Sonntag, 11. März 2018

Cannabis-Business as usual

 

Wiederentdeckung des Hanfes gleicht der Erfindung des Rades

 

Bild: Public Domain

 

Sadhu van Hemp

 

Anno 2015 konsumierten laut Drogenbericht der Vereinten Nationen rund 183 Millionen Menschen weltweit Cannabis. In Deutschland dürfte nach neuesten Schätzungen jeder Dritte mindestens einmal in seinem Leben an einem Joint gezogen haben – Tendenz steigend. Immer mehr Menschen ignorieren das aus dem Jahr 1929 stammende Cannabisverbot in Deutschland, und auch der medizinische Nutzen der Hanfblüten feiert längst seine Renaissance.

 

Die Wiederentdeckung des Hanfes gleicht der Erfindung des Rades. Plötzlich ist das Undenkbare denkbar – vor allem für die Leute, die ihr Lebensglück in Zahlen bemessen und alles dafür tun, dass sich dieses Glück auch in ihrem Portemonnaie widerspiegelt. Die Legalisierung von Cannabis verspricht goldgrüne Zeiten für den Kapitalmarkt und deren Protagonisten. Wie Pilze schießen neugegründete Cannabis-Unternehmen aus dem (legalen) Boden, und statt des Anti-Drogen-Krieges tobt nun ein Wirtschaftskrieg um das Heilige Kraut. Ob in Kanada oder den USA, ob in Israel, den Niederlanden oder in Dänemark, überall auf der Welt grübeln die Ökonomen, wie sie das Beste aus der nicht mehr aufzuhaltenden Cannabis-Legalisierung herausholen können – und zwar für sich, nur für sich.

 

Das Prinzip ist immer dasselbe: Alle Bestrebungen zielen darauf ab, den Gesetzmäßigkeiten der sozialen Marktwirtschaft (sic) gerecht zur werden und das grüne Gold in die Taschen der Reichen fließen zu lassen. Das heißt, die Großen fressen die Kleinen. Hand in Hand mit den großen Kapitalgesellschaften dreht die Politik den großen „Coup“ so, dass nur die üblichen Verdächtigen profitieren – also die, die andere für sich arbeiten lassen und dafür Dividenden kassieren. Ungeachtet der Tatsache, dass der Hanf ein Allerweltskraut ist, das wie Schnittlauch und Petersilie in jedem Balkonkasten von alleine wächst, wird von der Politik alles versucht, das Recht auf legalen Hanfanbau so zu gestalten, dass Selbstversorger und kleinere gewerbliche Grower außen vor bleiben und weiterhin kriminalisiert werden.

 

In den USA beispielsweise werden die Anforderungen für eine Anbaulizenz an Auflagen geknüpft, die kaum ein Kleingärtner erfüllen kann, weil die Kosten dafür das Budget sprengen. Zudem fluten die großen Cannabiszüchter den legalen Markt regelrecht mit preiswertem industriell hergestelltem Marihuana. Kaum ein Kleingärtner, der schon jetzt an der Grenze zur Selbstausbeutung arbeitet, kommt gegen das Preisdumping der Cannabis-Aktiengesellschaften an und wird indirekt dazu gezwungen, am Fiskus vorbei weiterhin den Schwarzmarkt zu bedienen, um wirtschaftlich klarzukommen.

 

So schön die weltweit voranschreitende Hanflegalisierung auch ist, letztlich bringt sie nicht nur Segen über die Menschen, wenn nur die Monopolisten von legalem Indoor-Cannabis profitieren. Die rasante Aufteilung des Marktes unter den Großen schafft neue Ungerechtigkeiten – vor allem in Hinblick auf die Kultivierung der Hanfpflanze in den klassischen Anbauländern im Orient. Haschisch aus Nepal oder Kaschmir sind nicht erwünscht auf dem neuen legalen Cannabismarkt, und die Politik unternimmt in enger Absprache mit den Lobbyisten der begünstigten Kapitalgesellschaften alles, damit das auch so bleibt. Kurz gesagt, die Ärmsten der Ärmsten dürfen am Hanfboom nicht teilhaben und werden sich weiterhin von kriminellen Drogenkartellen ausbeuten lassen.

 

Der Hanf ist erst frei, wenn jeder Bürger frei entscheiden kann, ob er Hanfblüten aus industrieller oder eigener Herstellung genießen möchte. Erst wenn es flächendeckend in der westlichen Welt Fachgeschäfte gibt, die exklusive, legal importierte Haschischsorten aus den Ursprungsländern anbieten, kann von einem Frieden die Rede sein. In diesem Sinne es dringend vonnöten, dass die Hanffreunde wach bleiben und sich nicht mit einer staatlich kontrollierten Freigabe abspeisen lassen, die der Hanfpflanze und deren Nutzern nur neue Fesseln anlegt.

