Montag, 21. Oktober 2019

Verlängerung im Cannabis-Prozess um Braunschweiger „Hanfbar“

Gericht lässt einen Denunzianten als Kronzeugen der Staatsanwaltschaft zwangsvorführen

 

 

Sadhu van Hemp

 

 

Letzten Donnerstag gab es bei freiem Eintritt im Landgericht Braunschweig die Fortsetzung der Schmierenkomödie „Guter Hanf, schlechter Hanf“ – und es war zum Kringeln. Doch das Schönste an dieser spannungsgeladenen Episode war, dass es nicht wie angekündigt die letzte war und die Schaulustigen mit einem Cliffhanger nach Hause geschickt wurden.

 

Schon zu Beginn des Verhandlungstages zeichnete sich ab, dass der Plan des Gerichts, die beiden Betreiber der Hanfbar wegen Cannabis-Handels kurz und schmerzhaft abzuurteilen, nicht aufgehen wird. Erstmals äußerten sich die Angeklagten zu dem Vorwurf, in ihren Geschäften unerlaubten gewerbsmäßigen Handel mit Betäubungsmitteln betrieben zu haben. Marcel Kaine ließ über seinen Anwalt verlesen, dass er fest davon ausgeht, dass der Verkauf von nicht berauschendem Cannabis-Tee zulässig ist. Seiner Ansicht nach handelt es sich um ein CBD-Gesundheitsprodukt, dem eine entzündungshemmende, entkrampfende und angstlösende Wirkung nachgesagt wird.

 

Kaine (28) und sein Geschäftspartner Bardia Hatefi (36) sind nach wie vor davon überzeugt, dass nicht sie, sondern die Strafverfolgungsbehörden rechtswidrig gehandelt haben. Deshalb haben sie sich auch nicht von der Polizei einschüchtern lassen, als diese mehrfach die Geschäfte stürmte und die Cannabis-Waren beschlagnahmte. Nach jeder Razzia bestellten sie bei zertifizierten Betrieben neuen Hanftee und boten diesen an. „Mein Verkauf ist so legal wie der Verkauf anderer Anbieter“, verlas Kaines Anwalt mit dem Hinweis darauf, dass Hanfblütentees deutschlandweit in Teeläden, Reformhäusern und Drogerien verkauft werden. Erst als die Staatsanwaltschaft mit der ganzen Härte des Gesetzes zuschlug und Kaine wegen Wiederholungsgefahr in Untersuchungshaft steckte, wurde der Cannabis-Tee aus dem Sortiment der Hanfbar genommen. „Es war die einzige Möglichkeit, wieder in Freiheit zu gelangen.“

Nach der Verlesung der Erklärungen der beiden Angeklagten, stellten die Verteidiger mehrere umfangreiche Anträge, die nun vom Gericht geprüft werden müssen und den Prozess voraussichtlich weiter in die Länge ziehen.

 

Der eigentliche Showdown des Verhandlungstages war jedoch der Kronzeuge der Staatsanwaltschaft, der trotz Ladung zum dritten Verhandlungstermin nicht erschienen war. Da auch die Verteidigung darauf bestand, den Zeugen zu hören, sah sich das Gericht gezwungen, den guten Mann zwangsweise vorführen zu lassen. Und so musste die Polizei den 34-Jährigen zu Hause in Berlin abholen und nach Braunschweig befördern. „Man hat mich vor 15 Stunden mit einem Gefangenentransport hergebracht und mir sogar Gürtel und Schnürsenkel abgenommen. Ich konnte mir nicht einmal die Zähne putzen“, beschwerte sich der Zeuge bei den Richtern.

 

Bei der Einvernahme des Zeugen kam heraus, dass er mutmaßlich derjenige war, der die Ermittlungen erst in Gang gebracht hatte. Auslöser sei eine schlechte Bewertung der Hanfbar bei Google gewesen, die die Aufmerksamkeit der Polizei erregt hätte. In dem Kommentar zur Bewertung heißt es: „Hier werden CBD-Blüten verkauft, die die gesetzlichen Voraussetzungen nicht erfüllen. Man macht sich als Kunde bei Erwerb strafbar.“ Zudem soll der Mann der Braunschweiger Polizei den Tipp gegeben haben, dass die Hanfbar-Eigner illegale Cannabis-Geschäfte betreiben.

