Freitag, 27. Mai 2022

Cannabis-Legalisierung Fakten

Cannabis-Legalisierung Fakten

von Simon Hanf

Am Mittwoch den 4. Mai 2022 kam eine Nachricht von Gesundheitsminister Karl Lauterbach, welche die gesamte Cannabis-Szene aufatmen ließ. Eine Aussage, mit der niemand so schnell gerechnet hat und die sich wie ein Lauffeuer durch die gesamte Cannabisszene verbreitete. Herr Lauterbach sprach tatsächlich von einem Gesetzesentwurf, welcher bereits im Herbst dieses Jahres verabschiedet werden soll.

Diese Nachricht klingt so unglaublich, dass sich ein jeder Konsument gefragt hat, ob dass gerade real oder doch der Beginn einer Cannabispsychose ist. Herr Lauterbach relativierte vor wenigen Wochen noch die Notwendigkeit einer schnellen Legalisierung und wirkte dabei sehr gelassen. Als sei es kein Problem, noch zu warten. Von Seiten des Gesundheitsministers hieß es nur in klischeehafter Beamtenmanier, dass die Legalisierung irgendwann 2023 bearbeitet wird und irgendwie noch innerhalb dieser Legislaturperiode in Kraft tritt.

Woher der plötzliche Sinneswandel kommt, lässt sich abschließend nicht klären, aber es ist sehr auffällig, dass dieser genau zwei Wochen nach dem 4/20 veröffentlicht wurde. Unser neuer Drogenbeauftragte Burkhard Blienert spricht von „einem gründlichen Konsultationsprozess“. Dies ist auch wichtig, denn bei einer Cannabislegalisierung sollten wir verantwortungsbewusst mit der Thematik umgehen. Blienert sagte des weiteren, dass sich die Ampel „auf einen Paradigmenwechsel in der Drogen- und Suchtpolitik verständigt“, welcher auf „weniger Repression, mehr Schutz und Hilfe“ setzt. Ein Vorhaben, hinter dem wir vollständig stehen. Herr Blienert hat erkannt, dass kaum ein anderes drogenpolitisches Thema die Menschen so sehr beschäftigt hat wie Cannabis. Dementsprechend ist die Legalisierung die richtige Entscheidung.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) sagte in einem Interview mit der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung, es sei „realistisch möglich, das Gesetz bis Frühjahr 2023 umzusetzen, wir versuchen das sogar eher hinzubekommen.“ Normalerweise dauere ein solches Gesetz sechs bis neun Monate, gab Buschmann preis, „das möchten wir schneller schaffen“.

Der DHV teilte Merkur.de in einer Presseanfrage mit: „Es ist gut und richtig, die Details der Marktregulierung für Cannabis sorgfältig zu diskutieren“. DHV-Geschäftsführer Georg Wurth sagt weiter: „Was allerdings nicht so lange dauern sollte, ist die Entkriminalisierung der Konsumenten. Den Besitz einer kleinen Menge Cannabis ausschließlich zum Eigenverbrauch vorweg komplett legal zu machen, ist wesentlich unkomplizierter als die komplette Marktregulierung und wäre schnell erledigt.“ Konkret würde das bedeuten, der Gesetzesentwurf wird im Herbst 2022 verabschiedet und das Gesetz tritt bestenfalls sechs Monate später, dann im Frühling 2023 in Kraft. Ein schönes und, wenn wir ehrlich sind, realistisches Ziel wäre der 20. April 2023.

Neben der Abgabe in Fachgeschäften, dem einzigen Fakt, der bisher definitiv feststeht gibt es noch einige andere Forderungen, denen wir Raum verschaffen müssen. Zum einen wäre das, dass der Eigenanbau auch erlaubt ist, damit wäre es für jede erwachsene Person möglich Cannabispflanzen selbst anzubauen. Das einzige was benötigt wird, ist ein grüner Daumen und die Fähigkeit, zumindest einen Kaktus am Leben zu lassen.

Wie es auch beim Bierbrauen eine Grenze gibt (diese beträgt 200 Liter), so soll es auch Grenze bei Cannabis geben. Wo diese Grenze liegt, steht noch nicht fest. Im CannKG der Grünen werden bis zu drei Pflanzen gefordert. Dies wäre eine Mindestmenge, bei der es deutlich Raum nach oben gibt.

Ein weiterer essentieller Punkt ist die Amnestie der bisher verurteilten Menschen. Cannabiskonsumenten welche ihren Job verloren, ihren Führerschein abgegeben mussten oder gar juristisch verurteilt wurden, müssen von diesen Lastern befreit werden. Konkret sollen alle Konsumenten-Delikte aus der Polizeiakte gestrichen werden. Eine Entschädigung sollte definitiv auch zur Diskussion stehen, zumindest für jene die Strafzahlungen hatten oder gar im Gefängnis waren oder sogar noch sind.

