Mittwoch, 29. Juni 2011

Repression macht süchtig

Um es vorweg auf den Punkt zu bringen: Repressive Drogenpolitik wirkt suchtfördernd und ist gesundheitsgefährdend! Ich erkläre das gern genauer: Es gab, gibt und wird immer berauschende Substanzen und ihre Konsumenten geben. Die Frage ist also an dieser Stelle nicht: „Wie schaffen wir es, dass sich niemand mehr berauscht?“, denn das führt fast unweigerlich zu einer Repressionspolitik.
In den letzten 40 Jahren konnten wir sehr schön beobachten, welche Auswirkungen das für den einzelnen Menschen hat und wer genau davon profitiert. Zahlreiche Milliarden Steuergelder werden jährlich weltweit dafür aufgebracht, dass die Bevölkerung eines Landes sich gegenseitig verfolgt und oftmals tötet oder zumindest der Freiheit beraubt. In Deutschland sind die mittelbaren Folgen der auf Verboten basierenden Drogenpolitik, des „war on drugs“, relativ harmlos. Hierzulande verliert man „nur“ seinen Führerschein oder darf „nur“ wegen eines BtMG-Eintrags diese oder jene Arbeitsstelle nicht antreten. Vielleicht wurde man auch „nur“ dabei erwischt, wie man gerade die eigene Plantage beerntete, um mit dem Freundeskreis nicht irgendwelchen Scheiß rauchen zu müssen, der mit Quarzsand oder Brix gestreckt ist. Und jetzt sitzt man schon ein paar Monate in U-Haft. Okay, die Plantage war schon echt groß, aber gutes Biogras ist halt auch verdammt lecker …

Diese Folgen des Krieges gegen Drogen sind ziemlich ärgerlich, aber in unseren Ohren klingt es trotzdem überzogen, davon zu sprechen, dass diesem Krieg schon tausende Menschen geopfert wurden. Doch ein Blick auf die Lage in, sagen wir mal, Mexiko, zeigt uns, welche Blüten der Korruption und Gewalt erst im Klima der Repression prächtig gedeihen und in den schillerndsten Farben blühen. Ehrlich, unsere Regierungen sprechen nicht grundlos von einem „war on drugs“! Jede Woche wird in Mexiko von neuen Todesfällen berichtet. Verursacht entweder durch die Mafia, die Polizei, das Militär, allen dreien zusammen, oder wer auch immer dort eine gute Summe Geld verdient, mit, an und wegen der Prohibition. Es wird eine Menge geschossen und Häuser explodieren. Wer rüstet alle beteiligten Seiten aus? Wer produziert und verkauft die Waffen? Wer verdient daran? Die Waffenfabrikanten.

Ein Blick auf die andere Seite der Welt zeigt uns deutsche Soldaten, die Schlafmohnfelder in Afghanistan bewachen. Noch vor 30 Jahren konnte man dieses Land relativ sicher bereisen. Heute ist es instabil und Felder des Landes „müssen“ bewacht werden. Es handelt sich hierbei nämlich um Schlafmohn, der zur Herstellung von Medikamenten, wie Morphium, hergenommen wird. Wer ist damit der Abnehmer? Einige wenige Pharmafirmen. Wer bestimmt in einem Nachfrager-Oligopol den Preis maßgeblich? Der Abnehmer. Von wem ist der Schlafmohnbauer abhängig und wer verdient daran? Die Pharmakonzerne.
Übrigens ist der einzige legale Großabnehmer für Kokablätter in den USA die Coca-Cola-Company. Der Name stammt nicht von ungefähr! Heutzutage dienen die Blätter zwar nur mehr als „Würze“, als DIE geheime Zutat, durch die Coca-Cola bis heute einzigartig schmeckt, berauschend ist diese Dosierung bei weitem nicht. Doch die Position, die der Getränkehersteller innehat, ist es: Zum einen kann er den Preis für seinen wichtigsten Produktionsrohstoff, die Kokablätter, selbst bestimmen, zum anderen ist er auch noch der einzige, der diesen Produktionsrohstoff beschaffen kann – legal! Damit hat er eine unangreifbare USP (Unique Selling Proposition), ein tatsächliches Alleinstellungsmerkmal, denn der Geschmack einer Coca-Cola ist de facto und quod erat demonstrandum, unnachahmlich. Eine Vormachtstellung ist auf diesem Markt, bei einigermaßen geschicktem Management, unausweichlich.

Da frage ich doch ganz ketzerisch: Wie sähe es denn mit diesem USP aus, wäre Coca legal? Er wäre Geschichte, so wie vermutlich die ganze Coca-Cola-Company … Ironie des Schicksals!
Das sind nur einige Profiteure unserer aktuellen Drogenpolitik, ausgewählt aus einer langen Liste, auf der aber nirgends die Namen „Otto“ und „Else Normal“ zu finden sind. Dafür sind sie auf einer anderen Liste zu finden, wie oben sehr schön zu erkennen ist: Auf der „Zu Bezahlen-Liste“ nämlich: Die Bevölkerung eines Landes zahlt die Steuern für die Verfolgung von kriminellen Delikten in Zusammenhang mit Drogen, in der Legislative, der Judikative und der Exekutive, wird also hier schon dreimal zur Kasse gebeten. Zudem zahlt sie ideell unter anderem mit Blut (bei Todesfällen), mit Nerven (Knast, zerbrechende Freundschaften), Freiheit, Eigenverantwortung und Lebensqualität. Der einzelne Mensch ist demnach böse in den Po gekniffen, was die mittelbaren Auswirkungen unserer derzeitigen Drogenpolitik angeht. Zudem geht von den unmittelbaren Folgen des BtMG echte Gefahr aus: sind doch in Deutschland unratsame Dosierungen und unsachgemäßer Mischkonsum die häufigste Todesursache im Krieg gegen die Drogen. Das liegt an einer mangelnden neutralen Aufklärung.

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