Montag, 8. November 2021

Drogenpolitik braucht kopernikanische Wende

politik

Die (deutsche) Drogenpolitik braucht eine kopernikanische Wende

eine Kolumne über die deutsche Drogenpolitik von Simon Hanf

Die Sonne dreht sich nicht um die Erde, sondern die Erde dreht sich um die Sonne. Dieses Axiom,
welches sich bereits im 16Jhd. durch Kopernikus verifizierte, kennt heute jedes kleine Kind. Kant
hat diesen Begriff genommen, und auf die Philosophie übertragen. Unser (Kämpfer für die Rechte
von Drogenkonsumenten) Credo lautet “Nicht die Prohibition rettet Menschenleben, sondern die
Aufklärung!” Dieses Credo ist ein Axiom! Das Problem, es weiß noch nicht jedes Kind. Es wird Zeit,
die kopernikanische Wende in der Drogenpolitik zu etablieren.


“In Oslo wurde der diesjährige Friedensnobelpreis der philippinischen Journalistin Maria Ressa
zugesprochen. Mit dieser Ehrung soll das unabhängige Engagement der Medien im Kampf gegen
drogenpolitische Menschenrechtsverletzungen gestärkt werden.” (Quelle. Schildower Kreis)
Dies zeigt wie aktuell dieses Thema ist und welches Leid der Krieg gegen die Drogen verursacht.
Jeden Tag werden Menschen wegen Besitz von geringen Mengen verurteilt, Familien zerrissen
und gesamte Existenzen zerstört. In Deutschland! Hier werden täglich Menschenrechte mit Füßen
getreten. Vom Familienvater, der einen Joint zum Freiabend raucht, vom Manager, der einige Lines
Koks zieht, um 48 Stunden durchzuarbeiten bis hin zum obdachlosen Drogensüchtigen. Alle diese
Menschen müssen in ständiger Angst schweben verurteilt zu werden.
Wir in Deutschland zerstören Familien und stecken kranke Menschen in Gefängnis. Im ICD-10
F10-19 sind sämtliche Substanzbezogene Süchte klassifiziert.
“Nach Hochrechnungen des Epidemiologischen Suchtsurveys aus dem Jahr 2018 sind in
Deutschland 309.000 Personen abhängig von Cannabis, eine Kokainabhängigkeit liegt bei 41.000
und eine Amphetamin-Abhängigkeit bei 103.000 Personen vor (Quelle:
https://www.dhs.de/suechte/illegale-drogen/zahlen-daten-fakten). Das sind über 450.000 Menschen, die de facto krank sind und Angst haben müssen, dafür ins Gefängnis zu kommen.
“Insgesamt ist bei 44 Prozent der 41.896 erfassten Inhaftierten für den Stichtag 31.03.2018 eine stoffgebundene Suchtproblematik (Abhängigkeit und Missbrauch nach den Kriterien der WHO ICD-
10) zum Zeitpunkt des Haftantritts festzustellen.”

(Quelle: https://www.drogenbeauftragte.de/assets/Service/DSB_2019_mj_barr.pdf)


“Drogenkriminalität ist keine Bagatelle, sondern schafft unermessliches Leid, brutale Gewalt und ist
die Basis für viele weitere Delikte der organisierten Kriminalität.” (Quelle:
https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/deutschland-drogen-rauschgiftkriminalitaet-100.html)
Das letzte Zitat, klingt m.E. sehr schön. Doch von wem kommt dieses Zitat? Von unserer allseits
geschätzten Drogenbeauftragten Daniela Ludwig. Richtig; Frau Ludwig hat erkannt, dass die
Drogenkriminalität die organisierte Kriminalität stärkt, Menschenleben ruiniert und für Tote sorgt.
Anstatt dass sie bzw. die Bundesregierung auf Aufklärung setzt, werden weiter Menschen die eine
Therapie brauchen inhaftiert. Dies muss aufhören. Ein Mensch der von Amphetamin abhängig ist,
braucht häufig über einem Gramm am Tag. Die geringe Menge sind jedoch nur 0,2g. Selbst für
Menschen, die nicht abhängig sind, ist dieser Wert lächerlich. Begibt man sich um Dealer seines
Vertrauens und bittet ihn um 0,19g Amphetamin, wird der einen nur auslachen. Es ist quasi
unmöglich eine solche Menge überhaupt zu erwerben. Es läuft beim Besitz von Amphetamin
zweifelsohne auf eine nicht mehr geringe Menge hinaus.


