Sonntag, 3. Juni 2018

RAUSCHKUNDE

 

Hanf und ethnobotanische Connections

 

 

Cannabis-Synergien mit anderen Pflanzen?
 

Markus Berger

 

Es gibt ein paar ethnobotanische Connections, die die Potenz von Cannabispflanzen um ein Vielfaches bereichern. Wenn man sie nur richtig anwendet und das Wissen um sinnvolle Synergien parat hat. Denn meistens verstärken die im Nachfolgenden gezeigten Kombinationen nicht nur den Hanfrausch, sondern auch die Gefahren, die mit den diversen psychoaktiven Gewächsen einhergehen können.

 

Die Nachtschattengewächse, allen voran der Stechapfel, die Tollkirsche, das Bilsenkraut und vor allem der Tabak, sind seit Urzeiten als Rauchkräuter auch mit dem Hanf assoziiert. Die in den Nachtschattenpflanzen anwesenden Tropanalkaloide und anderen Wirkstoffe, zum Beispiel Nikotin, bewirken im Zusammenspiel mit Hanf einen Synergismus, der zuweilen unberechenbar sein kann. So wird unter Umständen und je nach Dosierung eine Welt aus Halluzinationen erlebt, die deutlich realer und stärker präsent zu sein scheint als unter der Einzelanwendung der jeweiligen Pflanzen. Und genau hier liegt die Gefahr, die manche User nicht richtig einzuschätzen vermögen: Die Tropanalkaloide stellen vor allem bei unsachgemäßer Benutzung eine tatsächliche Gefahr für Leib und Leben dar. Starke Überdosierungen mit Nachtschattendrogen, die bei den unberechenbaren Pflanzen niemals per Faustregel ermittelt werden können, können leicht im Koma, in psychotischen Zuständen und nicht selten sogar mit dem Tod enden. Vor allem die halluzinatorische Komponente dieser Pflanzen kann durch die zusätzliche psychoaktive Wirkung des Hanfs enorm verstärkt werden. Nachtschatten-Halluzinationen muten überdies häufig genug allzu realistisch an – die Kombination mit Cannabispräparaten kann einen möglichen Horrortrip aufs schärfste verstärken, obwohl mancher Psychonaut auch schon über gegenteilige Synergismen berichtete, nämlich dass vorzüglich Indicasorten den derben Nachtschattenrausch ein wenig abzumildern vermögen. Trotzdem gilt für uns per se und immer: Finger weg von Nachtschattendrogen! Im Zweifel sind die einfach zu gefährlich.

 

Eine ganz besondere Beziehung – und ähnlich wie schon die Nachtschatten-Hanf-Connection – ist die Kombination von Cannabis mit Mohngewächsen, insbesondere mit dem Schlafmohn Papaver somniferum bzw. dessen Produkt, dem Opium. Ein Kombinationsrausch aus Hanf und Opium beschert dem Psychonauten eine wohlig warme Welt der Träume. Mit ausgedehnten Flügen durch flauschige Gefilde und in Dimensionen, die weitab von unserem Alltagsbewusstsein ihren Raum finden. Und genau hier liegt die hauptsächliche Gefahr: Man neigt möglicherweise dazu, das Rauscherlebnis als zu schön zu beurteilen, sprich: der Kick und Trip sind so geil, dass man sich immer und immer wieder wünscht, ihn zu erleben. Dabei kann Cannabis einen Opium- oder Mohnrausch bereichern, wie ein pompöser Rahmen ein gelungenes Kunstwerk in Öl oder Acryl aufzuwerten vermag. Interessant: Viele Opiumkonsumenten berichten von einer üblen Darmverstopfung am Tag nach dem Rausch – ein bekanntes Phänomen, das für viele Opiate gilt. Cannabis kann dieses Symptom abmildern oder sogar aufheben. Einige User kommen darin überein, dass Opium und Cannabis den Darm positiv beeinflussen, sprich: Die Peristaltik-hemmenden Effekte des Opiums können bei manchen durch die Kombination mit dem Hanf aufgehoben oder zumindest verbessert werden.

 

Der Fliegenpilz ist ein wirksamer Zusatz, wenn es darum geht, den Hanfrausch enorm zu potenzieren. Dabei bewirkt das Rauchen der getrockneten Huthaut des Pilzes allerdings nicht den Effekt, der häufig in der Literatur angegeben wird – nämlich überhaupt irgend einen. Dem Autor sind keine Personen bekannt, die nach dem Rauchen von Fliegenpilzhuthaut exorbitante psychoaktive Erfahrungen gemacht hätten. Die orale Einnahme der getrockneten Fruchtkörper des Amanita muscaria jedoch, verstärkt einen Hanfrausch in aller Regel um ein Vielfaches und bereichert diesen um zusätzliche, vornehmlich halluzinatorische Komponenten. So kann es passieren, dass der User nach der Combo Fliegenpilz-Cannabis seinen Körper nicht mehr wahrnimmt und sich für ein Geistwesen hält. Auch im Fall des Fliegenpilzes ist es jedoch so, dass einige über einen abmildernden Effekt berichten, dass also der Hanf dem (häufig hoch dosierten) Pilz die Heftigkeit nimmt.

