Donnerstag, 10. Februar 2022

Corona gegen Cannabis

Corona gegen Cannabis


Cannabis gegen Corona


Kurz vor Ende des letzten Jahres, am 29. Dezember, ging die Meldung durch die Presse, dass die von der neuen Regierung versprochene Legalisierung wegen der Corona-Pandemie verschoben wird. Das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, dass „sowohl SPD als auch FDP den Zeitpunkt für die Umsetzung der Legalisierung von Cannabis wegen der Corona-Pandemie derzeit nicht gegeben sehen“, wie das Hajoonline mitteilte. Darin sind sich sowohl FDP-Gesundheitspolitiker Andrew Ullmann als auch der SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler einig.


Wie schon ihren Vorgängerinnen und Vorgängern kann man ihnen vorwerfen, dass sie sich ungenügend informiert haben. Logisch muss die Eindämmung der Pandemie höchste Priorität haben. Wie die Infektionszahlen im Dezember zeigen, schiebt sich die ansteckendere Omikron-Mutation in den Vordergrund. Selbst zwei- und dreifach Geimpfte werden von ihr nicht verschont. Deshalb rufen wir noch einmal die Studie in Erinnerung, die die nutzbringende Wirkung und den Einfluss von Cannabispräparaten auf die Symptome und den Verlauf von nachgewiesenen Covid-19-Erkrankungen beinhaltet.


Da keiner, der allein mit einer nachgewiesenen Corona-Infektion zu Hause im Bett liegt, ein BTM-Rezept bekommt, ist es umso dringlicher, dass Cannabis endlich legalisiert wird. Normale Mittelchen gegen Erkältungen und grippale Infekte gibt es sogar im Supermarkt. Die Menschen behandeln sich generell selbst bei Schnupfen, Husten und Heiserkeit. Das gilt genauso bei einer Covid-19-Erkrankung mit mildem Verlauf. Die Wissenschaftler haben dafür den Begriff “selbstinitiierte Behandlung” geprägt.


An der Hochschule Merseburg wird bereits seit längerer Zeit ein „Interdisziplinäres Netzwerk Cannabisfor­schung“ entwickelt und gepflegt. In diesem werden Gutachten sowohl zur Nutzung von Industriehanf gebündelt, aber auch dem Thema „Einsatz von Cannabis als Medizin“ nachgegangen. Initiatorin und wissenschaftliche Leiterin ist Professorin Dr. phil. habil. Gundula Barsch, die sich hauptsächlich mit Sucht und Drogen in der sozialen Arbeit beschäftigt. Das Hanfjournal hat bereits im letzten Sommer kurz darüber berichtet.


Wie es zu der Studie vom Frühjahr 2020 kam, erzählt Christoph Roßner, interdisziplinärer und internationaler Hanf-Sachverständiger. Er war bereits vor der WHO Expert Committee on Drug Dependence (ECDD) als Experte geladen und berät die EU für eine neue Drogenpolitik.
„Permanent halte ich Kontakt zu Wissenschaftlern und Hanf-AktivistInnen, um immer auf dem neuesten Stand zu sein. Gleich zu Anfang der Pandemie erzählte mir ein Kollege aus Südtirol, der in einem Altenheim arbeitet, dass sie drei medizinische Cannabispatienten dort betreuen. Alle erkrankten in dem Heim an Corona, viele starben oder hatten schwere Verläufe, nur die drei PatientInnen sind glimpflich davon gekommen. Später erhielt ich ähnliche Nachrichten aus Österreich und aus Frankreich. Auch dort überlebten CannabispatientInnen, während andere über die Regenbogenbrücke gingen.“ Als ich Prof. Gundula Barsch davon berichtete, erhielt sie von ihrem Dekanat die Erlaubnis, die Studie zu realisieren.


Krankheitsverlauf mildern – Heilung beschleunigen


Wieso ist gerade die Hanfpflanze dazu prädestiniert, Coronasymptome zu lindern?
Durch jahrelange Studien vor Corona war bereits erforscht worden, dass die Wirkstoffe der Hanfpflanze, hier ist der klar definierte Medizinalhanf gemeint, vier wichtige Eigenschaften haben:

