Samstag, 30. November 2019

Und ewig lockt das Weib 

Eine Betrachtung des Vaporisierens von Christof Wackernagel – Teil I

Vorbemerkung:

Dieser Artikel beschäftigt sich mit der Technik des Vaporisierens. Ich lernte sie – und die dafür entwickelten Geräte – als medizinische Maßnahme zur Krebs-Bekämpfung kennen – und schätzen. Obwohl seit den sechziger Jahren mit dieser wunderbaren Materie beschäftigt und erfahren, lernte ich im Verlauf meiner damit verbundenen medizinischen Lehrzeit des Umgangs mit Cannabis völlig neue Aspekte und Nutzungsmöglichkeiten, von denen ich ein halbes Jahrhundert lang nicht zu träumen gewagt hatte, allem voran die Unterscheidung zwischen Cannabis als Medizin und Cannabis als Genussmittel. Im Folgenden geht es freilich nicht um die medizinische Anwendung, sondern um die Übertragung der daraus gewonnen Erfahrungen und Erkenntnisse auf Cannabis als Genussmittel – und die überraschende Erkenntnis, dass Cannabis als per Vaporisieren zu sich genommenes Genussmittel gesellschaftspolitisch medizinische Folgen revolutionären Ausmaßes haben könnte, sozusagen gesellschaftssanitär wirken könnte, wenn es denn derart begriffen, angenommen und angewandt würde.

Deshalb fangen wir mal wieder ganz von vorne an:

Der gute alte Friedrich Engels, der Kumpel des bis heute alle Profitwixer der Welt nervenden Karl Marx, hatte einmal einen Aufsatz geschrieben, der sich mit der »Menschwerdung des Affen durch die Arbeit« beschäftigte. Wie alles, was er zusammen mit seinem Mittäter Kalle geschrieben hat – was bis heute nur wenig übertroffen wurde und nichts von seiner intellektuellen Sprengkraft verloren hat – war es nur die halbe Wahrheit. 

Die andere Hälfte der Wahrheit lautet: »Über die Menschwerdung des Affen durch Hanf«, welches Wissenschaft und Forschung endlich zum Gipfel der Erkenntnis führende Werk ich aus Zeitmangel bis heute noch nicht verfassen konnte, aber den Lesern des Hanfjournals hiermit hoch und heilig für demnächst verspreche, deshalb hier nur kurz: vom süßen Duft einer in der afrikanischen Sonne schon leicht angerösteten Hanfblüte angelockt, verspeiste diese ein nettes junges Bonoboaffenpärchen, das schon gelernt hatte, mit einem Stein auf einer harten Unterlage zu große oder zu harte Nahrung zu zerkleinern, nachdem sie ein Häufchen Pulver daraus gestößelt hatten. Es schmeckte lecker und sie gönnten sich noch mehr davon. Daraufhin turnten sie munter weiter, vögelten nach Herzenslust und labten sich an Mangos und Papayas. Nach etwa einer Stunde passierte etwas Merkwürdiges: beide blieben stehen, weil sie sich merkwürdig, aber überaus wohlig fühlten, schlossen die Augen, und die hübsche kleine Bonobosüße sagte: »Du ich seh mich von oben!« Er antwortete völlig perplex: »Stell Dir vor, ich auch, was ist denn jetzt los?« – und die Reflextionsfähigkeit des Affen war geboren! 

Leider hat sie bis heute nicht dazu geführt, die tierische Hackordnung in ein menschliches Miteinander zu verwandeln, sondern im Gegenteil, der tierischen Hackordnung von Menschen gemachte Mittel in die Hand gegeben, mit der sie die Bevölkerung des Planeten ausrotten werden, wenn sie nicht bald anfangen, diesen Blick von oben dazu zu benützen, es sich gut gehen zu lassen – wobei ihnen eine Rückbesinnung auf eben jene Anfänge trefflich – und tunlichst – helfen könnte.

Nachdem wir es gerade mit den Gründervätern eines – ismus zu tun hatten, der die Welt zwar nicht genug, aber doch immerhin schon ganz schön aufgemischt hat, müssen wir, um die ganze Tragweite des heute behandelten Themas erfassen zu können, einen weiteren in diesem Zusammenhang so viel verwendeten wie falsch verstandenen Begriff näher untersuchen, und zwar den der Revolution. 

