Mittwoch, 27. Mai 2020

Die Welt mit neuen Augen sehen

Nachhaltig, fair, bürgernah


Danke, dass Du das lesen kannst. Danke an alle Verantwortlichen, die die Notbremse gezogen und uns voneinander getrennt haben. Wir bleiben im Geiste verbunden.

Seit den Weltkriegen im letzten Jahrtausend hat kein Ereignis so weitreichende Auswirkungen auf alle Bereiche unseres privaten und gesellschaftlichen Lebens wie die jetzige Krise, verursacht durch einen klitzekleinen Organismus. Niemals in der Geschichte der Menschheit gab es eine solch umfassende Ausnahmesituation, die die gesamte Welt umfasste. Kann es danach so weiter gehen wie davor?

Sicher wären ähnliche Maßnahmen wie heute auch am Ende des I. Weltkriegs nützlich gewesen. Zwischen 1918 und 1920 soll die Spanische Grippe zwischen 27 und 50 Millionen Tote gefordert haben. 1957/58 hielt die Asiatische Grippe die Welt in Atem. Ein bis zwei Millionen Tote weltweit wurden geschätzt, davon rund 30.000 in Deutschland. Im Jahre 1968, als die Hong-Kong-Grippe grassierte, starben etwa zwei Millionen Menschen. 

Damals gab es vielfältige internationale Beziehungen und Handelsrouten, doch kein mondiales Bewusstsein, geschweige denn die Idee eines weltweiten Handelns. Sind wir jetzt besser dran mit dem rasend schnellen Nachrichtenfluss aus jedem Winkel der Erde und der Vernetzung?

Mit den Maßnahmen schützen wir Deutschen die Schwachen, unser Gesundheitssystem – und letztendlich uns selbst. Die Solidarität macht außerhalb unserer Landesgrenze schlapp. Oder? Nach wochenlangen Debatten hat sich Deutschland Ende April dazu hinreißen lassen, doch fünfzig unbegleitete Minderjährige aus griechischen Flüchtlingslagern herauszuholen. Kramp-Karrenbauer bestellte zum selben Zeitpunkt 45 US-Kampfjets vom Typ F-18 des US-Herstellers Boeing bei den Amis. Genau die brauchen wir in dieser Situation.

Die Globalisierung zeigt ihre zwei Seiten der Medaille. Durch den Austausch konnte sich das Virus überhaupt erst verbreiten, ihn zu bezwingen, erfordert globale Zusammenarbeit.

Krise bedeutet »gefährliche Konfliktentwicklung«. 2020 nimmt ein natürlicher Konflikt auf alle Ebenen der Gesellschaft Einfluss. Ihr immanent ist die Chance, neue, gerechtere Wege zu gehen. Gruppen haben nachgedacht und viele gute Ideen für mehr Nachhaltigkeit auf vielen Ebenen realisiert.

Doch ziemlich schnell nach Beginn der Quarantäne sehen wir die unterschiedlichen Ziele und Motivationen gesellschaftlicher Gruppen. Das Gesundheitssystem verlangt bessere Personalschlüssel, eine bessere Ausstattung mit Materialien und eine faire Bezahlung. Dass den Mitarbeitern anerkennend applaudiert wird, ist ganz nett, rettet sie jedoch nicht vor ständiger Überforderung, Überstunden und Selbstausbeutung.

Der deutschen Wirtschaft wird ein Minus von zehn Prozent prophezeit. Deren Ziel ist natürlich, die Produktion schnellstmöglich wieder hochzufahren. Koste es, was es wolle. Wachstum heißt ihr Fetisch. Die Bildungsbürger haben Angst, dass ihre Kinder nicht genug lernen oder sich die Abiturprüfungen verzögern.

Die Umweltschützer freuen sich über die frische Luft und geringeren Lärm. Die einen genießen mehr Zeit mit ihren Lieben zuhause, die anderen schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein. 

In der Zeit der Langeweile greift der Gutbürger vermehrt auf die Werke von Kunst und Kultur zurück. Die Politik verweigert Künstlern, Schriftstellern, Musikern, Artisten und Zauberern die Soforthilfe. Zahlen sie doch keine Ladenmiete oder Löhne.

Die bewussten Bürger fürchten mit der totalen Machtübernahme durch den Staat eine massive Überwachung. Biometrische Technologien, die über Handy-Apps oder Armbänder die Pandemie eindämmen sollen, könnten mit fadenscheinigen Begründungen auch danach unsere Persönlichkeitsrechte einschränken.

Wir brauchen nicht extra zu betonen, dass wir Deutschen auf hohem Niveau im Vergleich zu den meisten Ländern der Welt jammern. 

