Donnerstag, 2. Juni 2005

Advanced Technical Growing

Schall und Rausch

Leider ernten viele Heim-Bauern mehr Schall als Rausch. Die Einschränkung der eigenen Lebensqualität durch Beschallung bleibt meistens und juristisch jedem selbst überlassen. Zumindest so lange sie niemanden außerhalb der eigenen vier Wände so weit in seiner Lebensqualität einschränkt, dass dies zu Beschwerden führt. Einen eindeutigen Wert für einen noch zulässigen Schalldruck-Pegel in Wohnräumen gibt es nicht. Stört ein leises Summen (weniger zehn dBa (Dezibel Filterkurve A) kaum hörbar) den Schlaf eines Nachbarn, so reicht dies als Beschwerde-Grund aus, wenn das Geräusch messtechnisch nachweisbar ist, wie eindeutig laut hörbare Musik. Darum ist es für Indoor-Gärtner unverzichtbar, sich mit Lüftungs-Technik und Lüftungs-Akustik in ihren Grundzügen vertraut zu machen.

Für lüftungstechnische Geräte in Wohnräumen gilt, um auf der sicheren Seite zu bleiben, die Faustregel, dass 35 dBa Dauerbetriebs-Geräusch nicht überschritten werden sollten. Die DIN 4109 besagt zwar, dass eine Wand oder Decke zwischen zwei Wohneinheiten ein bewertetes Schall-Dämm-Maß von größer 54 dBa haben muss, weil Geräusche von 50 dBa nicht zum Nachbarn vordringen sollten. Darauf darf mensch sich jedoch nicht verlassen, wenn er seinen Nachbarn nicht verärgern möchte.

Zu unterscheiden sind durch Vibrationen auf das Mauerwerk übertragener Körperschall, die Strömungs-Geräusche des vom Lüfter erzeugten Volumen-(Luft-) Stromes und durch Abschallen vom Lüftungs-Gerät erzeugter Luftschall, welcher in den Aufstell-Raum des Lüfters schallt. Körperschall ist um jeden Preis zu vermeiden! Auch leiseste Geräusche übertragen sich über Mauerwerk und Rohrleitungen im ganzen Haus. Eine winzige Luftpumpe für das Aquarium kann die Nachbarschaft zur Verzweiflung bringen, wenn ihre Vibrationen auf ein Heizungsrohr übertragen werden. Daher sind Lüfter immer möglichst frei aufzuhängen. Um Körperschall zu vermeiden, werden Gummis verwendet. Rohr-Lüfter können einfach vom Mauerwerk entkoppelt werden, indem mensch einen Fahrradschlauch fest um das Gehäuse zieht und mit einem Kabelbinder fixiert. Das überstehende Stück des Schlauches wird an die Zimmer- oder Boxdecke geschraubt. Um Körperschall vom Lüfter/Gebläse auf andere Teile der Lüftungs-Anlage, wie Rohre, Bögen, Dämpfer, usw., zu vermeiden, werden Neopren-Manschetten (eine mit Neopren ausgeschlagene Schelle) verwendet. Solche Manschetten sind einige Zentimeter breit. Das Neopren soll die Bauteile von einander trennen. Daher werden Lüftungsteile niemals auf Stoß an einen Lüfter montiert! Zwischen den beiden Stutzen der entkoppelt zu verbindenden Bauteile bleiben mindestens 0,5 Zentimeter frei, damit das Neopren beim Anziehen der Schelle zwischen die beiden Bauteile gepresst wird. Eine andere Möglichkeit ist, zwei Bauteile mit einem flexiblen Lüftungs-Schlauch zu verbinden, was jedoch deutlich mehr Strömungsgeräusche erzeugt.

