Montag, 2. Juli 2018

Haftstrafe für Cannabis-Anbau in Baumwipfeln

 

 

Schöffengericht schickt Betreiber des „hängenden Hanfgartens von Augsburg“ hinter Gitter

 

 

Cannabis
Grafik: marker

 

 

Eine tagesaktuelle Glosse von Sadhu van Hemp

 

 

Not macht erfinderisch – besonders im illegalen Cannabis-Anbau. Auf einen etwas bizarren Einfall kam ein 35-jähriger Augsburger, der in den Baumwipfeln eines Waldes einen hängenden Hanfgarten anlegte. So genial der Plan auch war, sich wie Tarzan von Ast zu Ast zu hangeln und auf diese akrobatische Weise „Deutschlands höchste Hanfplantage“ zu betreiben, am Ende erntete Bayerns Polizei die „deutsche Hecke“.

 

Auf die Spur des hängenden Hanfgartens kam die Polizei nach einem Hinweis eines Spaziergängers, der im Wald über ein paar Kübel mit Cannabis-Pflanzen gestolpert war und daraufhin pflichtbewusst den Notruf wählte. Die herbeigeeilten Ordnungshüter standen zunächst vor einem Rätsel, kamen dann aber zu dem Schluss, dass die Giftpflanzen nur vom Himmel gefallen sein konnten. Ein Blick nach oben bestätigte die ermittlungstechnische Meisterleistung. In den Wipfeln entdeckten die Augen des Gesetzes weiße Behälter, die verstreut in den Ästen hingen. Was folgte war ein Großeinsatz der Feuerwehr, die mit den längsten zur Verfügung stehenden Leitern anrückte und der Sache in 20 bis 25 Meter Höhe auf den Grund ging. Und tatsächlich: Fast unsichtbar hingen etliche grüne Kübel in den Baumkronen, bestückt mit prächtig wachsenden Cannabis-Pflanzen. Die weißen Behälter dienten offenkundig der Bewässerung des luftigen Hanfgartens.

 

Die Polizei bündelte zur Aufklärung des Rauschgiftschwerbrechens umgehend alle Kräfte und packte das ganz große Besteck aus. Drei Wochen lang legten sich vom Jagdfieber berauschte Schnüffler rund um die Uhr auf die Lauer, um die Verbrecherbande in flagranti zu erwischen. Zugleich wurde jeder Millimeter des Waldbodens unter die Lupe genommen. Vom ausgespuckten Kirschkern bis zum Kaugummi wurde alles eingetütet, was sich im Labor auf DNA-Spuren untersuchen lässt.

 

Mitte August 2017 sollte der akribische Fleiß der Polizei belohnt werden. Beim Abgleich der DNA-Spur, die an einer Zigarettenkippe haftete, konnte ein wegen Btm-Delikten mehrfach vorbestrafter Augsburger aus der Datenbank gefischt werden. Bei der Befragung machte der auf Bewährung stehende Verdächtige zur Überraschung der Ermittler sofort reinen Tisch. Er gab freimütig zu, der Kopf der einköpfigen Verbrecherbande zu sein.

 

Auch vor Gericht blieb der 35-Jährige, der in früheren Jahren eine Lehre zum Baumschulgärtner begonnen hatte, vollumfänglich geständig. Zweifel an der Einlassung des Beschuldigten, dass er den Hanfgarten allein angelegt und betreut hat, hatte das Schöffengericht nicht. Zumal Polizei und Staatsanwaltschaft dem Angeklagten für seine Kooperationsbereitschaft ein großes Lob aussprachen. Gedankt wurde das mit einer Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei Monaten. Zudem ordnete das Gericht eine Drogentherapie an, die ein Sachverständiger als lohnenswerte Maßnahme angeregt hatte.

 

Inwieweit das Urteil ein gerechtes ist, lässt sich schwer beurteilen – zumal es per se keine gerechten Urteile in Sachen Cannabis geben kann, da die Prohibition Unrecht ist.

