Dienstag, 31. Dezember 2024

Der Cannabis-Drops ist noch nicht gelutscht

(P)Review 2024/2025 – Was war, was kommt

Cannabis feuerwerk-neujahr-sylvester-party

 

 

Von Sadhu van Hemp

 

 

2024 war das Jahr, das Millionen Hanffreunden in Deutschland die Freiheit geschenkt hat – zwar nur sehr eingeschränkt, aber immerhin. Was viele für unmöglich gehalten hatten, wurde am 1. April um Punkt Mitternacht Wirklichkeit: Cannabis steht fortan nicht mehr im Betäubungsmittelgesetz auf der Liste der verbotenen Substanzen. Der seit den Sechzigerjahren des letzten Jahrhunderts von vielen Menschen geäußerte Wunsch, Haschisch und Marihuna in aller Freiheit genießen zu dürfen, ging endlich in Erfüllung. Die Bundesregierung hat Wort gehalten und den Paradigmenwechsel in der deutschen Cannabis-Politik eingeleitet.

 

Die Regierungskoalition aus SPD, Bündnis90/Die Grünen und FDP wollte nicht länger übersehen, dass das Hanfverbot mehr schadet als nutzt und in der demokratisch zivilisierten Welt mit Abermillionen Hanfkonsumenten längst ausgedient hat. Und das nicht nur in Deutschland. Immer mehr Länder ignorieren die UN-Drogenkonvention von 1961 und verzichten darauf, kleine Kiffer wie Hasen zu jagen und ihnen das Fell über die Ohren zu ziehen. Kanada und Uruguay verstoßen bereits seit etlichen Jahren gegen das internationale Hanfverbot, ohne von der UNO abgestraft zu werden. Die westliche Welt begreift allmählich, dass der Krieg gegen die Hanfkonsumenten nicht gewonnen werden kann und der Friedenschluss mit der kiffenden Bevölkerung überfällig ist.

 

2024 sollte dann auch in Deutschland die Vernunft siegen – trotz aller Skepsis der Hanfcommunity gegenüber den Sozialdemokraten, die gerne mal ihre Wahlversprechen brechen, wenn sich der Wind dreht. Es wurde zum Geduldspiel, als die Ampelregierung im Dezember 2021 die Amtsgeschäfte aufnahm und in der Cannabis-Frage zunächst den Eindruck erweckte, die Sache aussitzen zu wollen.

 

Doch 2023 kam Bewegung in die Sache; das Cannabisgesetz nahm Gestalt an. Vorneweg spuckte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kräftig in die Hände und lotete aus, was im Geflecht der internationalen Anti-Hanf-Bestimmungen auszuloten ist. Es galt, das deutsche Cannabisgesetz derart zu verunstalten, dass weder die Weltgesundheitsorganisation der UNO, noch die Europäische Union Grund zur Klage haben. Am Ende hatten Lauterbach und seine spitzfindigen Juristen eine Gesetzesreform ausbaldowert, die nichts Halbes und nichts Ganzes ist, aber vor den Gerichtshöfen standhält.

 

Von allen Seiten hagelte es Kritik, auch von der eigenen, aber insbesondere von den Ultra-Hardcore-Prohibitionisten aus dem rechtskonservativen Wutbürgermilieu, die mit der Freigabe von Cannabis den unmittelbaren Untergang des abendländischen Vaterlandes fürchteten.

 

Doch alle Anti-Hanf-Propaganda verpuffte: Am 23. Februar verabschiedete der Deutsche Bundestag mit deutlicher Mehrheit das Cannabis-Gesetz. Von 735 Abgeordneten stimmten 407 für das Gesetz, 226 dagegen und vier enthielten sich. Die Hanfcommunity jubelte, die Hanfhasser spien Gift und Galle. Der Sabber lief besonders bayerischen Politikern von CSU, AfD und Freien Wählern nur so aus dem Maul. Letzte Hoffnung der Prohibitionsfanatiker war der Bundesrat. Sollte es tatsächlich noch einmal so kurz vor der Ziellinie zur Zitterpartie werden?

