Dienstag, 7. Mai 2019

Berlin bekommt keinen Global Marijuana March hin

Das „Hanf Museum Berlin“ hält mit einem Info-Stand im Görlitzer Park die Stellung

Es war einmal … GMM Berlin 2017

 

 

Ein Kommentar von Sadhu van Hemp

 

 

Dass auf die Hauptstädter im politischen Kampf gegen die Cannabis-Prohibition kein Verlass ist, zeichnete sich bereits die Jahre zuvor ab. 2017 trotteten noch 500 Teilnehmer auf dem Global Marijuana March durch Friedrichshain-Kreuzberg, 2018 waren es nur noch 300 wackere Hanffreunde, die lautstark die Freigabe des Hanfes forderten. Letzten Samstag erhob niemand mehr seine Stimme – der Nullpunkt des Berliner GMM war erreicht. Und das in der größten Stadt Deutschlands mit fast vier Millionen Einwohnern und überproportional viel Kiffern! Einzig die unermüdlichen Freunde vom Hanf Museum erinnerten mit einem einsamen Informationsstand im Görlitzer Park daran, dass sich die kriminalisierten Cannabis-Konsumenten jedes Jahr am ersten Samstag im Mai in über 200 Ländern solidarisch zeigen und über alle Grenzen hinweg die Beendigung der Prohibition einfordern. Für dieses beherzte Engagement gebührt den Hänflingen des Hanfmuseums größter Dank. Hut ab, denn es muss schon wehtun, als letzter Mohikaner die Fahne des Berliner Global Marijuana March hochzuhalten und sich wie ein Konkursverwalter vorzukommen.

 

Das Desinteresse der Spreeathener, sich gegen das Hanfverbot aufzulehnen, wirft natürlich Fragen auf. Woran liegt es, dass die Bewohner des größten deutschen Kiffer-Biotops den Hintern nicht hochbekommen? Hat gar Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer Recht, wenn er behauptet, Berlin sei der nicht funktionierende Teil Deutschlands?

In gewisser Weise trifft es durchaus zu, dass in der Hauptstadt der Deutschen nicht alles nach Plan läuft und die Bewohner zu Ungehorsam neigen – auch was die Einhaltung des Hanfverbots betrifft. An fast jeder Ecke bietet ein Btm-Fachhändler seine verbotene Ware feil, und der Verfolgungsdruck lässt sich locker aushalten. Aus jeder Ritze der Stadt riecht es nach Haschisch und Marihuana, und man könnte fast halluzinieren, dass die Berliner das Cannabis-Verbot per zivilen Ungehorsam längst außer Kraft gesetzt haben. Warum sich also solidarisch mit der weltweiten Hanf-Community zeigen, wenn es auch asozial geht? Ist doch alles okay im Sodom und Gomorrha an der Spree. Für die Berliner Hanffreunde besteht somit überhaupt keine Veranlassung, gegen etwas zu protestieren, was kaum noch jemanden kratzt, der es geschickt angeht.

 

Wenn es denn so ist, dass sich die in Berlin lebenden Bürger aus Bequemlichkeit und Selbstgefälligkeit nicht mehr für die Cannabis-Legalisierung engagieren, ist das fraglos eine traurige Entwicklung. Da sitzen sie also auf ihrer Insel der Glückseligkeit und schauen halb verblödet zu, wie die systemrelevante Elite nach ihren Maßgaben die Bevölkerung in die Zeit nach der Cannabis-Prohibition führt. Ohne nennenswerten Druck von der Straße haben sie freie Hand, die Kriegsgewinnler aus der Wirtschaft, die auf die Hanffreigabe spekulieren. Von korrumpierten Politikern lassen sie sich die Welt so zurechtbiegen, wie es ihnen gefällt – zum Nachteil der Hanffreunde, die in ihrer Trägheit und Gleichgültigkeit gar nicht merken, dass ihr Schweigen den Verbrechern in Schlips und Kragen in die Hände spielt. Denn in dieser von Kapitalgesellschaften beherrschten schönen neuen Welt kommen jene Hanffreunde nicht vor, die ihr Kraut im Balkonkasten züchten oder einen Haschischvorrat aus dem Marokko-Urlaub mitbringen.

 

Die Berliner sollten sich also schämen ob ihrer Teilnahmslosigkeit, die auch ein Schlag ins Gesicht derer ist, die in über 30 anderen Städten des Landes einen GMM organisiert haben – wie etwa in Annaberg Buchholz, einer Kleinstadt im Erzgebirge, wo 15 Teilnehmer, behütet von etwa gleich viel Polizisten und einem Drogenspürhund, bei winterlichem Wetter für die Cannabis-Legalisierung marschierten.

In diesem Sinne verdienen all jene Hanffreunde größte Hochachtung, die außerhalb Berlins den Global Marijuana March am Leben erhalten und die über Jahrzehnte erwachsene Cannabiskultur pflegen. Den Berlinern hingegen kann man nur attestieren, dass sie dröge Sandhocker ohne Arsch in der Hose sind.

 

 

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9 Kommentare
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Werner Fischer
4 Jahre zuvor

Wenn in Berlin niemand mehr auf die Straße geht warum wird die Hanfparade dann nicht in Bonn gemacht? Dort ist doch noch das Gesundheitsministerium und das Justizministerium…. Und das Ruhrgebiet ist auch nicht weit weg…..