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8 Kommentare
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Trau, schau, wem.
6 Jahre zuvor

Schade, Denunzianten auf der Homepage des Hanfjournals.

Lars Rogg
6 Jahre zuvor

@ Trau, schau, wem

Echt..?? weißt Du wirklich was passiert ist ?? Ich war anfangs auch geschockt, doch Fakt ist, dass man nicht weiß was wirklich passiert ist. Briefe kann man auch mit falschem Absender schreiben. Erst mal abwarten, was da noch raus kommt, bevor man ein Urteil fällt und jemand, vielleicht zu unrecht, an den Pranger stellt. Am besten man hält sich erst mal zurück und wartet ab, wie sich die Faktenlage entwickelt. Ich gebe Dir recht, sollte sich das bewahrheiten, wäre das der Gipfel und ich hier nicht mehr zu finden. Aber im Zweifel für den Angeklagten !! Harre der Dinge die da kommen…daran sind Kiffer doch gewöhnt 🙂

Trau, schau, wem.
6 Jahre zuvor

Ich will es selbst nicht wahrhaben.
Es ist ein Artikel, welchem ich folgen will, um evtl. weitere Erkenntnisse zu erreichen.
Sollte dieser Artikel stimmen, hoffentlich nicht, wäre es sehr beschämend. Angeblich hackt eine Krähe keinem anderen kein Auge aus.
Aber,
Trau, schau, wem,…..

Lotus
6 Jahre zuvor

@ Sadhu van Hemp Super Artikel ,sehe ich leider auch so kommen, es bleibt zwar spannend abzuwarten wie es sich weiterentickelt, aber es ist zu vermuten, das man sich von der Seite der Reichen,es sich nicht nehmen lassen wird, diesen Happen einfach so an das Volk zu verteilen, zu viel Wohstand und Glück,würde die Menschen damit erreichen, der Sklavenhalter wird doch traurig wenn seine Schaafe fröhlich sind und dazu noch gesund, das ganz große Geschaft steht auf dem Spiel, Alkohol und Pharmalobby etc. ,aber ich will garnicht erst ins Detail gehen… als die Idee entstand,Cannabis und co in die Prohibition aufzunehmen,konnte man die Pflanze und ihren nutzen noch nicht kontrollieren,sie war damals schon eine “Gefahr” für den Reichtum, und wurde… Weiterlesen »

Sadhu van Hemp
Editor
Antwort an  Lotus
6 Jahre zuvor

@Lotus,
merci für das Lob.
Das Traurigste an der Entwicklung ist, dass kaum noch jemand begreift, was mit dieser Form der Legalisierung zugleich verloren geht. Letztlich wird es nur den Privilegierten vorbehalten bleiben, mal etwas anderes als industriell hergestelltes Gras in die Tüte zu bekommen.

Lotus
6 Jahre zuvor

@ Sadhu van Hemp kein Problem,gerne 🙂 ich vermute ,was mit industriell hergestelltem Gras gemeint ist, ist auch das Cannabis,was auf dem Schwarzmarkt sehr häufig wieder zufinden ist, es sieht zwar nach Cannabis aus,aber es wirkt und schmeckt nicht gut , kein schöner Turn, außer müdigkeit und langeweile ,keine Euforie,keine Entspannung und kaum/bis gar kein Medizinischer Wert etc… Soweit ich mich erinnern kann gab es mal ende der Neuniziger/Anfang 2000 eine Zeit, da wußte man nicht welche Sorte man hat,aber wenn man etwas hatte war es in der Regel eigentlich auch immer gut und sauber. Aber heute drängt sich der Kapitalismus rein und bringt wieder sein Zweiklassensystem mit, (auch auf dem Schwarzmarkt mit der Hazewelle gegen ca. 2006 kostete in… Weiterlesen »

Ralf
5 Jahre zuvor

@Sadhu van Hemp
Heute kann ich mir endlich mal jeglichen Kommentar schenken, denn du hast alles gesagt was wichtig ist. Dem gibt es nichts hinzuzufügen, es ist eigentlich die Essenz aus allem was ich hier jemals geschrieben habe.Note eins mit Stern!

Ralf
5 Jahre zuvor

Es gibt doch etwas hinzuzufügen, nämlich mein Standardsatz, das kommt dabei heraus wenn man die Böcke (Kriminalisierer und Menschenrechtsverbrecher) zu Gärtnern (Legalisierer) macht, mit ihnen faule Kompromisse eingeht und es zuläßt daß ihre Menschenrechtsverbrechen unter den Teppich gekehrt werden!