  1. THC erhöht die Anzahl der T-Lymphozyten, der weißen Blutkörperchen, die der Abwehr von kranken Zellen, also auch Viren und Bakterien dienen. Sie stärken unser Immunsystem. „Klinische Studien deuten an, dass sich mittels Cannabis-Medikamentation die Wirtszellen-Zugänge des Virus um 70 Prozent verringern lassen.“
  2. CBG – Cannabigerol, ein Bestandteil von Cannabis, greift die Oberflächenstruktur krankmachender Keime und Viren an und kann diese sogar zerstören. Das CBG ist besonders wirksam, wenn es mit dem Antibiotikum Polymyxin B eingesetzt wird.
  3. Dass Medizinalcannabis immunmodulierend wirkt, wissen wir aus der Krebsforschung. Das bedeutet bei Corona, dass es das Immunsystem anregt, besser zu arbeiten, wenn die Infektion in vollem Gang ist. Und es vor gefährlicher Immunüberreaktion – Zytokin-Sturm genannt – schützt, wenn das Virus längst besiegt ist. Das liegt hauptsächlich an den entzündungshemmenden Eigenschaften von Cannabis, ganz besonders von CBD. Cannabis reguliert also unser Immunsystem.
  4. Angst, Herzklopfen, Zittern. Schon 2015 sind erste Ergebnisse von klinischen Studien veröffentlicht worden, die beweisen konnten, dass CBD gegen Angststörungen wie z.B. Sozialphobien sehr nützlich ist. CBD gilt jedoch nicht als Heilmittel, dazu sind die Studien noch nicht ausreichend genug.
    Eine Studie mit der Wirkung von CBD auf Meerschweinchen lief am National Institute on Drug Abuse (NIDA), deren Angst- und Stresssymptome unter CBD vermindert wurden. Ebenso eine Studie mit Personen, die unter Angstzuständen litten. Sie konnten unter CBD besser öffentlich auftreten. Eine weitere Studie mit PatientInnen, die sich mit posttraumatischen Belastungsstörungen herumplagten, stellte fest, dass sie mit CBD besser schlafen konnten, Albträume reduzieren und dadurch die traumatischen Ereignisse besser vergessen konnten.
    Die Washington State University (WSU) fand 1400 Personen mit Angstzuständen, Stress und Depressionen. Über 12.000 Antworten ließen den Schluss zu, dass Cannabis mit einem sehr hohen CBD-Gehalt auch diese Symptome abschwächte.

Die Studie


Die Studie der Hochschule Merseburg richtete sich als Online-Befragung an Covid-19 positiv getestete Menschen, die milde bzw. nicht zu starke Krankheitssymptome entwickelt hatten und diesen mit der Einnahme von Cannabis zu begegnen suchten. Leider wurden nicht alle Fragebögen vollständig ausgefüllt, trotzdem erhielten die WissenschaftlerInnen lohnende und aussagekräftige Ergebnisse. Von Anfang an klar war, dass sich hauptsächlich Personen melden würden, die sowieso bereits Erfahrungen mit Cannabis gemacht hatten oder zu medizinischen PatientInnen gehörten. Letztere waren knapp 15 Prozent.


„In der Gesamtschau wird deutlich, dass 41,3 % der Mitwirkenden für die selbstinitiierte Therapie den Eigenanbau von Cannabisblüten nutzten, 83,9 % beschafften sich Cannabisblüten über den Schwarzmarkt und 22,2 % griffen auf Haschisch zurück, das ebenfalls über den Schwarzmarkt bezogen wurde. 18,5 % der Mitwirkenden nutzten für ihre Behandlung auch reines CBD.“ Dadurch war es nicht möglich, klarzustellen, wer welche Sorte mit welchem Wirkstoffgehalt genommen hatte. Nur Einzelne konnten das konkreter benennen. Bei allen jedoch kristallisierte sich der Trend heraus, dass CBD die wirksamere Substanz ist und dass sogar THC-Blüten mit CBD angereichert wurden.

Vor allem CBD gegen das Virus


Aus der Studie ergibt sich, dass moderate Gaben von Cannabis in Form von THC- und/oder CBD-haltigen Blüten die Bewältigung von Hustenreiz, Husten und Verschleimung deutlich erleichtern. Rauchen und Vaporisieren hatten dabei einen höheren Effekt als eine orale Einnahme wegen der direkten Wirkung auf die Schleimhäute. Diese trocknen beim Rauchen aus, deshalb fanden die WissenschaftlerInnen die Idee, sich THC- oder CBD-haltige Lutschbonbons herzustellen, bemerkenswert.


