Samstag, 1. Oktober 2022

Stoppt endlich den Wahnsinn der Cannabis-Prohibition!

Bild: Archiv Su

Jeden Tag stirbt in Deutschland ein Hänfling an Altersschwäche, ohne jemals das Licht der Freiheit gesehen zu haben. Nach wie vor, und das seit über einem halben Jahrhundert, hält die Gesellschaft an dem menschenrechtverletzenden Paradigma fest, mit aller Härte einen gnadenlosen Vernichtungskrieg gegen jene Bürger und Bürgerinnen führen zu müssen, die Cannabis zu Genusszwecken konsumieren. Die Kriegsmaschinerie gegen das Allerweltkraut läuft auf Hochtouren, und bis Jahresende werden wieder einmal mehr an die 200.000 Menschen wegen eines Verstoßes gegen das Hanfverbot Bekanntschaft mit Polizei und Justiz machen. Tausende werden als verurteilte Verbrecher eingekerkert oder in psychiatrischen Heilstätten von Seelenklempnern per Gehirnwäsche zwangstherapiert; Abertausende werden den Arbeitsplatz, die Lehrstelle, die Fahrerlaubnis, die Wohnung, die Familie und die Reputation verlieren. Und das nur, weil irgendwelche selbsternannten Tugendwächter der Bevölkerung die hanebüchene Lüge von der gefährlichen Hanfdroge in den Kopf pflanzen, ohne auf nennenswerten Widertand zu stoßen.

Und doch ist die Hoffnung der verfolgten und geächteten Hänflinge groß, dass es der seit einem Dreivierteljahr regierenden Ampelkoalition in den kommenden Monaten gelingt, die Kampfhandlungen im Anti-Hanf-Krieg einzustellen und den rund fünf Millionen Cannabis-Konsumenten auf deutschem Boden den Erwerb und Besitz geringer Mengen Haschisch und Marihuana zu gestatten. Noch stehen SPD, FDP und Bündnis90/Die Grünen zur Koalitionsvereinbarung, Cannabis in eng gestecktem Rahmen zu Genusszwecken freizugeben und den Prohibitionswahnsinn mit all seinen Kollateralschäden zu entschärfen. Die Köpfe rauchen in den Gremien der zuständigen Ministerien. Ziel ist es, Konsens zwischen all denen herzustellen, die sich dazu berufen fühlen, bei der Entscheidungsfindung ein gewichtiges Wörtchen mitzureden. 

Und gehört wollen sie alle, die Fachspezialexperten in Sachen Cannabis: Ärzte, Apotheker, Soziologen, Polizisten, Pädagogen, besorgte Eltern, Kirchenvertreter … endlos ist die Liste derer, die Einfluss nehmen, um die staatlich regulierte Freigabe nicht allzu freizügig ausfallen zu lassen. Demgegenüber stehen ein paar wenige Auserwählte, die sich hauptberuflich für die Legalisierung engagieren. Nicht zu Wort kommen die Opfer der Cannabis-Prohibition. Zuletzt werden einige wenige Prädestinierte und Nicht-Konsumenten darüber bestimmen, wie sich die Freigabe gestaltet und wo die Grenzen gesetzt werden. Was bei der Konsensfindung fehlt, ist der Druck von der Straße. Die Opfer schweigen, wohl in Vertrauen darauf, dass im Berliner Regierungsviertel doch noch versehentlich Hirn vom Himmel regnet und alles von ganz allein und ohne jegliches Zutun gut wird. Geradezu arrogant lehnen sich die meisten Hänflinge zurück. Man unterlässt es aus Bequemlichkeit oder gar Gleichgültigkeit, sich für die ureigene Sache beherzt einzusetzen und die zu unterstützen, die sich seit Jahrzehnten bemühen, den Protest gegen das Unrecht des Hanfverbots auf die Straße zu tragen und damit der breiten Öffentlichkeit sichtbar zu machen.

Wenn nicht jetzt, wann dann ist es geboten, den Damen und Herren des Politgeschäfts vor Augen zu führen, wer die Opfer und wie viele sie sind. Die Masse macht’s – so wie beim Christopher Street in Köln und Berlin, wo Hundertausende ein Zeichen gegen die verkrusteten Moralvorstellungen der Deutschen setzen. Wieso schaffen es Millionen stigmatisierte und kriminalisierte Hanfkonsumenten nicht, als Critical Mass in Erscheinung und der Politik in den Hintern zu treten.

 Der Kampf gegen den Prohibitionswahnsinn ist nämlich erst dann vorbei, wenn Deutschlands Cannabispolitik dem Vorbild Uruguays und Kanadas folgt.

Von Sadhu van Hemp

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2 Kommentare
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Heisenberg
1 Jahr zuvor

Eine neue Idee könnte hilfreich sein.Man könnte über eine Cannabislegalisierung diskutieren.Das schwächt die Prohibition ein wenig.

Fred
1 Jahr zuvor

Man wird es einfach auch mal akzeptieren müssen : “Druck von der Straße” über den klassischen Weg der Demo, die durch die Straßen zieht und auf Probleme und Ungerechtigkeiten hinweist, bekommen wir nicht hin. Ich denke, das ist Fakt wenn man die Teilnehmerzahlen der Hanfdemo`s der letzten Jahre sieht. Fakt ist allerdings auch, dass es inzwischen andere Möglichkeiten gibt seinem Protest Ausdruck zu verleihen. Stichwort Social Media, quasi die digitalisierte Version der Demonstration. Unzählige Post und Diskussionen – neben dem sich völlig veränderten Wissensstand in Sachen Cannabis und vernünftiger Drogenpolitik – haben bekanntlich dazu geführt, das Cannabis Wahlkampfthema wurde und wir nun kurz vor dem ersten Gesetzentwurf zur Legalisierung stehen. Die ” Demo ” hatte also Erfolg, sie wurde von… Weiterlesen »