 

Der letzte Akt des Dramas um das Cannabisgesetz wurde dann in den Vormittagsstunden des 22. März in der Länderkammer uraufgeführt. Die CDU/CSU regierten Länder verlangten die Einberufung des Vermittlungsausschusses, um das Inkrafttreten des Gesetzes auf die lange Bank zu schieben. Noch einmal durften sie vor laufenden Kameras geifern, lügen und hetzen. Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer bot dabei sein ganzes schauspielerisches Talent auf und ließ während seiner Hasstirade gegen die Cannabis-Freigabe Tränen kullern. Doch selbst dieser Hollywood-Trick half nicht. Nur Bayern, Baden-Württemberg, Brandenburg und das Saarland stimmten dafür, das Gesetz zu Nachverhandlungen noch einmal in das Kompromissfindungsgremium von Bundestag und Bundesrat zu schicken. Sachsens Stimme wurde für ungültig erklärt, da Grüne und CDU uneinheitlich abgestimmt hatten.

 

Und dann ging alles ganz schnell. Ein Bote eilte nach Schwerin und legte das Gesetz Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) in Vertretung für den im Urlaub weilenden Bundespräsidenten zur finalen Unterschrift vor. Zur Kaffeestunde ging weltweit die Nachricht über die Ticker, dass Deutschland rund fünf Millionen Menschen aus der Unterwelt ans Tageslicht geholt hat und gerade dabei ist, stante pede im Drogensumpf zu versinken.

 

Doch zum Ärgernis der Cannabis-Hasser ist diese Prophezeiung bis Jahresende nicht eingetreten. Im Gegenteil: Beschwingt rutschen die Deutschen ins neue Jahr – ohne den Ballast des Hanfverbots. Die Verfluchten und Verfolgten verspüren erstmals in ihrem Leben die Leichtigkeit des Seins, die ihnen die Teilfreigabe von Cannabis verschafft. Ob die neugewonnene Freiheit auch 2025 Bestand hat, steht allerdings in den Sternen.  

 

Die Gefahr, dass alles rückgängig gemacht wird, dräut bereits am 23. Februar. Nach dem Scheitern der Ampelregierung stehen Neuwahlen ins Haus, und den Deutschen gelüstet es laut Meinungsumfragen nach einer rechtskonservativen Regierung ohne Beteiligung von Grünen, Roten und Gelben. Die Mehrheit der Wähler wünscht sich Friedrich Merz (CDU) und Alice Weidel (AfD) in Amt und Würden. Die nächste Regierung soll ein bisschen mehr Faschismus wagen, um all das linksgrün genderversiffte Gutmenschenpack in die Schranken zu weisen. Und dazu zählen selbstverständlich auch die rund fünf Millionen Hanffreunde, die unter einer CDU/CSU/AfD-geführten Regierung in die Unterwelt zurückgeschickt werden sollen.

 

Doch ganz so schlimm wird es wohl nicht kommen, wenn das Bauchgefühl nicht trügt. Die Brandmauer zur AfD bröselt zwar, aber noch ist sie einigermaßen stabil. Doch in punkto Cannabis werden es wieder einmal mehr die Sozialdemokraten sein, die uns verraten. Sie werden Friedrich Merz und seinen Gefolgsleuten den Steigbügel halten. Und der Union wird es in den Koalitionsverhandlungen ein Genuss sein, der SPD einen Kotau und das Versprechen abzuverlangen, bei einer wie auch immer gearteten Rückabwicklung des Cannabisgesetzes behilflich zu sein.

 

Nun denn, stürzen wir uns hinein ins Jahr 2025, das hoffentlich nicht allzu nachteilig für die Hanffreunde verlaufen wird. Vielleicht entspannen sich ja die Anti-Cannabis-Hetzer von der CDU/CSU nach der Wahl und schauen noch einmal genau hin, ob es sich für Deutschland wirklich rentiert, das gerade legal aufblühende Business rund um die Hanfpflanze im Keime zu ersticken und in die dunklen Zeiten der Prohibition zurückzukehren.

