Donnerstag, 15. März 2018

Cannabis kann geistige Leistungsfähigkeit verbessern

 

Wie die medizinische Verwendung von Cannabis die geistige Leistungsfähigkeit verbessert

 

 

Von Dr. med. Franjo Grotenhermen

 

Viele Menschen, die Cannabis aus medizinischen Gründen verwenden, wissen es schon lange: Cannabis kann ihre geistige Leistungsfähigkeit verbessern. Dies widerspricht der weitverbreiteten Auffassung, dass Cannabis diese verschlechtert. Diese vielfach fest eingebrannte Vorstellung beruht allerdings auf Untersuchungen mit Freizeitkonsumenten, die zudem meistens mit jungen Menschen durchgeführt wurden.

 

Eine Studie aus den USA durch ein Team von Forschern mehrerer medizinischer Einrichtungen, darunter die Klinik für Psychiatrie der  Harvard Medical School in Boston und des McLean Krankenhauses in Belmont, bestätigte nun die Erfahrung vieler Patienten durch eine komplexe Untersuchung, die sowohl Tests zur kognitiven Leistungsfähigkeit als auch funktionelle Hirnuntersuchungen mittels eines bildgebenden Verfahrens umfasste. Die Untersuchungen wurden vor Beginn der Cannabisbehandlung von 22 Patienten, die an verschiedenen Erkrankungen litten, und 3 Monate nach Beginn der Therapie durchgeführt.

 

Insgesamt waren 41 Patienten in die Studie aufgenommen worden. Allerdings waren nur von 22 Teilnehmern sowohl vollständige Daten der Eingangsuntersuchungen als auch der Untersuchungen nach 3 Monaten verfügbar. Die Teilnehmer (11 Männer und 11 Frauen) waren zwischen 28 und 74 Jahre alt mit einem Durchschnittsalter von 50,6 Jahren. Sie wurden wegen chronischer Schmerzen, Angst bzw. posttraumatischer Belastungsstörung, Schlafstörungen, Störungen der Stimmung bzw. Depressionen und weiteren Erkrankungen (Magen-Darm-Beschwerden, Störungen der Aufmerksamkeit und andere) behandelt. Alle hatten mindestens einen Highschool-Abschluss. Zum Teil hatten sie danach ein Hochschulstudium absolviert.

 

Vor Beginn der Cannabisbehandlung und 3 Monate später führten die Teilnehmer einen MSIT (Multi-Source Interference-Test) durch, während sie eine funktionelle Magnetresonanztomografie (MRT) durchführten. Mit dem MSI-Test lässt sich die geistige Leistungsfähigkeit messen und durch die gleichzeitigen Aufnahmen des Gehirns lässt sich die durch die Testaufgaben ausgelöste Gehirnaktivierung bildlich darstellen. Eine solche Untersuchung der Auswirkungen eines medizinischen Cannabiskonsums wurde weltweit das erste Mal durchgeführt.

 

Drei Monate nach Beginn der Behandlung mit Cannabis zeigten die Patienten eine verbesserte Leistung bei den gestellten Aufgaben und damit verbundene Veränderungen in den Mustern der Aktivierung im Vorderhirn. Auch in einer weiteren Hirnregion, dem sogenannten Gyrus cinguli, gab es im Vergleich zum Ausgangsbefund deutliche Veränderungen: Vor Beginn der Therapie führte die Durchführung der Aufgaben zu keiner signifikanten Aktivierung dieser Region, während sich 3 Monate später eine „robuste Aktivierung“ fand, wie die Autoren der im Januar 2018 in der Fachzeitschrift Frontiers of Pharmacology veröffentlichten Studie schrieben.

