Sonntag, 20. Oktober 2019

Joe‘s Apartment

Cannabisanbau für andere – ein gelungenes Konzept zum Geldverdienen


Da sich die Bundesregierung in Deutschland wohl weiterhin nicht dazu entschließt, Cannabis für den Eigenbedarf zu legalisieren, profitieren alle Personen, die sich dem Schwarzmarkthandel verschrieben haben und trotz der Gefahr erwischt zu werden, in Eigenregie einen Cannabisanbau für andere Menschen betreiben. Während der Homegrower in der Regel nur eine kleine Zuchtkammer für den Eigenbedarf betreibt, existieren selbstverständlich genügend Menschen, die die Produktion von Cannabisknospen aufgrund geschäftlicher Interessen angehen und sich mit dem Verkauf ihrer Ernten ein ordentliches Zubrot verdienen können. Dafür benötigt man nur etwas mehr Equipment und ein sonniges Gemüt, das einem den Anbau von Hanf für den Schwarzmarkt erleichtert. Die Herstellung des stetig in der Nachfrage wachsenden Krautes gestaltet sich schließlich nicht sehr viel anders, als wenn man nur einzelne Gewächse zieht. Zufälligerweise ergab sich im September ein Gespräch mit einem jungen Mann aus Buxtehude, der für seine nicht genannten Geschäftspartner in regelmäßigem Abstand Cannabis herstellt und damit auf beiden Seiten den Rubel zum Rollen bringt.

Joe‘s Apartment

Joe ist 34 Jahre alt und hat durch das Studieren verfügbarer Fachliteratur gelernt, wie wenig kompliziert sich die Produktion von potenten Cannabisprodukten gestaltet. Da er sich beruflich gern auf mehreren Geschäftsfeldern bewegt, empfand er den Gedanken äußerst inspirierend, auch gärtnerisch einmal etwas dazuzulernen. Über ein Darlehen von Freunden gelangte er an das benötigte Kleingeld, um sich mit Growzelten, Natriumdampflampen und genügend Lüftern einzudecken, und hatte anschließend noch genügend Ressourcen übrig, um ein kleines Apartment anzumieten. Seit einigen Jahren betreibt er dort nun eine Aufzuchtanlage für Cannabispflanzen, deren Knospen sich nach Abschluss eines Grow-Durchgangs für gutes Geld an Fachhändler verkaufen lassen. Joe griff beim Beginn seines Vorhabens höchst motiviert auf zwei Zweiquadratmeter große Grow-Zelte zurück und besorgte sich zusätzlich noch ein weiteres kleineres Zelt für seine Zwecke. Die beiden großen Zelte dienen seither für die Herstellung der begehrten Schwarzmarktprodukte in Knospenform, das kleinere Zelt dient Mutterpflanzen und Stecklingen als Unterschlupf. In jedem Zuchtzelt hängen jeweils eine Natriumdampflampe, Ventilatoren sowie entsprechende Aktivkohlefilter an den für den Luftaustausch verantwortlichen Lüftern, wobei die Leuchtmittel mit einer Kraft von 400 Watt gesegnet sind. 16 Pflanzen versucht Joe während jedes circa achtwöchigen Durchgangs in den zwei Quadratmeter großen Zelten unterzubringen, sodass insgesamt immer 32 Cannabisgewächse in der Blüte stehen. Dabei hat er sich in der Regel auf Varietäten von Dinafem und Sensi Seeds eingeschossen und ist von den Ergebnissen in den letzten Jahren niemals enttäuscht worden. Derzeit stehen jedoch Critical Jack und Blue Kush von Dinafem sowie die Atomic-Varietät von Bomb Seeds im extra dafür angemieteten Wohnzimmerbereich. Zusätzlich gab es von einem Bekannten noch eine Peyote Critical von Barneys Farm geschenkt, die aktuell ebenfalls unter dem heißen Natriumdampflicht lebt. Alle Pflanzen wurden aus Stecklingen gewonnen, die Joe jeden zweiten Monat in Akkordarbeit von den längerlebigen Mutterpflanzen schnitt und für gute vier Wochen in dem Mutti-Zelt heranzieht.

 
Die Methode

Beim Substrat hat sich Joe auf sogenannte Hydrosteine aus Blähton eingelassen, die den Wurzeln genügend Halt bieten und den pH-Wert des Gießwassers nicht beeinflussen. Sie verhindern das Auftreten von Staunässe, was bei der von Joe im Einsatz befindlichen Fluttisch-Methode von Vorteil ist. Dies bedeutet, dass die Pflanzen auf Tischen stehen, die durch eine Pumpe durchgängig komplett mit dem Düngesubstrat über dünne Schläuche versorgt werden, sodass stets frische Nährstoffe an die Wurzeln der Pflanze gelangen. Was nicht aufgenommen wird, fließt über einen Ablauf in eine unter den Tischen stehende Wanne und wird im Laufe der Zeit wieder hochgepumpt. Die Hydrosteine sind auch hier praktisch, da sie gegen Schimmel und Pilze resistent sind und somit das Risiko verringern, dass die Pflanzen erkranken und die Ernte ausfallen könnte. Das bei Erde- und Kokos-Nutzern äußerst beliebte GHE-Dünger-Trio kommt auch bei Joe zum Einsatz, obwohl er eben mit den kleinen Steinchen aus Blähton arbeitet und damit näher an der Hydroponischen-Anbaumethode ist. Zusätzlich nutzt er auch ab und an die Präparate wie Pro Roots oder Pro Bloom des sich derzeit in Terra Aquatica umbenennenden Herstellers. Alle drei Tage muss Joe dafür sorgen, dass genügend Düngesubstrat in den Auffangbecken vorhanden ist, wobei er den Besuch bei seinen Cannabispflanzen auch stets dafür nutzt, um insgesamt nach dem Rechten zu schauen. Welke Blätter werden entfernt und die gesunden Sonnensegel sicherheitshalber auf Schädlingsbefall untersucht. Bislang hatte der fähige Heimgärtner keine Probleme mit Krankheiten oder Schädlingen, sodass er ungefähr nur 20 Minuten seiner Zeit zu opfern hat, um das gesamte System am Laufen zu halten. 