Der Verteidiger des Hanfgärtners betonte vor Gericht, dass sein Mandant „ein introvertierter Mensch mit einer bewundernswerten künstlerischen Ader“ sei. In der Augsburger Graffiti-Szene habe er sich einen Namen gemacht, und seinen Lebensunterhalt habe er mit dem Verkauf selbstgemalter Bilder bestritten. In seinem Plädoyer forderte der Anwalt für seinen Mandanten zwei Jahre und sechs Monate Haft sowie die Unterbringung in einer Entziehungsanstalt. Der Staatsanwalt verlangte dreieinhalb Jahre Gefängnis und ebenso eine Zwangstherapie. Für den Augsburger, der seit März in Untersuchungshaft sitzt, bedeutet das Urteil, dass er voraussichtlich nur noch wenige Monate im Gefängnis aufbewahrt wird, bis er zur drogentherapeutischen Sonderbehandlung in einer geschlossene Anstalt überstellt wird.

 

Doch ob die Strategie aufgeht, von Psychopharmaka umnebelt in ein „normales“ Leben zurückzufinden, bleibt dahingestellt. Schließlich stehen Bayerns „Irrenanstalten“ seit dem Fall Gustl Mollath in dem Ruf, die Insassen besonders intensiv von der Freiheit des eigenen Willens zu entwöhnen. Da kann es schon mal vorkommen, dass manch arme Seele gar nicht mehr in die Freiheit zurück will.

 

 

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18 Kommentare
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Fred
5 Jahre zuvor

// Zumal Polizei und Staatsanwaltschaft dem Angeklagten für seine Kooperationsbereitschaft ein großes Lob aussprachen //

Daran ist unschwer zu erkennen, das der gemeine Hanfbauer in der Regel kein Verbrecher ist. Einem Profi wäre das wohl nicht passiert.

Unbeugsam
5 Jahre zuvor

Langsam kommt sogar mein Darm nach oben vor lauter Kotzerei.
Er sollte lieber Fahrräder klauen. Da unternimmt die Polizei garnix. Ist Ihr auch vollkommen egal das sie 0 Aufklärung hat bei Diebstahl von Fahrrädern. Aber diese Haschgärtner. Da muss man was gegen machen.
Um so mehr über Legalisierung gesprochen wird um so weiter wird sich davon entfernt….

Irgendwer
5 Jahre zuvor

Destruktiv schizophrene holen sich von irgendwoher jeweils die Begründung für ihre böswilligen Handlungen. Die sind einfach pervers

R. Maestro
5 Jahre zuvor

Jetzt mal ernsthaft an die Prohibitionisten:
Ihr zahlt doch mit, für so einen Scheiß.
Eine Schicht acht Stunden, 24 Std. am Tag sind drei Schichten, jeweils mindestens zwei Beamte, plus Fahrzeuge usw.
Das ganze ca. drei Wochen lang, da kommt einiges zusammen.
Das ist wahnhaft! Total.
Mit Hubschraubern, Tauchern, usw. nach weggeschnippsten Joints zu suchen und dann noch sowas.
Klar, so wird es auch mal irgendwie Feierabend. Und recht ungefährlich.
Bei Anis Amri hatte man anscheinend diese Zeit nicht.

Faszinierend, wie man bei uns die Prioritäten setzt.
Cool auch zu sehen, dass es weniger um die “Gefahr” des Cannabis ging, man wollte jemanden dafür verknacken, koste es was es wolle.

Rainer Sikora
5 Jahre zuvor

Wenn ich hier bei Hajo reinschaue,hoffe ich jedesmal auf eine überraschende Wende bei der gesamten Situation.Hoffnungsvolle Ereignisse,plötzliche Einsichten in der Regierung oder sowas.Ganz schön deprimierend die Wirklichkeit.

Aktivist
5 Jahre zuvor

Harmlose Cannabis consumenten werden in den knast gesteckt!
Dazu noch eine unnötige Therapie gegen Sucht!

Gefährliche Alkoholiker bekommen keine Sucht Therapie per Beschluß!
Auch nicht wenn die Leber nur noch 20% leistet!

Gleiches Recht für alle ist eine Lüge!
Das Gericht sollte einmal die Realität sehen!
Vergleich : Harmlose Kiffer gehen im knast! Und Gewalt tätige Alkohol Konsumenten laufen ungeschoren herrum!
Mit der ausrede sorry ich war besoffen!

