Montag, 4. Mai 2020

Corona-Krise – ein Trigger für die Cannabis-Freigabe?

Gedanken von Sadhu van Hemp


Menschen, die in Angst und Schrecken versetzt werden, verfallen nicht selten in Panik und handeln infolgedessen irrational. Wie sich so etwas gestaltet, zeigt die Cannabis-Prohibition: Wie eine Seuche hat sich die Angst vor dem Hanf auf dem Globus ausgebreitet – und das über mehrere Generationen hinweg. Ohne Sinn und Verstand wird festgehalten am War on Drugs, der den Verängstigten Halt und Sicherheit verspricht – auch wenn es noch so widersinnig ist und sich letztlich ins Gegenteil verkehrt.

Angst war in der Menschheitsgeschichte noch nie ein guter Ratgeber. Am 8. Mai vor 75 Jahren endete der Zweite Weltkrieg, Deutschland lag in Schutt und Asche. Ausgelöst wurde dieser Wahnsinn von einer völlig enthemmten Bevölkerung, die sich aus Angst vor einer jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung von den Nazi-Verbrechern anstiften ließ, einen industriell organisierten Massenmord durchzuführen und die halbe Welt in Brand zu setzen.

Auch dieser Tage frisst Angst Seele und Verstand auf – herbeigeführt durch den SARS-CoV-2-Virus, der die Atemwegserkrankung COVID 19 auslöst. Ein unbekannter Virus, kein Impfstoff dagegen, ratlose Mediziner und Wissenschaftler – schnell war klar: COVID 19 wird wie eine Grippewelle um die Welt gehen und Menschenleben kosten. Dass Maßnahmen eingeleitet werden mussten, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, steht außer Frage. Infektionsschutz war auch in den 1980er Jahren oberstes Gebot, als der HIV-Virus eine Pandemie auslöste, die bis heute knapp 40 Millionen Menschen dahingerafft hat.

Obwohl der Mensch gelernt hat, mit wesentlich tödlicheren Seuchen umzugehen und kühlen Kopf  zu bewahren, verursacht der SARS-CoV-2-Virus regelrechte Massenpanik. Auch in Deutschland. Als ginge es um Leben und Tod wird Klopapier gehamstert und kurzerhand der Notstand ausgerufen. Von der Dynamik der Corona-Angst angesteckt verfallen die Bundes- und Landesregierungen in blinden Aktionismus, der ein nie dagewesenes Chaos mit ungeahnten Folgen anrichtet.

Das angstgesteuerte irrationale Verhalten aller, ob Politiker oder Bürger, führt zu dem massenpsychologischen Phänomen, dass plötzlich auch außerhalb des etablierten Rechtsprozess politische und soziale Veränderungen eingeleitet werden – und das schneller und radikaler als je zuvor. Um die in Panik geratene Menschenmasse davon abzuhalten, außer Kontrolle zu geraten, gilt es, die „Volksseele“ mit Zugeständnissen und Zuwendungen zu beruhigen. 

Wie aus dem Nichts eröffnen sich dank der SARS-CoV-2-Panik völlig neue Perspektiven, von denen einige durchaus zukunftstauglich sind. In Berlin beispielsweise ploppen täglich neue Pop-up-Radwege auf, und auf den Schultoiletten gibt es nach fünfzig Jahren wieder Klopapier und Seife. Die Versäumnisse und Fehlentwicklungen werden überall sichtbar, ob in Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen oder Kindertagesstätten.

Die Krise zwingt die politischen Entscheidungsträger zum schnellen und pragmatischen Handeln, und das Undenkbare wird denkbar. Auf einmal sind ein bedingungsloses Grundeinkommen und die Grundrente für alle zur Sicherung des sozialen Friedens keine Utopie mehr. Gleiches gilt für die Forderung der Cannabis-Freigabe. Jetzt, wo der Staat auf dem Zahnfleisch läuft, wäre es eine enorme Entlastung, das Budget für den War on Drugs ersatzlos zu streichen. Die eingesparten Gelder könnten dorthin umgeleitet werden, wo sie wegen des Corona-Desasters dringend benötigt werden. Zugleich würde eine Legalisierung das Steuersäckl auffüllen und das Finanzministerium hätte zusätzliche Munition für die Bazooka, die in den kommenden Jahren zur Rettung der Wirtschaft regelmäßig abgefeuert werden muss.

