkohol sowie die komplette Abstinenzforderung für Auto fahrende Gelegenheitskiffer ohne problematische Konsummuster.
Keiner möchte, dass Herr Lindner wirklich Ärger mit der Führerscheinbehörde bekommt, trotzdem wäre es nicht schlecht, wenn er mal mitbekommt, was einem so blühen mag, wenn man als Autofahrer Blüten mag.
Natürlich ohne je bekifft hinterm Steuer gesessen zu haben.

*Was Jupiter darf, ist dem Ochsen lange nicht erlaubt (römisches Sprichwort)

Fröhlicher Mischkonsum mit Dr.Lindner

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