Schämen sollten sich die Verantwortlichen in Grund und Boden,

R. Maestro
5 Jahre zuvor

@Aktivist.

Zumindest in Bayern kenne ich es folgendermassen:
“Fahrlässiger Vollrausch”.
Ausser, man kann es einem Richter glaubhaft machen, man wollte eine halbe Bier trinken, hat einen halben Liter Whiskey o.ä. bekommen und getrunken.
Letztendlich, die Cops lassen sich schon das richtige einfallen.
Mit nachweislichen Lügen, äh, Moment, ein Cop lügt doch nicht ?!
Manchmal wäre ich gerne einer von denen.
Quatsch, war nur ein Witz.

Wenn ihr den Gag scheisse findet, verständlich.

unbeugsam
5 Jahre zuvor

Leider denkt ein grosser Teil der Bevölkerung, das wir von normalen Menschen regiert werden.
ES IST NICHT SO!!!!! Es sind zum Teil wesentlich schlimmere abartigere Verbrecher, als in unseren Gefängnissen.
Macht Euch eure eigenen Regeln,solang es gut geht,und lebt nicht unter Paraneua,dafür ist das Leben zu kurz.

Alexander Müller
5 Jahre zuvor

Cannabis zur Krebs Behandlung? Interessantes dazu: Ich dachte immer, ich wäre unbesiegbar. Ich dachte immer, so etwas würde mir nie passieren. Doch die Wahrheit ist, dass niemand unbesiegbar ist. Diese Krankheit kennt keine Grenzen. Als Sophia 8 Monate alt war fingen ihre Augäpfel an zu Zittern – ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen. Sie hatte einen Gehirntumor an ihrem Sehnerv. Der Arzt sagte es ist nur Chemotherapie möglich. Im besten Falle würde der Tumor minimal kleiner werden. 13Monate Chemotherapie für mein kleines Kind, soll das alles sein? Sollte sie mit diesem Ding im Gehirn für den Rest ihres Lebens leben müssen? Ich recherchierte so viel ich konnte, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte, dass die einziege Möglichkeit… Weiterlesen »

R. Maestro
5 Jahre zuvor

Scheiß Bayern(land).
Kreuzerlass, tritt ein, aber senke ehrfürchtig das Haupt dabei?
Niemals, lieber decke ich das Kreuz ab. Und das werde ich hierzulande.

Ich bin aus der Kirche ausgetreten, für eine Vergewaltigung zum christlichen Glauben?
Ihr Christdemokraten und soziale Union, das ist der Sklaverei nicht weit entfernt.
Söder, Seehofer, usw., Konsumenten sind auch Steuerzahler, keine Idioten oder Sklaven, auch wenn ihr es denkt!
In der Drogenpolitik ist Deutschland Nummer eins, angeblich,
bei rationaler Denkweise, stellt sich die Frage,
lebt ihr hinter dem Mond?

R. Maestro
5 Jahre zuvor

Wie heißen sie? Ähm, ähm, ãhm, Angela. Wie noch? Ähm, ähm, ähm, Merkel.
Welch ein Glück, das sie ähm, noch ihren Namen kennt. Sonst kaum noch jemand.

tom 36
5 Jahre zuvor

Gegen eine medikamentöse Zwangsbehandlung sollte sich der arme Kerl echt weehren und lieber versuchen sein Cannabis auf Rezept zu bekommen. KEIN Cannabis Konsument braucht harte Psyhopharmaka für einen “Entzug”. Das ist reine Willkür und dazu noch Folter! Es gibt vile MEdikamente in der Psychioatrie die schwerste Hirnschäden verursachen können. Sollte der Mann nicht nachweislich an einer schweren psychiatrischen Erkrankung leiden die eine Behandlung mit solchen Medikamenten unausweichlich machen sollte er die betreffenden “Ärzte” wegen Körperverletzung anzeigen!