Langsam erwacht das Land aus der Corona-Schockstarre. Nun heißt es für die Cannabis-Community, sich bemerkbar zu machen und auf das Politikmanagement Einfluss nehmen. Wer schreit, wird in Corona-Zeiten gehört und bekommt nahezu ungeprüft Recht. Treten wir jenen Politikern auf die Füße, die mit der Freigabe von Cannabis liebäugeln, aber bislang zu ängstlich waren, sich der Front der Drogenkrieger entgegenzustellen. Die Sterne stehen günstig für einen Paradigmenwechsel in der Hanf- und Drogenpolitik, solange der deutsche Michel aus Angst vor dem Coronavirus alles mit sich machen lässt.

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13 Kommentare
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DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Wir brauchen die Mütter und die Väter. In vielen Staaten der USA sind sie aufgestanden. Bei Volksentscheiden haben viele für die Freigabe als Medizin und Genussmittel für Erwachsenen gestimmt. Auch die schädlichen Folgen und Kollateralschäden der globalen Prohibition werden von den Eltern nicht mehr akzeptiert, wenn sie die Hintergründe kennen, über die Pflanze und ihre Möglichkeiten aufgeklärt sind und sie den Herrn Anslinger kennen und seine verrückte Kampagne durchschauen. Hoffen wir, dass das “Kapitel Corona” bald genauso der Vergangenheit angehört wie das “System Prohibition”. Liebe und Hoffnung für uns alle 🙂 🙂 🙂 Serra und Cheryl (YOU never walk alone!): Mütter für Hanf USA – Ich liebe sie 🙂 “https://www.facebook.com/Moms4MJ/posts/” – wo sind die “Mütter für Hanf” in Deutschland? Unsere… Weiterlesen »

H'79
3 Jahre zuvor

Die Wirtschaftskrise insbesondere bzgl Staatsfinanzen wird es erschweren, das unsägliche Draufzahlgeschäft der Strafverfolgung (ohnehin nicht wirklich erfolgreich) weiterzubetreiben. Auch sog. harte Drogen werden womöglich in den kommenden 20erJahren freigegeben, unter staatl Kontrolle oder gar staatlicherseits, zumal bzgl Tabak und Glücksspiel der Staat sich gern mit Geldern Süchtiger finanziell stärkt. Er könnte Steuern auf Alkohol und Zucker erhöhen, eine Kaffee-Steuer einführen und alle beliebten derzeitigen Btm unterhalb der Schwarzmarktpreise verkaufen. Je schwerwiegender die Krise wird und je mehr Aufklärung bzgl Drogen grassiert, desto höher dürfte die Wahrscheinlichkeit sein, dass Nöte Töchter gebären, für die Vernunft ein trefflicher Name wird sein können.

Lars Rogg
3 Jahre zuvor

oh je…soviel Hoffnung und Optimismus. Und das in Deutschland zu einer Zeit in der die Leute in Angst und Schrecken versetzt werden und entsprechend agieren oder eben nicht mehr agieren. Dem unaufgeklärten deutschen Michel gerade jetzt klar zu machen, dass er keine Angst mehr vor dem seit jahrzehnten schlecht geredeten Teufelskraut haben muss, halte ich für unsinnig. Klares Denken ist doch zur Zeit bei keinem anzutreffen. Auf Politiker zu setzen, die vor allem durch heisse Luft und unausgegorene Vorschläge auffällig geworden sind (SPD, Grüne, FDP) halte ich für vergebene Liebesmüh. Sowohl bei den liebäugelnden Politikern als auch beim gemeinen Bürger ist es mit der Aufklärung nicht weit her und Angst und geplante Beschränkungen, falls man eine harmonisierun anstreben wollte, sind… Weiterlesen »