Strömungsgeräusche machen den Großteil der Schallbelastung einer Lüftungs-Anlage aus. Hält mensch einen Lüfter in die Luft, an den keine weiteren Bauteile angeschlossen sind, so dominieren die Geräusche der vom Lüfter-Rad angesaugten Luft, die vor allem sehr schnell in die stehende Raumluft eingeblasen wird. Die Ansaug-Geräusche eines Lüfters, also alle auf der saugenden Seite eines Lüftungs-Gerätes erzeugten Luftgeräusche, reduziert die Aktivkohlefilter-Patrone. Schallisolierende Schläuche sind aufgrund ihrer Bauart nur auf der Druckseite des Lüfters effektiv. Glatte Innenseiten des Luftweges (Schlauch oder Rohr) sind auf der Saugseite eines Gebläses elementar, um den Schallpegel dort gering zu halten, da glatte Luftwege Verwirbelungen beim Ansaug-Vorgang der Luft in den Lüfter vermeiden. Auch sollten sämtliche Luftwege auf der Saugseite möglichst kurz zu gehalten werden, um unnötiges Abschallen des Luftweges zu vermeiden. Lüfter sollten deshalb immer möglichst nahe dem oder auch direkt am Absaugpunkt montiert werden. Lange Luftwege auf der Saugseite reduzieren auch die Saug-Leistung des Gebläses und sind schon daher nicht anzuraten. Erfahrene Indoor-Gärtner montieren ihren Ablüfter unmittelbar, aber dennoch vom Körperschall entkoppelt und natürlich saugend, vor ihren Aktivkohlefilter.

Die Strömungsgeräusche des vom Lüfter ausgeblasenen Volumenstromes sind jedoch deutlich lauter als das Ansauggeräusch. Um das Ausblasgeräusch des Volumenstromes zu reduzieren, werden Schalldämpfer verwendet. Es gibt starre und flexible Rohr-Schalldämpfer (SD) aus verschiedenen Materialien, in unterschiedlichen Verarbeitungsqualitäten und Ausführungen: lang, kurz, gerade, gebogen und diversen Stärken. Das Funktionsprinzip ist jedoch immer gleich. Ein Rohr-SD besteht immer aus einem gelochten Innenrohr, dessen Enden nicht gelocht sind und als Anschluss-Stutzen dienen. Der gelochte Teil des Innenrohres ist mit einer Dampf-Sperrfolie versehen und mit mehr oder weniger hochwertiger Mineralwolle umwickelt. Bei kunstharz-imprägnierter Mineralwolle entfällt die Dampf-Sperrfolie! Der Dämmkern wird vom ungelochten Außenrohr umgeben, welches etwas kürzer als das Innenrohr und an den Enden luftdicht mit diesem verbunden ist. Der Volumenstrom des Lüfters wird durch das Innenrohr geleitet und da die Oberfläche von diesem gelocht ist, trifft durch den Überdruck des Volumenstromes Luft auf den Dämmkern aus poröser Mineralwolle.

Leitet mensch einen Luftstrom an einer porösen Fläche vorbei, wird der Luftstrom dadurch zur Fläche hin abgelenkt, dass ein Teil der Luft in das poröse Material eindringt und dabei einen Unterdruck entstehen lässt, der wiederum einen Teil der Luft zur Fläche zieht. Dieser Effekt nennt sich „Beugung“. So wird der Volumenstrom im Dämpfer quasi auseinandergezogen. Dabei absorbiert die Mineralwolle einen Teil des Schalldruckes, den sowohl das Gebläse selbst als auch der Volumenstrom erzeugen. Wird ein Schalldämpfer im Bogen geführt, so verbessert sich die Schallreduktion, da der Volumenstrom im Bogen direkt auf den Dämmkern drückt und somit mehr Luft in diesen eindringt. Beim Kauf eines Schalldämpfers ist darauf zu achten, dass die Verarbeitungsqualität stimmt. Die Enden/Anschluss-Stutzen müssen fest und sauber mit dem Außenrohr verbunden sein. Flexible SD haben zum Teil mit Klebeband fixierte Anschlüsse. Solche Modelle werden sehr leicht undicht, reißen an den Verbindungen auf und werden schnell unbrauchbar, wenn sie gebogen werden! Je länger ein SD und je dicker sein Kern, desto stärker reduziert er das Ausblasgeräusch.

