Donnerstag, 18. September 2025

High Noon in Oklahoma – Wenn der Sheriff Angst vorm Gärtner hat

Oklahoma, einst das gelobte Land der legalen Cannabis-Pioniere, gleicht heute eher einem schlecht gecasteten Wildwest-Remake: Statt friedlich blühender Buds gibt’s jetzt Verschwörungstheorien, Polizeikontrollen und den Vorwurf, dass „ausländische Invasoren“ (gemeint sind zumeist Chines:innen) den Markt unterwandert haben. Die Wahrheit? Irgendwo zwischen überambitionierter Gesetzgebung, wirtschaftlichem Wildwuchs und – mal wieder – der Angst vor dem Unbekannten.

Vom Cannabis-Wunderland zum Bürokratie-Bunker

2019 war Oklahoma der neue Star am Hanf-Himmel: Einfacher Zugang, keine Lizenzobergrenzen, Spottgebühren für Genehmigungen. Die Devise lautete: Grow, Baby, Grow! Innerhalb kürzester Zeit entstanden über 14.000 lizenzierte Cannabisbetriebe – bei einer Bevölkerung von gerade mal vier Millionen. Ja, selbst die Tomatenbauern dachten kurz über einen Sortenwechsel nach.

Aber was passiert, wenn man den Markt wie ein Buffet eröffnet? Genau – irgendwann kommen mehr Leute, als man Teller hat. Heute sind von den 14.000 Lizenzinhabern nur noch etwa 5.000 aktiv, darunter ca. 2.000 Anbauer. Der Rest hat entweder das Handtuch geworfen oder ist im Nirwana der Gesetzesänderungen verschwunden.

Strohhalme, Gummibären und harte Vorwürfe

Jetzt wird’s wild: Das Oklahoma Bureau of Narcotics behauptet, dass viele ausländische Geschäftsleute – hauptsächlich aus China – durch sogenannte Strohbesitzmodelle (also Scheinfirmen mit Strohmann-Strukturen) den Markt infiltriert haben. Ein Vorwurf, der irgendwo zwischen berechtigter Sorge und latentem Fremdenhass schwankt.

Dazu kommen tragische Vorfälle, wie etwa ein Vierfachmord auf einer Cannabis-Farm im Jahr 2022, die das öffentliche Bild weiter trüben. Doch Kritiker:innen fragen sich: Ist der Markt wirklich unterwandert – oder war die legale Cannabisstruktur von Anfang an ein Schweizer Käse mit zu vielen Löchern?

64-mal mehr Gras als Bedarf – das muss man auch erstmal schaffen

OBN-Vizechef Brian Surber rechnet vor: Oklahoma produzierte 64-mal mehr Cannabis, als die Bevölkerung verbrauchen kann. Kein Wunder, dass sich da einige Schwarzmärkte freuen. Oder wie ein (gescheiterter) Anbauer es formulierte: „Ich hab 300.000 Dollar verloren – weil ich alles richtig machen wollte.“ Legalität als Geschäftsrisiko? Willkommen in der Cannabis-Bürokratie-Realität.

Was lernen wir daraus?

Oklahoma zeigt, was passiert, wenn man eine Branche wie ein Freibierfest organisiert – und sich dann wundert, dass auch Leute ohne Einladung kommen. Gleichzeitig ist es bezeichnend, wie schnell aus einem wirtschaftlichen Boom eine politische Schlammschlacht wird, in der „ausländische Gruppen“ als Sündenböcke herhalten müssen.

Vielleicht wäre es an der Zeit, Cannabis endlich wie das zu behandeln, was es ist: ein Wirtschaftsgut, ein Kulturgut – und vor allem: ein Produkt mit klarer Regulierung, aber ohne Paranoia.

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buri_see_kaeo
1 Monat zuvor

Den letzten Satz sehe ich ähnlich wie der Verfasser des Tagesthemas. Ich muss sogar sagen, es IST an der Zeit dass sh.o., nicht nur in Oklahoma oder anderswo, besonders auch in DE. Denn hier, in DE, neigt die (rechts orientierte) Politik imeer immer wieder dazu, den Menschen vorzuschreiben, was denn nun Kultur(gut) ist und zu sein hat und was gefälligst nicht. Kompetenz in yxz-ter Thematik gehört wohl eher nicht dazu, also bitte sehr: https://www.ardaudiothek.de/episode/urn:ard:episode:33edb1c7a29b9bea/ Tja, man kann sich Menschen passender Kultur nicht schnitzen, aus Holz z.B…., aber wenn der Winter da ist, evtl. ’nen Schneeman kugeln… . Was auch immer die Bemühungen, Menschen gewollter Kultur schaffen zu wollen, ergibt, so YT und .com und / und dann: watch?v=F6URobRfo_E ab 1:40… Weiterlesen »