M. A. Haschberg
3 Jahre zuvor

Wahrscheinlich brauchen wir auch in dieser Angelegenheit erneut die Hilfe des zivilisierten, westlichen Auslandes (USA, Kanada), ähnlich wie bei den beiden letzten Weltkriegen.
Hätten wir den rettenden Beistand der Aliierten 1945 nicht gehabt, würden unsere konservativen Hardliner auf ihrer in den Genen verwurzelten Jagdlust nach Sündenböcken, wohl noch immer Juden und Andersdenkende verfolgen. So wie heute die willkürlich auserkorenen Drogenkonsumenten.

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

@Lars, das ist der “kausus knacktus” – eine Psychose oder Neurose kannst DU nicht einfach “weglieben”. Nur der Betroffene kann etwas für sich selbst tun – da gibt es viele Möglichkeiten, Therapie ist eine davon. Vielleicht braucht unsere Gesellschaft so etwas wie eine “kollektive Therapieerfahrung” zur Bewältigung ihrer Traumata. Und davon gibt es eine ganze Menge, an verdrängtem Horror. 🙁 Aber ich denke immer in “Systemen” und “Lösungen”. Versuche es. Du beschreibst DEINE Lösungen ich MEINE, aber ich sehe bei uns beiden ein Bemühen zu einem “Gemeinwohl” beizutragen und das gefällt mir. 🙂 LG […] Gedanken zur menschlichen Natur … Wenn man einen Blick auf ein modernes Mitglied der menschlichen Spezies wirft, sieht man eine Kreatur, die exzellent in der… Weiterlesen »

Rainer Sikora
3 Jahre zuvor

Er teilte die Fluten,vom Roten Meer.Jesus Christus ist vom Tot auferstanden und kommt sicher wieder.Alles das glaube ich,aber auf keinen Fall wird in der BRD Cannabis legal.

H'79
3 Jahre zuvor

Es wird höchstens so schlecht werden müssen, dass es besser werden musss. Pessimist bin ich auch, konstruktiver Pessimist – wenig erwarten, (möglichst) viel Gutes draus machen … Komplett dumm ist die Union nicht, nur in manchen Belangen gern unbelehrbar – nicht jeder, nicht für immer. Eine knappe Bevölkerungsmehrheit zeichnet sich heuer ab – in der nächsten Legislaturperiode wird die Union stärkste Kraft (wahrscheinlich) aber sie wird ein oder zwei Partner brauchen (nicht die AfD, siehe Thüringen). Der Druck wird steigen. Die SPD hat sich sooft für Entkrimalisierung ausgesprochen, dass sie Wähler nur dann zu verlieren droht wenn sie davon abgeht. Im bald armen Staate Deutschland wird Geld so wichtig sein dass man des Teufels Kraute – selbst wenn Hanf das… Weiterlesen »

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

“Er teilte die Fluten,vom Roten Meer.Jesus Christus ist vom Tot auferstanden und kommt sicher wieder.Alles das glaube ich,aber auf keinen Fall wird in der BRD Cannabis legal.” @Rainer daraus spricht eine tiefe Verzweiflung. Dann bist Du nur hier liest hier mit und schreibst, um diese EWIGEN QUALEN DIE NIEMALS ENDEN WERDEN: NIEMALS. NIMMER IM LEBEN. Punkt. Aus. Ende. Mann, das tut mir leid für Dich jeden Tag mit so einem schweren Päckchen rumlaufen zu müssen. Aber ich denke auch geteiltes Leid ist halbes Leid, so hoffe ich dass Dir das hilft es auszudrücken. Auch Dir viel Glück und schöne Momente, musst es halt aushalten – die Hoffnungslosigkeit. Ist ähnlich wie Erwachsen-Werden – man kann nix dagegen tun – oder? LG… Weiterlesen »