 

Während der Vernehmung, des Zeugen kam ans Tageslicht, dass der 34-jährige Berliner zur besagten Zeit selbst im Online-Handel mit CBD-Produkten tätig war. Auf Nachfrage der Verteidigung bestritt der Zeuge den Vorwurf, er habe die unliebsame Konkurrenz aus Braunschweig aus dem Weg räumen wollen. Vielmehr habe es ihn geärgert, in welcher Art und Weise die Hanfbar ihre Geschäfte betreibt. „Ihr habt den lautesten Lärm gemacht“, wandte er sich direkt an Hatefi und Kaine. „So kann man den Ruf von Cannabisprodukten in Deutschland nicht verbessern.“ Entschuldigend fügte er an: „Ich wollte niemanden reinreißen.“

 

Der Braunschweiger Cannabis-Prozess zählt fraglos zu jenen Justizpossen, die peinlicher nicht sein können und dem Rechtsstaat Deutschland ins Zwielicht stellen. Würde es für Marcel Kaine und Bardia Hatefi nicht um Kopf und Kragen gehen, man könnte glauben, im Braunschweiger Landgericht wird eine Sat1-Reality-Show mit Fernsehrichterin Barbara Salesch aufgeführt. Leider ist dem nicht so: Für die beiden Hanfbar-Betreiber ist es bitterer Ernst, denn allein der wirtschaftliche Schaden, den die Staatsanwaltschaft angerichtet hat, ist immens: Große Mengen Cannabis-Tee konfisziert, Konten eingefroren, Kassen samt Bargeldbestand verschwunden. Laut Hatefi beläuft sich der bislang entstandene Schaden auf fast 300.000 Euro.

 

Am Mittwoch um 9 Uhr 00 hebt sich im Landgericht Braunschweig der Vorhang zum fünften Akt der Schmierenkomödie um die Hanfbar. Die Zuschauer werden sich prächtig amüsieren, wenn sich Justitia abermals entblößt und von der unappetitlichen Seite zeigt.

 

 

Quellen:

NDR

Braunschweiger Zeitung

Hanfbar auf Facebook

 

 

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11 Kommentare
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Egal
4 Jahre zuvor

Das Gericht hat wohl nichts besseres zu tun!
Verurteilt lieber echte Verbraucher!
Überall rennen vergewaltiger frei herum!

Das ist lächerlich!

Harald Zurek
4 Jahre zuvor

Armes Deutschland, ihr Schweine, mittlerweile eine einzige Rattenscheiße. Große Weltpolitik, wichtig im Fernsehen, Sachen essen, die wir mit unseren verfickten 3,50 Euro nie leisten könnten. Fressen verkaufen lassen, von Firmen, deren Produkte das Wort Essen nicht verdienen. Zudem passt dieses Schmierenstück. Ist unsere Pozilei nicht in der Lage, pr@zise zu ermitteln. Denn wenn denn irgendwie Hirn ist in die zu Ermittelten, und Ahnung von der Materie. hätten. Hätte es wohl gereicht, eine Tüte Tee zu kaufen und testen zu lassen. Aber unsere Polizei ist so von Henry Anslinger beeinflußt, das nur noch Reefer Madness Schwarz, weiß Filme der 60er fehlen. Damit das dumme Volk wieder Aufschrei. Wo reihenweise Frauen vergewaltigt, der wild Cannabismob durch die Straßen ziehen. Die da oben… Weiterlesen »

Legalize Cannabis Germany
4 Jahre zuvor

In anderen Ländern ist Cannabis legal und die Polizisten jagen echte Kriminelle und Verbrecher.
In Deutschland aber, ist Cannabis illegal und die Polizei leistet “Arbeit”, die sinnloser nicht sein könnte.
Dabei hat dieser Laden Legales Cannabis Produkte verkauft. Ich glaube sowas lächerliches habe ich schon lange nicht mehr gehört. Da enttäuscht mich die Polizei und Gericht wirklich sehr.
So viel Schaden und Aufwand, für nichts! Das ist Fakt, für nichts!!! Selbst wenn da THC im Spiel gewesen wäre. FÜR NICHTS und NIEMANDEN hätte sich der ganze “Einsatz” gelohnt!