Die ist bei fast allen Drogen der Fall. Die einzige Droge, bei der die geringe Menge noch erreicht
werden kann, ist Cannabis. Ich könnte den ganzen Tag noch so weiter machen. Der ein oder andere Leser wird sich über die Menge an Quellen in diesem kurzen Text wundern, doch das ist erst der Anfang. Dies ist nur eine
kleine Übersicht, um zu bestätigen, dass ich das Ganze nicht aus der Luft gezogen habe, sondern
dass das auf Fakten basiert. Jetzt für alle, die eifrig nicken und mir zustimmen und auf die Regierung schimpfen, der Aufruf zu handeln. Wer was ändern will, muss aktiv werden. Ihr wollt nicht mehr kriminalisiert werden, dann werden aktiv. Schreibt Politiker an. Sagt ihnen euere Meinung. Sagt, was euch an der aktuellen Politik stört.
Geht auf die Webseiten der einzelnen Partei und schreibt sie an. Keine Beleidigungen, sondern
Fakten. Unterstützt den DHV, den Schildower Kreis. Unterschreibt Petitionen. Mobilisiert euren
Umkreis. Werdet aktiv.


Es ist Zeit für die kopernikanische Wende in der Drogenpolitik und wenn die Regierung nicht
handelt, muss die Bevölkerung anfangen. Aktivismus ist legal. Wer nicht mehr kriminalisiert werden
möchte, muss etwas dafür tun. Es bringt nichts darauf zu warten, dass andere handeln oder dass
die neue Regierung das schon machen wird. Nein! Gerade jetzt wo wir eine offenere und moderne
Regierung haben könnten ist es Zeit mit Fakten zu argumentieren. Dank dem Cannabis-Aktivmus
über die letzten Jahrzehnte ist dieses Thema so hoch angesehen. Jetzt muss das für alle anderen
Drogen auch getan werden.
Es geht hier nicht um Spaß, es geht um Menschen, die jeden Tag im Gefängnis verbringen, mehr
verzweifeln anstatt eine Therapie und die Hilfe zu bekommen, die diese Menschen brauchen.
Familien werden zerstört. Menschen sterben. Wir müssen jetzt handeln. Werdet aktiv und leitet die
kopernikanische Wende der Drogenpolitik ein.

Quellenangaben und weiterführende Links

https://www.drogenbeauftragte.de/presse/detail/zahl-der-an-illegalen-drogen-verstorbenen-menschen-waehrend-der-coronapandemie-um-13-prozent-gestiegen/

https://www.dhs.de/suechte/alkohol/zahlen-daten-fakten

https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Tabakatlas-Deutschland-2020_Auf-einen-Blick.pdf


https://www.dhs.de/suechte/illegale-drogen/zahlen-daten-fakten


https://schildower-kreis.de/friedensnobelpreis-2021/


https://www.aerzteblatt.de/archiv/209389/Suchterkrankungen-in-Deutschland


https://dejure.org/gesetze/GG/2.html


http://www.rechtslexikon.net/d/sittengesetz/sittengesetz.htm


https://www.drogenbeauftragte.de/assets/Service/DSB_2019_mj_barr.pdf


https://www.zdf.de/nachrichten/panorama/deutschland-drogen-rauschgiftkriminalitaet-100.html


https://hanfverband.de/themen/aktiv-werden

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Greenkeeper
2 Jahre zuvor

Der Staat muss endlich aufhören, dem Kleinkonsumenten wegen ein paar Gramm Gras in die Tasche zu greifen. So etwas ist würdelos, im Grunde peinlich. Im Gegensatz zu Herrn Lindner (FDP) bin ich sehr wohl der Meinung, dass es bei der Legalisierungsfrage auch um das Recht auf Rausch gehen muss. Ein erwachsener Mensch hat das Recht, sich zu berauschen. Das machen z.B. jeden Samstag zigtausende Menschen im Fußballstadion. Ein aufgeklärter, kluger Mensch weiß selbst, was gut für ihn ist. Er braucht keine Besserwisser, die für ihn denken und entscheiden. Erwachsene Menschen sollten auch wie Erwachsene behandelt werden. Genauso wie Kinder Kinder sind und deshalb nicht wie Erwachsene behandelt werden dürfen. Für mich gibt es ein Recht auf Rausch, ein Recht auf… Weiterlesen »

Haschberg
2 Jahre zuvor

Wir überzeugten Hanfkonsumenten werden keinen weiteren unsinnigen Krieg gegen diese einzigartige und bestens für den Menschen geschaffene Heilpflanze mehr dulden, zumal eine Mehrheit in der Politik dies mittlerweile ebenso sieht.

Rainer
2 Jahre zuvor

Wir haben zwar andere Parteien,aber unveränderte Verhältnisse. Auch jetzt kann man von unten nichts erreichen.Es ist genauso hoffnungslos wie vor der Wahl und überhaupt seit vielen Jahren.Ich glaube den Medien und der Regierung kein Wort,außer deren Haschhaß.

