Sonntag, 7. April 2019

www.sucht.de – Teil 3

Nahrungsmittelsüchte.


Nach der alles zerstörenden Geldsucht einiger Weniger und der Zivilisationskrankheit Autosucht Vieler geht es in diesem dritten und letzten Teil um Nahrungsmittelsüchte.Kommen wir also zum Weißmehl. Auch hier keine Zahlen. Jeder weiß, dass Weißmehl krankes und krank machendes Stopfmaterial ohne jeglichen Nährwert ist, nur fett macht.

Weißmehl ist der blödsinnigste Widerspruch in sich selbst, den man sich denken kann. Weizen, jedenfalls der ursprüngliche, auf freier Wildbahn entstandene, vom lieben Gott oder wem auch immer kreierte, hat superviele Vitamine, Nährstoffe und vor allem Proteine, die allerdings fast alle in der Schale stecken. Brot, das es ja schon gibt, seit man denken kann, wurde einfach aus den im Mörser zu Mehl gestampften Körnern und mit Wasser zu Teig gemachten Fladen, die auf einen heißen Stein geknallt wurden, gebacken und ernährte die Leute vernünftig.

Nun kamen aber im 18. Jahrhundert irgendwelche Idioten auf die Idee, die Schale des Weizens wegzumahlen – also 90% dessen, was am Weizen gut ist, zu entfernen; das, was dabei abfiel, nannten sie Kleie, die sie den Tieren gaben, die sich freuen konnten. Das Gleiche wurde ja mit Reis gemacht, und als die Engländer den weißen Reis in China einführten, starben erstmal unzählige Chinesen an der Beriberi-Krankheit, weil sie die Nährstoffe aus der Schale nicht mehr hatten. Die Gründe dafür – und für den Erfolg dieses Schwachsinns – waren zum einen, dass weiß als sauber, rein und vornehm galt und zum anderen, dass man weniger Arbeit und Zeit aufwenden musste: also schneller und mehr Geld verdienen konnte.

Zu Beginn meiner Zeit in Mali/Westafrika bin ich schier verzweifelt an dem langweiligen Baguette, das nur noch nach Pappe schmeckte – und wohl teilweise auch damit gemacht war! -, das die Menschen aber gierig in sich hineinschlangen: wie Süchtige! Obwohl in einem Land mit einer bitterarmen Bevölkerung, in dem Kinder dicke Bäuche aus Proteinmangel haben, solch ein »Nahrungsmittel« geradezu an Körperverletzung grenzt, weil es zwar den unmittelbaren Hunger stillt, aber nicht satt macht, bin ich mit meinem Projekt, Vollkornbrot einzuführen erstmal voll gescheitert, weil die Leute von dem Dreckszeug nicht ablassen konnten. Die wissenschaftlich erklärbaren Gründe dafür wusste ich noch nicht, ich konnte das nur fassungslos wahrnehmen, ich habe sie erst später erfahren und komme gleich darauf zurück – deutlich erkennbar war nur eines: sie sind süchtig nach dem Dreck.

Und wie sieht es bei uns aus? Qualitativ hochwertiger – und was ist gegen ein leckeres französisches Baguette zu einer verführerischen Zwiebelsuppe zu sagen? Nichts! – führt aber auch bei uns kein Weg am Weißmehl vorbei. Nicht nur die Bäckereien bestehen aus fast nichts anderem, jeder Döner, jeder Hotdog, jeder Leberkäse ist in Pappe eingewickelt, keine Bude ohne süße Teilchen – und zum Rauschgift Zucker kommen wir gleich -, Pizza und Nudeln sind nicht nur für Kinder Megatophitfutter Nummer 1 (zwei Daumen hoch!) – alles Weißmehl. Ist man unterwegs und hat Hunger, kann man am Bahnhof, im Einkaufscenter oder in der Fußgängerzone kaum etwas kriegen, um seinen Hunger zu stillen, was kein Weißmehl enthält: Will und braucht aber auch fast keiner – weil alle süchtig danach sind.

Jeder und jede kann täglich auf den Laufbändern der Kassen die Einkäufe von fetten, schlecht gelaunten Supermarktkunden studieren, und wenn er oder sie eins und eins zusammenzählen kann, ausrechnen, wie oft die armen Leute zum Arzt(1) müssen. Jeder und jede kennt die verführerischen Gerüche, wenn man an einer Bäckerei vorbeigeht und einem und einer das Wasser im Mund zusammenläuft. Jeder und jede kennt den Spruch: »Nudeln machen glücklich!« – etwas, das man auch von anderen Rauschgiften kennt.