Global denken – lokal handeln

Die Quarantäne drängt sich so sehr in den Vordergrund, dass es scheint, dass die Gesellschaft die vorher bestehenden Krisen ignoriert. Wir hatten und haben massive Probleme mit so vielen menschengemachten ungesunden Dingen. Was brauchen wir wirklich? Wie wollen wir leben? Letzteres ist die Hauptfrage des möglicherweise wichtigsten Hauses in ganz Deutschland – das Futurium – ein Museum für Dinge, die es noch nicht oder nur in Ansätzen gibt. So viele kluge Ideen für ein gesundes Leben auf einer gesunden Erde. Wir sind alle Kinder dieser Erde. Wir, und sie heilen nur, wenn das in jedem Kopf angekommen ist.

Weltweit haben sich große und kleine Kommunen zusammengeschlossen, um es besser zu machen. Auf die Suche nach ihnen haben sich französische Filmemacher begeben und einen Film produziert, der Mut macht: »Tomorrow – Die Welt ist voller Lösungen.« David Nabarro, UN Beauftragter für Klimapolitik und nachhaltige Entwicklung, erklärt: »Dieser Film sollte Teil der Ausbildung aller politischen Verantwortlichen weltweit sein!« Der mit dem nationalen Filmpreis Frankreichs César als bester Dokumentarfilm gekürte Film macht sich auf den Weg zu Projekten und Initiativen, die alternative ökologische, wirtschaftliche und demokratische Ideen verfolgen.

Was brauchen wir wirklich? Sauberes Trinkwasser gehört zu den Menschenrechten. Nach dem Fortschrittsbericht von WHO und UNICEF zufolge haben 2,2 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem und 785 Millionen keine Grundversorgung mit Trinkwasser – ebenfalls keine sanitären Anlagen und keine Möglichkeit zum Händewaschen. 

Myclimate Deutschland installierte z.B. in Uganda neue Technologien, um Trinkwasser preiswert mit UV-Wasserfiltern zu reinigen. Die Menschen sammeln dort kein Holz mehr, um Wasser abzukochen. Das reduziert Abholzung und CO2-Emissionen. Andere NGO’s bauten zentrale Wasserentnahmestellen in Slums oder bohrten Brunnen in ländlichen Gebieten, vor allem in Ländern südlich der Sahara.

Permakultur und Gemüse mitten in der Stadt

Wir brauchen ausreichende und gesunde Nahrungsmittel. Kleine landwirtschaftliche Betriebe stellen 70 bis 75 Prozent der Nahrungsmittel weltweit her. Nicht die Agrarindustrie mit ihren Monokulturen.

Permakultur hat sich zum Begriff für nachhaltige Lebensweise und Landnutzung gemausert. Die Landwirte und Gärtner pflanzen vielfältige Nutzpflanzen auf engem Raum an, die sich gegenseitig beim Wachsen und Gedeihen unterstützen. Die Permakultur hat mittlerweile auf Städte übergegriffen. Es gibt Urban Farming oder Urban Gardening und die Transition Towns – Städte im Übergang. Permakultur lässt sich sogar in Fischteichen und im Waldgarten praktizieren. 

Re-Lokalisierung heißt die Devise. Lokal produzieren, lokal vertreiben und lokal konsumieren. 

Wir brauchen eine Abkehr von fossilen Brennstoffen. Sparen wir Energie, wo es geht. Angefangen in unserem kleinen Haushalt, in dem wir energiesparende Geräte einsetzen und das Stand-by ausschalten, bis hin zu großen öffentlichen Elektroinstallationen, die nix weiter tun, als unsinnige Werbung zu verbreiten. Lasst uns zu echtem Ökostrom wechseln und effektive Technik einsetzen. Das deutsche Wort Energiewende wurde sogar von anderen Ländern in ihren Wortschatz aufgenommen. Dabei geht es neben der Elektrizität gleichermaßen um Wärme und Mobilität und deren Kraftstoffe.

Hanf ist einer der vielseitigsten nachwachsenden Rohstoffe. Seine Rolle wird gesellschaftlich unterschätzt.

Runter vom Elfenbeinthron

Wahre Demokratie gibt es. Ein Vorzeigeobjekt ist das Städtchen Kutthambakkam im indischen Bundesstaat Tamil Nadu. Elango Rangaswamy, der ehemalige Bürgermeister, führte die partizipative Demokratie ein. Alkoholschmuggel, Schmutz und Gewalt gehören der Vergangenheit an. Trotz unterschiedlicher Kasten fanden die Bewohner ein neues friedliches Miteinander. Sie beschlossen gemeinsame Ziele und realisierten sie. Rangaswamy fährt jetzt durch das Land und berät Bürgermeister. 