In der CaNoKo (Cannabis Normal Konferenz) des DHV wird über diese Thematiken debattiert. Dazu heißt es auf der Website der Konferenz: „Soll Cannabis auch in Apotheken verkauft werden dürfen? Welche Regeln könnten für privaten Eigenanbau gelten? Was erwarten Konsumenten von einem Cannabisfachverkäufer? Ist eine THC-Obergrenze für die verkauften Produkte sinnvoll? Wie lösen wir das Führerscheinproblem?”

All diese und viele weitere Fragen werden dort vom 17-19. Juni diskutiert. Hier haben wir als Gesellschaft und Cannabis-Interessierte noch die Möglichkeit, an dieser Diskussion teilzunehmen. Viele Abgeordnete sind dort anwesend und es ist eine gute Gelegenheit, den Politikern unsere Bedürfnisse mitzuteilen.

Wir danken jedem Aktivisten, jedem Konsumenten der sich in den letzten Wochen und Monaten und Jahren mit Blut, Schweiß und Tränen dafür eingesetzt hat. Aktivismus zahlt sich doch aus und trifft zumindest bei dieser Regierung auf fruchtbaren Boden. Es ist nicht nur ein Sieg für die Cannabisszene in Deutschland, in Europa oder sogar in der Welt. Nein, das ist auch ein Sieg für die Demokratie. 

Eine Regierung, welche auf die Bedürfnisse der Bevölkerung hört und bei weiterem Druck ihren Plan anpasst und ihre Versprechen schneller umsetzt, stärkt das Vertrauen in die Demokratie. In diesem Sinne geht besonderer Dank an Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Große Bitte, die wir an Sie haben: Bleiben Sie auf dem Kurs und entkriminalisieren Sie bitte so schnell es geht. Sorgen Sie für Amnestie der vergangenen Opfer der Prohibition und geben Menschen ihre verdiente Freiheit zurück. Zur Erinnerung nochmal Ihr Wahlversprechen: „Wir führen die kontrollierte Abgabe von Cannabis an Erwachsene zu Genusszwecken in lizenzierten Geschäften ein. Dadurch wird die Qualität kontrolliert, die Weitergabe verunreinigter Substanzen verhindert und der Jugendschutz gewährleistet.“ (Koalitionsvertrag, Seite 68)

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11 Kommentare
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CaPot
1 Jahr zuvor

sehr gut – jedoch hoffe ich, dass die Info die wir haben bezüglich den Amifirmen –> Aurora, Tilray und Demecan … falsch sind. angeblich bauen die grad 2,5t bereits in Deutschland an, ohne dass es bis jetzt legalisiert wurde

sofern jemand diesbezüglich Informationen hat, bitte gerne hier posten 😀

Fred
1 Jahr zuvor

Ja, das sieht alles richtig gut aus.

Ich kann mir gut vorstellen, das mit dem Start des parlamentarischen Gesetzgebungsverfahren eine Entkriminalisierung durchgeführt wird.

Die gefürchtete Rolle des Uniondominierten Bundesrates im Bezug auf Cannabis wäre dann ebenfalls Geschichte. Die hätten dann keine Entscheidungsgewalt mehr über Legales oder Illegales Gras in den Taschen der Konsumenten, sondern könnten nur noch entscheiden, wer sich das Geld in die Tasche steckt.

Lizensierte steuerzahlende Erzeuger und Händler, oder wie seit 50 Jahren die Schattenwirtschaft mit den bekannten Folgen. Schönes Schwarzer Peter Spiel das uns letztlich die Legalisierung bringt. Und als wäre das noch nicht genug…. alles mit dem Segen der Landesregierungen die in der Mehrheit Unionsgeführt sind.
Soviel Ironie schreibt nur das Leben….

Ramon Dark
1 Jahr zuvor

Falls die Entkriminalisierung mit anschliessend zügiger Legalisierung wirklich schnell kommen sollte, so wäre das die erste und vorläufig wohl einzige gute Tat des Gesundheitsministeriums (muss dabei immer noch an das weitere Abwracken des flächendeckenden Gesundheitssystems im Zusammenhang mit dessen wachsender Profitorientierung, ständiger Klinikschliessungen und schlechten Arbeitsbedingungen samt mieser Bezahlung des notorisch unterbesetzten Personals sowie die Weiterführung des Spahnplattenchaos in der Coronapolitik denken). Eigentlich ist es per Amtseid Pflicht eines jeden bei uns demokratisch gewählten und gut durch Steuergelder und Nebeneinünfte bezahlten Politikers sich sachlich mit demokratischer Kritik auseinanderzusetzen, zum Wohle der Bevölkerung – nicht nur dem der Grosskonzerne – tätig zu werden und die Einhaltung der Grund- und Menschenrechte hierzulande zu gewährleisten. Dazu gehört eindeutig die schnelle Cannabislegalisierung samt Rehabilitation… Weiterlesen »