 

Es gibt eine stattliche Anzahl weiterer Pflanzen bzw. Pilze, die im Zusammenspiel mit Cannabis beträchtliche Rauschmaximierung zur Folge haben. Einige der im psychonautischen Untergrund beliebten oder berüchtigten Combos haben wir oben bereits besprochen. Schauen wir uns zum Schluss noch einige Pflanzen an, die in Zeiten der Not als Ersatz für Cannabis herhalten müssen und die ebenso eine reichhaltige Palette an synergistischen Wirkungen bereithalten. Weil die im Nachfolgenden gelisteten Gewächse jedoch keine vergleichsweise harmlosen Cannabinoide enthalten, sondern zuweilen nur wenig oder gar nicht erforschte oder aber erforschte und möglicherweise in der Anwendung riskante Inhaltsstoffe beherbergen, sei dem geneigten Leser ans Herz gelegt, auf Experimente im Alleingang zu verzichten. Als erstes wäre da das Löwenohr zu nennen. Leonotis leonurus heißt die Pflanze botanisch und wird in Afrika Wild Dagga, also wilder Hanf genannt (Dagga = Cannabis) und als Cannabisersatz geraucht. Auch der Stachelmohn und der Kalifornische Goldmohn aus der Familie der Mohngewächse sind beliebte, aber bei weitem deutlich mildere Hanfersatzpflanzen.

 

Der auch in den deutschsprachigen Gebieten vielerorts wild wachsende Giftlattich Lactuca virosa wird zuweilen als Cannabis-Substitut gebraucht, genauso wie das Habichtskraut Hieracium pilosella, das vor allem in Dänemark von Kiffern genutzt wird, die gerade an kein Cannabis gelangen. Sagen wie jene von der Petersilie, dem Dill und diversen Pfefferarten als Hanfersatz können wir getrost vergessen. Zwar enthalten diese Pflanzen psychoaktive Wirkstoffe. Jedoch in nur so geringer Konzentration, dass die Einnahme solcher Gewächse sinnlos bleiben wird. Auch die Katzenminze und Damiana sind zwar eindeutig psychotrope Pflanzen. Sie eignen sich jedoch eher als Hanfzusätze, denn als vollwertiger Ersatz.

 

Wir haben gesehen: Die Kombination von psychoaktiven Gewächsen mit Hanf kann viele Vorteile, aber auch eine Menge Gefahren bereithalten. Es ist immer von besonderer Essenz, sich auszukennen und möglichst viel Wissen anzusammeln. Nur dann können wir zu mündigen Konsumenten werden und unseren Regierungen zeigen, dass wir keine staatlichen Aufpasser benötigen. Durch die unreflektierte Einnahme irgendwelcher unbekannter Drogen setzen wir uns nicht nur einer akuten Lebensgefahr aus. Wir strafen auch alle Bemühungen der diversen Legalisierungsbewegungen Lügen, die da ganz zu Recht das Modell des mündigen Bürgers postulieren. Blasen wir nicht ins selbe Horn wie all die Schwätzer. Es geht auch anders.

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Ralf
5 Jahre zuvor

” Nur dann können wir zu mündigen Konsumenten werden und unseren Regierungen zeigen, dass wir keine staatlichen Aufpasser benötigen.” So ein Blödsinn, als ob es “unseren(durch und durch korrupten) Regierungen” um unsere Gesundheit ginge. Die ist ihnen Scheiß egal. Es geht ihnen um die Aufrechterhaltung eines Status Quo, den Nazi-Nachfolgergierungen (von denen 90% das NSDAP-Parteibuch hatten und die teilweise per Persilschein rein gewaschene Schreibtischmörder waren) installiert haben, und der den meisten Drogenkriegsgewinnlern die Einkünfte beschert, von denen sie jetzt schon ein dreiviertel Jahrhundert auf unsere Kosten schmarotzen. Es geht ihnen um die Aufrechterhaltung des Drogenmonopols für ihre Todesdroge Alkohol und es geht ihnen ingesamt um die Erhaltung ihrer kranken Kriegsideologien und Legitimierungen. Aber wahrscheinlich muß man erst mal die 60… Weiterlesen »