Montag, 7. April 2025

Ein Jahr Cannabisgesetz: Was hat sich im Straßenverkehr verändert?

7 Monate THC-Grenzwert – DAV fordert bessere Datenerfassung für klare Bewertung der Verkehrssicherheit

Bild: Archiv/Su
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Seit dem Inkrafttreten des neuen Cannabisgesetzes am 22. August 2024 gilt ein bundeseinheitlicher THC-Grenzwert von 3,5 Nanogramm pro Milliliter Blutserum. Damit soll geklärt werden, wann eine Drogenfahrt unter Cannabiseinfluss tatsächlich die Fahreignung beeinträchtigt. Doch die Praxis zeigt: Es gibt viele offene Fragen – und eine lückenhafte Datenlage.


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Die Arbeitsgemeinschaft Verkehrsrecht im Deutschen Anwaltverein (DAV) zieht nach sieben Monaten eine kritische Bilanz und fordert eine bundesweit einheitliche Erfassung der Verstöße. Nur so lässt sich die Auswirkung des Cannabisgesetzes auf die Verkehrssicherheit fundiert bewerten.

THC am Steuer: Zunahme von Drogenfahrten?


Zahlen aus mehreren Bundesländern deuten auf einen Anstieg der Drogenfahrten mit Cannabis hin:

  • In Hamburg sanken die Alkoholunfälle um 11,8 %, während die Unfälle unter Drogeneinfluss um 17,7 % zunahmen.
  • Bayern meldet 27 % mehr Drogenfahrten – in über der Hälfte spielte Cannabiskonsum beim Autofahren eine Rolle.
  • In NRW stieg die Zahl der Drogenunfälle um 5,9 %, in Düsseldorf sogar um 22 %.
  • Sachsen registrierte im Januar 2025 413 Drogenfahrten – mehr als 50 % davon wegen THC am Steuer.
  • In Schleswig-Holstein wurden 1630 Fälle registriert, etwas weniger als im Vorjahr – doch der Anteil von Cannabis bleibt hoch.

Diese Zahlen zeigen einen möglichen Trend. Doch: Einheitliche Vergleichswerte fehlen. Viele Bundesländer können keine detaillierten Angaben machen – oder liefern lediglich allgemeine Statistiken.

Mehr Polizeikontrollen = mehr Verstöße?


Ein wichtiger Faktor ist der deutlich erhöhte Kontrolldruck. In vielen Regionen wurden mehr Polizist:innen für Drogenerkennung geschult, etwa für sogenannte Standardisierte Fahrtüchtigkeitstests (SFT).


Hamburg und Schleswig-Holstein haben gezielte Kontrollaktionen durchgeführt – besonders bei Großveranstaltungen und im Rahmen der europäischen ROADPOL-Wochen. Die Folge: mehr entdeckte Drogenfahrten.


Die Frage bleibt: Fahren wirklich mehr Menschen unter Cannabis-Einfluss, oder wird einfach mehr kontrolliert? Eine abschließende Bewertung ist derzeit kaum möglich – und genau das kritisiert die DAV.

Cannabis & Führerschein: Rechtliche Unsicherheiten bleiben


Der neue THC-Grenzwert wirft viele juristische Fragen auf:

  • Wann liegt tatsächlich eine Fahruntüchtigkeit vor?
  • Wie zuverlässig sind die Testmethoden zur THC-Erkennung?
  • Welche Rechte haben Betroffene bei einem Führerscheinverlust durch Cannabis?

Hier kommen Verkehrsanwält:innen ins Spiel. Sie unterstützen Konsumierende bei rechtlichen Fragen rund um die medizinisch-psychologische Untersuchung (MPU) oder beim Einspruch gegen polizeiliche Maßnahmen. Durch Zusammenarbeit mit Gutachter:innen und Verkehrspsycholog:innen ermöglichen sie eine individuelle und faire Einschätzung.

