Donnerstag, 9. Mai 2019

Kanada ändert die Regeln im Grasgeschäft

Wer anbauen möchte, muss Platz haben – nun schon im Vorfeld.

es wird heiß in der Box
Bild: Kimo


Seit dem 17.10.2018 ist Cannabis in Kanada eine legal gehandelte Substanz, die es erwachsenen Bewohnern erlaubt, sich mit ihr nach eigenem Ermessen zu berauschen. Spätestens ab diesem Datum schielte die gesamte restliche Kifferfamilie des Planeten etwas neidisch auf das zuvor eher mit Ahorn in Verbindung gebrachte Land. Noch ist kein Jahr vergangen, seitdem sich der Paradigmenwechsel dort vollzogen hat, doch schon werden die ersten Veränderungen im großen Spiel um Anbaulizenzen und die Herstellung von Marihuana seitens des kanadischen Gesundheitsministeriums gemacht. Während man in der Vergangenheit einen Antrag auf die Erlaubnis zur Produktion von Rauschhanf ohne bestehende Anlagen einreichen konnte, wird nun seitens der Entscheider vorausgesetzt, dass man bereits im Besitz einer hoch effektiven Produktionsstätte ist, gedenkt man in das blühende Cannabusiness einzusteigen. Kanada ändert die Regeln im Grasgeschäft.

Während manch traumhaft klingende Nachricht aus dem Pioniergebiet weiterhin hierzulande nachhallt, stellt sich in Kanada anscheinend eine neue und etwas bitterer schmeckende Realität bezüglich des Einstiegs ins professionelle Cannabusiness ein. Noch bis vor Kurzem war es jedem Interessierten genehmigt, sich mit einem ausgetüftelten Geschäftsmodell ins Marihuanageschäft zu wagen und nach Vorlage der ausgefüllten Formulare auf einen Zuschlag zur Produktion des grünen Goldes zu hoffen. Doch nun wurden die Regeln für diesen Berufswunsch schwerwiegend verändert. Da der Bedarf nach Marihuana im Land weiterhin die tatsächlich vorhandenen Mengen überfordert, jedoch aufgrund zu vieler eingereichter Bewerbungen die Entscheidungsfindung zu lange andauert, hat man seitens Health Canada nun die Voraussetzungen für kommende Grasproduzenten diesem Umstand angepasst. Jeder künftige Hersteller von Marihuana muss ab nun bereits im Vorfeld seiner Bewerbungsbemühungen bereits im Besitz einer funktionierenden Produktionsstätte sein, möchte er an dem zuvor noch etwas einfacher zu bewerkstelligenden Auswahlprozess teilnehmen.

Während man in der Vergangenheit also erst auf einen Zuschlag seitens der Behörde abwarten durfte, bevor man sich mit dem Bau einer 30 – bis 40 Millionen Dollar teuren Anlage in Unkosten stürzte, wird nun bereits die Existenz einer derartigen Cannabisfabrik erwartet. „Das ist ein Umbruch im Spiel“, empfindet die Situation Matt Maurer, ein Cannabis-Anwalt von Torkin Manes LLP, was er in einem Telefoninterview mit BNN auch unverblümt aussprach, wie Bloomberg online berichtet. Doch Health Canada hat offensichtlich gute Gründe für das Brechen der bisherigen Regeln, da sich circa 70 Prozent der in den vergangenen drei Jahren genehmigten Antragssteller bislang nicht wirklich in das Geschäft der Grasproduktion gewagt hat. „Aufgrund dieser Tatsachen wird eine beträchtliche Menge an Ressourcen verschwendet, um Anträge von Unternehmen zu prüfen, die tatsächlich leider nicht wirklich bereit sind, mit dem Betrieb zu beginnen. Dies führt zu unnötigen Wartezeiten bei ausgereifteren Antragsstellern und trägt zeitgleich zu einer ineffizienten Ressourcenzuteilung bei“, sagte Health Canada am Mittwoch in einer offiziellen Veröffentlichung, um die als recht hart verstandenen Veränderung der Regeln zu rechtfertigen. Dennoch wird der bereits in trockenen Tüchern befindliche Schritt insgesamt als besonders ungerecht aufgefasst.„Zuvor brauchten Interessenten nicht einmal eine Schaufel in einem fruchtbaren Boden, um den Bewerbungsprozess zu beginnen, der manchmal Jahre andauern kann. Jetzt müssen diese Personen Dutzende Millionen beschaffen und die Investoren im Vorfeld davon überzeugen, dass Sie eine Health Canada-Lizenz erhalten werden, auch wenn Sie keinen physischen Beweis dafür haben“, sagte Trina Fraser, eine Partnerin bei Brazeau Seller Law, die Cannabisunternehmen bei der schwierigen Lizenzierung berät.

Ob somit tatsächlich dem Pionierarbeit leistenden Kanada und dessen gerne ohne rechtliche Sorgen Cannabis konsumierende Bevölkerung mit der Veränderung der Tatsachen geholfen ist, oder doch nur die großen bereits existierenden Konzerne im Grasgeschäft von den neuen Spielregeln profitieren, lässt sich heute noch nicht eindeutig einordnen.

Letzteres scheint aber äußerst naheliegend …

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5 Kommentare
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rainer siko
4 Jahre zuvor

Von Reichen für Reiche ers(p)onnen.

Egal
4 Jahre zuvor

Warum soll es doch dort anders laufen.
Die reichen werden immer reicher und die armen immer ärmer!

Und neu einsteiger sind nicht erwünscht,

Könnte ja sein das eine arme sau ja reich wird!

Das ist rechtswidriger Wettbewerb!

Gerrit Haase
4 Jahre zuvor

Was ein Schwachsinn mit den Lizenzen…
Legalisierung geht anders.
Eine einfache Meldepflicht, wie bei Nutztierhaltung, würde doch völlig ausreichen?

Egal
4 Jahre zuvor

Vollkommen falsch! Keine Pflanze ist illegal! Entsprechend darf weder die Anzahl noch irgendwas limitiert werden! Und wenn man dann 200 Pflanzen im Garten hat das geht den Staat ein scheiß an! Das soll jedem selbst überlassen sein! Sobald aber der Pflanzen besitzer diese zu Geld machen möchte nur dann muss das Vorhaben angemeldet werden! Allerdings wäre dann sehr viel Gras im Umlauf, so daß niemand dafür Geld ausgeben würde! Brennnessel sind ja auch umsonst und ich könnte davon Tonnen weiße pflücken! Aber niemand würde mir die Brennnessel abkaufen das es keinen Bedarf gibt! Und wenn hanf an jeder Straßenecke wächst, gibt es keine Dealer und auch kein überteuertes Apotheken Gras! Alles andere ist noch nicht einmal im Ansatz zu abzetieren!… Weiterlesen »

jo
4 Jahre zuvor

Richtig. Und keiner kann jemandem etwas vorschreiben und schon garnicht welche pflanze man pflanzt und zu sich nimmt. Das sollte doch nun wirklich jeder Erwachsenen
Mensche selbst entscheiden dürfen. Legalisierung jetzt, sofort, ohne Umwege.