Zu Beginn der Pandemie, in dem es weder Impfungen noch Behandlungen gab, herrschte eine starke Angst vor der neu aufgetretenen Krankheit. Dazu kamen Symptome durch Covid-19, die beängstigend sein konnten wie z.B. Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, starker Husten bis zur Atemnot.
Gerade bei Beunruhigung und Ängsten scheint die Cannabismedizin eine Chance zu sein, verhängnisvolle Wirkungsketten zu unterbrechen und die für einen Heilungsprozess förderliche Ruhe und Entspannung zu ermöglichen. Ähnliches ist aus Studien von AIDS-Kranken aus dem Jahr 1997 bekannt. Cannabis hellt die Stimmung insgesamt auf.


Die Mitwirkenden der Studie berichteten, dass sich Anfangssymptome wie Halskratzen, Krankheitsgefühl und das Gefühl, demnächst zu fiebern durch Cannabis ausbremsen ließen.
Erfahrungen der Mitwirkenden verweisen darauf, dass Cannabis ineinandergreifende komplexe Wirkungen auszulösen vermag: schmerzlindernd, entkrampfend, schleimlösend, beruhigend, Angst reduzierend, appetitanregend und Schlaf fördernd.


Fazit: Cannabis kann Heilungsprozesse fördern, zumindest aber unterstützen.


Diese kleine Studie zeigt, wie wichtig es ist, dass noch mehr zu den Wirkungen und dem Nutzen der Hanfpflanze – nicht nur zu Corona – geforscht werden muss. Da sie als Medizin bekanntermaßen auch viel weniger Nebenwirkungen hat als viele chemisch hergestellte Pharmazeutika.
Forscher in Kanada, Israel, Österreich und Deutschland widmen sich den nützlichen Eigenschaften der Hanfpflanze zur Linderung der Covid-19-Symptome und dem allgemeinen Nutzen von Cannabis und vor allem CBD. Eine große Studie läuft am Ichilov-Hospital in Tel Aviv. Dr. Barak Cohen berichtete bereits 2020 über positive Effekte von Cannabis bei mittelschweren Corona-Fällen. Cohen, leitender Anästhesist und Leiter des Corona-Managements und Initiator der Forschung, betonte, dass „dies ein neuartiger Ansatz zur Behandlung einiger der Symptome ist, wobei eine Komponente der Cannabispflanze verwendet wird, die als sicher und nicht süchtig machend gilt“. (Zitat: Jewish press)
Die Legalisierung in Deutschland soll Cannabis als Genussmittel gestatten, wenn es zusätzlich nützliche Eigenschaften hat, und wie jede Volksmedizin angewendet werden kann: umso besser.


Beitrag von Amandara M. Schulzke


Sämtliche weiteren Zitate stammen aus der Studie „Selbstinitiierte Behandlungen von durch Covid-19 betroffene Patientinnen und Patienten mit Cannabis“.

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6 Kommentare
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Haschberg
2 Jahre zuvor

Ausgerechnet eine gerade bei Coviderkrankungen so hilfreiche natürliche Heilpflanze will man noch immer nicht legalisieren, weil man angeblich zu sehr mit diesem Virus beschäftigt ist. Eine Logik zum Erbrechen!
Was muss in dieser Hinsicht eigentlich noch passieren, bis unsere Politiker endlich aus ihrem Tiefschlaf aufzuwachen gedenken?

Michael
2 Jahre zuvor

Interessant wäre mal eine Studie darüber, wie oft sich Cannabiskonsumenten im Vergleich zu Nichtkonsumenten mit Corona infizieren…

Ralf
2 Jahre zuvor

@Michael
Gegen eine Infektion hilft es, nach meiner Erfahrung, nicht zuverlässig.
Definitiv aber bei der Bewältigung der Infektion, daran habe ich keinen Zweifel und vorstehender Artikel hat meine Beobachtungen zu 100% bestätigt.

buri_see_käo
2 Jahre zuvor

@ Michael, da sollten Cannabiskonsumenten besser dastehen; die Verfolgung dürfte auch bewirken, sich mit Gefahrensituationen besser zu arrangieren. Besser auch im Vergleich mit Alkohol-Konsumenten, der Cannabis-Rausch zeichnet sich nicht dadurch aus, leichtsinnig, infantilistisch zu agieren.
mfG  fE

Dr. Voss, M A.
2 Jahre zuvor

MeCaDt hat an der o.g. Sondierungsstudie von Prof. Dr. G. Barsch mitgewirkt. Siehe ab Seite 28.
Bei über 200 Infizierten aller Altersgruppen, kein einziger schwerer Verlauf, – kein Sterbefall.
Dr. Voss

Rainer
2 Jahre zuvor

Irgendwie mußten die Politiker aus der Nummer mit der Legalisierung rauskommen.Sonst hätten die zu viele Feinde am Hals gehabt.