Montag, 20. Juni 2022

Der große Cannabis-Bluff in Luxemburg

Vorgelegter Gesetzesentwurf zur versprochenen Cannabis-Legalisierung ist eine Mogelpackung

Cannabis

 

 

Ein Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Vor knapp vier Jahren versprach die luxemburgische „Ampel“-Koalition den Bürgern und Bürgerinnen des Großherzogtums die Cannabis-Legalisierung. Nach dem Willen der Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen sollte es freie Verkaufsstellen geben, der Eigenanbau gestattet sein, und niemand sollte mehr Angst vor der Polizei haben.

 

Der Jubel war groß, auch in Deutschland, wo die Führungselite der Hanfaktivistenszene mal wieder von einem Meilenstein im Raum-Zeit-Kontinuum des War on Drugs sprach. Jetzt geht’s los in Europa, war der Tenor, und Deutschland würde das nächste Land sein, das die Verfolgten und Geächteten der Cannabis-Prohibition in die Arme schließt und den Hanf freigibt. Trunken vor Glück träumten luxemburgische und auch deutsche Hänflinge von einer zügigen und nachhaltigen Gesetzesreform, die schon morgen in Kraft tritt und das Stigma für alle Zeiten beendet. Stimmen, die davor warnten, sich von den Volks(ver)tretern nicht hinter die Fichte führen zu lassen, wurden niedergebrüllt und gedisliked.

 

Doch nun soll es endlich soweit sein: Die Luxemburgische Regierung hat fertig, der Gesetzesentwurf liegt dem Parlament zur abschließenden Lesung und Abstimmung vor. Auf einer Pressekonferenz letzten Mittwoch gab Justizministerin Sam Tanson Details der bevorstehenden Cannabis-Legalisierung bekannt. Demnach soll jedem volljährigen Luxemburger zugestanden werden, vier Hanfpflanzen anzubauen. Zwingend vorgeschrieben wird, die Pflanzen aus Samen zu ziehen. Die Verwendung von Stecklingen bleibt unter Strafandrohung verboten. Zudem dürfen die Pflanzen nicht sichtbar sein, etwa von der Straße aus.

Der persönliche Konsum der selbstgezogenen Hanfblüten in privater Umgebung wird erlaubt, der Genuss von Cannabis im öffentlichen Raum bleibt jedoch weiter strikt verboten.

 

„Das strafrechtliche Regelwerk bleibt natürlich bestehen, außer für den Transport von Cannabis auf öffentlichen Straßen“, erklärte die Justizministerin. „Sie können bis zu drei Gramm mit sich führen, ohne dass es zu einer strafrechtlichen Verfolgung kommt“.

Wer allerdings dabei erwischt werde, wie er 2,5 Gramm Cannabis aus seinem Garten zu einer Party mitnimmt, riskiere eine Verwarnung mit einer Strafzahlung von 145 Euro, so Tanson. Mit strafrechtlichen Konsequenzen muss ebenso gerechnet werden, wenn mehr als vier Pflanzen gezogen werden oder am falschen Ort gegärtnert wird.

 

Um den Schwarzmarkt gänzlich auszutrocknen, plant die Regierung „unter staatlicher Kontrolle eine nationale Produktions- und Verkaufskette einzurichten, um die Qualität des Produkts zu gewährleisten.“ Ob die Umsetzung dieses Planes noch einmal vier Jahre oder geringfügig länger dauert, wollte die Ministerin nicht verraten.

 

Ja, was soll man nun dazu sagen? Ist das genug Cannabis-Freigabe? Ist das Wahlversprechen der Bettel-Regierung damit eingelöst? Können die Luxemburger Hanffreunde in Jubelstürme ausbrechen und die Zeitenwende feiern?

Für die Justizministerin sind die Zugeständnisse an die Cannabis-Süchtigen so etwas wie Realpolitik: Die Regelungen seien innerhalb der Regierung diskutiert und noch als „realistische Option“ empfunden worden.