Das Wort Revolution kommt aus dem Lateinischen und setzt sich aus den Worten re=zurück und volvere=drehen zusammen, heißt also zurückdrehen: nicht etwa etwas ganz Neues auf die Beine zu stellen, wie es in der Regel verstanden wird. Die französischen Revolutionäre, die diesen Begriff ins Laufen gebracht hatten, meinten damit die Zurückdrehung des dekadenten französischen Kaiserreiches zur längst vergangenen römischen Republik, die auf dem Gedanken der griechischen Demokratie fußte. Das hat, wie wir alle wissen, erstmal nicht geklappt, weil ja schon in der griechischen Demokratie der Wurm drin war – in  Form von Sklaven, die die Arbeit tun mussten, während die anderen kassierten, woran sich bis heute nichts geändert hat – aber das ist ein anderes Problem, das auch durch bloßen Cannabisgebrauch nicht zu lösen ist.

Um eine wahre Revolution aber, also um eine revolutionäre Erfindung in diesem Sinne des Zurückdrehens zu den Ursprüngen, um deren Bedingungen zu verbessern, handelt es sich jedoch beim heutigen Sujet, der Technik des Vaporisierens, beziehungsweise den dafür entwickelten technischen Geräten:

Gekifft wird nämlich, wie gesagt und oben beschrieben, seit es die Menschheit gibt; bis zu einem gewissen Grad gibt es sie sogar deswegen. Seit wann geraucht wird, wissen wir nicht, aber man kann davon ausgehen, dass bald alles geraucht wurde, was irgendwie eine Wirkung in der Birne erzeugte, nicht nur Tabak und nicht nur Cannabis.

Und jetzt kommt das große »Aber«: bis zur Erfindung der Technik zum Bau der Geräte des Vaporisierens, war dieser notwendige, aber nicht hinreichende Schritt auf dem Weg vom Tier zum Menschen, also die Einnahme dieser Hilfe auf dem Weg vom Affen zum Weltbürger mit gesundheitlichen Nachteilen, ja, ab einer gewissen Dimension, sogar in manchen Fällen tödlichen Folgen verbunden, damit dem Gegenteil von dem, um das es geht. 

Allein die das kostbare CBD beziehungsweise THC beinhaltenden Knospen und Blättchen beziehungsweise deren nicht CBD / THC Bestandteile Chlorophyll, Holz, Bindefasern etc., greifen die Lungen an, schädigen die Bronchien, überhaupt den Organismus, im schlimmsten Fall provozieren sie Lungenentzündungen und/oder erzeugen langfristig Krebs.

Potenziert gilt das für die fatale Verbindung von Hanf und Tabak – mein persönliches rotes Tuch, das immer blutroter wird, je mehr Freunde von mir an Lungenkrebs oder Schlaganfall gestorben sind – desgleichen zur noch idiotischeren Verbindung mit Alkohol. Die Verbindung mit Tabak ist auch deshalb ein so leidiges wie unvermeidbares Streitthema, weil die ganzen Fragen der Abhängigkeit, gar Sucht wie selbst der angeblichen »Einstiegsdroge« allein diese Verbindung mit Tabak betreffen und durch diesen unklaren Mischmasch die klare Diskussion erschweren. Auch wenn ich mir dadurch bei 90 % der Leser und Leserinnen keine Freunde machen werde, muss ich darauf im Folgenden in einer Weise eingehen, die Tabaksüchtigen überhaupt nicht passen wird. Wer nicht bereit ist, über seinen Tabakkonsum überhaupt nachzudenken, sollte seine Zeit nicht mit dem Lesen dieses Artikels verschwenden – außer er oder sie glaubt, das, was im Folgenden zu lesen sein wird, widerlegen zu können. 

Denn selbst wenn man diesen heiligen Stoff nur oral zu sich nimmt, weiß man nicht wieviel Pestizide oder sonstige Umweltgifte man sich damit reinzieht. Was für ein Dreck dem Dope beigemischt ist, wenn man es nicht direkt beim Hersteller gekauft und davor den gesamten Produktionsprozess überwacht hat, stelle ich mir lieber gar nicht vor, sonst werde ich schon davon krank.