MageuchnichtmehreuerverräterchefisteinArsch
4 Jahre zuvor

Was für ein Dreck du hier schreibst. Die Wahrheit liegt an Ursprünglichen Anmelder, der als Beleidigte Leberwurst kurz vor knapp still und heimlich abgesagt hat und viel zu kurzfristig die neuen Anmelder aufgetreten sind. Daher sind die Berliner ins Umland und haben dort mitgeholfen, wo es noch keine Berliner Zustände gibt. Ob das deine Kurzfristig zusammen gesponnenen Weltbilder hergeben oder nicht. Aber so war es nun mal. Berliner erwarten jeden August Menschen aus ganz Deutschland zur Demo, da können Berliner durchaus auch mal wo anders mit demonstrieren. Wo warst du eigentlich? Warum hast du nichts angemeldet?

Egal
4 Jahre zuvor

@MageuchnichtmehreuerverräterchefisteinArsch
Berlin ist die Hauptstadt!

Das glaube ich ich ja nicht!
Ein dreifaches Pfui für Berlin!
Man sollte in Berlin die O toleranz Grenze wieder einführen!
Nur dann bewegen die sich wieder!

Was babt ihr euch dabei gedacht?
Statt weniger müssen es eher mehr werden?

Ist das euer ernst!.
Oder habt ihr aus Freude euch so die Birne weggeknallt vor lauter Freude auf bem Marsch das ihr dann nicht mehr teilnehmen könnt?
Macht alle genau so weiter und spielt der Politik die Karten in der Hand!
Ihr könnt davon ausgehen das Personen wie Mortler dann der Öffentlichkeit erklärt das die Berliner Kiffer am aussterben sind und die aktuellen Maßnahmen doch greifen!.

Ihr seid dann mit schuldig das sich nichts ändert!

Berliner
4 Jahre zuvor

Berlin dankt für die Unterstützung des Berliner Hanf Journals. Ihr hattet das Ding doch früher mal in der Hand, wieso macht Ihr das nicht mehr? http://www.hanftag.de is eure Domain und is immer noch online, aber seit 6 Jahren tot. Ich erinnere mich auch noch, als der Hanftag vom Hanf Journal vor dem roten Rathaus nach 30 Minuten abgebrochen wurde, um ” ein Bier trinken zu gehn”. Grund: Zu wenige Teilnehmer. Wer also im Glashaus sitzt, sollte die verbalen Steine in der Tasche lassen, besonders wenn ein paar Jungs im Görli versuchen, noch was zu retten ist das aller Ehren, aber keinen Diss-Artikel wert.

Rainer Sikora
4 Jahre zuvor

So wie der Schwarzmarkt im Moment attackiert wird,durch ziemlich erfolgreiche Polizeiaktionen,könnte die Versorgung vielleicht bald kippen,und dann könnte Bewegung in den Widerstand kommen.

Egal
4 Jahre zuvor

Das war doch schon immer so! Nur das alle mittlerweile lange genug auf die Legalisierung gewartet haben und keine Lust mehr haben weiter zu warten! Den einen oder anderen läuft die Zeit ab! Das sehe ich auch an meinen Nachbarn der nur noch 2 Jahre laut Arzt zu leben hat! Der hat auch kein Rezept vom Arzt bekommen! Wobei er nur CBD Blüten haben wollte und nix anderes um damit überhaupt mal anzufangen! Lächerlich! Er ist kein Einzelfall! Keiner von uns lässt sich das heute noch gefallen! Und die Leute die dann meinen in der Öffentlichkeit rauchen zu müssen sind gestiegen weil sie gleichberechtigt werden wollen! Darf ja auch jeder mit ne Flasche Bier rum rennen! Gleiches Recht für alle!… Weiterlesen »

mze
4 Jahre zuvor

@MageuchnichtmehreuerverräterchefisteinArsch Wie du selbst schreibst, hatte das Ha Jo einst die Initialzündung für die GMMs in Deutschland gegeben – der sogenannte “Verräterchefarsch” hats damals in Berlin mehrere Jahre aus freien Stücken gemacht, bis es von anderen Hanfaktivisten abgenommen wurde. Gesponsert wurde es weiterhin vom “Verräterchefarsch”… Wie du selbst schreibst, hat der diesjährige Anmelder dagegen heimlich still und leise die Flinte ins Korn geschmissen und damit weitere Aktionen offensichtlich verhindert – was erwartest du also vom “Verräterchefarsch”? Wie du selbst schreibst, empfängt “Berlin” jährlich Menschen zur Hanfparade – ich denke, da ist eher ein kleiner Teil von fleißigen Aktivsten verantwortlich, der in dem von dir bemängelten Artikel von Sadhu von Hemp dazu auch noch lobend erwähnt wird. Die Bastion des Hanf… Weiterlesen »

Hans Dampf
4 Jahre zuvor

Da gibt es doch den alten Spruch:
Mit Kiffern kann man keinen Krieg führen, aber auch keinen verhindern.

Vielleicht ist da was dran, so wie ich Berlin kennen gelernt habe, ist der Druck einfach nicht groß genug um sich für die Legalisierung einzusetzen. Klar, wenn man es an jeder Ecke fast nachgeschmissen bekommt 😉

Da sieht es im Süden der Republik einfach anders aus…

Monster
4 Jahre zuvor

Oh, hatte grad überlegt, ob dieses Jahr wieder ein GMM stattfindet in Berlin und dass man ja mal hingehen könnte. Naja, so läuft das eben bei uns. Schade, 2020 ist ja auch noch n Jahr^^