Fred
3 Jahre zuvor

Verschlechtert haben sich die Chancen auf die einzig richtige Lösung definitiv nicht. In der Nachcoronazeit werden wir einige Millionen Arbeitslose mehr haben, plus einige hunderttausend ehemalige Selbstständige die direkt in Harz 4 fallen, die Inlandsnachfrage wird daniederliegen, der Export wird Jahre benötigen bis er wieder auf dem Stand von 2019 ist. Kurzum, die Wirtschaft hat Grippe mit schwerer Lungenentzündung und die Staatseinnahmen werden in allen Kassen einbrechen. Wer jetzt mit Steuererhöhungen auf breiter Front rechnet, irrt. Man wird Steuern erst einmal senken müssen, Konjunkturprogramme auflegen und wahrscheinlich alles tun was Gut und Teuer, ist um den Laden wieder auf Trab zu bringen. Alles andere würde dem ganzen den Rest geben. Und selbstverständlich ist in so einer Situation alles möglich. Und… Weiterlesen »

Rainer Sikora
3 Jahre zuvor

@DIE HANFINITIATIVE
Die Summe meiner Beobachtungen und Erlebnissen und selbst gemachten Erfahrungen,lassen leider nicht mehr Hoffnungen und Zuversicht zu.Natürlich wünsche ich mir einen unerwarteten anderen Verlauf und angenehme Überraschung,und gebe die Hoffnung nicht ganz auf.
Mit deinem Papa ist es ähnlich gewesen,was den Zugang betrifft,wie bei meinem Papi.Der hat Zwar nicht viel geraucht und nicht zuviel getrunken,aber unsere Beziehung und Vorstellung vom Leben und den Prioritäten in der Welt und im Alltag,waren wohl zu unterschiedlich.Mein Haschkonsum hat dieser Beziehung wohl auch den Rest gegeben.So ist er weder von mir noch von meinem Bruder besucht worden,als er eines traurigen Todes an Krebs verstarb.Tut mir aber leid.

Inszenierte Sicherheit
3 Jahre zuvor

Die Spitze des Berges heißt , NSU und Sachsensumpf .

DIE HANFINITIATIVE
3 Jahre zuvor

Lieber @Rainer das tut mir ehrlich leid. Die Zeit heilt eben nicht alle Wunden. Ich hatte es schwer mit meinem Vater. Vieles konnte bei mir heilen, weil ich viele Selbsterfahrungen machte und das heilsamste war, als ich selber Papa wurde. Das war etwas sehr archaisches für mich 🙂 ABER WENN ICH DANN SOWAS LESE und zusammen mit dem gazen Wissen, welches ich mir durch das Studium der Prohibition angeeignet habe, ist es nicht ganz einfach “nicht pessimistisch” zu werden. Das “System-Natur-Mensch” (was immer auch sich jeder in der Tiefe darunter vorstellen mag) scheint sehr kaputt zu sein, wenn sich das bewahrheitet: [… Die US-Regierung befeuert erneut die Theorie, nach der das Coronavirus aus einem chinesischen Labor stammt. In Berlin sieht… Weiterlesen »

Ötzi
3 Jahre zuvor

Alle wollen das das Leben weitergeht .
Das geht aber nur ,wenn die Natürliche Umwelt der Erde gesund ist .
Die Erde, hat aber Momentan eine Krankheit ,diese Krankheit heißt Mensch .
Jetzt hilft Doctor Corona ,der Erde, damit sie wieder Gesund wird .
Okey . Aber ,falls sich herausstellen würde das ein Chinesisches Labor, hinter dem Coronavirus steckt , wäre die obriege Analyse ,die von Unbändigen Naturgewalten spricht , natürlich teilweise hinfällig .
Aber Trotzdem bleibt die Frage . Warum werden Christen zu Satanisten ,wenn es um Natur geht ?