Man musste also, wenn man die gute Wirkung haben wollte, die schlechte Nebenwirkung in Kauf nehmen oder, wenn man zum Beispiel, weil die Lungen nach 40 Jahren Kiffen zu angeschlagenen sind, auf das Rauchen verzichten und sich den Genuss auf die orale Applikation beschränkt holen.

Mit diesem Dilemma mussten sich seit Menschengedenken alle herumschlagen, die sich das einzig Wahre, Schöne und Gute antun wollten, was es neben Sex und gutem Essen auf der Welt überhaupt gibt. 

Das ist nun vorbei. 

Die durch das Vaporisieren geschaffene Möglichkeit, den Rausch genießen zu können, ohne seine gesundheitsschädlichen Nebenwirkungen in Kauf nehmen zu müssen, ist wahrhaft revolutionär im oben beschriebenen Sinne:

Sie kehrt zurück zu den Anfängen, greift die gute Wirkung auf und verstärkt sie sogar, beseitigt aber durch modernste Technik die schlechten Nebenwirkungen. 

Sie kehrt die Nebenwirkungen sogar um in ihr Gegenteil: es kräftigt die Bronchien, wenn man inhaliert! CBD sowieso, aber auch eine allerdings kleine, aber genau bestimmte Menge THC stärken Gedächtnis und Konzentration. Die so aufgenommenen Stoffe wirken entzündungshemmend.

Das Geniale an dieser Erfindung, an dieser Weise des Heilens wie des sich Berauschens ist die Verbindung von Uraltnaturmedizin, bis in die Gene eingefleischtem Menschheitsurwissens – und High tech, Spitze des Wissens aus Jahrtausenden von Forschung. Damit wird mehr aus der Natur herausgeholt, als sie selbst bietet: Urnatur und IT. 

In der Krebstherapie gibt es eine analoge Methode: Curcumin, ebenfalls ein Naturheilmittel seit Menschengedenken, intravenös verabreicht und verstärkt durch blaues und rotes Laserlicht; ich habe am eigenen Leib damit messbare große Erfolge erzielt. Diese Verbindung von Vorgegebenem und von Menschen Hinzugefügtem, welches das Vorgegebene nicht zerstört wie Autos und Wegwerfgesellschaft, sondern potenziert wie Cannabis durch aufs Jota genaue Temperaturen zwischen 180 und 210 Grad, ist geradezu utopisch, ein Bild dafür, wie Natur und Mensch sich gegenseitig optimieren anstatt durch den Versuch des Menschen, die Erde zu beherrschen, sie erstmal zu zerstören – wobei der Mensch am Ende doch den Kürzeren zieht und halt ausstirbt, ohne dass das irgendjemand überhaupt merkt. Der Globus freilich wird die Krankheit Mensch überstehen, wenn sie sich nicht selbst therapiert: Cannabis, vaporisiert konsumiert, könnte ihr dabei helfen.

Vaporisieren ist ein Geschenk an die Menschheit. Das ist evident. An dieser Tatsache führt kein Weg mehr vorbei.

Aber nach der guten kommt fast immer die schlechte Nachricht:
Ihren Effekt bekommt man nicht umsonst. Das Paradies gibt’s nicht gratis. Ohne Schweiß kein Preis.

Wer Hanf konsumiert, um sich »zu« zu machen, »dicht« und/oder »breit« zu sein, sich »abzuschießen« oder »weg zu knallen«, dem ist mit Vaporisieren nicht gedient, der sollte sich gar nicht erst die Mühe machen, es zu probieren. 

Wer Joints gewöhnt ist, oder, mit anderen Worten gesagt: bedauernswerterweise tabaksüchtig ist und daran auch noch sein Hanffeeling gekoppelt hat, möglichst per Bong reingeknallt, dass der Flash die Birne explodieren lässt, wird es, milde gesagt, schwer gewöhnungsbedürftig finden, wenn er zum ersten Mal Vaporisieren ausprobiert. 

