Montag, 1. Oktober 2018

Thailand entdeckt Cannabis als Medizin

 

 

Thailändisches Staatsunternehmen für pharmazeutische Produkte will medizinischen Nutzen von Cannabis erforschen

 

 

Cannabis
Graphik Ruth Groth

 

 

Sadhu van Hemp

 

 

Das älteste Heil- und Genusskraut der Welt hat in Südostasien einen schweren Stand. Wer Cannabis konsumiert, anbaut oder handelt, muss in den meisten Ländern der hinterindischen Halbinsel und des Malaiischen Archipels mit mittelalterlicher Bestrafung rechnen. In Malaysia und Indonesien kann es einem Cannabis-Verbrecher schon mal widerfahren, dass er oder sie von einem ordentlichen Gericht zum Tode verurteilt wird. Ganz ohne Gericht kommen die Philippinen aus, denn dort ist die Todesstrafe und Vollstreckung derselben Privatsache des Staatschefs Rodrigo Duterte. Dieser Mordbube mag den kurzen, sehr kurzen Prozess, wenn er mit dem Motorrad auf Kifferjagd geht und höchstselbst jeden massakriert, der nur den Verdacht erweckt, dass er verdächtig ist.

 

Auch im Königreich Thailand wird kräftig ausgeteilt. Zwar verzichtet die thailändische Justiz darauf, Drogenstraftäter per Giftspritze ins Jenseits zu befördern, doch die Freiheitsstrafen sind dafür umso empfindlicher. Wer beim Rauchen eines Joints erwischt wird, muss damit rechnen, für dieses Verbrechen mal eben mit einem Jahr Freiheitsentzug bestraft zu werden. Bei gravierenden Verstößen gegen die Cannabis-Prohibition drohen gar 15 Jahre Haft – und das in einem Strafvollzug, der einer Käfighaltung gleichkommt.

 

Doch nun kommt Bewegung in die Sache, zumindest was die Anerkennung der Hanfpflanze als Heilkraut betrifft. Die „Government Pharmaceutical Organization“ (GPO), ein thailändisches Staatsunternehmen, das pharmazeutische Produkte herstellt, gab am Freitag bekannt, mit der Forschung zur Entwicklung cannabishaltiger Medikamente zu beginnen. Die Zeit sei reif, die gesundheitsfördernden Eigenschaften der verbotenen Substanz anzuerkennen. Auch strebt die GPO eine Gesetzesänderung an, die Cannabis als Medizin zulässt. Der Chef der Organisation geht davon aus, dass bis Mai nächsten Jahres in Absprache mit der „Food and Drug Administration“ (FDA) und dem „Narcotics Suppression Bureau“ alle Weichen für eine Legalisierung von cannabishaltigen Arzneimitteln gestellt werden. Zumal die Militärjunta signalisiert, sich einer Neuregelung nicht zu verschließen und der Debatte freien Lauf zu lassen.

 

Dass in Thailand ein Umdenken einsetzt, dürfte – wie sollte es anders sein – auch wirtschaftliche Gründe haben. Die GPO ist fest davon überzeugt, die Produktion von Cannabispräparaten auf industriellen Maßstab auszuweiten, sobald die erwarteten positiven Ergebnisse des Forschungsprojektes vorliegen. Thailand habe das Potenzial, ein weltweit führendes Land in der Entwicklung und Produktion von cannabishaltigen Medikamenten zu werden, sagte der GPO-Chef. Der Export von hochpreisigen medizinischen Cannabisextrakten könnte dem Königreich beträchtliche Gewinne einbringen.

 

Doch bei aller Liebe zum Geld, auf der Strecke bleibt wieder einmal mehr der Genusskiffer, der Opfer einer unmenschlichen Prohibition bleibt. Zumal es schon ein bisschen anrüchig ist, wenn der GPO vom thailändischen „Drogenbekämpfungsbüro“ 100 Kilogramm konfisziertes Cannabis als Rohstoff für ihre Forschung zur Verfügung gestellt wird.

 

 

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Rainer Sikora
5 Jahre zuvor

In Deutschland ist das Kraut auch noch nicht als Medizin anerkannt und wird von Ärzten, Krankenkassen und Regierung unterdrückt.Ich denke, man tut nur so als ob man wollte ,und die meisten glauben es gebe keine Probleme mit dem Cannabis als Medizin.Im Übrigen kann ich nirgends etwas darüber hören oder lesen.Auch die Opposition äußert sich nicht.Dabei gibt es viele Mißstände,über die informiert werden müßte.