Dienstag, 15. Februar 2022

Nutzhanf-Netzwerk bezeichnet Cannabis zum Rauchen “nur als Nische”

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Bild: Exzessiv.tv

Cannabis zum Rauchen wird von Joachim Klack (Nutzhanf-Netzwerk e.V.) nur als Nische bezeichnet.

Am 09.02.2022 wurde vom Nutzhanf-Netzwerk e.V. (NHN) eine Pressmitteilung herausgegeben. In dieser Presseinformation kommt der 1. Vorsitzende Joachim Klack zu der Ansicht, dass Hanf zu Rauschzwecken nur eine Nische sein wird. Herr Klack kritisiert hiermit den von Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir beschriebenen Hanf-Boom.

Özdemir sieht in der Hanfpflanze großes Potenzial und möchte Landwirte für diese Pflanze begeistern. Das im Dezember 2021 veröffentlichte Statement seitens des Grünen-Politikers stieß sowohl auf fruchtbaren Boden, aber auch auf Missgunst und Zweifel.

Cannabis hat aufgrund der Illegalität und der seit 1924 andauernden Prohibition immer noch einen sehr schlechten Ruf. Die deutsche Politik hat über Jahrzehnte hinweg das Potenzial der Hanfpflanze ignoriert. Der NHN macht es sich zur Aufgabe, die Bevölkerung über den Nutzen und die Verwendungsmöglichkeiten von Hanf aufzuklären. Hierbei richtet sich der Fokus seitens des NHN hauptsächlich auf Nutzhanf. Der gemeinnützige Verein vernachlässigt hierbei aber den großen Umsatz, der mit Cannabisblüten erwirtschaftet werden kann. Den für die meisten Menschen interessanteste Teil der Hanfpflanze.

“Man sollte uns Landwirten in Sachen Legalisierung von Cannabis zu Rauschzwecken keine falschen Hoffnungen machen”, erklärt Joachim Klack, der 1. Vorsitzende des Nutzhanf-Netzwerks e.V. Klack beruft sich hier auf eine Studie, die im Herbst 2021 vom Düsseldorf Institute for Competition Economics (DICE) an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf veröffentlicht wurde.

Diese Studie schätzt den Bedarf an Hanf zu Rauschzwecken auf circa 530 Tonnen pro Jahr, bei nicht konservativem Konsum, d.h. in dieser Rechnung wird davon ausgegangen, dass es wenig Zurückhaltung geben wird und viele Konsumenten sehr schnell von dem illegalen Schwarzmarkt zu einer legalen Abgabe wechseln.

Diese Studie stellt ein Update zu der in 2018 im Auftrag des Deutschen Hanfverbands veröffentlichten Studie dar. Der DHV nutzt diese Zahlen ebenfalls um, für die Legalisierung zu kämpfen, d.h. diese Zahlen haben eine Validität und stammen von einer renommierten Universität. Diese 530 Tonnen können auf nur circa 1.100 Hektar angebaut werden. Dies ist vergleichsweise geringe Fläche. Der Nutzhanf macht aktuell circa 6.300 Hektar aus. Weizen macht in der deutschen Landwirtschaft circa 3,1 Millionen Hektar aus.

Diese 1.100 Hektar sind nicht viel an reiner Fläche, jedoch wird hier der hohe Umsatz außer Acht gelassen der damit erwirtschaftet werden kann. 530 Tonnen Blüten sind bei einem Preis von 10€ pro Gramm stolze 5,3 Milliarden Euro wert. Mit kaum einer anderen Pflanze lässt sich ein so hoher Umsatz machen. Im Jahr 2019 wurden in der deutschen Landwirtschaft circa 39,7 Milliarden Euro umgesetzt.

Nutzhanf macht aktuell nur einen geringen Anteil der deutschen Landwirtschaft aus. Dennoch ist zu erwarten, dass der Bedarf sowohl an Nutzhanf sowie auch Cannabisblüten zu Rauschzwecken innerhalb der nächsten Jahre sehr stark ansteigen wird. Aktuell werden circa 6300 Hektar mit Nutzhanf bepflanzt. Vor 10 Jahren waren es nur circa 500 Hektar. In Frankreich sind bereits über 14.000 Hektar mit Nutzhanf bepflanzt. Auch hier hat Deutschland noch nachholbedarf.

