Sonntag, 23. Juni 2019

Fünf grundlegende Unterschiede zwischen Marihuana und Hanf

Was ist was?


Nach einer Reihe von stärker spezialisierten Artikeln ist die Zeit für etwas leichtere Kost gekommen. Daher schauen wir uns eine Thematik an, die zwar offensichtlich scheint, doch immer noch einige Probleme für potenzielle Konsumenten birgt: Was genau ist die Verbindung zwischen Cannabis und den daraus hergestellten Produkten und Marihuana? Bei dieser Frage gibt es nichts worüber man sich schämen sollte – in der Vergangenheit hat dieses Thema schließlich selbst Regierungen erfolgreich verwirrt, sodass sogar hochrangige Politiker in Polen die Aussagen machten, Marihuana würde nicht aus Hanf gewonnen. Versucht man diese Aussage des ehemaligen Premierministers Polens Jarosław Kaczyński zu entwirren, kann man zeitgleich die Frage umkehren: „Ist Marihuana das einzige Produkt von Cannabis?”

Jeder, der nur ein bisschen über die Thematik Bescheid weiß, kann mit Recht behaupten, dass dies nicht der Fall ist. Der Einsatz von Cannabis als psychoaktives Mittel im freizeitlichen Gebrauch – auch wenn stark mit Popkultur und deren Gegenkultur verknüpft – ist nur eine der Dutzenden, wenn nicht sogar Hunderten Verwendungsmöglichkeiten dieser einmaligen Pflanze. Unglücklicherweise, aufgrund der vorherrschenden Ignoranz und der teils böswilligen Medien, gibt es selten genügende Aufklärung selbst für einige der grundlegenden Unterschiede. Bevor wir jedoch darauf in einer detaillierteren Diskussion über die Thematik eingehen, gibt es hier noch einmal eine eindeutige Klarstellung: So wie Dutzende Hanfprodukte stehen auch fachgerecht hergestellte Cannabisöle in keinem Zusammenhang mit Marihuana und dürfen somit legal gehandelt werden.

Da wir hiermit die aktuell brennendste Frage beantwortet haben, und sensationslüsterne Leser bereits aufgehört haben weiter zu lesen, um sich anderen Themen im Internet zu widmen, ist es Zeit, die grundlegenden Unterschiede zwischen Cannabis und Marihuana zu diskutieren. Dazu widmen wir uns dem Lieblingstrick fauler Blogger und Praktikanten der Todesjournalismusära: der nummerierten Liste.


  • Benennung


Streng genommen ist Cannabis eine Klasse der blühenden Pflanzen aus der Familie der Hanfgewächse (ein interessanter Fakt dürfte sein, dass selbst der gute alte Hopfen zu dieser Familie zählt). Genauer definiert, entspricht Cannabis dem lateinischen Begriff Cannabis Sativa, bei dem es drei spezielle Varietäten zu erwähnen gibt: Cannabis sativa, indica und ruderalis. Wie dem auch sei, weil die Klassifizierung nicht immer zu 100 Prozent streng gehandhabt wird, gibt es Botaniker, welche Cannabis sativa als eine monotypische Gattung betrachten. Dieses Missverständnis könnte daraus resultieren, weil Cannabis schon seit prähistorischer Zeit bekannt ist und besonders früh von Menschen kultiviert wurde – dieses Verfahren dann unterschiedliche Eigenschaften begünstigte und somit deutlich unterschiedliche Pflanzen entstanden. Cannabis wurde aus zwei Hauptgründen gezüchtet, die in der fantastischen Quelle für Fasern zur Produktion von Seilen, Papier und Segeln sowie dem Vorhandensein von organischen Inhaltsstoffen – der Cannabinoide – zu finden sind. Letztere Bestandteile interagieren mit dem menschlichen Körper auf verschiedene Weise hilfreich.