 

In Ihrem Artikel heißt es: „In der Tat nahm die Stärke der Aktivierung im Verlauf der Behandlung soweit zu, dass die Aktivierungsmuster nach der Behandlung mehr denen gesunder Kontrollen ähnelte, wie sie in früheren Studien gefunden worden waren. (…) Zusammengefasst könnten diese Veränderungen eine potentielle Normalisierung der Gehirnfunktion nach 3 Monaten medizinischer Marihuana-Verwendung widerspiegeln.“

Zudem gaben die Teilnehmer eine Verbesserung der Stimmung, eine Verbesserung der Lebensqualität, einen verbesserten Schlaf und eine geringere motorische Unruhe an.

Die Wissenschaftler vermuten mehrere mögliche Ursachen für die Verbesserung der geistigen Leistungsfähigkeit und Normalisierung der Hirnaktivierung. So sei es möglich, dass die Linderung der Symptome mit Verbesserung von Stimmung und Schlaf diese positiven Veränderungen herbeiführte. Schließlich ist es bekannt, dass Schmerzen und Angst die geistige Leistungsfähigkeit herabsetzen können. Zudem gaben die Teilnehmer zum Teil eine Reduzierung anderer Medikamente, wie Opiate, Benzodiazepine, Antidepressiva und anderer Substanzen an, die die Hirnaktivierung reduzieren können. Daher könnte eine Reduzierung dieser Medikamente das Muster der Hirnaktivierung positiv verändert haben.

 

Die Autoren weisen darauf hin, dass frühere Studien, die sich ausschließlich mit dem Freizeitkonsum von Cannabis beschäftigt hatten, eine Abnahme der kognitiven Leistungsfähigkeit und entsprechende Veränderungen der Gehirnaktivität gefunden hatten. Allerdings sei die Mehrzahl dieser Studien mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen durchgeführt worden. Die Teilnehmer der aktuellen Studie haben Cannabis nicht nur aus anderen Gründen verwendet, sondern waren auch sämtlich Erwachsene. Und Erwachsene seien sicherlich weniger empfindlich hinsichtlich möglicher negativer Wirkungen auf das Gehirn.

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4 Kommentare
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6 Jahre zuvor

Ich vermute mal, Sie meinen diesen Artikel: https://www.frontiersin.org/articles/10.3389/fphar.2017.00983/full

Otto Normal
6 Jahre zuvor

Jetzt verstehe ich wieso Cannabiskonsumenten derart brutal verfolgt werden. Man kann sich gar nicht vorstellen was in der Bananenrepublik Täuschland AG los wäre wenn die Menschen auf einmal kapieren würden was hier los ist! Menschen die ihr Gehirn besser zum Denken nutzen könnten und würden will das System ganz bestimmt nicht. Das wäre viel zu gefährlich!

Rainer Sikora
6 Jahre zuvor

Die Propaganda würde nicht mehr interessieren und Geldeinnahmequellen würden versiegen,weil die Geschäftsidee und die Methode dahinter und der eigentliche Wert, den es meistens nicht gibt,verstanden wird.Der Lemming läßt nicht mehr alles mit sich machen,läßt sich nicht mehr alles gefallen,und hat eigene Ideen.Das verträgt sich nicht mit unserem Bankenkapitalsystem.

Ralf
6 Jahre zuvor

” Diese vielfach fest eingebrannte Vorstellung beruht allerdings auf Untersuchungen mit Freizeitkonsumenten, die zudem meistens mit jungen Menschen durchgeführt wurden.”
Es fehlt noch der Hinweis auf die nicht in Betracht gezogenen sozialen Hintergründe der Jugendlichen, und wieviele von ihnen von Behörden so drangsaliert und traumatisiert worden waren, daß sie in der Folge keine geistigen Leistungen mehr vollbringen wollten, ist dabei auch nie berücksichtigt worden. Ich meine konkret, wenn ich vom Schuldirekror durch die Diskriminierungshölle gezogen werde, glaube ich hinterher auch nicht daß ich von diesem Volldeppen und seinen Erfüllungsgehilfen noch was sinnvolles lernen kann.