Dienstag, 15. September 2020

Die Krux der kontrollierten Cannabis-Freigabe

Mord und Totschlag wegen Cannabis in Kalifornien – trotz „Legalisierung“

Cannabis
Bild: christgr/freeimages

 

 

Ein tagesaktueller Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Seit dem 1. Januar 2018 ist es volljährigen Personen in Kalifornien gestattet, bis zu 28 Gramm Cannabis zu besitzen. Zulässig ist auch der nichtkommerzielle Anbau von bis zu sechs Pflanzen im privaten Wohnbereich. Die regulierte Abgabe erfolgt über lizenzierte Läden, die ihre Rauchware aus staatlich kontrollierten High-Tech-Produktionsanlagen beziehen.

 

Der Jubel war groß, auch in Deutschland. Cannabis-Aktivisten und Fachspezialexperten aller Fachrichtungen favorisieren seitdem den nordamerikanischen Weg, der auch in Deutschland eingeschlagen werden sollte. Schließlich geht es darum, die Hanfkonsumenten zu entkriminalisieren, ohne dadurch einen Kontrollverlust in Sachen Cannabiskonsum zu riskieren. Statt die bedingungslose Freigabe des Allerweltkrauts zu fordern, will man sich mit dem begnügen, was sich bei genauerem Hinsehen als Mogelpackung erweist.

 

Denn neben den Gewinnern der sogenannten „Cannabis-Legalisierung“ gibt es auch Verlierer: Und das sind die Guerilla-Grower, die seit nunmehr über einem halben Jahrhundert aus der Unterwelt heraus die Hanf-Community der USA mit Ganja versorgen. De facto war die „Cannabis-Regulierung“ ein Zugeständnis an die Prohibitionisten – wohlwollend geduldet von vielen Hanfaktivisten, die bis heute dem Irrtum aufsitzen, mit der regulierten Hanffreigabe könne dem organisierten Verbrechen das Wasser abgegraben werden.

 

Dass dieser fromme Wunsch unter den Bedingungen der regulierten  Cannabisfreigabe  nicht in Erfüllung gehen wird, war denen, die eins und eins zusammenzählen können, von Anfang an klar. So lange Cannabis nicht wie Kaffee, Tee oder Tabak frei und ohne staatliche Kontrollwut angebaut, gehandelt und genossen werden kann, wird der Schwarzmarkt blühen – und mit ihm die organisierte Drogenkriminalität. Würde der Hopfen in gleicher Weise wie Cannabis reguliert und besteuert werden, gäbe es schon morgen einen Schwarzmarkt für diese Pflanzengattung. Und dieser illegale Handel würde den Bierbrauern Vorzugspreise machen, an denen niemand vorbeikommt, der rechnen kann.

 

In Kalifornien tobt er also weiter, der Anti-Hanf-Krieg, und das trotz und auch wegen der regulierten Freigabe. Die illegalen Hanfbauern denken überhaupt nicht daran, das Feld denen kampflos zu überlassen, die das staatlich lizensierte Monopol an sich gerissen haben und im ungleichen Kampf um die Pfründe von Vater Staat bevorteilt werden. Jetzt erst recht, scheint die Devise der kalifornischen Guerillagrower zu sein, denn der illegale Anbau floriert wie nie. Abnehmer gibt es nicht nur in Kalifornien, sondern auch in jenen US-Bundesstaaten, wo die Prohibition nach wie vor den Himmel verdunkelt. Die regulierte Freigabe hat geradezu einen Boom des illegalen Anbaus ausgelöst, da sich viele Grower aufgrund der neuen Gesetzeslage im Golden State in relativer Sicherheit wiegen und somit dazu verleitet werden, die „neue Freiheit“ bis zum Anschlag auszureizen. Ob sechs, zehn oder hundert Pflanzen – es wird schon gutgehen, denkt sich mancher, der einen grünen Daumen hat.

 

Doch wie so oft gehen nicht nur die guten Jungs und Mädels zu Werke. Auch die bösen Buben wollen mitspielen, wenn der Rubel rollt. Die ländlichen Regionen in Kalifornien sind auch ein Eldorado gut organisierter und rivalisierender Gangsterbanden, die selbst vor Mord und Totschlag nicht zurückschrecken, wenn es den schnellen Gewinn im illegalen Cannabisgewerbe zu machen gibt. Während die einen generalstabsmäßig Mega-Grows starten, die von Lohnsklaven unterhalten werden, lauern schon die anderen, um den Hanfgarten mit Waffengewalt zu plündern.

