Freitag, 27. August 2004

Der Speichel

Die Seuche Nüchternheit

Sie wird verharmlost, verleugnet und verschwiegen. Kaum ein
Betroffener wagt ein Outing und wenn er es tut, erntet er nur kopfschüttelndes
Unverständnis. Kaum einer kennt die schlimmen Folgen der notorischen Nüchternheit
– und träges Rumstehen auf Tanzfläche ist hier nur die Spitze des Eisberges.

 

Vorweg ein paar schockierende Zahlen:

Über 90 Prozent aller Verkehrsunfälle passieren unter
ausschließlicher Beteiligung nüchterner Fahrer.

Nahezu 100 Prozent aller Selbstmordattentäter begehen ihre
Tat nüchtern.

100 Prozent aller Kampfhund-Beißattacken werden von
nüchternen Hunden verübt.

49 Prozent aller Nüchternen haben einen IQ von unter 100
Punkten.

Schon ein einziges Mal nüchtern sein kann zur lebenslangen
Fortsetzung dieses Zustandes führen.

 

Man sieht: Die Folgen der Nüchternheit gehen weit über das
Vorstellungsvermögen von Otto Normalbürger hinaus. Und dennoch gibt unser Staat
keinen Cent dafür aus, die Menschen über die fatalen Folgen dieses Zustandes
aufzuklären, noch sie per Prävention davor zu bewahren.

Zum Glück geht der Trend unter Jugendlichen wieder hin zum
Rausch. Das ist gerade deshalb besonders wichtig, weil dauerhafte Nüchternheit,
besonders in jungen Jahren, Entwicklungsstörungen verursacht. So konnte herausgefunden
werden, dass junge Erwachsene, die während ihrer Pubertät sich ausschließlich
an Norm und Gesetz halten, weniger konfliktfähig und ausgereift sind.
Entwicklungsstörungen wegen mangelnder Erfahrung und ein extrem schüchternes
Verhalten stehen auf der Tagesordnung. „Ihnen fehlt einfach die experimentelle
Phase.“, meinte ein einschlägig bekannter Professor, der an dieser Stelle
ungenannt bleiben will, da er die Streichung von Fördermitteln befürchtet.

 

Doch nicht nur der Einzelne hat mit schlimmsten
Nebenwirkungen zu rechnen, auch die Gesamtgesellschaft leidet unter dem Trend
zur Abstinenz. Deutschlands Wirtschaft liegt am Boden und das ist kein Wunder,
denn die Nüchternheit schlägt sich direkt im Bruttosozialprodukt nieder. So
beschwerte sich der Kneipenbesitzer bei uns ums Eck, dass er seine „komplette
Existenz durch all diese Nüchternen gefährdet“ sehe. Und die Pharma-Industrie
lies uns wissen, dass der dauerhafte Verzicht auf chemische Substanzen zu einer
erheblichen Verringerung der Lebensspanne führen kann. „Ein Leben ohne Chemie
können wir uns nicht vorstellen!“, diktierten sie uns ins Notizbuch.

 

Das Problem ist schlimmer als bisher angenommen. Doch ernst
nimmt dies derzeit keiner. Weder in Beratungsstellen, die fast jeden Nüchternen
wieder nach Hause schicken, noch in den Behörden, die in amtlichen Statistiken
nicht einmal die Nüchterntoten ausweisen. Medial ist dies der erste uns
bekannte Artikel, der sich mit den Folgen der Nüchternheit beschäftigt.
Forschungsaufträge und ähnliches sind uns nicht bekannt. Doch dieses Thema muss
aufgearbeitet werden und ihr könnt sicher sein, wir bleiben für euch am Ball!

 

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