Otto Normal
1 Jahr zuvor

“Wir danken jedem Aktivisten, jedem Konsumenten der sich in den letzten Wochen und Monaten und Jahren mit Blut, Schweiß und Tränen dafür eingesetzt hat. Aktivismus zahlt sich doch aus und trifft zumindest bei dieser Regierung auf fruchtbaren Boden. Es ist nicht nur ein Sieg für die Cannabisszene in Deutschland, in Europa oder sogar in der Welt. Nein, das ist auch ein Sieg für die Demokratie.” Die Botschaft höre ich wohl, allein es fehlt der Glaube. (Goethe) Das Fell des Bären kann erst verteilt werden wenn er erlegt ist. Aber sonst guter Artikel den Forderungen kann man nur zustimmen. Immer nur der Klabauter… beschließt der das im Alleingang? Wie sehen die Mehrheiten im Bundestag für dieses Vorhaben aus, denn das Gesetz… Weiterlesen »

Haschberg
1 Jahr zuvor

Wir können wirklich froh und dankbar sein, dass wir unsere Ampelregierung haben.
Stellt euch mal vor, dieser eiskalte Merz wäre unser Bundeskanzler geworden, dann würde der sinnlose Prohibitionskrieg gegen Hanfkonsumenten noch weitere lange Jahre anhalten und wahrscheinlich noch verschärft werden.

Hans Dampf
1 Jahr zuvor

@CaPot,
die drei von dir genannten Firmen produzieren jeweils die geringe Menge von ca. 2,5 t im Jahr ausschließlich für medizinische Zwecke. Und der ist zumindest Teil-relegalisiert.

Zuletzt bearbeitet 1 Jahr zuvor von Hans Dampf
Lemmingsheimer
1 Jahr zuvor

Das Ganze hat mit “Aktivismus” rein gar nichts zu tun. Aktiv geworden ist nur die Pharmamafia und andere Mitspieler, die sich eine goldene Nase verdienen wollen, bzw. Steuern einnehmen wollen. “Aktivisten” hätten noch jahrhundertelang ohne Konsequenzen ihre duckmäuserischen und angepassten Forderungen stellen können. Wenn nicht der Zeitgeist bzw. die knallharten Interessen des Kapitals dahinterstehen würden, hätte sich nie etwas geändert. Und natürlich musste man vor einer “Legalisierung” eine einstmals wunderbare Pflanze in einen Haufen Scheiße verwandeln, und derartig kaputt”züchten” bzw. entgeistigen und den Rausch so verhunzen, dass auch wirklich gar nichts mehr an Hanf bzw. Cannabis erinnert und eine einstmals bewusstseinserweiternde Pflanze in eine bewusstseinsverengende und -zerstörende Blasphemie “verbessert” wurde. Jetzt endlich kann man sie getrost in die “Freiheit” entlassen… Weiterlesen »

Chuwawa
1 Jahr zuvor

@CaPot
Aurora ist medizinisches Ganja aus Kanada, das über Dänemark lizensiert & vertrieben wird. Aurora hat sich früh Europas Startplätze gesichert. Das Pedanios 20/1, als Indica schmeckt fruchtig hat 20 Prozent THC, wirkt schwer auf den Body und hilft gut gegen Schlafmangel und Schmerzen. Mehr Sativa also psychoaktive Wirkung offenbart dagegen das Weed Pedanios 22/1 von Aurora.
bye

CaPot
1 Jahr zuvor

@ Hans Dampf / @ Chuwawa
Danke für die Info diesbezüglich 🙂

Rainer
1 Jahr zuvor

Cannabissamen sind zuverlässiger als Politiker und schneller und halten was sie versprechen..

QiSan
1 Jahr zuvor

Absichtserklärungen … gähn.

Pedanios 20/1 wird aktuell in Dänemark angebaut. Im Vergleich zu dem vormals in Canada produzierten Gras, ist das einfach ein minderwärtige/unterirdisches Zeug von zweifelhafter Qualität und Wirkung aus der Apotheke. Ich spüre nicht viel von der preisgekrönten LA Confidential. Ich war total enttäuscht. Das kommt dabei raus wenn Pharmaleute ohne Erfahrung am werkeln sind.

Aber wie immer – manche finden das sei gutes Weed.

Dann lieber das unter unter freiem Himmel (Folie) angebaute und unbestrahlte Purple Dog Bud
(Fotmer T3h) aus Uruguay / https://fotmer.de/ueber-uns