Für Nutzhanf gibt es in Deutschland sehr hohe Anforderungen. Zum einen sind viele Lizenzen zu erwerben und zum anderen sind die Grenzwerte von 0,2 % THC in Nutzhanf auch sehr gering. In Frankreich hingegen sind Werte von bis zu 1,0 % THC erlaubt. All dies macht es in Deutschland sehr schwierig, Hanf anzubauen. Im Rahmen der Legalisierung ist zu erwarten, dass auch die unverhältnismäßig hohen Anforderungen an Nutzhanf sinken werden. Hierbei ist es auch wünschenswert, dass Outdoor-Anbau möglich ist, auch um die Umwelt weniger zu belasten. Cannabis wird weiter wachsen und ein wichtiger Teil der weltweiten Landwirtschaft darstellen.

Ein Beitrag von Simon Hanf

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5 Kommentare
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QiSan
2 Jahre zuvor

> Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf. <<
Das Standardwerk zur Pflanze von Jack Herer & Mathias Bröckers.
Pflichtlektüre für alle die Bescheid wissen und nicht nur dummes Zeug nachplappern wollen.

Rainer
2 Jahre zuvor

Mais- und Rapsfelder sieht oder sah man sehr häufig,wenn man unterwegs ist.Hanffelder sind so gut wie gar nicht zu erblicken.In den neunzigern sah und besuchte ich des öfteren ein solches Feld.Wenn ich mir die Meinungen der Bauern überlege,und dazu die hohen Hürden bedenke,dämmert mir warum man kein solches Feld mehr sieht.Prohibition.

Ramon Dark
2 Jahre zuvor

Das macht für einen Legalisierungsstart immerhin schon mal ca. 1/6 der aktuellen Nutzhanffläche. Es ist wie z.B. in Kanada oderColorado sehr wahrscheinlich, dass viele Menschen ihren Alkoholkonsum zugunsten des verträglicheren Cannabis drosseln und über eine stärkere Nachfrage längerfristigerweise auch Produktion und Anbaufläche THC-reicher Sorten stark wachsen werden. Deswegen bibbert ja die Alkohollobby und aufgeschlossenere Agrarkonzerne sitzen leider schon zu Ungunsten von Kleinbauern und Endverbrauchern weltweit in den Startlöchern

JeZc
2 Jahre zuvor

Özdemir möchte Landwirte von Genussmittelanbau, also dem Gartenbau überzeugen, obwohl das eine ganz andere Branche ist. Agrarwirt ist nicht gleich Gärtner! Und ich muß das dann hier auch noch so unkritisch lesen. Kinners, ich bin von der fehlenden Aufklärung, daß die Agrarwirtschaft weder mit Medizinprodukten, noch mit Genussmitteln viel zu tun haben wird, doch enttäuscht. Es geht um völlig andere Anbauarten, es geht auch später wohl um völlig andere Genehmigungen. Natürlich wird das kein Geschäft für die Agrarwirtschaft. Fragt beim Gartenbau nach. Und Medizinprodukte sind aufgrund der Regularien wahrscheinlich wieder ne ganz andere Branche und so lange Cannabis im BtmG bleibt, geht es wieder nur um Patienten und kontrollierte Abgabe an jene und nicht um Genussmittel. Bitte trennt da doch… Weiterlesen »

Bibi
2 Jahre zuvor

Folgende Rechnung zur Veranschaulichung:
1100 ha geteilt durch 262.500 (in 2020) landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland macht 0,004 ha (4m²) pro Betrieb.
Habt ihr schon mal ein Feld mit einer Größe von 4 m² gesehen?
Der durchschnittliche landwirtschaftliche Betrieb bewirtschaftet in Deutschland 620.000 m².
Große Betriebe bewirtschaften 10 Millionen Quadratmeter und mehr.
Vor dem Hintergrund ist nicht von Einkommens- und Anbaualternativen für die Landwirtschaft zu sprechen und das hat Joachim Klack zum Ausdruck bringen wollen.