Montag, 24. Februar 2025

Opfert die SPD das Cannabis-Gesetz?

Friedrich Merz (CDU) und sein Gehilfe Markus Söder (CSU) gewinnen vorgezogene Bundestagswahl – zum Leidwesen der Cannabis-Community

Cannabis

 

 

Ein Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Die gute Nachricht zuerst: Nicht ganz Deutschland ist am gestrigen Wahlsonntag in der schwarzbraunen Kloake des Rechtskonservativismus versunken. Mittendrin im tiefsten Osten der Republik gibt es einen Ort, der sich einfach nicht völkisch befrieden lassen will. Die Rede ist von Berlin, dem nicht funktionierenden Teil des 1989 zwangsvereinigten Deutschlands. Das „Dorf der Spinner“ widersetzt sich dem Wunsch der Angstdeutschen, in die gute alte Zeit zurückzufinden, als noch Zucht und Ordnung zwischen Flensburg und Passau herrschte.

 

Die Mehrheit der Berliner ist nicht nach rechts, dafür aber ein ordentliches, ja fast schon beängstigendes Stück nach links gerückt. Knapp 20 Prozent der Wähler hievten die Linkspartei aufs Siegerpodest und nicht wie allerorten CDU und AfD. Berlin will offensichtlich das linksgrün versiffte Sündenbabel des Vielvölkerstaates Deutschland bleiben. Und das ist auch gut so – besonders für asylsuchende Hänflinge aus Bayern, die im Fall einer Neuauflage der Cannabis-Prohibition im Sodom und Gomorrha an der Spree weitgehend unbehelligt abtauchen können.

 

Die schlechte Nachricht ist, dass die Hälfte der deutschen Urnengänger das nahezu deckungsgleiche Gedankengut von CDU/CSU und AfD teilt. Die Rufe, endlich die Brandmauer einzureißen und in einer großen Koalition das zusammenzuführen, was zusammengehört, werden lauter. Die Union hat als Wahlsieger in der Koalitionsfrage die Qual der Wahl zwischen AfD und SPD, muss sich also zwischen Pest und Cholera entscheiden. Beide Seuchen zehren die Christdemokraten aus, und ein reibungsloses Durchregieren ist angesichts der immensen politischen Baustellen reines Wunschdenken.

 

Doch es führt kein Weg daran vorbei: Die strahlenden Sieger Friedrich Merz (CDU) und sein langer Schatten Markus Söder (CSU) werden auf Partnersuche gehen müssen. Zwar bieten sich die Wut- und Hassbürger von der AfD in geradezu penetranter Weise an, sich mit der Union zu paaren, doch die ist noch nicht gewillt, sich von den Braunblauen beflecken zu lassen. Dann doch lieber den rotlackierten Ex-Partner, die spröde alte Tante SPD, die schon Angela Merkel den Steigbügel halten durfte.

 

Aller Voraussicht nach hängt die Regierungsbildung mal wieder von den Sozialdemokraten ab. Selbstverständlich werden sich die Sozen mit der Union auf Koalitionsverhandlungen einlassen und tüchtig zu knabbern haben an den Kröten, die sie als Juniorpartner schlucken müssen. Und es müsste schon mit dem Teufel zugehen, wenn am Ende der Koalitionsverhandlungen keine Konsenssoße kredenzt wird, die für beide Seiten verträglich ist – zum Nachteil jener Bürger und Bürgerinnen, die sich ein friedliches und weltoffenes Deutschland wünschen.