Dass die Beamten das irgendwie nicht selbst einsehen, zeugt irgendwie schon von Dummheit und Missgunst, oder? Traurige deutsche Gesellschaft. Legalisiert Cannabis und macht die Augen auf!

Harald
4 Jahre zuvor

Was für ein Schmierentheater, das hier zwei offensichtlich Unschuldige über sich ergehen lassen müssen. Die Erinnerung an unbegründete, seinerzeit von der Stasi inszenierte Scheinverhandlungen, mit dem Ziel unliebsame Personen “loszuwerden” drängt sich hier gerade zu auf. Die Parallelen sind nicht zu übersehen, bei der Verhandlung am Bochumer “Volksgerichtshof”. Richter, welche sich zu so etwas hergeben gehören ohne wenn und aber sofort aus ihren Amt entfernt und ebenso die Vertreter der Staatsanwaltschaft. Meine Herrschaften in ihren schwarzen Roben, Roland Freisler wäre stolz auf sie gewesen. Sie sind seiner würdig!!!!!!!!!!! Schade, dass sie in der Gegenwart leben müssen, in der Vergangenheit hätten sie ihre Neigungen und Begabungen viel besser zur Geltung bringen können. Es tut mir leid für sie, dass sie im… Weiterlesen »

Rainer Sikora
4 Jahre zuvor

Ich frage mich,um was es dem Staatsanwalt und CO eigentlich geht?Ich glaube das Planzenblatt darf nirgends öffentlich zu sehen sein.

Gerrit Haase
4 Jahre zuvor

Da hat die Staatsanwaltschaft versagt, was für Idioten.

Anton Cupin
4 Jahre zuvor

Dumm, dümmer, Braunschweiger Landgericht. Ein durchgefaultes System, in einem zurückgebliebenem Land. Und vor echten Verbrechern haben die Bullen Schiss. Scheiss Bullerei sind mittlerweile zu Kassierern mit Pistolen geworden. Dreck.

Stone
4 Jahre zuvor

Hoffentlich wird bei diesem Fall die Richtervorlage fürs Bundesverfassungsgericht vom Dhv benutzt!

Otto Normal
4 Jahre zuvor

Das Denunziantenschwein:
Entschuldigend fügte er an: „Ich wollte niemanden reinreißen.“ (Wuuuhahahahahaha ROFL!)
Aber dann zu feige um vor Gericht aufzutreten. Der soll bloss sein Drecksmaul halten, 15 Std. im Knasttransporter sind für so einen viel zu wenig. Mit dem hätte man noch eine extra Runde durch ganz Deutschland drehen sollen, über Feldwege damit das Arschloch ordentlich durchgeschüttelt wird.

Erinnert mich an den idiotischen deutschen Kaiser Wilhelm II
Nach dem 1. Weltkrieg meinte der doch: “Ich habe die vielen Toten nicht gewollt” ROFL!

Etwas wollen und das genaue Gegenteil dabei zu erreichen scheint nicht so selten vorzukommen.

Harald de Lamotte
4 Jahre zuvor

“Faschisten jagen Freidenker” – ein 90 Jahre andauerndes Spiel der deutschen Jurispudenz.
So fällt uns die praktisch nicht durchgeführte “Entnazifizierung” der 50er Jahre, in Behörden und Verwaltung, wieder auf die Füße.
Es sind deren Enkel, die Deutschland in einen neuen Faschismus treiben.

Was Was Was los mit euch?
4 Jahre zuvor

Hallo,
Wieso wird das eigentlich – wenn es legal ist – als Tee verkauft?

Wer sich davon für fast 10€ einen Tee macht hat doch einen an der Waffel!
Außerdem ist CBD nicht wasserlöslich. Demnach sind auch entzündungshemmende, entkrampfende und angstlösende Wirkungen nicht möglich, außer als Placebo – wieso wird es nicht als Rauchmaterial verkauft? – wo diese Wirkungen wiederum erzielt werden können.

Warum sollte man nicht Hanftee für 3,50€ vom Bioladen o.ä. kaufen und für das doppelte weiterverkaufen? “Hanftee / Hanfblüten”TEE”

Trotzdem cool wie Staatsanwaltschaft und Polizei nix checkt.