Die Ernte

Sind die Pflanzen nach circa 60 Tagen fertig gereift und haben ihre Knospen vollständig ausgebildet, prüft Joe die darauf befindlichen Harzdrüsen mittels einer Lupe. Sind sie klar und durchsichtig, brauchen sie noch ein bisschen Zeit, bis eine milchige Verfärbung sichtbar wird. Dann schneidet der fürsorgliche Hanfbauer seine Zöglinge nach Durchführung mehrfacher Spülvorgänge und entfernt alle überstehenden Blätter. Da es sich ungefähr immer um die 250 bis 300 Gramm pro Zelt handelt, greift Joe mittlerweile auf einen mechanischen Trimmer zurück, der ihm die Arbeit des Feintunings der gewonnenen Knospen erleichtert. Anschließend lager er die potente Ernte auf Netzen in einem dunklen Schrank für gut zwei Wochen, bis der Großteil der restlichen Feuchtigkeit verflogen ist. Fortan werden die Schätze der Arbeit in größeren Tupperboxen aufbewahrt, die er dann täglich mehrfach für kurze Momente lüftet. Erst nach gut sechs weiteren Wochen ist das Gras dann in einem perfekten Zustand, nach dem sich illegal agierende Hanfhändler die Finger lecken. Ein, zwei Besuche bei den richtigen Ansprechpartnern später, ist die eingefahrene Ernte schon wieder verschwunden und ab diesem Zeitpunkt im Umlauf bei Konsumenten unterschiedlichster Herkunft. Joe weiß, dass seine Arbeit hoch geschätzt wird, da die Resonanz seitens den Abnehmern immer sehr positiv ausfällt, was ihm neben dem Zuverdienst einen weiteren Grund fürs Weitermachen gibt. 


Hinweise des Herstellers

Bislang hatte Joe weder Ärger mit Schädlingen, Krankheiten oder auch Nachbarn und der Staatsmacht, weil er sich stets an gewissen Regeln hält. Weder erzählt er etwas im Freundeskreis über seine Tätigkeit, noch überlässt er das Sicherheitskonzept dem Zufall. Stetiges Überprüfen der Anlage, stetige Kontrolle der Pflanzen, ein Augenmerk auf Sauberkeit und Professionalität hielten ihn in den vergangenen Jahren von jeglichen Problemen fern. Auch achtet er auf Freundlichkeit, wenn er zum Besuch in seinem Apartment ist und dort andere Bewohner des Hauses trifft, die nichts von seinem Schaffen wissen dürfen. Da er nicht an Endkunden verkauft und niemanden in dem angemieteten Domizil empfängt, reduziert er jegliche Gefahr, dass bei anderen Mietern die falschen Gedanken aufkeimen könnten. Die Geruchsneutralisierung durch die Aktivkohlefilter in seinen Lüftern ist ein weiterer Sicherheitsaspekt, den Joe besonders ernst nimmt. Aus diesem Grund hatte er sich auch von Beginn an darauf konzentriert, dass die Abdichtung der Lüftung keine Defizite besitzt, auch wenn dies zeitweise etwas mehr Arbeit bedeutete. Ebenso hat er ein besonderes Augenmerk auf die Kontrolle der Feuchtigkeit innerhalb der Zuchtzelte, da mit dieser ebenfalls eine Ernte zum Erfolg oder zur Niederlage werden könnte. Circa 70 Prozent Luftfeuchtigkeit wird seinen Mutterpflanzen gewährt, unter 40 Prozent erhalten die in der Blütephase befindlichen Gewächse. 

Das Beachten dieser Aspekte garantiert Joe ein ordentliches Konzept zum Geldverdienen.

Leider wollte der fähige Guerilla-Grower keine Fotos seiner Anlage genehmigen, sodass Pflanzen aus dem Archiv des Hanf Journal zur Verbildlichung dieses Mal ausreichen müssen.

Dieser Artikel dient nur zu Aufklärungs- und Informationszwecken! Der Anbau von Cannabis ist bislang leider nur in sehr wenigen Ländern erlaubt. Deutschland zählt noch nicht dazu.

Text Trico/Bilder Archiv

Abonnieren
Benachrichtige mich bei

Schnelles Login:

1 Kommentar
Ältester
Neuster Bewertung
Inline Feedbacks
Alle Kommentare zeigen
Ajnabi
4 Jahre zuvor

Schade, dass er nicht an Endkunden verkauft (verständlich). So weiß man nie ob der Zwischenhändler das Zeug streckt oder nicht.