Genau diese Cannabinoide sind dafür verantwortlich, dass  gesundheitliche und psychoaktive Effekte gespürt werden, was nach früh stattfindender Bemerkung dazu führte, dass eine Züchtung in diese Richtung zunahm. Die Produktion von Pflanzen, welche einen hohen Anteil der psychoaktiven Cannabinoide besaßen, wurde bevorzugt – THC als Wirkstoff nahm daher in seinem Vorkommen zu. Nicht vergessen sollte man aber, dass viele weitere Cannabinoide existieren, welche keinerlei psychoaktive Wirkung entfalten – zum Beispiel CBD. Nach dieser Klarstellung können wir die entscheidende Angelegenheit ansprechen – streng genommen sollte der Begriff Marihuana ausschließlich für die sehr spezifische Zubereitung reserviert werden – unpollinierte weibliche Blütenstände von Cannabispflanzen, die einen hohen Gehalt an psychoaktiven Cannabinoiden enthalten. Sehr spezifisch, oder? Aber dennoch, vielleicht aufgrund der natürlichen Passion des Menschen für Drogen, wurde fortan der Name eines einzigen, sehr speziellen Produktes umgangssprachlich wie irrtümlich für die Bezeichnung der gesamten Pflanzenfamilie genutzt. Während es vielleicht immer noch sinnvoll erscheint, den Begriff Marihuana für Cannabispflanzen zu verwenden, die zur Herstellung von Marihuana gezüchtet werden, ist die Ausweitung dieses Begriffs auf das gesamte botanische Genre ungefähr so präzise wie die austauschbare Verwendung der Begriffe Getreide und Wodka.

Um eine solche Manipulation zu vermeiden, kann der praktische Begriff Hanf genutzt werden, da er normalerweise dazu gebraucht wird, um die Pflanzen zu bezeichnen, die für die Herstellung von Fasern verwendet werden und deren THC-Anteile keinen von Gesetzesmachern bestimmten Grenzwert überschreiten. Wie man jedoch bemerken müsste, ist dies weder eine strenge noch eine wissenschaftliche Definition.


  • Der Cannabinoid-Faktor


Wie erwähnt, enthalten Cannabispflanzen in jeglicher Form gewisse Mengen Cannabinoide. Dennoch muss man nicht sofort die Polizei rufen, okay! Es ist nämlich erwähnenswert, dass dieser Satz ungefähr so aufschlussreich ist, wie etwa festzustellen, dass Knoblauch Capsaicin und Flavonoide enthält – nicht wirklich schrecklich, oder? Bislang konnten Dutzende Cannabinoide aus Cannabispflanzen isoliert werden, und nur einzelne wirken psychoaktiv, während viele gesundheitsfördernde Eigenschaften besitzen. Aus der Sicht von Konsumenten und Gesetzesmachern bleiben jedoch zwei Cannabinoide im Rampenlicht – THC und CBD. Der Anteil von THC ist für die möglichen psychoaktiven Effekte der Pflanzenprodukte verantwortlich – 0,2 Prozent sind derzeit in der Regel der Grenzwert – wobei bei gewissen Sorten von Marihuana dieser Wert zwischen 5 und 30 Prozent angesiedelt sein kann. Dabei wird eindeutig, dass man es hier mit vollkommen unterschiedlichen Mengenbestimmungen zu tun hat, sodass es keinen Grund zur Sorge gibt, nimmt man legal erhältliche Hanfprodukte aus dem Katalog von vertrauensvollen Händlern zu sich – Rauschwirkungen sind vollkommen ausgeschlossen.

CBD ist der Inhaltsstoff, der am wahrscheinlichsten für die  der Gesundheit förderlichen Effekte verantwortlich ist. Der Wirkstoff über den wir hier schon während vielen Gelegenheiten genauer sprachen. So wie bereits in anderen Artikeln ausführlicher beschrieben, so kann man heute kurz erklären, dass die meisten Cannabispflanzen regulär mehr CBD als THC produzieren. Etwas, dass im Falle von Marihuana versucht wurde umzukehren. Um die Sache noch etwas komplizierter zu machen, kann man erwähnen, dass wie beim THC-Anteil auch der CBD-Anteil während des Selektionsprozesses manipuliert werden kann. So erhalten medizinische Sorten Marihuana letztendlich einen höheren Anteil CBD im Endergebnis.

