Mittwoch, 10. November 2004

Jorges Grow Corner

Ist es ein Junge oder ein Mädchen?

Alle unter euch, die schon mal ein neu geborenes Baby gesehen haben,
können diese Frage sicher nachvollziehen. Denn es ist schon ganz schön
schwer, am Anfang das Geschlecht des Babys zu erkennen. Außer, es ist
in den typischen Farben (rosa oder blau) gekleidet. Und genauso schwer
ist das beim Hanf am Anfang auch. Eigentlich noch schwerer. Denn
erstens haben die Pflanzen keine Kleider und zweitens gibt es immer
wieder auch Zwitterpflanzen.
Der weibliche Hanf produziert die Eizellen, die männliche den Pollen.
Wird die weibliche Blüte mit Pollen bestäubt, so kommt es zur
Samenbildung, und dann ist es aus mit dem Wunsch nach „Sinsemilla“
(spanisch für „samenlos“), und auch die THC-Produktion lässt nach.
Deswegen ist es für die meisten Grower wichtig, alle Männchen so früh
wie möglich zu erkennen und auszumerzen.
Beide, der männliche und der weibliche Hanf, haben eine Vorblüte.
Dieses Stadium wird bei Samen normalerweise nach ca. fünf Wochen
vegetativem Wachstum erreicht. (Schaue vorsichtig an der 4. und 5.
Nodie von unten an gezählt.) Nodien sind die Wuchsknotenpunkte am
Stamm, aus denen Blätter und Äste wachsen. Die Vorblüten findet man am
oberen Rand dieser Knotenpunkte. Meist sind diese Vorblüten klein und
sehr schwer mit dem nackten Auge zu erkennen, deswegen benutzen
erfahrene Grower eine Lupe mit sechs- bis zehn-facher Vergrößerung. Es
handelt sich in der Regel um genau eine Blüte.

Die männliche Vorblüte:
Sie zeigt sich als kleiner Wuchsknoten, an dem in der Regel relativ
spät genau ein kleiner Pollensack austritt, der wie ein Mini-Football
am Stiel aussieht. Dabei ist der Stiel aber dünn und weich, der
Pollensack hängt laternenartig herunter.

Die weibliche Vorblüte:
Die einzelne weibliche Blütenkapsel sitzt genau am gleichen Platz, aber
sie ist birnenförmig, und oben ragen sehr charakteristisch ein bis drei
weiße Haare heraus, die Narben. Aber Vorsicht: Die Narben entstehen
manchmal auch erst lange nach dem Einsetzen der Vorblüte. Und es wird
leider noch komplizierter: Manche weiblichen Vorblüten bilden nie
Narben. Also nicht voreilig aussortieren, wenn ihr nicht ganz sicher
seid. Wenn nicht absolut eindeutig zu erkennen ist, was es ist, lassen
vorsichtige Grower die Pflanze lieber bis zum Einsetzen der richtigen
Blüte stehen.

Die Blütephase:
Der Zeitpunkt, an dem eine Pflanze ihr Geschlecht „für immer“
offenbart, ist beim Einsetzen der Blütephase. In der freien Natur setzt
diese bei uns im Spätsommer (~August) ein, wenn die Tage wieder
merklich kürzer werden. Indoor wird die Blüte durch das Umstellen des
Beleuchtungsintervalls auf 12/12 eingeleitet. 12/12 bedeutet, dass die
Zuchtlampe zwölf Stunden an und zwölf Stunden aus ist. Nach Umstellen
der Lampen brauchen die Pflanzen noch ein bis zwei Wochen, bis sie die
ersten Blüten zeigen. Pflanzen, die in Hydrokulturen wachsen, zeigen
häufig ein paar Tage früher Blüten als Pflanzen aus Erdkulturen.
Man kann dann an zahlreichen Nodien die Blüten oder Pollensäcke
sprießen sehen. Dann spätestens sollte die Geschlechtsbestimmung kein
Problem mehr sein.
Die männlichen Pflanzen zeigen ihr Geschlecht meist eine Woche vor den
weiblichen. Auch das Wuchsverhalten an sich ist etwas anders. Sie
werden meist etwas höher, verzweigen nicht so sehr, und bilden weniger
Blätter aus. In Relation zu den weiblichen Pflanzen produzieren die
Männlichen weniger Blüten, und auch anteilig weniger aktive Wirkstoffe
wie z. B. die Cannabinoide.
Wenn die Pflanzen anfangen zu blühen, kann man Veränderungen im
Wuchsverhalten beobachten. Aber auch die chemischen Prozesse innerhalb
der Pflanzen selbst ändern sich. Der Stängel streckt sich, die Blätter
bekommen langsam immer weniger Finger, die Cannabinoid-Produktion geht
erst leicht zurück, um dann wieder stärker zu werden. Die Bildung der
Blüten geht erst schnell, dann immer langsamer voran. Auch der
Nahrungsbedarf ändert sich. Die Produktion von Blattgrün (Chlorophyll)
geht zurück, damit auch der Bedarf an Stickstoff (N). Für die Bildung
der Blüten benötigt die Pflanze nun mehr Phosphor (P). Ungefähr dann,
wenn die ersten Blüten sichtbar werden, ist es auch Zeit, den stark
stickstofflastigen „Grow“-Dünger gegen einen stark
phosphor-kaliumlastigen Blütedünger zu tauschen.
Als Letztes noch mal zur Erinnerung: Nicht alle Männer sind böse! 😉

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