Selbst wer nur pur raucht, aber dieses geile Kratzen im Hals braucht, um auf seine Kosten zu kommen, wem im Prinzip sogar das Husten die Befriedigung erhöht, weil es das angeturnte Blut bis in die letzten Adern presst, der wird sich schwertun mit dem Vaporisieren, allein schon, weil er zunächst schlicht gar nichts im Hals spürt, sich fragt, ob da überhaupt was war; es bedarf wirklich viel guten Willens, an diesem Vorgang etwas Anturnendes zu finden, man aktiviert die Geschmacksnerven durch Schmatzen und Produktion von Speichel und stellt dann immerhin fest, dass da »was« ist, ein Geschmack, den man kennt und schätzt, und wenn man eisern entschlossen ist, dieses Tal der Tränen zu durchwandern, wird man die Hoffnung nicht verlieren.

Erst wenn sich die altbekannte Mehlfresse bemerkbar macht, wenn man überrascht feststellt, dass plötzlich alles ganz anders aussieht und man nicht mehr weiss, wie man da hingekommen ist, macht sich Erleichterung breit, ist die Bestätigung durch angenehmes Rieseln im Körper spürbar, dass man unbezweifelbar gekifft hat – aber selbst dann hat man zunächst noch das Gefühl, dass irgendetwas fehlt.

Und das ist der zentrale Casus knacksus bei der Frage des für und wider des Vaporisierens: Selbst wenn man nur pur raucht, muss man bereit sein, auf zwei Dinge zu verzichten, will man Vaporisieren voll auskosten: Den Flash und das geile Kratzen im Hals und Husten. 

Ich sags jetzt mal so hart, obwohl »verzichten« insofern das falsche Wort ist, weil es sich nur auf die Umgewöhnungsphase bezieht: Der Mensch gewöhnt sich nun mal an alles, ich habe das selbst in noch viel existenzielleren Bereichen am eigenen Leib erfahren, es geht immer nur um die Phase des Umgewöhnens, ihre Dauer und Härte, und ob man bereit ist, die durchzustehen, bis man auf dem neuen Level angelangt ist. Wer das in Bezug auf die Umstellung auf Vaporisieren tatsächlich gewillt ist, dem verspreche ich hiermit hoch und heilig, dass er beziehungsweise sie mehr als belohnt werden wird: Nicht nur mit dem weiteren und reineren Cannabisgenuss, also dem wirklichen, vom durch Tabak vernebelten befreiten, sondern auch mit einem Ersatz für all die Funktionen, die einem die Zigarette oder der schnelle Kick von Bong oder Blow-Pipe bringen soll – dazu später mehr. 

Außerdem gibt es selbst für diesen Bereich Schlupflöcher, die allerdings mit der Art und Weise des Inhalierens – was später gesondert behandelt wird – sowie der Bauart und Qualität des Geräts zusammenhängen beziehungsweise davon abhängen, was auch gesondert behandelt werden wird. 

Damit sind wir nun endgültig in einer roten Zone angelangt, intellektuellem Sperrgebiet, in dem nicht nur Joints und Zigaretten, sondern auch die Köpfe rauchen, also ein Terrain, das Theodor Fontane einst so unübertreffbar als »ein weites Feld« bezeichnet hat. Über weniges lässt sich so trefflich streiten wie über die Tabaksucht, da weiß jeder eine Menge Argumente für und wider, aber wenn man den Sinn und Zweck des Vaporisierens, seine emanzipatorische Qualität, seine tatsächlich im ursprünglichen Sinne des Wortes revolutionäre Sprengkraft wirklich nutzen will, muss man auf drei Ebenen ein wenig in sich gehen und meditieren, und, auch wenn das eine typisch deutsche Untugend ist, dabei grundsätzlich werden:

  1. Was bringt Kiffen, was hat es zu bieten, und was kann man von ihm erwarten? 
  2. Was bewirkt die Vermischung mit Tabak, in welcher Weise verändert sie die Wirkung von CBD und THC?
  3. Was macht den Unterschied zwischen Rauchen und Inhalieren aus, wie funktionieren die Gewöhnungseffekte dabei?

Immer wenns am spannendsten ist, hörts auf, das ist zwar gemein, aber im nächsten Hanf-Journal gehts ja weiter – bis dahin: gut Vapo!

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Rainer Sikora
4 Jahre zuvor

In Deutschland sind Liquide zum verdampfen erlaubt.Eigentlich müßten wir alle aufgeklärt werden über die vielen Vorteile gegenüber dem Rauchen.Stattdessen wird das Verdampfen genauso verteufelt wie das Rauchen