Wie dem auch sei, es gibt nie genug Aufklärung, sodass es nicht schadet, erneut zu erwähnen, dass weder Genussrauschmittel noch medizinisch einsetzbares Marihuana für die Extraktionsprozesse verwendet werden, die zur Produktion von Cannabisöl zwingend sind. Regulärer Faserhanf beinhaltet die entsprechenden Mengen CBD, die für eine erfolgreiche Extraktion benötigt werden.


  • Der Anbau


Genauso wie man dazu aufgefordert ist, sich Gedanken über den langen Weg zu machen, den die Domestizierung des Wolfes verlangte, um einen Mops zum Vorschein zu bringen, so hat es viele Hunderte Jahre gedauert, um die Cannabissorten für industrielle Zwecke in die verschiedenen hoch potenten Marihuanavarietäten zu verwandeln. Während Bauern, die über die Faserproduktion, die Herstellung von Biokraftstoff oder sogar die Baustoffgewinnung nachdenken (warum nicht, mittlerweile gibt es diese Verwendung seit über einer Dekade), liegt in diesem Bereich die Konzentration auf hochwachsende und faserreiche Pflanzen, die nah beieinander stehen können. Ist man dagegen als Grower auf die Produktion von Marihuana aus, steht die Ernte der Früchte im Vordergrund, die möglichst dicht und festgewachsen sein sollen. Schwere und mit Harz übersäte Gewächse, die zur Marihuanaproduktion gepflanzt wurden, verlangen wesentlich mehr Eingriffe und Fürsorge, um befriedigende Ergebnis bei der Ernte zu erzielen. Von der Auswahl ausschließlich weiblicher Pflanzen, über fachgerechtes Trimmen, bis hin zur Einleitung der Blütenphase durch eine Manipulation der Lichtverhältnisse – dagegen benötigt Faserhanf weniger Aufmerksamkeit als gewöhnlicher Weizen. Selbst die Verwendung von Pestiziden oder künstlichen Düngemitteln kann man sich beim Hanfanbau in der Regel komplett sparen.


  • Eigenschaften für die Gesundheit


Dies ist ein Thema, welches leider vielen Missverständnissen Auftrieb gibt, besonders da es hier und dann auch einem politische s Interesse zugrunde liegt. Wir haben schon mehrfach unterschiedliche Studien über die potenziellen medizinischen Eigenschaften der Cannabinoide angesprochen, daher reicht es wohl, heute zu erklären, wie Cannabis beziehungsweise Hanf sich in diesem Kontext von Marihuana unterscheidet.

Lasst damit beginnen, dass es Fakt ist, dass nahezu die meisten Cannabinoide einen positiven Effekt auf die Gesundheit haben. Die bislang am weitesten untersuchten und wohl auch am potentesten sind – hier ebenfalls THC und natürlich CBD.

Wie dem auch sei, bezüglich der Schlussfolgerungen in Punkt 1., ist es sehr wichtig, sich daran zu erinnern, dass der Modebegriff „Medizinisches Marihuana“ sich auf Pflanzen bezieht, die nur unter ganz besonderen Bedingungen legal kultiviert werden dürfen – oder überhaupt nicht. Bürokratischer Hürden müssen überwunden werden oder eine gehörige Portion Glück erlaubt die Produktion unter speziellen Umständen.

Das bedeutet, so sehr wir auch über die gesundheitsfördernden Effekte von CBD sprechen (einem Bestandteil, der erfolgreich aus tatsächlich legalen Cannabispflanze gewonnen werden kann), dass der Hanf der legal wächst, in keiner Weise etwas mit medizinischem Marihuana gemeinsam hat. Ebenso auch die daraus legal hergestellten CBD-Produkte des Einzelhandels.

