Donnerstag, 13. Dezember 2018

Mehrzahl der Hausärzte hält medizinisches Cannabis für sinnvoll

 

Verschreibungswillig sind jedoch nur die wenigsten Mediziner.

 

Foto: Freeimages.com / Tomasz Kobosz

 

Seit dem 10. März 2017 ist Cannabis in Deutschland ein akzeptiertes verschreibungspflichtiges Medikament. Auch wenn wesentlich mehr Menschen im Land dank der Gesetzeseinführung von Cannabis als Medizin einen Zugang zum Heilmittel Hanf erhalten haben, als es die Politik vorhergesehen hat, bleibt es für viele Personen schwierig den richtigen Ansprechpartner in Arztpraxen aufzufinden, da nicht nur oft Befürworter unauffindbar sind, sondern besonders die bürokratischen Barrieren für Patienten häufig ein Hindernis auf dem Weg zum verlangten Medikament darstellen. Dass gerade hier noch ein wesentlicher Schritt gegangen gehört, zeigt eine Umfrage der Wayland Group, die 300 deutsche Hausärzte zu ihrer Einstellung befragte und zu einem Ergebnis kam, das leicht verärgert. Die Mehrzahl der Hausärzte hält medizinisches Cannabis für sinnvoll, hat aber oft noch damit zu kämpfen, ein Rezept für bedürftige Erkrankte auszustellen. Die folgende Pressemitteilung des einst als Maricann Group agierenden Cannabisproduzenten zeigt immerhin das derzeitige Dilemma in deutschen Hausarztpraxen recht verständlich auf:

 

PRESSEMITTEILUNG

 

Mehrzahl der Hausärzte hält Medizinisches Cannabis für sinnvoll

 

München/Köln, 12. Dezember 2018 – Laut einer aktuellen Umfrage unter 300 Hausärzten in Deutschland finden sechs von zehn Cannabis als therapeutische Option sinnvoll. Trotzdem hat über die Hälfte der Befragten noch nie ein Rezept für Medizinisches Cannabis ausgestellt. Ursache der Zurückhaltung ist der hohe bürokratische Aufwand, den das Cannabisgesetz vorsieht. Seit März 2017 dürfen Ärzte in Deutschland Medizinisches Cannabis verschreiben.

Nur 16 Prozent der befragten Ärzte zweifeln an der Wirkung von Medizinischem Cannabis. Immerhin 45 Prozent der Umfrageteilnehmer haben mindestens ein Rezept ausgegeben. Von ihnen haben lediglich vier Prozent im Jahr 2018 mehr als 50 Rezepte ausgestellt. Es gibt viele Barrieren, die die Mediziner davon abhalten, getrocknete Cannabisblüten zu verordnen. 64 Prozent der Ärzte finden, der Verschreibungsprozess sei zu aufwändig. Neben der Verordnung müssen Ärzte zudem einen Antrag auf Kostenübernahme für die Krankenkasse ausfüllen und an einer anonymisierten Begleiterhebung teilnehmen. 47 Prozent der Ärzte sagen, dass die Krankenkassen die Erstattung häufig ablehnen. 27 Prozent der Ärzte finden den Umgang mit Medizinischem Cannabis schwierig. Medizinalcannabis muss wie starke Schmerzmittel auf einem Betäubungsmittelrezept (BtM) verordnet werden. Die konkrete Cannabissorte und die richtige Dosierung müssen klar auf dem Rezept vermerkt sein.