Was aber nicht jeder und jede kennt, ist, dass Weißmehl süchtig macht: das ist wissenschaftlich nachgewiesen.

Echt jetzt, ohne Witz: es hat Spurenelemente von heroinartigem Stoff in sich. Wer Weißmehl komplett absetzt, bekommt Entzugserscheinungen, die dem von Heroinentzug gleichen. Deshalb machen Nudeln glücklich.

Es braucht bis zu einem halben Jahr, bis man wieder an einer Bäckerei vorbeigehen kann, ohne von dem dort ausströmenden herrlichen Geruch so verzaubert zu werden, dass man sich unbedingt sofort einen Krapfen oder hier in Bayern eine Brezn, möglichst eine Butterbrezn kauft. Und es ist, wie gesagt, fast unmöglich, zum Beispiel, wenn man unterwegs ist, irgendetwas anderes, nicht von Weißmehl und Zucker bestimmtes, zu kaufen. Abgesehen davon ist noch die Frage, ob man sich die Alternative überhaupt leisten kann: das Grundnahrungsmittel nicht nur für Kinder, nämlich Nudeln, sind aus Weißmehl spottbillig, kosten als Dinkel, Kamut und gar noch Vollkorn das drei- bis fünffache. Und: das Vollkornzeugs schmeckt doch gar nicht!

Klar: weil man süchtig ist.

Da ich niemanden bekehren will, sage ich nur, dass mir inzwischen die Weissmehlnudeln zu langweilig schmecken, weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist und man sich ganz einfach umgewöhnen kann, wenn man, aus welchen Gründen auch immer, das will. Aber ich kann mich noch gut erinnern, wie es genau umgekehrt schmeckte. Und ich habe, weil ich es halt so wollte, einen kleinen Entzug auf mich genommen.

Deshalb kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, dass Weißmehl süchtig macht.

Womit wir zum Nutzen und Frommen dieser Sucht für die Absahnerclique kommen, diesen Markenteufeln, die von der kollektiven Geisteskrankheit leben, Geld könne sich selbst vermehren.

Ein einziger Mann kann mit seinem digital gesteuerten Traktor und genmanipulierten Samen auf unübersehbar riesigen Feldern unvorstellbar große Mengen durch Züchtung klein gehaltenen– damit er Sturm resistent bleibt, wodurch er aber an Wertstoffen verliert – Weizens anbauen, ernten und verarbeiten. Damit dann zeitgleich die Preise niedrig halten und die Profite hoch. Was wollen die, die nach dem heute leider buchstäblichen Motto »nach mir die Sintflut« andere Menschen und Maschinen für sich arbeiten lassen – anstatt für die Menschheit – mehr?

Aber auch alle folgenden Bereiche des Produktionsprozesses bis zum fertigen Croissant, Streuselkuchen oder Bienenstich funktionieren nach dem gleichen Prinzip: schnellere Verarbeitung, weniger Arbeit, dafür mehr Profit – und weniger Nährwert, oft auch weniger Geschmack, was auch durch Zucker oder Salz nicht ausgeglichen werden kann. Was aber noch schlimmer ist: alles zusammen macht krank. Wie jede andere Sucht auch. Deshalb müssten die Produzenten von Weißmehl genauso als Drogenhändler verfolgt werden wie heute noch jeder kleine Grasverkäufer.

Womit wir beim nächsten Thema wären, den beiden anderen Drogen, die, wenn sie zu hoch dosiert werden, auch krank machen: Zucker und Salz.


Zucker war in früheren Zeiten ein Luxusgut – Königen und ihrem Hofstaat vorbehalten – das niedere Volk musste sich mit Zuckerrübensaft zufriedengeben, den man heute noch im Knast als höchste Stufe der Leckergefühle durch die Essensklappe in die Zelle geschoben bekommt. Und weil wir heute von Sucht reden: in zehn Jahren Knast bin ich so abhängig davon geworden, dass ich auch heute noch nicht ohne meinen Grafschafter Goldsaft leben kann – und mein Sohn folgt bereits dieser Spur! Zucker gehörte zu den Insignien des Reichtums und das ist neben seinem geschmacksbedingtem Suchtpotential ein weiterer Grund für seinen Siegeszug: Geltungsssucht ist ja auch Sucht.

Brot und Salz – Gott erhalts.

Wie viele Mythen ranken um Salzkarawanen: die berühmtesten trafen sich in Timbuktu seit Tausenden von Jahren, dort war Salz gleich viel wert wie Gold und Wissen, in Timbuktu stand eine der ältesten Universitäten Afrikas. Salz ist das erste und wichtigste Genussmittel überhaupt und an und für sich. Es schmeckt einfach alles langweilig ohne Salz, da führt kein Weg daran vorbei.