 

Eine dieser Kröten, die die CDU/CSU den SPD-Genossen zum Verzehr servieren wird, ist das Cannabis-Gesetz. Der Wahlkampfschlager der Union, die „Cannabis-Legalisierung light“ rückgängig zu machen und die kiffende Bevölkerung zu rekriminalisieren, wird auch in den Koalitionsverhandlungen zu hören sein. Vor allem Markus Söder wird es eine Genugtuung sein, der SPD einen Sinneswandel in der verhassten Cannabis-Politik abzuringen und dem scheidenden Gesundheitsminister Lauterbach eine schallende Ohrfeige mit auf den Weg in den unverdienten Ruhestand zu geben. Wie ernst es dem bayerischen Ministerpräsidenten mit der Cannabis-Prohibition ist, zeigt die hartnäckige Weigerung des Freistaats, dem Bundesgesetz Geltung zu verschaffen. Nach wie vor sind die bayerischen Landesbehörden inklusive Polizei und Zoll nicht gewillt, dem auf Bundesebene beschlossenen Paradigmenwechsel in der Cannabis-Politik in der Praxis Rechnung zu tragen.

 

Für die Hanfcommunity könnte es unter der neuen CDU/CSU-geführten Regierung durchaus eng werden, wenn die Prohibitionsfanatiker der Christdemokraten per Koalitionsvertrag grünes Licht für die Hetzjagd auf kleine Kiffer bekommen. Koste es, was wolle – eine Reform der Reform wird folgen. Vor allem Freizeit- und Spaßkiffer sollen dazu gezwungen werden, die Finger von Haschisch und Marihuana zu lassen und wieder auf den guten alten Alkohol zurückzugreifen. Einzig den Medizinalhanf-Konsumenten bleibt die Hoffnung, dass Cannabisblüten aus der Apotheke nicht wieder als Betäubungsmittel eingestuft werden und weiterhin ärztlich verordnet werden können – das aber nur noch face to face in der Arztpraxis und nicht online.

 

Wie es auch kommt, den Widerstand gegen die Cannabis-Prohibition werden Merz und Söder nicht brechen. Bundesweit fünf Millionen Hänflinge sind eine Critical Mass, die in ihrem zivilen Ungehorsam mit rechtsstaatlichen Mittel kaum mehr zu bändigen ist.

 

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10 Kommentare
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Hans Dampf
26 Tage zuvor

Wahrscheinlich ist auch, das wir es wieder mit einer bzw. einem Bundesdrogen-Beauftragte/n aus der CSU vom Format einer Mortler oder Ludwig zu tun bekommen werden.
Das kann ja traurig werden.

Ralf
25 Tage zuvor

Deutschland ist latent faschistisch, Zitat Fritz Bauer.

Haschberg
25 Tage zuvor

Wer sich in Deutschland etwas intensiver mit unserer Geschichte befasst, so wie ich es tue (ist einfach nur mein Hobby), dem wird auffallen, dass dem Faschismus zugeneigte Menschen schon immer irgendeine Minderheit brauchten, auf die sie ihren krankhaften, perversen Hass auslassen konnten. So waren es schon mal die Hexen, dann die Naturvölker, zwischenzeitlich mussten die armen Juden und Homosexuelle daran glauben und in unserer heutigen, leider nicht minder hasserfüllten Welt, sind es halt Leute, die sich nicht unbedingt mit mit den tödlichen legalen Horrordrogen Alkohol und Nikotin abfinden wollen. Diesen modernen Faschismus darf man getrost „Prohibitionsfaschismus“ nennen, für all die Volksdummen, die es noch immer nicht kapieren wollen. Eine solche widerwärtige und unverhältnismäßige Spielart der Repression dürfen wir uns in… Weiterlesen »

Ali
25 Tage zuvor

Es wird so kommen, wie ich bereits vorhersagte. Die SPD wird ihren kümmerlichen Schwanz einziehen, wenn es um das Cannabisgesetz geht. Deshalb habe ich auch immer davor gewarnt, in sogenannte Cannabis-Clubs einzutreten. Die Polizei wird demnächst genüsslich die Mitgliederlisten ansehen.
Und dann wird es bei vielen Leuten Besuch geben. Was an faschistische Zeiten erinnern wird. Aber zu Tode saufen darf man sich mit legalen Drogen!
Was für beschissene, verlogene, erbärmliche Astlöcher sind diese Konservativen und Pseudo-Sozialdemokraten eigentlich? Ich würde zu gerne jemanden ankotzen oder ankacken! Aber volles Rohr!