DAV fordert: Einheitliche THC-Erfassung im Straßenverkehr


Um die Langzeitfolgen des Cannabisgesetzes auf die Verkehrssicherheit seriös zu bewerten, braucht es eine bundesweit einheitliche, kontinuierliche Datenerhebung.


Die DAV will in den kommenden 18 Monaten auf belastbare Daten hinwirken – damit Verkehrspolitik und Rechtsprechung nicht auf vagen Trends beruhen, sondern auf Fakten.


Fazit: Cannabisgesetz mit Licht und Schatten


Die Einführung des THC-Grenzwerts im Straßenverkehr war ein wichtiger Schritt zur Entkriminalisierung – aber auch zur Klärung der Fahrtüchtigkeit. Doch aktuell ist unklar, ob mehr Menschen unter Cannabiseinfluss Auto fahren, oder ob sie nur häufiger erwischt werden.


Für Konsumierende gilt daher: Sicherheit geht vor. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte auf das Autofahren nach dem Cannabiskonsum verzichten – und sich im Zweifel juristisch beraten lassen.


Weitere Infos zu rechtlichen Fragen bei Cannabis im Straßenverkehr gibt es unter:
www.verkehrsanwaelte.de

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5 Kommentare
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trec.
14 Tage zuvor

Trends / Fakten wurden bereits über jahrzehnte gesammelt Therhune und Hausmann et al PDF Abb. 4
Nüchterne verursachen mehr Unfälle als THC-Beeinflusste. Ja, alles Einzelfälle.

Zuletzt bearbeitet 14 Tage zuvor von Trec 0.1
Ramon Dark
14 Tage zuvor

Was die gemeldete Zunahme an Drogenfahrten betrifft: Wichtig ist doch auch eine genauere Aufschlüsselung der verwendeten Drogen samt eventuellem Mischkonsum und ihre tatsächliche Auswirkung auf das Unfallgeschehen. Ausserdem: Alkohol gehört zu den harten Drogen, also müsste er statistisch nicht separat als Gegensatz zu „Drogen“betrachtet werden um zu einer genaueren Betrachtungsweise zu gelangen, sondern innerhalb der Drogenauflistung eine entsprechende Position eningeräumt bekommen. Hat sich eigentlich schon mal jemand statistisch mit den Folgen einer hyperaktiv-nervösen Fahrweise von manchen extremen Coffeinjunkies oder der Ablenkung der Konzentration durch Zigarettenrauchen am Steuer beschäftigt? In den Mainstreammedien habe ich bislang noch nichts diesbezügliches gefunden.

greenness
13 Tage zuvor

Heute war wieder in vielen Internetartikeln zu lesen, daß die Zahl der „Drogenfahrten“ (auch Medikamente, Alkohol etc.) massiv zugenommen hätte.

Dies wurde aus der höheren Anzahl der „erwischten“ Fahrer geschlossen.

Eine ziemlich schlampige Folgerung. (Stichwort Kontrolldelikt)

Mein Tip: Einfach keine Kontrollen mehr machen, dann geht die Zahl auf 0 herunter.

Begründet wird die Zunahme mit der Cannabis-Legalisierung. Was die Cann.-Leg. mit dem Konsum von und dem Fahren unter Alkohol, Medikamenten und sonstigen Drogen zu tun hat, wird selbstverständlich nicht weiter erläutert.

Die geistige Schlichtheit von vielen Mitbürgern ist schon erschreckend.

Ralf
11 Tage zuvor

„Die Frage bleibt: Fahren wirklich mehr Menschen unter Cannabis-Einfluss, oder wird einfach mehr kontrolliert?“
Der Trick sollte doch spätestens seit dem Coronakomplott bekannt sein. Mehr Tests erhöht die so genannte und erwünschte Inzidenz.
Die einfache Tatsache dass ich wenn ich 100 Ostereier statt 10 verstecke auch das zehnfache finden werde, geht den meisten Mathemantikbanausen aus denen der Großteil der Bevölkerung wohl besteht, bis heute nicht in die Birne.

alvinlees
7 Tage zuvor

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