Mittwoch, 16. April 2025

Polizei zerstört legale Cannabis-Plantage

Erntehelfer der Polizei plündern versehentlich Hanfgarten eines Hagener Cannabis-Clubs

Cannabis

 

 

Von Sadhu van Hemp

 

 

Zunächst die gute Nachricht: Kein Hänfling musste aus Notwehr erschossen werden, als die Polizei am 20. März in Hagen eine Lagerhalle stürmte und im Zuge des Kampfeinsatzes gegen den illegalen Hanfanbau kurzen Prozess machte – mit 900 Cannabis-Pflanzen. Hinterlassen wurde ein Schlachtfeld, geradeso als hätten sich Wildschweine in einem liebevoll gestalteten Ziergarten ausgetobt.

 

Die schlechte Nachricht ist, dass die Drogenfahnder in ihrer blinden Zerstörungswut etwas zu viel vorauseilenden Gehorsam an den Tag legten und widerrechtlich handelten, da der Indoor-Hanfgarten einer lizensierten Cannabis-Anbaugenossenschaft gehört.

 

Am Anfang der (vermeintlichen) Fehlerkette steht ein Verdächtiger, gegen den Polizei wegen eines Cannabis-Deliktes ermittelte. Bei der Durchsuchung der Wohnung fiel den Beamten ein Bauplan in die Hände, der den Verdacht des illegalen Hanfanbaus nahelegte. In dem Glauben, einen dicken Fisch an der Angel zu haben, wurde noch am selben Tag in aller Eile ein Durchsuchungsbeschluss für die im Bauplan verzeichnete Örtlichkeit beantragt und genehmigt.

 

Die Polizei ging zu Werke und wurde in einer ehemaligen Lagerhalle wie erhofft fündig: Hanf zur Gewinnung von Haschisch und Marihuana soweit das Auge reicht. Elektrisiert vom Ermittlungserfolg wurde bei der Staatsanwaltschaft fernmündlich die Erlaubnis für die umgehende Vernichtung der Drogenpflanzen eingeholt – und rambozambo war’s um die armen Pflänzchen geschehen.

 

„Die Umstände der Auffindesituation und ihre Beschaffenheit erweckten bei den Ermittlerinnen und Ermittlern den Eindruck einer professionell illegal betriebenen Plantage“, kommentierte die Polizei Hagen ihr sportliches Vorgehen.

 

Nachdem sich herausstellte, dass der Hanfgarten doch nicht so illegal war wie angenommen, befindet sich die Polizei nunmehr ob ihres Übereifers in Erklärungsnot. Wer trägt die Schuld für das klitzekleine Malheur, versehentlich 900 legal in Deutschland lebende Cannabis-Pflänzchen von der Polizei abtöten zu lassen?

 

Eine behördliche Genehmigung für den legalen Anbau sei den ermittelnden Polizeibeamten zum Zeitpunkt der Razzia nicht bekannt gewesen, redet sich die Polizei heraus.

„Das Problem an der Sache ist, dass die Bezirksregierung den Ordnungsbehörden nicht vorab sagt, wo sich solche Flächen befinden“, entschuldigte der zuständige Oberstaatsanwalt den Blindflug der Polizei, der er grünes Licht für die Razzia gegeben hatte.

 

Den Ablauf des Polizeiüberfalls schildert der Anwalt der Cannabis-Genossenschaft etwas anders. Demnach waren die am Einsatz beteiligten Polizisten vom Vermieter des Gebäudes darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass der Hanfgarten in der Halle legal bewirtschaftet wird.

„Der Vermieter war vor Ort und hat mehrfach darauf hingewiesen, dass der Mieter ein eingetragener Verein mit entsprechender Genehmigung sei“, sagte der Rechtsbeistand des Cannabis-Clubs.

 

Ungeachtet dessen haben die Polizeibeamten ihr zerstörerisches Werk begonnen und die abgeernteten Pflanzen eingesackt. Auf Beschwerde des nachträglich informierten Genossenschaftsvorsitzenden erklärte sich die Polizei bereit, die beschlagnahmten Pflanzenreste zurückzugeben. Zynischer geht es kaum noch.

 

Der Cannabis-Club will nun gegen das erlittene Unrecht seitens der Strafverfolgungsbehörden juristisch vorgehen. Die 900 Hanfpflanzen hätten einen Ernteertrag von rund 45 Kilogramm erbracht, so dass sich der entstandene Schaden auf 270.000 Euro beläuft. Hinzuzurechnen seien noch die Kosten für neue Setzlinge und deren Aufzucht sowie die Mehrkosten für Miete, Wasser und Strom.

