Freitag, 26. März 2021

Das Endocannabinoid-System beim Dauerlauf, Sex und gutem Essen

Es gibt eine Anzahl von Studien, die zeigen, dass die Verwendung von Cannabis entweder Lust auf Sex oder die Zufriedenheit beim Sex oder beides bei Männern Frauen erhöhen kann. So schrieben Forscher der Abteilung für Geburtshilfe, Gynäkologie und Frauengesundheit der Saint Louis University School of Medicine in den USA im Jahr 2019 in einem Artikel für Sexual Medicine: „Marihuana scheint die Zufriedenheit mit dem Orgasmus zu verbessern.“ Von den 373 von den Autoren befragten Teilnehmerinnen gaben 34 % an, vor sexueller Aktivität Cannabis konsumiert zu haben. Die meisten Frauen berichteten von einem Anstieg des Sexualtriebs, einer Verbesserung des Orgasmus und einer Abnahme der Schmerzen. Es gibt vergleichbare frühere Studien mit Männern.

Eine Untersuchung aus Deutschland aus dem Jahr 2017 hat zudem gezeigt, dass Masturbation bis zum Orgasmus sowohl bei Frauen als auch bei Männern zu einem Anstieg der Konzentration des Endocannabinoids 2-AG (2-Arachidonoylglycerol) führt. An der Studie waren Mitarbeiter des Instituts für Sexualforschung und forensische Psychiatrie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, des Instituts für Physiologie, Chemie des Universitätsklinikums der Johannes Gutenberg Universitäten Mainz und weiterer Institute beteiligt.

Endocannabinoide sind entscheidend für belohnende Verhaltensweisen wie Essen und körperliche Bewegung. So wurde nachgewiesen, dass das sogenannte Läufer-High, das ein gesteigertes Wohlbefinden aufgrund von Ausdauersport, in einem wesentlichen Maße auf einer erhöhten Konzentration des Endocannabinoids Anandamid beruht. Verantwortlich für die Zunahme beim Dauerlaufen sind der Stress, die Belastung und die Schmerzen, die durch einen erhöhten Endocannabinoidspiegel erträglicher und sogar mit gesteigertem Wohlbefinden überkompensiert werden – das ist sicherlich der wesentliche Grund, warum Ausdauersport einen Suchtcharakter haben kann.

Hunger, eine ebenfalls stressige Erfahrung, führt ebenfalls zu einem Anstieg des Endocannabinoids Anandamid, diesmal im Darm, wie Untersuchungen mit Ratten gezeigt haben. Nach der Nahrungsaufnahme fiel die Konzentration dann wieder ab. Bemerkenswerterweise führte „hedonisches Essen“ in einer in einer italienischen Studie aus dem Jahr 2012 mit 8 gesunden Teilnehmern zu einer Erhöhung des Blutspiegels des Endocannabinoids 2-AG (2-Arachidonoylglycerol). Die Probanden nahmen an 2 Sitzungen teil. Bei der einen Sitzung erhielten sie hoch schmackhafte Nahrung und in der anderen nicht schmackhafte Nahrung mit der gleichen Kalorienzahl und Nährstoffzusammensetzung. Nur das Essen schmackhafter Nahrung führte zu einer Zunahme des 2-AG Spiegels, während der Spiegel des Endocannabinoids Anandamid in beiden Fällen abnahm. 2-AG nimmt also nur zu, wenn zum Vergnügen gegessen wird.

Die Beteiligung von Endocannabinoiden am menschlichen Sexualverhalten wurde erstmals 2017 von den deutschen Wissenschaftlern untersucht. Es wurden die Plasma-Endocannabinoid-Spiegel vor und nach der Masturbation bei gesunden männlichen und weiblichen Probanden gemessen. Insgesamt nahmen 6 Männer und 9 Frauen mit einem Durchschnittsalter von etwa 30 Jahren teil.