 

Die Redaktion des  Hanf Journal wünscht allen Brüdern und Schwestern einen gutes neues Jahr, das euch mit viel Glück und vor allem Gesundheit segnen soll. Bleibt auf dem Quivive und lasst euch von der Dummheit der Doofen nicht die Lebensfreude versauen!

 

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greenness
14 Tage zuvor

Selbstverständlich ist der Drops noch nicht gelutscht. Die Fachgeschäfte fehlen noch. – Ich warte gespannt auf weitere Umfragen zum Thema. Kurz vor und nach der Verabschiedung/Umsetzung des CanG war in Umfragen noch eine Mehrheit dagegen. Als sich herausgestellt hat, daß die sogenannte ‘Mocro-Mafia’ aufgrund der Entkriminalisierung von Millionen deutscher Cannabiskonsumenten Sprengstoffanschläge verübt hat, war diese Prohibitionisten-Mehrheit noch vehementer gegen das CanG. Nachdem sich später dann allerdings ergeben hat, daß die Sprengstoffanschläge gar nicht von der ‘Mocro-Mafia’ begangen worden sind und dies zudem nichts(!!) mit dem CanG zu tun hat, scheint ein gewisser Denkprozess eingesetzt zu haben. Die letzte Umfrage (vom DHV beauftragt) hat eine deutliche Zustimmung zum CanG und zu weiteren Schritten in Richtung legaler Abgabemöglichkeiten ergeben. – Die Wahrheit… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 14 Tage zuvor von greenness
Yo24hua Base
14 Tage zuvor

@greenness Auf der folgenden Seite findet sich eine Umfrage, die ähnliche Tendenzen wie die DIMAP Umfrage von Hanfverband aufzeigte: https://www.donaukurier.de/nachrichten/politik/csu-will-die-teil-legalisierung-von-cannabis-nach-der-bundestagswahl-wieder-kippen-17715338 (Ad-Blocker muss deaktiviert werden, sonst ist die Umfrage nicht sichtbar). Die ersten 2 Tage waren noch bei realistischen 62% Pro Legalisierung. Aktuell wirkt die Umfrage mit 77% Pro Stimmen mittlerweile allerdings nach meiner Auffassung doch eher unrealistisch. Die Seite wurde vom Weedmob auf ‘X’ (Twitter) aber auch extrem stark durch gefickt (hat da, wer was von Orgasmus gesagt?). Zu dem Inhalt des verlinkten Artikels hülle ich mich in schweigsamer Stille, das hatten wir schon zu oft in der Vergangenheit getan und das braucht keine weitere Diskussion mehr, so zumindest mMn! Lasst uns darüber reden, wie man das System noch mehr… Weiterlesen »

Zuletzt bearbeitet 14 Tage zuvor von Yo24hua Base
Fred
13 Tage zuvor

Also, ich bin für 2025 relativ gelassen. Wenn die Union die Wahl nicht mit absoluter Mehrheit gewinnt, wird mindestens eine Ampelpartei mit in der Regierung sein. Das dürfte reichen, selbst die SPD wird einer Rückabwicklung nicht einfach zustimmen. Weil es eben auch ein Prestigeprojekt der Ampel unter Federführung der SPD ist.

Zumal ein Zurück generell nur schwer umsetzbar wäre. Liegt an den Clubs, die eine Betriebserlaubnis von 7 Jahren besitzen. Die kann man nicht einfach widerrufen, da hängen Investitionen dran.

Der für mich wahrscheinlichste Ausgang der Geschichte : Es gibt eine Koalition aus Union und SPD und oderGrünen. In den Verhandlungen wird ein Kompromiss gefunden, z.b die im Gesetz festgelegten Evaluationstermine abzuwarten und dann nach Faktenlage zu entscheiden.

Ali
13 Tage zuvor

@ Fred: Dein Wort in Gottes Ohr! Ich befürchte allerdings Schlimmstes für die Kiffer! Union und ihre heimliche Liebschaft AfD haben zusammen um die 50%. Das reicht zur Mehrheit. Und das werden die auch irgendwie nutzen. Auf die Sozialdemokraten ist kein Verlass mehr. Wie heißt es so treffend? “Wer hat’s verraten? Die Sozialdemokraten!” Die SPD wird nicht versuchen, die Rücknahme des CanG zu verhindern. Die haben schon im hohen Norden sich da nicht an Zusagen gehalten. Die aktuelle SPD ist eine Verräterpartei! Denk an meine Worte!

