Sonntag, 17. April 2022

Magic Mushrooms als Therapieergänzung

Weltweit lockern Staaten die Gesetze bezüglich Magic Mushrooms – zur Freude der Forscher.

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Grafik: Mari Jo

Nicht nur Cannabis ist in der Lage, bei Konsumenten und Konsumentinnen positive Effekte zu erwirken, die sonst nur schwer erzeugt werden können. Auch LSD und Magic Mushrooms sind dafür bekannt, bei vielen Menschen eine dauerhafte Verbesserung der Lebensqualität erzeugt zu haben. Besonders bei psychischen Erkrankungen können (am Besten unter ärztlicher Aufsicht) hier eine Reihe von positiven Ergebnissen die Folge sein.

Dennoch ist auch hier die Prohibition ein Dorn im Auge der Verfechter: Psilocybinhaltige Pilze sind eigentlich offiziell verboten. Aber die Rechtslage war lange nicht klar: Der Gesetzgeber wollte die Pilze verbieten – was genau aber ein Pilz ist, das ist gar nicht so einfach. Denn das Betäubungsmittelgesetz spricht von “Pflanzen und Pflanzenteilen” die von einem Verbot erfasst werden. Magic Mushrooms sind aber aus botanischer Sicht keine Pflanzen oder Teile dieser. Auch als Pilzmyzelien und Sporen ins Gesetz aufgenommen wurden, konnten Angeklagte noch immer Argumentieren, dass die Fruchtkörper der Myzelien nicht erfasst sind – eine Reihe von Freisprüchen erfolgte. Die entsprechende Anlage wurde danach um den Begriff “Organismen” erweitert. Das war aber noch lange kein Grund der Pro-Pilz-Lobby, den Kampf aufzugeben.

Denn andere Länder sind bereits weiter, und zeigen, dass Psilocybinhaltige Pilze ungewöhnlich starke Erfolge erzielen können – das heißt nicht, dass sie ein Allheilmittel sind oder auch bei jedem wirken. Aber die Erfolge sind so durchschlagend, dass ein Verbot, besonders im medizinischen Bereich, eine verpasste Chance darstellt. In den USA beispielsweise, entkriminalisieren immer mehr Städte die Pilze – die Bundesstaaten äußern vermehrt ein Interesse gleichzuziehen. Das ist ein erhörtes Gebet für medizinische Zwecke und Forschung. Der Bundesstaat Oregon hat Magic Mushrooms bisher als einziger vollständig entkriminalisiert und für medizinische Zwecke legalisiert.

Andere Staaten haben lediglich die Forschung an den Pilzen erlaubt. Utah ist der letzte von vier Bundesstaaten, die in den letzten zwei Jahren Wissenschaftlern die Möglichkeit gab, Fungi unter die Lupe zu nehmen und für therapeutische Zwecke einzusetzen. Von posttraumatischen Belastungsstörungen und Depressionen bis hin zum ‘simplen’ Bekämpfen von Nikotinsucht – Studien und Erfahrungsberichte zeigen überaus positive Ergebnisse. Bis zu 30% der Patienten mit Depressionen sind beispielsweise resistent gegen herkömmliche Medikamente – Zauberpilze könnten hier eine valide Alternative bieten. Paradoxerweise geben unter anderem Staaten grünes Licht für Therapien mit psilocybinhaltigen Pilzen, die ansonsten strikt gegen eine Legalisierung von Cannabis sind.

Die Gesetzeslage und das langsame Ankommen in der breiten Gesellschaft in Deutschland erinnern erstaunlicherweise stark an den Umgang mit Cannabis: Ein Großteil der Bevölkerung hält Magic Mushrooms oder LSD noch immer für hochgefährliche und schädliche Drogen und die Konsumenten werden noch immer als drogenabhängige Versager oder Althippies abgestempelt. Selbst Befürworter einer Cannabislegalisierung folgen oftmals noch einem Schema der Missinformation, dass sie bei der Berichterstattung über Cannabis kritisieren. Horrorgeschichten und Stigmata sind auch hier weiter verbreitet; die Drogenpolitik Portugals wird auch unter Kiffern kritisiert – oftmals mit der Begründung, Kriminellen und Junkies freie Hand zu lassen. Das sind alles Argumente, die man lange (und leider noch immer) bei der Diskussion über Cannabis hören musste. Gleichzeitig zeigt die Forschung großes Interesse, Investoren steigen langsam in den immer größer werdenden Markt ein und selbst Politiker begreifen zunehmend das Potenzial der Pilze.

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4 Kommentare
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Rainer
1 Jahr zuvor

Auch das deutsche Conni Cramer Lied enthält eine prohibitionistische Passage.Der Rauch schmeckte bitter,aber Conni sagte mir was er sah:ein Meer voller Lichter und Farben.Doch aus den Joints da wurden Trips müßte an der Stelle heißen:doch aus den Trips da wurde Eitsch.Man mußte den Eindruck gewinnen Hasch wird aus LSD gemacht.

Ramon Dark
1 Jahr zuvor

Die Kulturen vieler mittelamerikanischer Indianerkulturen (z.B. Yaqui, Mazatecas usw.) benutzen seit Jahrtausenden Pilze, Kakteen und verschiedene Nachtschattengewächse für medizinische Zwecke und meist auch spirituelle Rituale. Der weltweit agierende autoritäre Verbotswahn bremst ein grosses positives Potenzial der Menschheit aus. Eine vollständige Legalisierung von Cannabis als Medizin und Genussmittel allein reicht natürlich nicht, um die bewusstseinserweiternde Heilkraft psychoaktiver Substanzen voll zur Verfügung zu stellen, ebensowenig wie deren blosse Entkriminalisierung. Was fehlt ist eine umfangreiche sachlich-wissenschaftliche Informationskampagne für die Bevölkerung und damit einhergehend ein absoluter Schlussstrich bei jeglicherForm von Prohibition und Diskriminierung.

buri_see_käo
1 Jahr zuvor

Naja, wenn der Michel als solcher sich weiterhin aufschwatzen läßt, dass es sich (auch) bei Psilocybin einzig um ein ganz gefährliches Rauschgifte handelt, wie ja schon Cannabis,… schlaf weiter. Die Papiere der Unternehmen, die sich mit dem medizinischen Einsatz befassen (Compass Pathways PLC) kommen aber auch nicht wirklich in Fahrt, amen. Mir hat’s zuverlässig geholfen bei Clusterkopfschmerz, 1 mg alle 3 Tage, aus “Sitzkegliger Kahlkopf”, d.h. ein Fünftel der minimalsten Törn-Dosis. Aber klar, depperte Gesetzeshüter und von Gerichten bestellte Auftragsgutachter… ich hätte natürlich ‘ne Törn-Dosis einnehmen können, steht bei Clusterkopfschmerz-Attacken aber nicht so auf dem Programm. Oder ich hätte mir einen 1-mg-Substanz-Rauschgifte-Tee ‘mit kochen können…, wozu der Aufwand?, als eingenommener Pilz mit Wasser runtergespült dauert der Wirkungseintritt trotzdem nur ca.… Weiterlesen »

Haschberg
1 Jahr zuvor

Es müsste viel mehr mit solch oftmals sehr wirkungsvollen Natursubstanzen wie Psylocibin, Meskalin u.a. geforscht werden, anstatt die Menschen nur mit herkömmlichen Psychopharmaka vollzuzpumpen, die sie dann nicht selten noch kränker machen.