Damit die Abgabe an Patienten reibungslos funktioniert, muss das Zusammenspiel mit der Apotheke gut funktionieren. Nur ein Drittel (33 %) der Ärzte gibt an, dass dies der Fall sei. Bei den Apothekern sind sogar nur 22 Prozent der Meinung, die Zusammenarbeit funktioniere gut, wie eine ähnliche Umfrage mit 300 Apothekern im September ergab. Genau wie die Ärzte sehen auch 64 Prozent der Apotheker den Verordnungsprozess als zu aufwändig an. Ärzte würden viele Rezepte fehlerhaft ausstellen und wüssten nichts über die Lieferbarkeiten der spezifischen Produkte. Man ist sich einig: Die Kooperation ist zeitintensiv, der bürokratische Aufwand hoch. Deutliche Uneinigkeit besteht hingegen bei zwei Punkten. Rund 25 Prozent der Ärzte sehen eine Gefahr der Abhängigkeit, bei den Apothekern sind es nur 13 Prozent. 46 Prozent der Ärzte fürchten, das falsche Klientel anzulocken, und haben Angst vor einem Regress. Bei den Apothekern sind es nur 22 Prozent.

Die Ärzteschaft wurde außerdem dazu befragt, welche zusätzlichen Angebote sie benötigen, um sicherer im Umgang mit der Medikation zu sein. Viele wünschen sich, dass die staatlichen Auflagen für die Abgabe des Medikaments vereinfacht werden (57 %). Generell fühlen sich 45 Prozent der Ärzte noch nicht ausreichend geschult. Cannabis als Bestandteil des Studiums (31 %) oder mehr Fortbildungsmöglichkeiten (45 %) könnten hier Abhilfe schaffen.

Über die Umfrage:

Vom 22. November bis zum 6. Dezember befragte DocCheck Research im Auftrag von Wayland 300 Hausärzte (Allgemeinmediziner, Praktiker und Internisten). Bereits im September beantworteten 300 Apotheker ähnliche Fragen. Die Umfragen fanden online statt. Die Rekrutierung geschieht nach einer Zufallsauswahl deutschlandweit verteilt.

Über Wayland:

Die 2013 als Maricann Group gegründete und im September 2018 umbenannte Wayland Group ist ein vertikal integrierter Hersteller und Händler von Cannabis für medizinische Zwecke. Das Unternehmen ist in Burlington, Kanada, und in München ansässig und betreibt Produktionsstätten in Langton, Ontario, in Ebersbach bei Dresden und in Regensdorf in der Schweiz.

Infografiken der Umfrage erhalten Sie hier

 

 

Nach Meinung des Herausgebers des Hanf Journals hätte Wayland aufgrund dieser Situation eigentlich lieber 100 Ärzte nennen sollen, welche Cannabis tatsächlich bereitwillig an ihre Patienten verschreiben wollen. 
Wo er recht hat, hat er recht!

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3 Kommentare
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Rainer Sikora
5 Jahre zuvor

Jetzt müßte man irgenwie diesen Stillstand in dieser Sache,der wohl beabsichtigt war,bekämpfen.

R. Maestro
5 Jahre zuvor

Trotzdem sind leider noch zu viele, der Pharma(mafia)industrie hörig.

Albert Streichmeister
5 Jahre zuvor

#Aufstehen für unser Menschenrecht auf Gesundheit! Anschreiben an Ärzte wegen “medizinischem Notstand”. XXXXXXXXXXXXXX, den 22.11.2018 Sehr geehrte/r Dr. ……. ich bin ein xx jährige/r Patient*in, und wegen xxx xxxxxxxxxx berentet. Ich wende mich heute an Sie, da ich als Privatpatient gerne eine Verschreibung für ein Cannabismedikament hätte. Bisher bekam ich Rezepte von meinem Hausarzt in XXX. Nachdem ich vor kurzem nach Bayern, in meine alte Heimat zurückgezogen bin, stehe ich vor dem Problem, einen Arzt/Ärztin zu finden, der mir weiterhin ein Privatrezept ausstellt. Ich bin bei der XXX XXXX privat versichert und habe die Kostenübernahme beantragt, die jedoch zunächst abgelehnt wurde, so dass ich nun vor dem Verwaltungsgericht klage. Da bei vielen Ärzten/Ärztinnen in Bayern Vorbehalte (oft mangels Fachwissen oder… Weiterlesen »