Dienstag, 28. Mai 2019

Schnellboot mit 7,4 Tonnen Haschisch im Mittelmeer gekapert

Französische Zoll- und Marineflotte ignoriert die „Freiheit der Hohen See“ und geht auf Kaperfahrt in internationalen Gewässern

Cannabis

 

 

Erneut haben europäische Flottenverbände von Zoll und Marine außerhalb der eigenen Hoheitsgewässer ein Boot überfallen und fette Beute gemacht. Der Vorfall ereignete sich letzten Donnerstag rund hundert Kilometer vor der algerischen Küste – also in der 200-Meilen-Wirtschaftszone, in der ausschließlich Algerien in begrenztem Umfang souveräne Rechte und Hoheitsbefugnisse besitzt. Alle anderen genießen laut UN-Seerechtsübereinkommen innerhalb dieser Zone die Freiheit der Hohen See. Diese Freiheit gestattet jedoch nicht die international geächtete Piraterie, wie sie täglich von der Europäischen Grenz- und Küstenwache (Frontex) in ganzen Mittelmeerraum praktiziert wird.

 

Doch wo kein Kläger, da kein Richter. Europa pfeift auf das Seevölkerrecht und hat den Grundsatz des „mare liberum“ ad acta gelegt. Und so geht die Europäische Grenz- und Küstenwache ungeniert im ganzen südlichen Mittelmeer auf Kaperfahrt, ohne dass der Internationale Seegerichtshof die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht.

 

Am Donnerstagmorgen traf es ein dunkelblaues Schnellboot vor der algerischen Küste, das trotz seiner Tarnfarbe von einem Zollüberwachungsflugzeug bei der Abfahrt in Marokko entdeckt wurde. Bis zum Eintreffen von zwei Patrouillenbooten der französischen Zoll- und Marineflotte wurde das Boot aus der Luft observiert und verfolgt. Am Nachmittag kam es schließlich in den internationalen Gewässern vor Algerien zum Showdown: Zwölf schwer bewaffnete Soldaten und acht Zollbeamte enterten das Boot, ohne jedoch auf Widerstand der dreiköpfigen Besatzung zu stoßen. „Sie waren unbewaffnet und wehrten sich nicht“, sagte der Chef der französischen Zolleinheit, Max Ballarin, am Samstag auf einer Pressekonferenz in Toulon in Südfrankreich.

 

Das Schnellboot war mit 14.000 Litern Treibstoff in den Tanks unterwegs und nahm von Marokko kommend zunächst Kurs auf die Libysche Küste. „Diese östliche Route ist für die französischen Behörden komplizierter zu überwachen“, sagte Ballarin mit dem Verweis darauf, dass Boote mit derart großen Treibstoffreserven nicht die kürzeste Strecke nach Spanien bzw. Frankreich nehmen müssen. Laut Darstellung der französischen Zollbehörde wendete das Boot vor der Libyschen Küste in Richtung tunesische Küste. Unklar bleibt, ob die Crew die Observation aus der Luft bemerkt hat und die Haschisch-Schmuggelfahrt abbrechen wollte.

 

Wie auch immer, die französische Zoll- und Marineflotte schlug in der algerischen 200-Meilen-Wirtschaftszone vorsorglich zu. Das Boot wurde aufgebracht und zur Côte d’Azur nach Toulon geleitet. Die drei Skipper mit türkischer Staatbürgerschaft wurden festgenommen und am Samstag von einem Untersuchungsrichter mit einem Haftbefehl ausgestattet. Die Untersuchung des Bootes förderte 230 Ballen mit insgesamt 7,4 Tonnen Haschisch im Wert von 52 Millionen Euro zutage.

 

 

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7 Kommentare
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Otto Normal
4 Jahre zuvor

Der Westen – also die EU und die USA – pfeifen schon lange auf das internationale Recht als Ganzes. Wer sich an völkerrechtswidrigen Kriegen beteiligt, unzählige Zivilisten tötet (Oberst Klein in Afghanistan) und Beihilfe leistet bei der Ermordung von Menschen durch Drohnenangriffe ohne Anklage und ohne Gerichtsverfahren (Ramstein), hat auch kein Problem mit kriminellen Aktionen wie die im Artikel beschriebene. Wir werden schon seit längerer Zeit von Menschen regiert, die mit Recht und Ordnung nur soviel im Sinn haben, daß sie die Macht mißbrauchen um Menschen nach ihrem eigenen “Ideal” mit allen zur Verfügung stehenden Mittel zu einer ausschließlich von ihnen vorgegebenen Lebensart zu vergewaltigen. Auch Korruption, Gier und Verlogenheit findet man ohne Ende wenn man nur ein klein bißchen… Weiterlesen »

Rainer Sikora
4 Jahre zuvor

Durch den Fund ist alles rückwirkend in Ordnung.Früher durfte man nicht ohne Anlaß jemanden durchsuchen.Hat man trotzdem durchsucht, wurde alles rückwirkend gerechtfertigt,wenn man Verbotenes zu tage förderte.

Harald
4 Jahre zuvor

Piraterie, im Namen der “Anständigen und Aufrechten” ist natürlich keine Straftat, oder etwa doch????

Greenhawk
4 Jahre zuvor

Das Gesetz ist demokratisch legitimiert.

Im europäischen Sektor ”Deutschland” wird zu viel getrunken.

Das stärkt die Alkohol-Lobby.

Ich bin stolz auf jeden der diesen Markt (Alkohol) aus Prinzip nicht mehr fördert und keine alkoholischen aber auch nicht die alkoholfreie Version davon kauft.

Danke für ihre solidarität. Zuversicht, Geduld und Liebe. Einigkeit, Recht und FREIHEIT für den Hanf.

Cosmo
4 Jahre zuvor

Seit 10 Jahren Alkoholabstinent! Dann sagt mir so ein Alkoholbefürworter ins Gesicht, dass er nicht verstehen kann, wieso man sich mit dem Rauchen das Leben so kaputt machen kann. WtF?

AnonymousInternational
4 Jahre zuvor

Die Franzosen sind ein sehr liebenswertes und gerechtigkeitsbewusstes Volk und ich muss sagen das die französiche Polizei auch sehr gerecht und fair ist. Mit dem französichen Präsidenten Macron ist auch sicher eine legalisierung irgend wann möglich falls die restlichen europäischen Staaten mitziehn.
Dann kann der Stoff legal über den Teich und alle sind glücklich.

Ralf
4 Jahre zuvor

Wenn sie GERECHT wären würden sie keine UNRECHTSGESETZE vertreten, was den Rest angeht, träum weiter!