Substi
2 Jahre zuvor

Das wird ganz schlimm! Auf keinen Fall wollen sie es einfach nur für Erwachsene zugängig machen; es muss schon ein Anti-Suchtprogramm mitgekauft werden, weil wir ja alle süchtig sind! Wo das Weed herkommen soll, wissen sie schon gaanz genau und wenn sie könnten, würden sie in Apos nur Gras verkaufen, wo die psychedelischen Terpene und Strains rausgezüchtet wurden und es dem CBD ähnlich ist! Breit werden? Neeee, nicht mit Uns, Prost! Dann wird es in die Hände der Apotheker gegeben und daß die geldgeil und selbstgerecht sind, wissen wir ja…. Ich sehe immer noch keine Chance auf richtige Legalisierung! Bis auf die Steuern werden sich da noch viele Andere bereichern und gesundstoßen an Uns und Unsererm Hobby! Ich hasse dieses… Weiterlesen »

Otto Normal
2 Jahre zuvor

Im Artikel – der mir gut gefällt – wird immer wieder das Thema “Therapie” angestoßen. Die Menschen bräuchten Therapie statt Verfolgung. Wieso so ein Therapiewahn? Die Menschen brauchen Freiheit nicht Therapie! Ich habe 40 Jahre lang konsumiert, es hat mich abends ins Bett gebracht so daß ich am nächsten morgen ohne Kater (wie beim Alk) ausgeruht und entspannt zur Arbeit konnte. Ich habe in über 30 Jahren mich ständig weitergebildet und meine Position im Unternehmen ausgebaut. Ich brauchte nie eine Therapie sondern sauberen Stoff den es nie gab. Wie ich damals an Cannabis kam? Ganz einfach: durch die Prohibition! Es war verboten, das hat mich als junger und experimentierfreudiger Mensch neugierig gemacht. Es war so etwas wie Mystik, allein bei… Weiterlesen »

Simon Hanf
2 Jahre zuvor

@Otto Normal Vielen Dank für deinen Kommentar, freut mich, dass dir mein Artikel gefallen hat. Die Punkte mit der Therapie hätte ich besser ausformulieren können. Selbstverständlich ist nicht jeder Cannabiskonsument abhängig, genauso wenig wie derjenige der seine 2–3 Feierabendbier trinkt. Mir ging es darum, dass die Strafverfolgung von Menschen, die Substanzen konsumieren aufhört. Jeder erwachsene Mensch sollte mit sich und seinem Körper tun dürfen, was er will. Mir ist es unter anderem auch wichtig, dass Konsumräume ausgebaut werden, so dass Menschen sich in einer sauberen Umgebung Drogen zuführen können, so wie Menschen einen einfachen Zugang zu Therapien bekommen können, wenn Sie einen problematischen Konsum egal mit welcher Substanz haben. Wenn jemand aufgrund seines Konsums Einschränkungen in seinem Leben bzw. sozialen… Weiterlesen »

Volker Wache
2 Jahre zuvor
Otto Normal
2 Jahre zuvor

@Simon Hanf Hanf Ok dann habe ich das mit den Therapien etwas falsch verstanden. Therapieangebote müßen ausgebaut werden ganz klar, für alle Formen von Sucht. Aber es darf dabei immer nur ein Angebot sein, kein Zwang oder so wie zur Zeit bei Coronaimpfung Nötigung durch gesellschaftlichen Ausschluß. Es gibt auch Menschen die süchtig und sich dessen bewußt sind, aber dennoch keine Therapie wünschen, weil sie sich vllt. mit der Sucht in ihrem Alltag eingerichtet haben. Ich hatte mich 40 Jahre lang eingerichtet. erst auf der Uni dann später im Beruf. Der Konsum war für mich nicht immer unproblematisch aber dennoch habe ich es geschafft meine Sucht so in den Alltag einzubauen (Konsum nur nach Feierabend, tagsüber völlig nüchtern) das es… Weiterlesen »

Simon Hanf
2 Jahre zuvor

@Otto Normal Erstmal mein Beileid für deinen Bruder. Genau, Therapie muss freiwillig sein und ohne Scham für die Betroffenen. Genau deswegen habe ich auch den Schildower Kreis zitiert der sich öffentlich hinstellt und für sich für eine liberale Drogenpolitik einsetzt. Das “Recht auf Rausch” muss definitiv ins GG. Dies darf nicht mehr geändert werden. Allerdings braucht es dafür eine 2/3 Mehrheit im BT. Die CDU und AfD werden sich quer stellen und damit ist es leider nicht sicher dass ein solcher Eintrag kommt. Es muss in den Köpfen der Menschen ankommen, erst dann können wir uns sicher sein. Heute lachen wir über das Kaffeeverbot und irgendwann werden wir über alle Drogenverbote lachen. Es ist ein anstrengender Kampf aber wir werden… Weiterlesen »

Feuer auf Burkhard Blienert – Hanfjournal
2 Jahre zuvor

[…] anempfohlen. Dazu gehörten die drogenpolitischen Organisationen LEAP Deutschland, der Schildower Kreis, der Bundesverband Akzept e.V., das Knowmad Institut und der Deutsche Hanfverband. Mit seiner Wahl […]