Freitag, 8. April 2022

Schlupfloch: Unlizensierte Dispensaries blühen in New York

Der Big Apple strauchelt mit Fehlern bei der Cannabislegalisierung.

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Cannabis und New York – eine komplizierte Geschichte. Bereits 1914 traten vermehrt Restriktionen in Kraft, die den Besitz nur noch mit Rezept erlaubten, bevor die Pflanze 1927 vollständig verboten wurde – ein rein politischer Zug, denn weder wurde in diesen Jahren viel über Cannabis berichtet, noch gab es ernstzunehmende Probleme mit der Pflanze. Nachdem im vergangenen Jahr Cannabis zu Genußzwecken legalisiert wurde, schien der lange Leidensweg nun endlich vorbei. Allerdings hat New York seitdem mit vielerlei Problemen der noch unausgereiften Gesetzgebung zu kämpfen. Jüngst kam ein Schlupfloch auf, mit dem unlizensierte Dispensaries weiterhin Cannabis verkaufen können.

Denn eigentlich dürfen im Big Apple noch gar keine Verkaufsstellen geöffnet werden. Das liegt daran, dass Cannabis zunächst legalisiert wurde um weitere Strafverfolgung zu beenden – der geordnete Vertrieb ist allerdings ein ganz anderes Problem. Hier müssen Handelsketten, Infrastrukturen und Beschaffungslegalitäten geklärt werden, New York’s Politiker, allen voran die Gouverneurin Kathy Hochschul empfinden es auch als wichtig, dass zunächst New Yorker Bürger die exklusive Möglichkeit haben, Dispensaries zu eröffnen. Das ist ein Schritt gegen Big Weed – große Cannabisfirmen, die den Markt zunehmenden dominieren. Momentan können New Yorker ab 21 Jahren also Cannabis konsumieren, besitzen und auch verschenken, solange hierfür keine Entschädigung gezahlt wurde.

Hierdurch entsteht das Schlupfloch: Auch wenn man für das Cannabis keinen Ausgleich zahlen muss, kann man dennoch Geld durch Cannabis erwirtschaften. Die New York Post berichtet beispielsweise über Lonny Bramzon, der digitale Waren verkauft und obendrauf ein wenig Cannabis “verschenkt”. Dafür hat er “Street Lawyer Services” eröffnet – ein Laden, der verdächtig nach Dispensary aussieht. “Everyone is happy and loves the digital content. We are a cannabis content lounge and also a place of community. It’s a beautiful thing,” so Bramzon. Er nennt seinen Laden einen “Cannabis Gifting Shop”.

Das Schlupfloch lässt auch Raum für weitere Methoden, Cannabis zu “verschenken”, und zwar mit einer Mitgliedschaft. Hier zahlt man bequem seinen Mitgliedsbeitrag und erhält dann sein Cannabis. Doch so gediegen das momentan klingt: Cannabis ist in den USA auf Bundesebene noch immer illegal, auch wenn das Repräsentantenhaus bereits für eine Legalisierung gestimmt hat. Auch wenn bei Bundesstaaten, die Cannabis legalisiert haben, ein Auge zugedrückt wird: Die Beschaffung wird in den meisten Fällen noch von ausserhalb bezogen. Die Dispensaries transportieren also Cannabis für die eigenen Zwecke über Staatsgrenzen – womöglich eine schwere Straftat. Denn die Infrastruktur steht eben noch nicht. Zudem könnten die Betreiber der Shops ihr Recht auf Lizenzen verlieren, sollten sie in einem solchen Fall schuldig gesprochen werden.

Das Office of Cannabis Management ist unermüdlich dabei, den Clubs und Schenk-Shops Unterlassungsklagen zu schicken – bisher aber mit wenig Erfolg. Denn in New York, wie in Deutschland, soll Cannabis vor allem den Schwarzmarkt austrocknen und Jugendliche schützen – unlizensierte Shops werden aber nicht reguliert und geprüft. Das erinnert stark an die Raison der deutschen Bundesregierung: Wer Cannabis jetzt legalisiert, ohne eine Versorgungskette etabliert zu haben, der schwächt weder Schwarzmarkt noch schützt er Kinder und Jugendliche oder sorgt für ein reines Produkt. Das spiegelt sich auch bei den Kunden in New York wieder: “We call them trap houses. You don’t know what you’re getting at the end of the day,” so ein Schenk-Shop Kunde.

Dennoch bleibt die Stimmung, zumindest bei den Betreibern der Shops positiv: “Being nervous is for the weak,” so Lonny Bramzon, Cannabis-Verschenker extraordinaire.

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3 Kommentare
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Rainer
2 Jahre zuvor

Wenn jetzt nicht Krieg,,Corona,Klima und wer weiß noch was,im Weg wären,könnte man sich an die langwierige und schwierige Arbeit machen und anfangen zu legalisieren.

Ramon Dark
2 Jahre zuvor

Die Legalisierung könnte schneller gehen wenn die bislang illegalen Versorgungswege unter Herkunfts-, Liefer- und Qualitätskontrollen mitlegalisiert würden. Bauern, Gärtner und Schmuggler die daran interessiert wären erhielten so einen ganz legalen Arbeitsplatz,

Hans Hanf
2 Jahre zuvor

Hört sich für mich nach Freiheit und eigen Verantwortung an, in Anbetracht der Ungefährlichkeit der Droge anscheinend kein großes Problem.
Wer geht schon öfter in den gleichen Laden, wenn der nur schlechte Qualität verkauft. . Außerdem gibt es Druck auf die Politik zügig Lösungen zu finden ohne die Menschen weiterhin zu unterdrücken.
Land of the free, Not Germany!!!