mattsinger
25 Tage zuvor

…warum soviel Hass?
…und diese schrecklichen Worte: Faschismus, Prohibition, krankhaft, pervers, Repression…

Eine derartige Erwartungs-/ Lebenshaltung ist nicht förderlich und bestärkt nur negative Gedanken, die keinen weiterbringt und das eigene Ich schwächt!

Cool bleiben.
Was habt ihr denn erwartet?
Gras, Friede und Eierkuchen???

Erstmal abwarten….es kommt immer anders als man denkt!

…“ein Optimist“ und Guerillafarmer (dem eh´alles egal ist, ausser der Ernte und Gesundheit, und vielen anderen Sachen……)

PitFlik
24 Tage zuvor

Man(n) habe ich mich gefreut, als nach 54 Jahren endlich die Legalisierung a.d. Weg gebracht wurde.
Lange überfällig, da wir dies ja der amerikanischen Prohibitionsbeendigung zu verdanken haben die einen neuen Sundenpfuhl brauchten, damit die Leute im Amt bleiben konnten.
Seitdem „fliege“ ich unter’m Radar, was sich wie heute zeigt immer noch notwendig ist!
Ich hoffe nur, dass die CDU mit dem Rückbau nicht durchkommt – es steht ja auch viel Geld a.d. Spiel, was auch an anderer Stelle gebraucht wird.
Optimistisch denken – dann wird alles Gut…

Trec 2025
21 Tage zuvor

Das btmg ist das schlechteste Mittel um die Welt und die Menschen besser zu machen. Keine Macht den Lügen.

Runkel
21 Tage zuvor

Wenn ich diesen Blödsinn immer lese, AfD und „braun“ und „völkisch“ – das ist so ein hirnverbrannter Blödsinn. Man, könnt ihr diesen Scheiß nicht mal sein lassen? Das ist 100 Jahre her, das waren Linke und das wiederholt sich auch nicht mehr. Dass die AfD das Cannabis zum Individualkonsum nicht frei geben will, verstehe ich auch nicht. Aber da werde ich mich als erstes drum kümmern, so wie ich in der AfD aufgenommen wurde. Ja, kotzt meinetwegen im Strahl. Das ist genau so hirnverbrannt. Ich werde mich der Sache bei der AfD mal widmen, so richtig ernsthaft. Mal sehen, wie die wirklich intern ticken. Und natürlich auch aus Eigeninteresse. Cannabis Konsum darf niemals illegal sein.

Quer-Denker (früher war das halt mal cool)
18 Tage zuvor

„Wer sich in Deutschland etwas intensiver mit unserer Geschichte befasst, so wie ich es tue (ist einfach nur mein Hobby), dem wird auffallen, dass dem Faschismus zugeneigte Menschen schon immer irgendeine Minderheit brauchten, auf die sie ihren krankhaften, perversen Hass auslassen konnten.“ Super Kommentar – heute ist es der vom teuersten Rundfunk der Welt orchestrierte „Kampf gegen Rechts“. Geh doch mal mit einem Schild „gegen rechts“ durch eine Stadt in Deutschland und mach das gleiche andersherum. Geschichtlich gesehen sollte in einer Demokratie, die vom Oppositionellen („Entgegengesetztem“) lebt, kein Kampf gegen irgendetwas finanziert werden. Nun ja, also, finde Kiffen nicht gut, sei aber trotzdem für die (realistische, ab 21?) Legalisierung . Finde links und rechts nicht so dolle, sei aber trotzdem… Weiterlesen »

hoizhax
15 Tage zuvor

Schönen Gruß von der Mafia und Danke Schön!
Weiter so!