 

Die Polizei in Hagen will nun rechtlich prüfen lassen, wie mit der Schadensersatzforderung umzugehen sei. Kurzum – wie sich die Polizei Hagen auch aus der Affäre ziehen will, unterm Strich verfestigt sich der Eindruck, dass die blindwütige Zerstörung des legalen Hanfgartens kein Versehen, sondern vielleicht ein klitzekleines bisschen Absicht gewesen sein könnte.

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8 Kommentare
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MicMuc
6 Tage zuvor

Der Faschismus hat viele Gesichter und Uniformen …

MicMuc
6 Tage zuvor

Gestern habe ich im Augustiner Chorherrenstift auf Herrenchiemsee die Ausstellung zum Verfassungskonvent besucht. Wenn man die hehren Vor- und Grundsätze von damals mit unserer heutigen Verfaßtheit vergleicht, da Staat, Institutionen, ja sogar das Grundgesetz – gedacht als verbindende Verbindlichkeit – zum Meme als Klischee seiner selbst verkommen ist samt der ideenbereinigten Phrasen (freiheitlich demokratische Grundordnung) und Worthülsen (Rechtsstaatlichkeit, Demokratie, Verteidigungsbündnis) – lediglich noch, um eine Herde im (Be)Griff zu halten -, dann versteht man das Sprichwort: „Der Weg zur Hölle ist mit guten Vorsätzen gepflastert.“ Und zum klassischen und äußerst erfolgreichen Meme der Polizei als „Freund und Helfer“ (oft und gerne so kolportiert vom früheren Polizeiminister Heinrich Luitpold Himmler) ließen sich sehr „lustige“ Memes erstellen, nicht nur wegen Typen des… Weiterlesen »

MonacoFranze
6 Tage zuvor

Ja sowas, das ist jetzt mal nicht in Bayern passiert?

Warum passiert sowas wenn die Grünen mitregieren?

greenness
6 Tage zuvor

@M.F.

So etwas kann in Bayern nicht passieren, da keine Anbauvereinigungen.

Merkst Du etwas? –

Im ersten Moment musste ich an dieses denken:

https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.falscher-hanf-alarm-in-zuffenhausen-polizei-rupft-150-pflanzen-aus.75247312-a5d8-4d8a-85a4-969d8987f8bb.html

Mit Schaum vor dem Mund. (Vielleicht nicht einmal die Uniformierten, sondern die „aufmerksamen Bürger“.)

Der Schaden, der im jetzigen Fall verursacht wurde, dürfte allerdings etwas höher sein.

Ralf
6 Tage zuvor

Mir kommen da immer wieder die Assoziazionen mit den Judenpogromen über die Jahrhunderte hoch. Auch die jetzigen Kifferpogrome werden so lange anhalten wie diese. Glaubt nur nicht dass der Spuk durch diese halbherzigen Cannabisgesetze vorbei ist. Der Spass geht jetzt erst richtig los, denn den Schergen waren die Gesetze in diesen wie in heutigen Zeiten vollkommen egal, denn das Gesetz sind ihrer Meinung nach doch sie.

Haschberg
6 Tage zuvor

Dieser scheussliche Prohibiitionskrieg – ausgerechnet gegen die völlig falsche Substanz (da ein Heilmittel) – mit seinen gemeinen Fallstricken, Repressionen und Lügen, wird uns wahrscheinlich noch lange Zeit erhalten bleiben.
Bis zum Herbst bräuchten wir dringend eine Evaluierung der tödlichen legalen Horrordrogen, die unserem Staatsgefüge schon seit einer gefühlten Ewigkeit einen unglaublich hohen volkswirtschaftlichen Schaden anrichten !

Flex
5 Tage zuvor

Was für eine Schweinerei von der Polente!!! Das haben die aus reiner Boshaftigkeit gemacht. Wurden ja vom Vermieter darauf hingewiesen, dass es sich um einen legalen CSC handelt.

Ralf
4 Tage zuvor

Jetzt ist es ja so: Ich glaube keine Sekunde lang, dass es in deutschem Naziland mit einer weisungsgebundenen, noch aus der NS-Zeit wohl erhaltenen Staatsanwaltschaft, auch nur einen gibt, der dieses Verbrechen der Schergen und ihrer weisungsgebenden Führerschaft zur Anklage bringt. Das werden die damit begründen dass es nicht im öffentlichen Interesse ist, denn Cannabis ist ja nach wie vor was ganz böses, bei dem jedes Mittel recht ist den Konsum zu unterbinden. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist das auch schon im Vorfeld mit diesem Nazihaufen der sich bei uns Staatsanwaltschaft nennt abgesprochen. Was also tut ein Dieb der nicht angeklagt wird? Er wird weiter stehlen. Was tut ein Mörder der nicht angeklagt wird? Er wird weiter morden. Was… Weiterlesen »