In der Studie erhöhte Masturbation bis zum Orgasmus signifikant die Blutspiegel des Endocannabinoids 2-AG, während Anandamid, andere Endocannabinoide und Cortisol nicht beeinflusst wurden. Bei den Männern nahmen die 2-AG-Konzentrationen um durchschnittlich 56 Prozent bei den Frauen um durchschnittlich 30 Prozent zu. Der Unterschied zwischen Frauen und Männern erscheint zunächst deutlich, aufgrund der geringen Fallzahl erwies sich dieser Unterschied jedoch nicht als signifikant, kann also Zufall sein. Der Cortisol-Spiegel, der einen Hinweis auf einen möglichen Stress, beispielsweise aufgrund der Masturbation in einer Laborumgebung geben könnte, blieb unverändert. Die Veränderung des Endocannabinoid-Spiegels war also nicht Ausdruck einer Stressreaktion. Die Autorin folgerten daher, dass diese „Daten darauf hindeuten, dass das Endocannabinoid 2-AG am sexuellen Reaktionszyklus des Menschen beteiligt ist, und wir stellen die Hypothese auf, dass die Freisetzung von 2-AG eine Rolle bei den belohnenden Konsequenzen von sexueller Erregung und Orgasmus spielt.“

Diese skizzierten Studien legen nahe, dass die Endocannabinoide 2-AG und Anandamid durchaus unterschiedliche Funktionen haben. Möglicherweise spielt 2-AG vor allem eine Rolle bei lustvollen bzw. hedonistischen Aktivitäten, während Anandamid uns hilft, stressige Situationen besser zu ertragen.

Beitrag von
Dr. med. Franjo Grotenhermen

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4 Kommentare
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DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Vielleicht ist das auch ein Grund – “Sünde” – also zumindest bei der katholischen (CDU_CSU?) Kirche – die ja eine furchtbare Menschen-Missbrauchs-Maschine geworden ist. Vor den Kreuzzügen schon – das war nie die Absicht von Jesus? Wieviele Väter oder Mütter stehen vor den Kirchentoren und wollen, dass die Priester ihren Hosenlatz vor den Kindern wieder zumachen. Wieviele? Wann? Wo? – Alle den Kopf im Sand? Wie beim Hanf? Da ist “Cannabis” das Teufelskraut ein willkommener SÜNDEN-BOCK. “Böcke”, in dem Sinne sind ja dann doch wohl eher die Priester? Keine lieben Grüße (an die Heuchlerkirche) und die katholische €DU/€SU-Politik. […] Catholic Church sexual abuse cases From Wikipedia, the free encyclopedia Jump to navigation Jump to search “Sexual abuse by clergy” redirects… Weiterlesen »

M. A. Haschberg
3 Jahre zuvor

Dass der wunderbare Wirkstoff THC nicht nur die Kreativität erhöht, sondern auch die sexuelle Phantasie anregt und damit die Durchblutung sowie die Gesundheit fördert, weiß ich seit sehr vielen Jahren aus eigener Erfahrung. Es ist höchste Zeit, dass die Wissenschaft endlich mal darüber berichtet. Natürlich wird diese Erkenntnis der Pharmaindustrie – und damit verbunden – unserer konservativen Regierung wenig gefallen und sie werden nichts unversucht lassen, weiter dagegen anzukämpfen. Lieber bietet man den Bürgern so dubiose Pharmahämmer wie Viagra an, deren Nebenwirkungen alles andere als harmlos sind. Aber das Wohl und die Gesundheit von Menschen spielen, wie wir ja alle wissen, in unserem Staat nur soweit eine Rolle, wie sie nicht der Profitgier mächtiger Pharmaunternehmen im Wege steht. Es bleibt… Weiterlesen »

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Bei aller Liebe und Fürsorgepflicht – DA stimmt doch WAS nicht???!!! Das Muster kenne ich – meine Ähnlichkeiten festzustellen – nennt sich “SYSTEM PROHIBITION” – ändere NICHTS an den URSACHEN (sozialer, biologischer, psychologischer-… Art an den “realpolitischen” Lebensbedingungen von Abermillionen (vielleicht Milliarden) – epigenetisch traumatisierten Menschen) – lege das Geschäftsmodell in die Händer der OK – Treibe den Profit durch Kriminalisierungen stets weiter in die Höhe – überwache möglichst ALLE – vor allem potenzielle Kritiker – mache sie mundtot – verschleiere das “Münchhausen by Proxy-Syndrom” – Hol die Religion als Beischläfer ins Boot … also hauptsächlich das Handel treiben … nicht die Kinder besser unterstützen… nein – den Handel mit der Mafia teurer machen… die brauchen ja eh die Kohle… Weiterlesen »

Bettgeflüster und Cannabis: Ja, bitte! – Hanfjournal
2 Jahre zuvor

[…] ist oder auch ein wenig Wahrheit enthält, bleibt jedem selbst überlassen. Es ist bei weitem aber nicht die einzige Studie, die Cannabis eine positive Wirkung in Sachen Sex nachsagt. Von daher: Smash away, weed […]