Zuletzt bearbeitet 13 Tage zuvor von alibi2011@gmx.de
Mimi
13 Tage zuvor

Man muss bedenken, dass ganz, ganz viele Menschen in Deutschland sich gar nicht mit den Details der aktuellen Regelung befasst haben, insbesondere unter den Legalisierungsgegnern und CXU-/AfD-Wählern. Daher wäre auch vorstellbar, dass diese Parteien ihren Wählern eine geringfügige Verschärfung oder sogar eine weitere Lockerung als etwas völlig anderes verkaufen. Ist doch eh alles durch und durch verlogen und das wissen die zumindest teilweise sicher auch selbst.

Fred
13 Tage zuvor

@ Ali Vor einer gemeinsamen Sache Union und AFD brauchst du keine Angst zu haben. Eine Koalition kann die Union mit denen nicht eingehen. Die AFD steht z.b für raus aus Europa und Nato und die Union für das Gegenteil. Wie soll das gehen ? Selbst wenn man zu diesen Themen einen gemeinsamen Nenner findet, ist der Haufen anerkannt rechtsextrem und verfassungsfeindlich. Jedenfalls in Teilen. Die Union wäre erledigt, wenn man sich mit der AFD einlässt. Der Union bleibt nur eine Koalition mit SPD, Grünen und wenn es reicht mit der FDP. Außerhalb dieser Koaltion schnell mal was mit der AFD durchdrücken, würde von dem oder den Koaltionspartnern als Vertrauensbruch gewertet und die neue Regierung wäre ebenfalls Geschichte. Deshalb findest… Weiterlesen »

Fred
13 Tage zuvor

Und hier noch ein Blick in die gelebte Realität.

https://taz.de/Cannabis-Legalisierung-in-Uruguay/!6054997/

Salah Eddine
12 Tage zuvor

Eine Bitte um entdem gegen zu wirken.

Stellt alle auf euren Balkon eine Pflanze.

Animiert auch alle dazu solange es noch möglich ist.

Wenn auf jedem Balkon eine Pflanze steht,

steht das Cannabis aus vor dem aus!

Salah Eddine

greenness
12 Tage zuvor

@Salah Eddine:

Sich zeigen wird wichtig.

Aber im Januar/Februar eine Hanfpflanze auf den Balkon? Die arme Pflanze (Minusgrade).

Ich vermute (hoffe), daß schon Demos geplant sind, wenn die verschiedenen Unionen daran gehen, Millionen von unschuldigen Bundesbürgern (darunter unzählige Leistungsträger, die diese Misanthropen mit von Ihnen generierten Steuern finanzieren) wieder zu kriminalisieren und von der Polizei jagen zu lassen.

In meinem privaten und beruflichen Umfeld sind überwiegend Nichtkonsumenten, die ob diesem politischen Kasperletheater nur den Kopf schütteln. Da werden sich bestimmt einige finden, die gegen dieses menschenverachtende Gebahren ein kleines Nachmittags-Spaziergängchen mitmachen.

Ali
12 Tage zuvor

@Fred: Es gab schon Fälle, wo Parteien den sogenannten Koalitionszwang aufhoben. Z B bei der Abtreibung oder bei der Organspende. Der Abgeordnete wählt nur nach seinem “Gewissen!” CDU/CSU/AfD haben zusammen um die 50%. Was zur Mehrheit reichen würde. Und alle wären zufrieden. Die Unionspolitiker sind Meister der Erpressung. Sie würden somit der SPD oder den Grünen eine Chance geben, ihr Gesicht zu wahren und somit weiter mit ihnen zusammen zu arbeiten. Irgend etwas Dreckiges fällt den Schwarz-Braunen in dieser Hinsicht sicherlich ein. Wie immer! Und die aktuelle SPD kannst Du eh vergessen! Die werden sich nicht dagegen wehren! Von den Grünen Karrieregeiern ganz zu schweigen.