 

Anfang letzter Woche kam es im Riverside County zum traurigen Höhepunkt dieses Faustrechts. In den frühen Morgenstunden des Montags erreichte die Polizei der Kleinstadt Aguanga in Südkalifornien ein Notruf, dass sich auf einem Grundstück am Rande der Stadt ein Überfall ereignet hätte, bei dem Schüsse gefallen sein sollen. Als die Polizei am Tatort eintraf, bot sich den Beamten ein Bild des Schreckens. Im Haus wurden sechs erschossene Personen und eine angeschossene Frau aufgefunden, die später ihren schweren Verletzungen erlag. Alle sieben Opfer und die überlebenden Zeugen stammen aus Laos. Das angemietete Haus beherbergte ersten Ermittlungen zufolge rund 20 Personen, die den Grow betreuten. Die Polizei geht davon aus, dass hinter der Hanfplantage und dem Massaker organisierte kriminelle Banden stecken. Auf dem Grundstück wurden zudem eine Cannabis-Ernte von insgesamt 450 Kilogramm und mehrere hundert Marihuana-Pflanzen sichergestellt, die laut Polizei für die Hanfölgewinnung vorgesehen waren. Der Straßenverkaufswert soll sich auf etwa fünf Millionen Dollar belaufen.

 

Die kalifornische Polizei zählte 2020 bereits vierzehn Morde im Zusammenhang mit Cannabis. Mit dem Massaker von Aguanga sind noch einmal sieben Opfer dazugekommen. Die Morde hätte es mit großer Wahrscheinlichkeit nicht gegeben, wenn der Hanf so frei wäre wie eine Kaffeebohne oder Weinrebe.

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15 Kommentare
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buri_see_käo
3 Jahre zuvor

Mord und Totschlag dort – tödliche Doofheit hier:
Hinter ndr.de noch das:
/nachrichten/hamburg/Drogentote-in-Hamburg-Hoechster-Stand-seit-knapp-20-Jahren,drogentote116.html
hinzufügen.
mfG  fE

M. A. Haschberg
3 Jahre zuvor

In den USA gehören Schießereien jeglicher Art leider schon seit ihrer Gründung vor fast 250 Jahren zur traurigen Tagesordnung.
Aus diesem Grunde würde ich diesen Vorfall – so tragisch er auch ist – nicht überbewerten.
Immerhin hat die Mehrzahl der Cannabiskonsumenten in Kalifornien (im Gegensatz zu Deutschland) die Möglichkeit, ihre Heil – und Relaxsubstanz legal, gezielt und qualitativ hochwertig zu erwerben.
Alleine diese Tatsache macht die Legalisierung schon zu einer Erfolgsstory.
Dennoch: unsere Drogenbeauftragte wird diesen Vorfall wahrscheinlich mit Hingabe nutzen, um ihren unfairen Anti – Cannabis – Krieg weiter anzuheizen, was die ganze Sache sicherlich nicht leichter macht.

Rainer
3 Jahre zuvor

Geld taugt nicht als Gegenwert.Entweiht die Pflanze.

Daniel G.
3 Jahre zuvor

Mein Opa sagte mal zu mir (passionierter Pazifist)
Mein Junge, früher sind wir nach der Arbeit auf die Hanffelder und haben uns, unser Hanf (gute alte deutsche Hecke) gepflückt und geraucht ❤️
Da war des völlig normal
Aber Heutzutage (Regierung und Konsorten) spinnen die ALLE rum.
Ab da wusste ICH!!! Okay . Hanf ist in meinem DNA-CODE, enthalten.
Ach zum Thema!! Diese Anti-Hanflobby ist doch fürn Arsch. (Propaganda) auf niedrigstem Niveau.
Ich sage es mal so… Baut euch Euren Hanf an und raucht es oder what ever. 3Kg reichen völlig aus und nimmt im Garten oder im Häuschen, net viel Platz in Anspruch.
Ach bevor ich es vergesse, lasst mir die Finger von den Schusswaffen..etc.

Lars Rogg
3 Jahre zuvor

jupp, ist tragisch. Doch da wo viel Geld generiert wird oder abzugreifen ist, da wird gestohlen und gemordet. Zumindest werden die braven Konsumenten und Kleinbauern nicht von den Schergen der Pharmafia oder Alkohollobby kriminalisiert und verknackt. Nicht mehr..!! Die sind also einen großen Schritt weiter. Wenn man die gefährlichen Subjekte wie Mörder und Graspanscher aus dem Verkehr zieht, hat ja keiner was dagegen. Die Umstände bzw. Mißstände in legalisierten Gegenden der USA, sind aber kein Argument gegen eine Legalisierung. Wäre das Zeug überall legal und würde jeder sein eigenes Zeug auf dem Balkon, der Fensterbank oder im Zelt selber anbauen dürfen, wären solche Auswüchse minimal.

Lars Rogg
3 Jahre zuvor

@Daniel G.