 

Somit bleibt in Luxemburg fast alles beim Alten. Man will die kiffenden Bürger und Bürgerinnen in der Öffentlichkeit nicht sehen und dulden. Auch künftig ist die einzig „realistische Option“, sich als Hänfling hinter verschlossenen Türen und zugezogenen Gardinen zu verstecken und im Geheimen seinem nach wie vor gesellschaftlich verfemten Laster zu frönen.

 

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19 Kommentare
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Pedro Kann
1 Jahr zuvor

Viel anders wird das hier in D auch nicht laufen

LoboBobo
1 Jahr zuvor

Ja klar, es muss alles sofort frei sein und Hanf ist auf einmal völlig normal für alle Menschen,bleib doch mal realistisch,man kann sowas auch behutsam angehen und wenn der Rest der Bevölkerung sich an den Hanf gewöhnt hat,einfach Stück für Stück alles lockern.

rulle
1 Jahr zuvor

Ehrlich gesagt finde ich es gar nicht so schlecht wenn jeglicher Drogenkonsum aus der Öffentlichkeit verbannt wird. Sollte aber dann für alle Drogen gelten einschließlich Alkohol und Tabak. Es sollte Cafes/Clubs geben wo der Konsum von diesen Drogen erlaubt ist.
Ansonsten halt zuhause kiffen, trinken oder rauchen.
Ich vergleiche das mit Sex, der ist in der Öffentlichkeit auch zurecht verboten!

Haschberg
1 Jahr zuvor

Eine armselige Regelung, die Hanffreunde weiterhin stigmatisiert und mit unsinnigen Vorschriften schickaniert.

Hans Hanf
1 Jahr zuvor

Also ja, Hanf ist völlig normal nicht giftig und sollte überall genossen und konsumiert sowie verkauft werden dürfen. Drogen Konsum gehört zum Leben, ich möchte nicht in einer Gesellschaft Leben in der man nur in seiner Wohnung frei sein kann, solange man die Miete zu leisten in der Lage ist. Ich habe auch gern Sex in der Öffentlichkeit, was grundsätzlich zum Glück auch nicht verboten ist, bei Erregung eines öffentlichen Ärgernisses nur eine Ordnungswidrigkeit. Also etwas Mensch und lebendig sein ist noch erlaubt trotz Corona und perfektem Arbeitssklavenwahn, der meisten Deutschen in Reihe und Glied Bürger. Peace and Pot pot LSD

Fred
1 Jahr zuvor

Was genau ist an dieser Regelung ” Der große Cannabisbluff “. In Luxemburg hat man einen Kompromiss getroffen. Die ganze Regelung verhindert Exzesse die man vom Alkohol so kennt. Oktoberfest und ähnliches z.b, das muss es m.M.n. in Grün und Rauch nicht geben. Letztlich ist jeder Hanfanhänger juristisch sauber, muss sich also keinen Kopp über Verfolgung mehr machen. Der Rahmen stimmt nach meiner Meinung und wird sicher auch die Gegner einigermaßen zufriedenstellen.

Im Detail muss man sich allerdings die Frage nach den Verkaufsstellen und einer Führerscheinregelung stellen. Warum es nach 4 Jahren ” Planung ” noch offene Fragen gibt ist schon ziemlich seltsam.

Me Kong
1 Jahr zuvor

Man sollte sie wirklich aus dem Amt prügeln, diese sog. Staatsdiener…

Hans Dampf
1 Jahr zuvor

Der Krieg gegen Hanf/Drogen bzw. gegen deren Konsumenten wird in Europa insbesondere Deutschland weiter gehen, ist noch lange nicht beendet. Auch die Absichtserklärungen der Regierung werden daran nicht viel ändern. Die Prohibition ist mittlerweile etabliert und sitzt fest in den Köpfen der Menschen. Selbst der DHV bemerkt richtigerweise das die ganze Angelegenheit der Legalisierung noch lange nicht in trockenen Tüchern ist und von den schwarz-braunen verhindert werden kann. Im Grunde sehen wir nur die ersten Schritte in die richtige Richtung. Aber Grund zur Freude und zum Jubeln gibt es, nüchtern betrachtet leider nicht. Auch wenn einige es anders sehen möchten, Cannabis und deren Konsumenten werden weiterhin verfolgt und geächtet bleiben. Allenfalls ist mit kleinen Zugeständnissen, ähnlich wie in Luxemburg zu… Weiterlesen »

Lupo
1 Jahr zuvor

Wer vom “Wertewesten” noch irgendetwas in Richtung “…wir machen mal etwas für unsere Bürger” erwartet, ist ein Vollidiot.