Ein Beispiel für Bürgernähe finden wir in Island in Europa. 2012 entwickelte das Volk selbst seine neue Verfassung. 2008 musste die konservative Regierung zurücktreten, weil sie mitverantwortlich für die Bankenkrise war, die das Land beinahe in den Ruin gestürzt hätte. Das Volk hat den Elfenbeinturm gekippt. Norwegen, Island und Schweden sind die demokratischsten Länder der Welt.

BALLE bedeutet: Be a localist. 125.000 lokale Unternehmer, Investoren und Philanthropen in den USA hatten das Netzwerk 2001 gegründet, um das Entstehen einer neuen Wirtschaft zu fördern und zu kuratieren. Eine, die unsere zerstörerische und ausufernde Industrie schrittweise durch ein System verdrängen wird, das die Gesundheit, den Wohlstand und das Glück aller Menschen unterstützt und die lebenswichtigen Ökosysteme regeneriert, auf die sie sich stützt. Ähnliche Ziele verfolgt Wisdom together in Europa. »Unsere Vision ist eine Welt der Weisheit, in der bewusst handelnde Menschen, Unternehmen und Organisationen Freiheit, Kreativität und die Liebe zum Leben fördern und stärken.«

Zukunftsweisende Projekte wandeln schnöden Mammon wieder in ein faires Zahlungsmittel. Bildung als höchstes Gut lässt sich auf verschiedene Weise vermitteln.

Lest darüber im nächsten Hanf-Journal. Und danke, dass Ihr dabei seid, unsere Welt ein klein wenig besser zu machen.

Amandara M. Schulzke

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6 Kommentare
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Hermes
3 Jahre zuvor

In dem wir uns selbst heilen, heilen wir die Erde – indem wir die Erde heilen, heilen wir uns selbst!
(Hopi Indianer)

Dan
3 Jahre zuvor

Zum kopieren und Posten an Politiker und Parteien:
Ihr lieben Politiker – könnt ihr bitte einen Satz wie folgenden ins Grundgesetz verankern:

Ihr deutschen und meinetwegen auch Europäischen und andere Weltenländer Bürger – Für Mission Garten Eden – Universum Blum – damits vom Planeten Erde aus teilweise auch die Mooswolke werden kann, zählt für Alle – schon Immer und für Immer – bis ins Haelends (solange es gut ist) – Ihre Allah´s Allers Allepflanzenwirtschafts und Guthabens Lizenz.

R. Maestro
3 Jahre zuvor

Die Welt mit neuen Augen sehen, es ist richtig!
Im stockkonservativen Lager würde es ein Traumbild oder Taumschloss zerstören.

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

…oder “alten”. 🙂 mit neuen AUGEN-Blicken beim in die Augen-BLICKEn. Neu “sehen” – “fühlen” – “riechen” – … “handeln”? Oder “archaisch”? […] Liebe Hanffreundinnen und liebe Hanffreunde, wir lieben EUCH einfach. IHR seid so kreativ und das ist eine stete Quelle der Freude. Wir freuen uns auf das was kommt. Wir müssen jetzt einen Gang drauflegen, um die Dinge voran zu bringen. Für die Physiker*innen unter EUCH oder durch “die Blume” gesagt: Es hat ein “Quantenereignis” stattgefunden. Die Auswirkungen sind ähnlich der einer riesigen Singularität. Heute ist das größte schwarze Loch im gesamten Universum entstanden. Innerhalb dieser Sphäre ist eine ursprüngliche Kraft am Wirken. Niemand kann sich der Wirkmacht dieser Gravitation entziehen. Die Gravitation ist eine Grundkonstante – sie ist… Weiterlesen »

buri_see_käo
3 Jahre zuvor

Die Welt mit neuen Augen sehen, die Gelegenheit bietet sich mit jedem neuen Tag.
Denn es gleicht kein Tag dem Anderen, stets sind zu neuen Situationen neue Lösungen gefragt.
Aber achte mal drauf, es ging schon ein gehöriger Rechtsruck durch die Welt:
Es ist schon einfacher, sich Herausforderungen zu verweigern, sich von Balltreterereignissen einlullen zu lassen, sich auf die Lösung von Problemen/Themen durch Andere (Politiker) zu verlassen, das sogar zu erwarten???
Aber mal zum 2. Absatz oben, ein Virus ist kein klitzekleiner Organismus, es ist eine DNA / RNA.
In/von klitzekleinen Organismen (z.B. Zellen) werden die (letztendlich hochkomplexe chemische Moleküle, etwas Totes, frißt nicht, fickt nicht, kackt nicht, legt keine Eier) dann dupliziert.
mfG  fE