Seit 1994 können sich Besucher aus nah und fern im Berliner Hanf Museum ein umfassendes Bild über eine der ältesten Kulturpflanze der Welt machen
Ewig grüßt Sadhu van Hemp zum Geburtstag
Drei Jahrzehnte ist es nun her, als ein paar wagemutige Hänflinge am Nikolaustag 1994 die Pforte des Hanf Museum öffneten und Berlin mit einem „Kulturtempel“ bereicherten, der nicht von allen Hauptstädtern gern gesehen war: Cannabis, igitt! Argwöhnisch wurden sie von den Behörden beäugt, die jungen Leute, die mit Liebe zum Detail die Ausstellung zusammentrugen und dem Publikum zugänglich machten.
Im verflixten 7. Jahr des Bestehens fuhren Polizei und Staatsanwaltschaft schwere Geschütze auf. Über ein Dutzend Beamte und ein Drogenspürhund fielen in die knapp 300 Quadratmeter großen Ausstellungsräume ein und suchten jede Ritze nach illegalen Drogen und Cannabis ab. Doch außer Spesen nix gewesen. Einzige Beute waren ein paar in einem Schaukasten ausgestellte Nutzhanfpflänzchen, deren Anbau zu wissenschaftlichen Zwecken von der Bundesopiumstelle genehmigt war.
Trotz aller Steine, die dem Hanf Museum in den Weg gelegt wurden, haben es die Hanffreunde gemeinsam mit dem Trägerverein H.A.N.F. e.V. geschafft, sich zu behaupten – und das ohne nachhaltige Senatsförderung. Einzig dem Engagement der Museumsmacher und Förderer ist es zu verdanken, dass die Hanfausstellung im Berliner Kulturbetrieb eine kleine, aber feste Größe ist. So ist das Hanf Museum seit einem Vierteljahrhundert ein fester Bestandteil der „Langen Nacht der Museen“.
Und es gibt wahrlich viel zu sehen. Zwar ist das Museum kein „Erlebnismuseum“ wie ein Bier-, Wein- oder Schnapsmuseum, dafür aber können sich die Besucher etwas anderes in den Kopf tun, das allemal erhellender ist: Das Wissen über eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt.
Von der Saat, über das Wachstum, bis hin zur Ernte wird anschaulich dargestellt, wie unzählige Generationen vor uns mit dem Hanf lebten und ihn zum Wohle aller nutzten. Die Sammlung gewährt Einblick in die Vielfältigkeit der Hanfpflanze, aus der sich Öl und Brennstoff, Seile und Kleidung, Papier und Baumaterial, zuletzt Nahrungsmittel und Medizin herstellen lassen.
Natürlich wird auch die Frage beantwortet, wie das Zauberkraut in die Pfeife kam. Eine Gemälde- und Fotosammlung zeigt u.a. unsere Urgroßeltern beim Kiffen. Dem Betrachter wird schnell klar, dass Haschisch und Marihuana seit Adams Zeiten in der weltweiten Rauschkultur tief verwurzelt ist und schon unseren Ahnen das Leben versüßte.
Einer dieser Ahnen ist Haschbruder Wolfgang Neuss, der als notorischer Kiffer „nicht das Denkbare, sondern stets das Undenkbare tat“. Da die Weltstadt Berlin nicht imstande ist, Deutschlands größten Kabarettisten aller Zeiten (GröKaZ) post mortem zu ehren, hat das Hanf Museum unterstützt von Tochter Jette Neuss diese Aufgabe übernommen und der „Roten Laus im Berliner Bärenpelz“ eine Hall of Fame gewidmet.
Das Hanf Museum versteht sich aber auch als Ansprechpartner für Museumsbesucher, die Hilfe suchen. Für die Mitarbeiter um Museumsleiter Rolf Ebbinghaus ist es Herzenssache, den Ratsuchenden zur Seite zu stehen. Die „Grüne Hilfe“ bietet in den Räumen des Hanf-Museum eine Rechtsberatung an – und das unverbindlich und kostenlos.
Am Freitag wird nun 30-jähriges Jubiläum gefeiert. Der Nikolaus steht höchstselbst im Nikolaiviertel an der Museumspforte – und jeder ist eingeladen, der Lust auf ein bisschen Hanfkultur unter Freunden hat. Highlight der Party ist der Liedermacher Götz Widmann, der ab 22 Uhr 00 die Saiten zupfen und trotz der Cannabis-Teilfreigabe kein Blatt vor den Mund nehmen wird.
Hanf Museum Berlin
Mühlendamm 5 – 10178 Berlin – Mitte
Fernruf: +49 30 24 24 827
Öffnungszeiten:
Dienstag bis Freitag: 10 Uhr bis 20 Uhr
Samstag und Sonntag: 12 bis 20 Uhr
Montag ist Ruhetag
Eintritt: 6,00 Euro/ ermäßigt 4,00 Euro
Meine allerbesten Glückwünsche gehen an das Hanfmuseum und meine tiefe Verehrung an Wolfgang Neuss, der diesem Land so sehr fehlt als aufgeklärter Humanist und unermüdlicher Kämpfer für eine freiheitliche Demokratie, welche unsere bürgetliche Mitte mit tatkräftiger Unterstüzung seitens Polizei, Justiz und der kriegsberichterstattenden “embedded” Medien im “War on Drugs” bis zur Unkenntlichkeit ausgehöhlt haben!
gute Sache, das…
Auch ich möchte den Zuständigen des Hanfmuseums mein großes Lob aussprechen für so viele Jahre treuer Volksaufklärung über eine noch immer völlig zu Unrecht stigmatisierte Heilpflanze. Der Hanf war stets ein äußerst wichtiger und unverzichtbarer Meilenstein in der kulturellen Entwicklung sehr vieler Völker. Diese megapotente Pflanze wird auch in Zukunft sehr nachgefragt werden, zumal unsere modernen Gesellschaften mehr und mehr an ihrer verrückten, zerstörerischen Überflussmentalität zu leiden haben, die unentwegt neue Gifte und weiteren Dreck, wie Plastik, Kippen, Antibiotikareste und Pestizide jeglicher Art und Menge über die ganze Welt verteilen. Nur der verstärkte Hanfanbau und sein aufklärender Genuss könnte diesen Wahnsinn wenigstens um ein gutes Stück reduzieren. Der überaus kluge, aufgeschlossene Vorreiter Wolfgang Neuss lag also schon vor vier Jahrzehnten… Weiterlesen »