Der Weg des medizinischen Marihuanas zur Legalität könnte dennoch eng und prekär sein, ebenso wie er mit rechtlichen Hindernissen gespickt ist, die möglicherweise schwieriger zu überwinden sind als die, mit denen sich sein „Erholungs-Cousin“ konfrontiert sieht. Da der pharmazeutische Sektor streng reguliert ist, wird es kein einfacher Schritt. Daher ist es wichtig zu bemerken, dass die meisten legal erhältlichen Produkte nicht als Medizin in den Handel gelangen. Öle, Kaugummis und Kristalle werden als Nahrungsergänzungsmittel vertrieben, weshalb jeder Hersteller, der seine Ware als medizinisches Marihuana bewirbt, eindeutig als Scharlatan oder Gesetzesbrecher ausgemacht werden kann.

Gleiches gilt für Cannabisprodukte – einschließlich der beliebten Cannabigold-Extrakte. Natürlich ist die Vermarktung von Cannabisprodukten, im Gegensatz zu dem, was vielen schamlosen Anbietern offensichtlich erscheinen mag, kein völlig freies Geschäftsfeld (zum Glück!), da es strikt denselben Vorschriften unterliegt wie die Einführung anderer Nahrungsergänzungsmittel auf dem Markt. Daher ist der CBD-Extrakt eines fairen Lieferanten jedoch genauso legal wie beispielsweise Ginsengkapseln oder Magnesium. Also nicht platzen, sondern gesund sein!


  • Der legale Status


Zu guter Letzt behandeln wir jetzt noch eine Schlüsselfrage und eine Quelle der größten Kontroverse, welche Cannabisprodukte umgibt. Marihuana – im therapeutischen Sinne oder dem Sektor der Genussmittel – bleibt ein illegales Produkt in den meisten Ländern dieser Welt und die baufällige schwarze Legende ist auch an Cannabis als solchem behaftet. Fügt man dann den kontinuierlichen Klang zielgerichteter Falschinformationen durch Medienanstalten hinzu (von Dissidenten und auch unkritischen Enthusiasten des Ganja verbreitet), ist es kein großes Wunder, dass Hanf und seine Konservierungsstoffe unter strenger Beobachtung und Prüfung in gewissen Staaten stehen. Glücklicherweise (und überraschend genug) ist es beispielsweise in Polen nicht der Fall, sodass ein dort agierender Bauer, überschreitet er nicht den gesetzlich festgelegten Grenzwert von 0,2 Prozent THC, keinen Grund zur Sorge haben muss.

Das Gleiche gilt bei allen Cannabisprodukten – so wie auch bei Cannabisölen namhafter Hersteller. Natürlich, im Gegensatz zu dem, was einige schamlose Händler glauben, ist das Marketing von Cannabis aber nicht komplett Laisser-faire geregelt, da es exakt demselben Regelwerk unterliegt, dem alle anderen Nahrungsergänzungsmittel gerecht werden müssen. Daraus resultiert aber glücklicherweise, dass CBD-Extrakte von einem vertrauenswürdigen Anbieter stets legitimierte Produkte darstellen, die einen vergleichbaren Status wie Ginseng- oder Magnesiumkapseln besitzen. Daher kann man auch sorgenfrei und gesund mit ihnen leben.

Text: Robert Kania / Übersetzung aus dem Englischen: mze

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2 Kommentare
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Otto Normal
4 Jahre zuvor

Gregor Gysi von den Linken meinte einmal auf die Frage nach der Cannabis-Drogenpolitik:
Marijuhana müste man legalisieren das wäre relativ harmlos, aber Haschisch müßte weiter streng verboten bleiben weil es eine gefährliche Droge wäre.

Heike
4 Jahre zuvor

Vielen Dank für die Erläuterung der Unterschiede zwischen diesen Begriffen. Ich habe nicht gewusst, dass es weibliche und männliche Hanfpflanzen gibt. Mein Bekannter möchte Hanfstecklinge kaufen, daher werde ich diesen Beitrag gerne an ihn weiterleiten.