Schallgedämpfte Luftschläuche arbeiten nach dem selben Prinzip wie Rohr-SD, sind jedoch in Längen bis zehn Meter zu bekommen, wohingegen Rohr-SD standardmäßig selten länger als einen Meter sind. Schallisolierende Schläuche haben herkömmlicher weise einen gelben Dämmwoll-Kern, thermisch isolierende Schläuche üblicherweise einen rosafarbenen. Der Innenschlauch muss perforiert und mit einer Dampfsperrfolie ummantelt sein, der eine Dämmwoll-Lage und ein luftundurchlässiger Außenschlauch folgen. Diese Schläuche werden idealerweise möglichst lang und in einigen, nicht zu engen Kurven verlegt! Eine Kombination aus einem geraden Rohr-Schalldämpfer mit einem nicht weniger als 25 Millimeter starken Kern und einem wenigstens drei Meter langen Schalldämpfschlauch in Kurven verlegt (Sonodec) reduziert das Ausblasgeräusch eines Gebläses sehr deutlich, da diese Kombination den Druck im Rohr-SD deutlich erhöht. Auch Dezibel-Angaben sind mit Vorsicht zu genießen, da es sich bei den Datenblättern um Laborwerte handelt, die in der Praxis so nur selten erreicht werden können. Denn jeder Raum hat eine andere Akustik.

SD und SD-Schläuche reduzieren das Ausblasgeräusch und auch das Eintrittsgeräusch in die Umgebungsluft an der Austrittsstelle zum Beispiel bei einem Wanddurchbruch ins Freie, indem die Luft langsamer in die Umgebungsluft eintritt.
Je länger und verwinkelter der Abluftweg verlegt ist, desto ruhiger wird das Ausblasgeräusch an der Austrittstelle. Gleichzeitig wird aber auch der Widerstand im Schlauchweg größer und mit ihm steigt wiederum das Betriebsgeräusch des Lüfters.

Das Betriebsgeräusch des Lüfters entsteht durch den Antrieb und den Luftwiderstand am Rotor eines Lüfters und schallt vom Lüfter-Gehäuse direkt in den Raum ab. Wie laut ein Lüfter im Betrieb ist, hängt von seinem allgemeinen Betriebsgeräusch, der Netzspannung und Frequenz, dem Saug- und Druckwiderstand im System und vor allem der Art des Raumes ab, in dem der Lüfter arbeitet. Es werden akustisch harte und weiche Räume unterschieden. Ein gekacheltes Bad ist eindeutig akustisch hart, ähnlich wie die meisten Pflanzräume. Neben der Art des Raumes ist noch die beschallte Wandfläche wichtig. Es gilt: Je größer der Raum, desto leiser.

Eine Press-Spanplatte von zwölf Millimeter Stärke liegt im Schalldämmwert bei circa zwölf Dezibel. Eine Box aus diesem Material und einer Ober(Schallbezugs-)fläche von ungefähr vier Quadratmeter dämmt ein Geräusch um ungefähr zwölf Dezibel. Durch Ansauggeräusche und die Zuluftöffnungen reduziert sich der Wert um ungefähr die Hälfte. Es kann grob angenommen werden, dass ein Lüfterbetriebsgeräusch außerhalb einer solchen Grow-Box um sechs Dezibel reduziert wird. Je größer die Box und je stärker oder schallabsorbierender ein Material ist, desto leiser wird das Außengeräusch. Geräusche unter 26 dBa werden von den meisten Menschen und in den meisten Frequenzen nicht mehr als störend wahrgenommen!

Kein kommerzieller Grower kann so auf die qualitätsbestimmenden Faktoren eingehen wie ein gut informierter Eigenbedarfs-Gärtner in einem Land, in dem der Heimanbau von Hanf legal ist.

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