hoizhax
5 Jahre zuvor

Ich wohne im Bayern – kiffe schon seit den 1980ern – schön langsam bekomme ich aber Angst – das wird immer wilder – hab vor einem Monat selbst erst eine Rechnung für “Kiffersteuer” wegen 3,5g soll ich 2800euro zahlen – was wenn sie z.b. 100g gefunden hätten – Todesstrafe? – dabei sieht jeder an den USA, je härter die Strafen für Drogendelikte um so krasser sind die Kids (Waffen Konsum) und die Banden und Mafia können immer noch mehr verdienen (da lohnt es sich sogar auf dem Schulhof zu verticken), da wird der Kampf um den Handel immer härter und die erschießen sich gegenseitig und Unschuldige wegen ein paar Gramm (wenn man wegen 3 Vergehen Lebenslänglich kriegt), das is inzwischen… Weiterlesen »

R. Maestro
5 Jahre zuvor

Tja, leider werden wir von zu vielen Hohlköpfen regiert, vergewaltigt, missbraucht, …..

Und dies in einem Land, in welchem wir die Grundgesetze hochhalten wollen.
Angeblich. Auf dem Papier stehen Grundrechte, auf dem Papier. …..
Der Alltag sieht anders aus!

Irgendwer
5 Jahre zuvor

Der Teil des Kanzlereides im GG, wo es heißt: “…seinen (des Volkes) Nutzen mehren…” stellt einen “Magnet” dar für Konzerne und dergleichen. Damit negiert sich automatisch der Teil wo es heißt “Schaden von ihm (dem Volke) wenden” Da das GG laut Artikel 146 keine Verfassung ist, kann das Bundesverfassungsgericht auch von jeweil herrschender Regierung beliebig ignoriert werden. Im allgemeinen Sprachgebrauch werden auch die Begriffe Spannung und Strom aus der E-Technik nur sehr selten differenziert. Merkel als Physikerin weiß das sehr genau. Kürzlich erwähnte sie auch die Präambel des GG, was für mein persönliches Empfinden eine bodenlose Volksverhöhnung darstellt. Prinzipiell stellt die Merkel-Regierung nur eine Clique von Unruhestifter dar. Daß die “AfD” dem Thema Cannabis ebenfalls negativ gegenübersteht erweckt den Verdacht,… Weiterlesen »

Der Typ
5 Jahre zuvor

LÄCHERLICH, legalisiert es! – Großeinsatz mit Feuerwehr und Polizei, wegen Pflanzen in Töpfen. Meine Fresse, das macht mich wütend! Können wieder einige Jahre warten, zum Glück gibt es das Darknet, wo manche BIO-Cannabis anbieten. Kann mir ja persönlich egal sein, aber das ist einfach lächerlich..
Tja, lang lebe der Schwarz-Markt, stimmt’s frau Merkel und Mortler? Echt immer ein Schlag in die Fresse diese Politik. Lächerliche Politiker, also ich rauch mein Ganja gerne und werde auch jeden versuchen davon zu überzeugen, dass das nicht so schlimm sei, wie zum Beispiel Alkohol.
Mein Vater ist Alkoholiker, vielen Dank. Man ey.

Ralf
5 Jahre zuvor

Der Typ hat sich mal wieder selbst das eigene Grab geschaufelt, denn nur weil in der Nähe eine Kippe von ihm gefunden worden ist, ist das noch lange kein Beweis das auch die Pflanzen ihm gehört haben. Da der Weg öffentlich ist, hat jeder Zutritt und jeder könnte es gewesen sein. Das Urteil hätte jeder Anwalt vor dem EuGH zerrissen, wenn, ja wenn er nur sein Maul gehalten hätte. Aber ich habe natürlich Verständnis für die Angst die einem Menschen solche brutalen Schergen gerade in Bayern wo man seines Lebens als Kiffer nicht sicher ist einjagen, und die Panik die zu Fehlreaktionen verleitet. Warum merkt sich niemand die goldene Regel die da lautet: NIEMALS MIT DEN BULLEN REDEN,AUSSAGE VERWEIGERN BIS… Weiterlesen »

CHIPSY
4 Jahre zuvor

Danke für den netten Bericht… Bin jetzt schon gut gelockert nach ca. 19 Monaten zumindest unterm freien Himmel.