Pazifismus ist das einzig Wahre..!!! Daumen hoch…

Hermes
3 Jahre zuvor

Wächst Malve im Garten,
kann der Doktor warten 😉

Ralph Chaudhry
3 Jahre zuvor

Eine völlige Freigabe wäre sinnvoll, ist aber völlig unrealistisch

buri_see_käo
3 Jahre zuvor

Wenn etwas sinnvoll ist, ist es hier unrealistisch. Mit etwas kann man allmählich von a -z meinen. Zu Hanf, s.h. meinen Verweis oben, Infobezug/-verabeitung, leider doch Neuland. PKW-Giftgasverbrecher, noch immer aktiv, heute VW, muss PKWs zurückrufen, weil wieder verarscht. WireCard stinkt seit Herbst 2015, seit Frühjahr 2019 bis in den Himmel, SA wird gegen aufklärende Journalisten eingesetzt, K.T. zu Krullenberch hatte beraten. Corona-Schulbetrieb, Internet ist Neuland, so’ne Scheisse aber auch.
mfG fE

Lars Rogg
3 Jahre zuvor

Tja, um die Freigabe brauchen wir uns erstmal keine Sorgen mehr machen. Mit Hilfe der SPD und FDP ist ein erneuter Antrag auf Legalisierung am Mittwoch gescheitert. Abgeschmettert von der AfD, CDU und der SPD. Nun SPD…ihr macht eurem Namen immer wieder Ehre…ihr seid Arbeiterverräter in beeester Gesellschaft. Mit den rechtsaussen gegen die Vernunft, wissenschaftliche Erkenntnisse und viele Millionen harmloser Bürger-Kiffer. Mit der Begründung, weil Cannabis nicht harmlos sei !! Wohlgemerkt !! Aber auf den Autobahnen darf weiterhin ungefährlich gerast werden…wurde auch kürzlich entschieden. Gegen Kiffer hat sich auch die großmäulige FDP gestellt. Mit Enthaltung !! Sie hat ihre Eier in den Gulli gekickt und wenn sie mal Charakter zeigen müßte dann verkriecht sie sich- bravo !! Alles beim Alten…bleibt… Weiterlesen »

greenness
3 Jahre zuvor

Mein Kommentar wurde gerade nicht veröffentlicht, weil ich 1 (in Worten: ein) Wort in Großbuchstaben geschrieben habe.

Glückwunsch.

buri_see_käo
3 Jahre zuvor

@Lars Rogg, wusste ich garnichts. Hast Du einen Link dazu?
Es ist zum kotzen, wie sich diese Schwachköppe am herbeigeführten Elend aufgeilen, oder was bleibt als Motivation? Rasen auf Autobahnen bringt denen aber mehr cash. Ca. 850 Tage, dann kann Schland eine weitere hochquallifizierte Fachkraft suchen, unsere Firma tut sich jedenfalls sehr schwer damit.
B
R
D
  igung

Abwarten, Kim Jong Un weist unseren Idioten den Weg.

Ja, greenness, manchmal tut es nicht richtig gehen.
Geht automatisch, macht eine RegEx-Engine, Bücher zu deren Parametrierung haben schon mal locker 2000 Seiten.
Bist Du schon bei einem Mecker-Formular dazu gelandet?, da kannst Du schimpfen/Hinweise ablassen.

mfG  fE

Lars Rogg
3 Jahre zuvor

@Buri see käo
…hab ich gestern im TV gesehen. Finde aber im Netz tatsächlich auch keine Bestätigung.
Mal abwarten ob sich das die Tage ändert und man es auch ergoogeln kann.
Bin momentan auch etwas irritiert. Beim DHV gabs auch keine Meldung.
Was ich oben geschrieben hatte, ist dem Bericht im TV entnommen…müßte jetzt lügen ob es N-TV, N24, Welt, Tagesschau oder sonst was war…

buri_see_käo
3 Jahre zuvor

Ich habe es gefunden, hinter bundestag.de noch:
/presse/hib/792930-792930
hinzufügen. Es ist nur die Nachricht. Beim Gesundheitsausschuss müsste man nach Sitzungsprotokollen/Abstimmungsverhalten suchen, ist nicht immer tagesaktuell. Man sollte wissen, wer welches Abstimmungsverhalten an den Tag legt, und zuvor welche Deppenfängerei betrieben hat. Mir stinkt diese systematische Verarsche des Wahlvolkes; sehr demütigend auch, wenn man bedenkt von welch’ grandiosen Idioten es ausgeht (WireCard, deren Papiere hatte ich allerdings nie). Ich möchte solche Lumpereien sammeln, zur BT-Wahl breittreten, habe aber wenig Zeit.
Was Positives hatte ich heute: nach 3,5 Wochen 360€ eingesteckt, beim größten Schatz der Welt (Pebble-Project).
mfG  fE

Gebetskette
3 Jahre zuvor

Hier findest du die Nachricht auch im Netz: “www.berliner-zeitung.de/news/antrag-gescheitert-cannabis-bleibt-weiter-illegal-li.105660”

Aber unterm Strich ist es eh egal wen man wählt, die interessieren sich alle nicht für uns. Auf der anderen Seite, das CannKG finde ich auch Schrott. Da ist das schon ganz gut, dass das abgelehnt wird.
Schaut euch mal die Vorgaben für den Betrieb eines solchen Fachgeschäftes an oder die Vorgaben für den persönlichen Besitz und Anbau. Da kann die ganze Sache auch gleich so bleiben wie sie jetzt ist. Ich bin jetzt kriminell und wäre es mit dem CannKG auch.