Montag, 24. Januar 2022

Haschisch-Alarm auf Lanzarote

Haschisch-Pakete angespült – Mann ertrinkt beim Versuch der Bergung

Cannabis

 

 

Von Sadhu van Hemp

 

 

Die Kanarischen Inseln sind nicht nur das Urlaubsparadies für Leute, die dem Winterblues in Dunkeldeutschland entfliehen wollen, sondern auch ein Sehnsuchtsort für jene Menschen, die von der afrikanischen Küste in See stechen, um auf kurzem, aber lebensgefährlichem Weg illegal nach Europa zu gelangen. Die meisten dieser „Seefahrer“ sind Flüchtende, die nichts weiter als ihre nackte Haut retten wollen und von der Hoffnung getragen werden, in der südlichsten Provinz Spaniens Asyl zu erhalten.

 

Doch es gibt auch noch andere Seeleute, die von Marokko kommend die Kanarischen Inseln in freudiger Erwartung ansteuern – und zwar aus beruflichen Gründen. Ihr Job ist es, keine „illegalen“ Menschen, sondern illegale Rauchwaren nach Europa zu schleusen. Tagtäglich rund um die Uhr sind sie mit ihren kleinen Booten auf dem Atlantischen Ozean unterwegs, randvoll beladen mit Haschisch, von dem so mancher Bobel am Ende seiner langen und beschwerlichen Reise in einer Bong in Schwabing oder Blankenese landet.

 

Nicht jede Überfahrt glückt, vor allem dann, wenn das Wetter nicht mitspielt. Zwar sind die Kanarischen Inseln dafür bekannt, dass dort ewiger Frühling herrscht und unentwegt die Sonne scheint, aber das nur so lange kein Ostwind weht, der vom nordafrikanischen Festland die Calima heranträgt. Tritt dieses nicht sehr häufige Wetterphänomen ein, wird’s duster auf den Sonneninseln und vom gelbgefärbten Himmel scheint eine 40-Watt-Glühbirne. Über der See und dem Archipel liegt an solchen Tagen ein Sandnebel, der schon mal den Flugverkehr lahmlegt, wie zuletzt 2020, als zwei Tage lang nichts mehr ging.

 

Mitte vorletzter Woche zog die Calima über den Kanaren auf. Für Schmuggelfahrten über See ist diese Wetterlage nicht unbedingt von Nachteil. Der kräftige Calima-Wind von hinten gibt Schub und die Sicht kann schon mal unter drei Kilometer betragen. Für Zollkontrollboote und Polizeihubschrauber wird es also schwerer, die Nadel im Heuhaufen zu finden. Die Chancen, unbehelligt den Zielort auf den Kanaren zu erreichen, stehen also gut.

Doch ein paar Tage später schlug das Wetter plötzlich um, und ein aus Süden kommendes Tief stülpte sich mit tüchtig Regen, Gewitter und vor allem Wind über die Calima. Der Atlantik tobte, an den Stränden wehte die rote Fahne, und wer sich mit seinem Kleinboot durch die aufgewühlte See kämpfte, machte dem Tod ein richtig gutes Angebot.

 

Das Resultat der Wetterkapriole konnte an den folgenden Tagen an den Küsten der Inseln besichtigt werden. Neben losgerissenen und gekenterten Fischerbooten gab einiges an Strandgut zu bergen, und wie fast immer war auch ordentlich Cannabis-Harz dabei, das herrenlos an Land gespült wurde.

 

Diesmal gab’s auf Lanzarote Indizien dafür, dass in den Sturmnächten zuvor eine Schmuggelfahrt nicht nach Plan verlaufen war. Am Dienstag fischten Beamte der örtlichen Polizei von Arrecife nach einem Hinweis eines Anwohners an der Promenade Punta del Camello einen 40 Kilogramm schweren Haschischballen aus dem Wasser. Am Mittwoch wurde im Bereich der Puente de Las Bolas de Arrecife ein weiteres Paket mit 38 Kilogramm Haschisch gefunden. Die Guardia Civil will zudem weitere Ballen in den Gewässern von Playa Honda im Norden der Insel gesichtet haben.

 

Und als wäre der prohibitionsbedingte Wahnsinn, Haschisch aus Marokko per Schlauchboot bzw. Fischkutter auf die Kanaren zu bringen, nicht schon schlimm genug, musste auch noch ein Mensch sterben. Wie die Behörden mitteilten, ist ein 44-jähriger Mann bei dem Versuch ertrunken, einen in der Brandung treibenden Haschischballen an Land zu bringen. Der Leichnam konnte von Polizeitauchern rund 30 Meter vor der Küste von Charco del Palo entfernt in einer Tiefe von 15 Metern geortet und schließlich geborgen werden.

 

Der Verlockung zu erliegen, den Schatz im Alleingang heben zu wollen, war leider ein Fehler – und den hätten wahrscheinlich sehr viel andere auch gemacht.

 

 

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3 Kommentare
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Rainer
2 Jahre zuvor

Wnn ich das gefunden hätte,hätte ich für den Rest meiner Tage ausgesorgt.Sowas finden immer nur die Leute,die damit nichts anfangen wollen.Den Ertrunkenen kann ich aber verstehen,der wußte wozu man sowas braucht.Nur dreißig Meter und trotzdem zu weit.

Haschberg
2 Jahre zuvor

Hatten wir solche halsbrecherischen Aktionen dort nicht schon öfter?
Irgendwie kommt mir das Ganze bekannt vor. Ein erneutes Beispiel dafür, dass der ganze schizophrene Prohibitionsirrsinn, der ständig neues Elend generiert, munter weitergeht.

Ramon Dark
2 Jahre zuvor

Schade, der Ertrunkene hat wohl auf die Schnelle keine vertrauensvolle Verstärkung holen können. Nach einer umfassenden Legalisierung mit multilateralen Handelsverträgen wäre ein ähnliches Drama nicht mehr so wahrscheinlich. Aus Schmugglern könnten legal arbeitende Transporteure mit niedrigeren Berufsrisiken werden.