Ohne Salz geht’s nicht und um Salz kommt man nicht herum. Ohne Salz ist das Leben nicht lebenswert, wird Essen nur zur Nahrungsaufnahme und nicht zum Genuss. Insofern sollte auch Salz zu den unantastbaren Menschenrechten gehören.

Aber wie bei allem geht es hier um die Dosierung: eine versalzene Suppe muss man leider wegschmeißen. Es kommt sogar auf die absolute Feinabstimmung an, denn auch nur etwas zu viel Salz verdrängt die anderen Gewürze, die man dann gleich weglassen könnte. Und wer insgesamt zu viel Salz isst, kann einen Schlaganfall bekommen.

Und wie bei allen anderen Genussmitteln führt eine überhöhte Dosis zur Gewöhnung und dem Verlangen nach Erhöhung der Dosis – etc. Wer in dieser Schlaufe drin hängt, kann als süchtig bezeichnet werden. Das heißt: man muss – bzw. müsste – bewusst, in genauer Wahrnehmung des eigenen Körpers und seiner Reaktionen verantwortungsvoll damit umgehen, will man nicht sein Leben riskierten, siehe Schlaganfallgefahr.

Und wie sieht die Realität aus? Man kann gar nicht aufzählen, wo und wie viel Salz überall drin ist. Wenn man das Kleingedruckte der Bestandteile von egal was studiert, kommt man aus dem Staunen nicht heraus: in dem süßen Ketchup ist ganz schön viel Salz, wie umgekehrt in Mayonnaise und Senf Zucker drin ist. Der Gipfel war ein Hafertrank, den ich mir kaufte, weil draufstand: »ohne Zusatz von Zucker« – er schmeckte aber ziemlich süß, ich schaute auf die kleine Liste: 6,5 Gramm Zucker waren da in 100 ml Saft, also 30 Gramm Zucker in einer Halbliterflasche, eben der natürliche; aber Zucker ist Zucker, und man stelle sich diese Menge mal als Häufchen Kristallzucker vor


Salz hingegen wird immer hinzugefügt. Es ist die unmerklichste Sucht von allen. Das Hauptverbrechen ihrer Dealer ist, dass sie die Dosis unmerklich steigern. Peu à peu wird der Salzanteil an den meisten Fertignahrungsmitteln, die man kauft, erhöht, und nichts schmeckt mehr so richtig, weil nicht genügend Salz dran ist. Die medizinische Fakultät der Uni London wies in umfangreichen Forschungen nach, dass der Salzgehalt in den unvermeidlichen Burgern viel zu hoch und gesundheitsschädlich sei. Mac Doof und die anderen Blödis wehrten sich jahrelang dagegen, mussten aber zu guter Letzt doch zähneknirschend jedenfalls in England einen Tick weniger Salz reinmischen.

Wie viele Leute kennt man nicht, die zu Besuch kommen oder im Restaurant sitzen und ihr Gericht erstmal ordentlich salzen, obwohl sie noch nicht einmal probiert haben? Wer kennt nicht, diesen Reflex bei sich selbst? Woher sollen wir eigentlich wissen, wie viel Salz wir zu uns nehmen, man kann doch keine Wissenschaft draus machen, das nachzurechnen?!

Den Abhängigkeits- und Suchtcharakter von Salz zur Profiterhöhung zu benutzen, ist die heimtückischste Variante der hier beschriebenen Profit-durch-Ausnützung-von-Sucht Beispielen.

Alle drei Drogen sind Hauptbestandteile des globalen Welthandels und damit Hauptverdienstquelle der ihn betreibenden Schwerverbrecher, die damit vor allem durch den Suchtcharakter von etwas profitieren, das als Lebensmittel unantastbares und nicht für Profite zu missbrauchendes Menschenrecht sein sollte.

Es ist nicht einzusehen, warum Koksdrogenbarone in Alcatraz oder anderen Hochsicherheitstrakten sitzen müssen, Warenterminhändler von Weißmehl, Zucker und Salz aber nicht! Um mal nicht nach Repressionen zu rufen: Lasst die Drogenbosse frei, muss die Parole heißen, sie gehören auf die Skipisten und in die Hotelbars von St. Moritz, wo sie gemeinsam mit ihren Komplizen der globalen Nahrungsmittelindustrie, dieser drei oder vier multinationalen Konzerne – mehr sind es ja nicht – gemütlich Champagner und Kaviar zu sich nehmen können. Gleiches Recht für alle Blutsauger – sie sind ja auch gleich skrupellos.