Rainer
1 Jahr zuvor

Nur eine Absichtserklärung.Was wohl in vielen Teilen Europas los wäre, wenn davon auch nur ein bischen verwirkicht werden würde?Bluff,sonst nichts.Und auch in D. nur Bluff.

Gülem Celant
1 Jahr zuvor

Die Grünen haben in ihrem Entwurf erfasst , das man thc Hanf in der Straßenbahn vaporisieren kann. Warum ? Weil die selbst voll drauf sind und das alles mit der Legalisierung sowieso nichts wird, da kann man dann die Fantasie spielen lassen, gratis Weed für alle… Und zum Schluss haben sie uns doch nur verarscht.

Gülem Celant
1 Jahr zuvor

Eventuell sollte mal jemand Abu Chaka fragen, es ist ja schließlich sein Land…

Hans Dampf
1 Jahr zuvor

@Sadhu van Hemp
und aller Anderen,
ist schon bekannt ob geringe Mengen, welche bei z.b. einer ,,Routinekontrolle‘‘ aufgefunden werden, behalten werden können. Oder wird ,,Das Verderben‘‘ auch weiterhin von der Ordnungsmacht einbehalten. Warum und wofür auch immer?

Ramon Dark
1 Jahr zuvor

Selbst für einen kleinen, langsamen Schritt in die komplette Legalisierung ist diese Minierleichterung fürs konsumierende und auch das seriös handelnde Publikum noch eine diskriminierende Verarschung. Erforderlich ist mindestens die völlige rechtliche Gleichstellung mit dem wesentlich härterem Alkohol und Tabak ohne weitere Schikanen beim allgemeinen Umgang mit allen qualitativ korrekten Hanfprodukten, zur Sortenvielfalt auch derjenigen aus anderen Ländern. Sonst bleibt mit Sicherheit der Schwarzmarkt erhalten, denn für ihn ändert sich ausser vielleicht einer kleinen Sortimentsänderung nichts.

Eisenmannn
1 Jahr zuvor

Dirty Weed hinter veschlossenen Türen in Luxemburg? Nix Öffentlichkeit? Frank & frei ist dort nur der Geldverkehr, im Steuerparadies des Schattenbankenstaates!

Ralf
1 Jahr zuvor

War doch nicht anders zu erwarten und die Hintertür zur vollen Rekriminalisierung bleibt damit sperrangelweit offen. Und wenn ich solche Kommentare wie die von @Lobo Bobo @rulle lese wird es mir so übel wie vor Jahrzehnten schon als ich genau das vorausgesagt habe. Also im Westen nichts neues.The war must go on.
Hallo Sadhu ich bin nicht mehr oft hier weil ich ja schon lange aufgegeben habe und auch die Kommentare socher Schleimer und Selbstdiskriminierer nicht mehr ertragen kann. Für mich der diese faschistoide Schergen-Scheiße sein Leben lang ertragen und sich unzählige Male traumatisieren lassen musste ist es jetzt auch egal, ich denke für dich gilt dasselbe. Sollen sie sich ihre Legalisierungsheuchelei in ihren verlogenen Arsch schieben.

                                             Gruß Ralf
Ralf
1 Jahr zuvor

@Me Kong
Der Staaubsaugervertreter verkauft Staubsauger
Der Autovertreter verkauft Autos
Der Volksvertreter verkauft……….!

Ralf
1 Jahr zuvor

@
Sadhu van Hemp
Autor
Ok, vielleicht komme ich doch mal wieder öfter vorbei, schon alleine um Leute wie Otto oder Rainer nicht alleine kämpfen zu lassen, auch wenn es für mich nur noch wenig bis keinen Sinn mehr macht.