Der gute Papst Franziskus hat es ja tatsächlich gewagt, die globalen Warentermingeschäfte als »unmoralisch« zu bezeichnen und sich gleich den Protest US-amerikanischer Bischöfe eingehandelt: Alle Menschen würden verhungern, wenn es die nicht gäbe, belehrten sie ihn – ihren Macht erhaltenden Job seit der Verstaatlichung des Christentums treu erfüllend. Dabei hätte der Papst, wenn er wirklich der Nachfolger des Freaks wäre, dessen Ideen er auch weiterführen sollte, nicht nur die Warentermingeschäfte, sondern die Börsen als solche, das ganze Aktienwesen und allen voran die Zinsen nicht nur als unmoralisch, sondern nach seiner eigenen Diktion als nichts anders als Sünde bezeichnen müssen, für die man, wie für jeden anderen Mord, in die Hölle kommt, für Völkermord allemal. Nichts anderes tut die globale Nahrungsmittelindustrie. Auch indirekter Mord ist Mord, auch lebensverkürzende Maßnahmen sind Mord. Ich habe in Afrika genug Kinder sterben sehen und musste als Erstes erfahren, dass die Mehrheit der Frauen unter Milch nicht die uns bekannte weiße Flüssigkeit versteht, sondern Pulver, meist von Nestle. Jeden Tag müsste der Papst die Botschaft dessen, der die Tische der Geldhändler in der Synagoge umschmiss, weiterführen, als »ceterum censo«, als »j’accuse«, als »so nicht!«

Da er das nicht tut, sollte man aber wenigstens, unabhängig von Christentum oder Moral, umso mehr die Dinge als das bezeichnen, was sie sind, begreifen und bezeichnen: Weißmehl, Zucker und Salz als Drogen

– und die die Sucht danach fördernden und ausnützenden Dealer als Drogenhändler bloßstellen.

An sich wollte ich noch zur Fernsehsucht was schreiben, aber meine Zeichen sind schon wieder zu Ende … ich schreibe aber keinen vierten Teil, solange ich nicht massiv dazu unter Druck gesetzt werde.

(1) oder in ein privat betriebenes Krankenhaus, das 16 Prozent Rendite für seine Aktionäre erwirtschaften muss, die keinen Finger krumm rühren für diese Kranken, aber die Gehälter der Krankenschwestern drücken, damit die Kranken nicht etwa auch gesund werden, das wäre ja nochmal schöner, dann könnte die Rendite nicht eingefahren werden.


Christof Wackernagel

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4 Kommentare
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Jemand
5 Jahre zuvor

Die ersten beiden Artikel zu dem Thema waren ja durchaus noch interessant…aber dieser Artikel strotzt ja nur so vor Schwachsinn! Der mit Abstand schlechteste Artikel den ich hier auf der Seite je gelesen habe! Der Autor hat sich in keiner Art und weise mit dem Thema beschäftigt sonst wüsste er es besser! Sowohl bei Weißmehl als auch Zucker und Salz sind die Propleme die möglicherweise entstehen an der industriellen Berarbeitung festzumachen nicht aber am reinen Konsum! Mehl : Das die “Spreu vom Weizen” getrennt wird ist kein neues Phänomen! Das macht man eben nicht erst seit dem 18. Jahrhundert sondern “schon immer” so! Mit moderneren Methoden wird heute aber auch bei Weißmehl weitaus schonender vorgegangen und damit auch die Nährstoffe… Weiterlesen »

Floh S.
5 Jahre zuvor

Das böse, böse Weissmehl? Ich kann diesen halbgaren Blödsinn nicht mehr hören…ist das jetzt Das Hanfjournal oder “Eso-heute”?

Jemand
5 Jahre zuvor

@Floh S.
Wohl eher die “Bild” für Kiffer

Lotus
5 Jahre zuvor

@Jemand @Floh S. Ey ihr Scientologen-Hater Forenwürmer, geht mal wieder nach Hause und verbreitet hier keine negative Stimmung… das einzige was auf Bildzeitungs-niveau ist sind eure Kommentare XD Zitat:”Sucht bedeitet nur das man Nachschub braucht” (ohne Worte) Also wen der Artikel nicht interessiert,der muß ihn ja nicht lesen, aber wer den Kontext vom Thema Suchtmittel in/oder als Lebensmittel zu Cannabis nicht sieht, und was das über unser System sagt ,ist wohl Blind für die Sache… …der Artikel ist in meinen Augen sehr interessant und gut geschrieben, das merke ich daran ,das ich bis zum Ende gelesen habe… wenn ich dran denke wie mein Neffe auf Zucker abgeht und wie launisch er wird wenn er kein Süß bekommt…dann kann man das… Weiterlesen »